Quartalsergebnisse: Googles Werbe-Milliarden tragen weiterhin den Konzern
Googles Mutterkonzern Alphabet verzeichnet im ersten Quartal 2023 einen rückläufigen Gewinn bei einem moderaten Umsatzplus. Angesichts stabiler Werbeumsätze sind Analysten mit dem Ergebnis im ersten Quartal dennoch zufrieden. Wie Microsoft bereitet sich Google auf das KI-Wettrennen vor.
Werbegeschäft weniger schlecht als erwartet
Den Umsatz konnte Google im Vergleich zum Vorjahresquartal um drei Prozent auf 69,8 Milliarden US-Dollar steigern. 54,55 Milliarden US-Dollar stammen dabei aus Googles Werbegeschäft – obwohl die Umsätze leicht rückläufig sind (2022: 54,66 Milliarden US-Dollar), macht es also nach wie vor den Löwenanteil aus. 40,4 Milliarden US-Dollar liefert die Werbung rund um die Google-Suche, mit der YouTube-Werbung wurden 6,7 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet und das Google Network liefert 7,5 Milliarden US-Dollar.
Fortschritte verzeichnet Google beim Cloud-Geschäft. In diesem Bereich erzielt der Konzern ein Umsatzplus von 1,7 Milliarden auf 7,5 Milliarden US-Dollar.
Analysten zeigten sich mit den Ergebnissen zufrieden, trotz der sinkenden Umsätze im Werbegeschäft fiel es besser als erwartet aus. Einer der Gründe ist die Wirtschaftslage der letzten Jahre, Rezessionen haben unmittelbare Auswirkungen auf den Werbemarkt und damit Googles Kerngeschäft.
Hochprofitable Google-Dienste finanzieren Konzern
Beim Betriebsgewinn kommt Google auf 17,4 Milliarden US-Dollar, ein Verlust von 13,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Allzeithoch aus dem Jahr 2021, als der Gewinn während der Corona-Pandemie explodierte, ist endgültig vorbei. Das Nettoeinkommen beläuft sich auf 15,05 Milliarden US-Dollar, ein Minus von 8,43 Prozent.
So sind es dann auch die Google-Dienste, die nach wie vor ein hochprofitables Geschäft sind. Der Betriebsgewinn liegt bei 21,74 Milliarden US-Dollar – im Vorjahresquartal waren es 21,97 Milliarden US-Dollar. Dafür verzeichnete Google im letzten Jahr erstmals ein Plus in der Cloud-Sparte, 191 Millionen US-Dollar wurden in diesem Bereich verdient.
Deutlich gestiegen sind aber die Verluste bei den „Other Bets“, also den Alphabet-Firmen außerhalb des Kernbereichs wie Waymo und die Life-Science-Sparte. Ausgewiesen wird zudem ein Verlust in Höhe von 3,3 Milliarden US-Dollar bei den unternehmensbezogenen Kosten, die keinem Bereich zugeordnet sind – dazu zählen die Ausgaben für die DeepMind-Abteilung. Diese wird künftig mit dem Brain-Team zu Google DeepMind zusammengelegt, um die KI-Entwicklung zu beschleunigen.
Im Rahmen des Quartalsberichts verkündete Alphabet zudem ein Rückkaufprogramm für Aktien in Höhe von 70 Milliarden US-Dollar.
Schlechte Stimmung
Sundar Picha, CEO von Alphabet und Google, ist mit den Ergebnissen zufrieden. Die Suche laufe gut und die Entwicklung im Cloud-Bereich sei vielversprechend. Doch selbst ein ordentliches Quartalsergebnis täuscht nicht über die angespannte Atmosphäre hinweg, die den Konzern derzeit umgibt. So wirken etwa noch die Entlassungen von 12.000 Mitarbeitern nach, die in der Bilanz mit Sonderausgaben in Höhe von 2,6 Milliarden US-Dollar auftauchen.
Betrübt wird die Stimmung aber vor allem durch das KI-Wettrennen mit Microsoft. Die GPT-Integration in Bing soll Schockwellen ausgelöst haben. Weil plötzlich sogar Smartphone-Hersteller wie Samsung laut einem Bericht der New York Times mit dem Gedanken spielen, nicht mehr Google, sondern Bing als Standardsuchmaschine zu verwenden, sollen einige Mitarbeiter sogar in Panik verfallen sein. Google plant nun neue KI-Funktionen für die Suche, die man perspektivisch komplett neu aufstellen will.
Der überhastete Start von Bard – dem hauseigenen Chatbot – hängt dem Konzern ebenfalls noch nach. Zuletzt berichtete Bloomberg, Mitarbeiter hätten intern kurz vor der Präsentation im Februar noch vor einem Start gewarnt. So wurde der Bot unter anderem als „pathologischer Lügner“ bezeichnet, die Ergebnisse seien „schlecht bis nutzlos“. Dennoch erfolgte der Start, wie Microsoft will Google die KI-Integration in das Produktportfolio durchsetzen.
Das erweckt erneut Zweifel, ob Risiken ausreichend bewertet werden. „KI-Ethik sitzt auf der Rückbank“, sagte Meredith Whittaker, Präsidentin der Signal Foundation, zu Bloomberg. Dieselben Vorwürfe gelten allerdings auch für Microsoft.