Jabra Evolve2 65 Flex im Test: Leichtes Bluetooth-Headset mit ANC fürs (Home-)Office
Das Evolve2 65 Flex aus dem Hause Jabra richtet sich in erster Linie an ein professionelles Umfeld. Mit einer guten Mikrofonqualität und einem hohen Tragekomfort soll es ein hochwertiger Begleiter für den Berufsalltag sein, ANC soll ein konzentriertes Arbeiten ermöglichen. Am Ende kommt es im Test dann doch wieder anders.
Design, Verarbeitung und Preis
„It's what's inside that counts“ – mit diesen auf dem Karton prangenden Worten werden Käufer eines Evolve2 65 Flex nach Lösen des Umschlages begrüßt. Die sehr nüchtern gestaltete Verpackung wird dabei gleich mit dem nächsten Satz erklärt: „That's why we've reduced our packaging.“
Wird der Karton geöffnet, findet der neue Besitzer darin zunächst eine Karte mit den wichtigsten Einstellungen für das Bluetooth-Headset, erst darunter kommt eine kleine Filzschatulle mit dem Evolve2 65 Flex zum Vorschein. Damit aber noch nicht genug: Die für das kabellose Laden des Headsets benötigte Schale sowie ein weiteres USB-C-Kabel für das konventionelle Befüllen des Energiespeichers und der kabelgebundenen Nutzung befinden sich im unteren Teil des Kartons, der durch einen zusätzlichen Deckel vom Rest getrennt und geschützt ist.
Auch wenn die Verpackung einiges erwarten lässt, macht sich beim Herausnehmen des Testkandidaten erste Ernüchterung breit: Trotz seines Preises von rund 355 Euro (der im Shop des Herstellers angegebene Preis von 299 Euro versteht sich exklusive Mehrwertsteuer) ist das für den professionellen Bereich ausgelegte Headset bis auf den schmalen Kopfbügel komplett aus Kunststoff gefertigt und wirkt beim ersten In-die-Hand-Nehmen alles andere als hochwertig – sondern klapprig.
Geringer Komfort
Durch die dünnen Scharniere und die um 90 Grad drehbaren, kleinen Ohrmuscheln lässt sich das Evolve2 65 Flex auf eine Größe von 16 × 11 cm zusammenklappen und dadurch leicht verstauen. Viel Vertrauen in Bezug auf die Langlebigkeit versprüht das Headset dabei aber nicht.
Die 6 × 7 cm großen und mit Kunstleder versehenen Ohrmuscheln vermögen es nicht, den ersten Eindruck zu verbessern. Dies rührt nicht zuletzt daher, dass der Testkandidat dem Anschein nach kaum über eine Polsterung verfügt. Diese wird vom Hersteller zwar großmundig als „Jabra Air Comfort Technologie“ bezeichnet, was aber nichts daran ändert, dass der Träger den Lautsprecher im Grunde fast direkt auf dem Ohr trägt. Das mag bei einem neuen Gerät zwar noch einen gewissen Komfort bedeuten, mit der Zeit und dem Nachlassen der jetzt schon kaum vorhandenen Polsterung dürfte sich das jedoch schnell ändern. Das gilt im Übrigen auch für den Kopfbügel.
Jabra Evolve2 65 Flex | Sony Inzone H9 | |
---|---|---|
Bauform: | Over Ear, geschlossen | |
Treiber: | Neodymium, 28 mm | Neodymium, 40 mm |
Anschlüsse: | USB, Per USB C an Mobilgeräten nutzbar, Kabel am Headset abnehmbar | Kabel am Headset abnehmbar |
Drahtlose Verbindungen: | Bluetooth | Funk, Bluetooth |
Frequenzbereich Kopfhörer: | USB: 20 Hz – 20.000 Hz Bluetooth: 20 Hz – 20.000 Hz |
Funk: 5 Hz – 20.000 Hz Bluetooth: 5 Hz – 20.000 Hz |
Laufzeit bei drahtloser Verbindung: | 20 Std | 32 Std |
Entfernung bei drahtloser Verbindung: | 30 m | 8 m |
Drahtloses Laden: | Ja | Nein |
Bedienelemente am Headset: | Ja | |
Kabelfernbedienung: | Nein | |
Integrierte Soundkarte: | Ja | |
Raumklang: | Nein | Ja |
Frequenzbereich Mikrofon: | USB :20 Hz – 10.000 Hz Bluetooth: 20 Hz – 10.000 Hz |
Funk: 100 Hz – 7.500 Hz Bluetooth: 100 Hz – 7.500 Hz |
Mikrofon Eigenschaften: | hochklappbar, stummschaltbar | |
RGB-Beleuchtung: | Nein | Ja |
Kühlung: | – | |
Vibrationsfunktion: | Nein | |
Gewicht: | 136 g | 330 g |
Preis: | 350 € | 299 € |
Beim Evolve2 65 Flex von einem Tragekomfort zu sprechen, wäre auch in anderer Hinsicht bereits zu viel des Guten. Zwar sieht der Hersteller das vorrangige Einsatzszenario im Umfeld von Telefon- und Videokonferenzen oder der mobilen Nutzung und nicht bei Spielern, aber auch hierbei kann einiges vorausgesetzt werden – vor allem für den verlangten Preis. Dem kommt Jabra allerdings nicht nach. So sitzt das gerade einmal 136 g wiegende Headset sehr locker auf dem Kopf. Eine schnelle Kopfbewegung zur Seite reicht aus, damit es seinen Halt verliert. Das ist aber noch nicht alles: Wurde der Kopf nur nach vorne gebeugt, rutschte das Evolve2 65 Flex im Test in den meisten Fällen bereits durch sein Eigengewicht vom Kopf. So etwas darf einfach nicht passieren. Bei der Kabelnutzung äußert sich der geringe Halt noch deutlicher: Je nachdem wie starr das verwendete Kabel ist, reicht schon eine kleine Kopfbewegung aus, damit das Headset verrutscht. Das kann im Alltag einiges an Nerven kosten.
