Vorwurf an die Telekom: Glasfaserausbau mit „strategischem“ Überbau ausgebremst
Der Glasfaserausbau in Deutschland kommt voran, doch die Geschwindigkeit ist weiterhin noch nicht ausreichend. Die Schuld sehen eine Vielzahl an Netzbetreibern auch bei der Deutschen Telekom. Der Vorwurf lautet nach wie vor: Durch „strategische Manöver“ bremse der Konzern die Pläne der Wettbewerber aus.
Das kritisieren die Provider-Verbände Anga, Breko, Buglas und VATM sowie der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) in einem Brief an Bundesdigital- und Verkehrsminister Volker Wissing (FDP). Das Schreiben von Ende März liegt auch ComputerBase vor.
Doppelausbau bindet Ressourcen
Das Kernproblem ist, dass die Telekom in lukrativen Regionen nicht via Open Access bereits vorhandene Netze nutzt, sondern diese überbaut oder den Überbau ankündigt. Für die Verbände handelt es sich um eine gezielte Strategie, mit der der Konzern seine Marktmacht ausnutzen würde. Entsprechende Vorwürfe äußerte in der Vergangenheit etwa schon Net Cologne.
Das Problem ist nicht nur der Überbau. Selbst Ankündigungen der Telekom würden bereits ausreichen, um Bauvorhaben alternativer Glasfaseranbieter zu sabotieren. „Durch die Ankündigung oder den tatsächlichen punktuellen Ausbau nur in besonders lukrativen Gebieten werden Investitions- und Ausbaupläne von Wettbewerbsunternehmen für die Versorgung ganzer Kommunen im Rahmen einer Mischkalkulation unrentabel“, heißt es in dem Schreiben.
Die Konsequenzen sind ein ausgebremster Glasfaserausbau. Wenn doppelt ausgebaut wird oder allein eine Ankündigung erfolgt, binde das knappe Ressourcen bei den Tiefbauunternehmen sowie bei den Behörden, die die Bauvorhaben genehmigen müssen.
Laut Verbänden sind viele Gebiete betroffen
Die Frage ist generell, wie verbreitet das Phänomen ist. Laut der Telekom sei es kein „Massenphänomen“, wie der für Kooperationen mit Netzbetreibern zustände Telekom-Verantwortliche Thilo Höllen laut einem Bericht der Tagesschau erklärt. Bei der Telekom betreffe das demnach „unter einem Prozent“ des Netzausbaus. Anders bewerten das die Verbände, die den Brief abgeschickt haben. Ihrer Analyse zufolge ist „mehr als die Hälfte der Postleitzahlen-Regionen Deutschlands“ betroffen.
Vom Digital- und Verkehrsministerium fordern die Verbände nun eine politische Lösung. Nötig sei eine Bestandsaufnahme beim Überbau der Glasfasernetze sowie Regelungen, die wettbewerbswidriges Vorgehen eindämmen. Entsprechende Pläne seien nötig, um die Gigabit-Ziele bis 2030 zu erreichen. Bis dahin sollen alle Haushalte in Deutschland an das Glasfasernetz angeschlossen sein.