Leichte Bedienung
Der Proband führt alle nötigen Bedienelemente direkt am Gerät selbst, sodass im Alltag kaum zur Jabra-Direct-Software für Windows und macOS oder zur Jabra-Sound+-App für Android und iOS gegriffen werden muss. Letztere bietet darüber hinaus weitere Funktionen und Einstellungsmöglichkeiten, auf die an entsprechender Stelle noch genauer eingegangen wird. Doch selbst bei direktem Blickkontakt kann es schwierig werden, die teilweise eng aneinanderliegenden und mit einem geringen Hub versehenen Taster richtig zu treffen. Auf dem Kopf sitzend, wird zum Ertasten der richtigen Stellen ein gewisses Fingerspitzengefühl vorausgesetzt.
Das Mikrofon des Evolve2 65 Flex misst nicht einmal 6 cm und wird hochgeklappt fast komplett in der Hörmuschel versenkt. Durch die geringe Länge verweilt die Aufnahmeeinheit ausgeklappt in etwa auf der Höhe des Wangenknochens. Die daraus entstehenden Nachteile werden im entsprechenden Abschnitt genauer in Augenschein genommen.
Zum Packungsinhalt gehören neben dem Headset die bereits angesprochene Ladeschale zum Befüllen des Energiespeichers, der Bluetooth-Dongle, um das Headset auch an Geräten zu betreiben, die nicht über eine native Unterstützung des drahtlosen Standards verfügen, und ein USB-C-Kabel, um das Modell kabelgebunden zu betreiben und es ebenso darüber aufzuladen.
Konnektivität
Inhalte nimmt das Evolve2 65 Flex auf verschiedenen Wegen und sowohl drahtlos per Bluetooth 5.2 wie auch kabelgebunden per USB-C entgegen. Für den stationären Gebrauch am heimischen PC oder mobil am Notebook liefert Jabra einen USB-Dongle mit, der verwendet werden kann, sofern die Endgeräte nicht bereits über ein entsprechendes Modul verfügen. Der Dongle verbindet sich ohne große Kopplungsprozedur direkt und ohne weiteres Zutun mit dem Headset. Für die Nutzung am Smartphone oder Tablet wird kein USB-Adapter benötigt, da diese Geräte zumindest gefühlt schon immer entsprechende Verbindungsstandards beherrschten. Doch auch hier kann der Dongle einen Vorteil besitzen, wenn das Smartphone oder Tablet bereits per Bluetooth mit einem anderen Gerät verbunden ist und kein weiteres hinzugefügt werden kann. Dann könnte der Dongle auch per USB-C-auf-USB-A-Adapter an das Mobilgerät angeschlossen werden. Das Evolve2 65 Flex unterstützt zwei Verbindungen gleichzeitig und kann sich bis zu acht Quellgeräte merken.
Telefongespräche können mit dem Headset natürlich ebenso geführt werden. Über die angebrachten Taster ist derweil die grundlegende Steuerung der Wiedergabe von Medien möglich.
Jabra gibt die Reichweite des Testkandidaten mit 30 m an. Der Wert dürfte, wenn überhaupt, sicherlich nur unter optimalen Bedingungen und auf freiem Feld erreichbar sein. Mit dem USB- Dongle war im Test aber eine Entfernung von 10 m mit einer Trockenbauwand und einer Decke dazwischen kein Problem. Mit einem Pixel 4a und Pixel 7 verbunden, vergrößerte sich der Abstand sogar noch ein wenig – hier ist das Evolve2 65 Flex jedoch von der Qualität des Sendegerätes abhängig.
Eine kabelgebundene digitale Nutzung ist im Gegensatz zur analogen Form beim Evolve2 65 Flex per USB-C ebenso möglich. Dafür legt Jabra dem Packungsinhalt jedoch lediglich ein gerade einmal 1,2 m langes Kabel bei. Wer das Headset also gebunden verwenden will, muss selbst für ein entsprechend langes Kabel sorgen.
Software mit zahlreichen Einstellungsmöglichkeiten
Wie bereits beschrieben, bietet Jabra sowohl für Desktop- wie auch Mobilgeräte eine eigene Software an, die in den meisten Bereichen einen identischen Funktionsumfang bietet. Dazu gehören ein Equalizer und weitere Einstellungsmöglichkeiten, um die Funktionalität des Headsets an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. So kann damit festgelegt werden, in welchem Modus (HearThrough, ANC oder deaktiviert) das Evolve2 65 Flex startet oder welche Art des Lärmschutzes (PeakStop, PeakStop und IntelliTone, G616) genutzt werden soll, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Die Nutzung der Desktop-Software erweist sich dabei zumindest unter Windows in einem Bereich als sehr umständlich: Die vorgenommenen Änderungen werden nicht sofort übernommen, sondern müssen zunächst abgespeichert werden – lediglich der Equalizer spricht sofort an. Dabei springt die Software jedes Mal aus den Einstellungen heraus und zurück auf die Übersichtsseite. Einfach mal ein paar Einstellungen ausprobieren kann dabei schnell zur Geduldsprobe werden. Die mobile App weist das genannte Verhalten dagegen nicht auf.
Neben den beschriebenen Funktionen bietet die mobile App die Möglichkeit sogenannter „Soundscapes“, also Klangkollagen, mit deren Hilfe die Umgebungsgeräusche ausgeblendet werden sollen. Hier kann der Anwender aus einer Fülle an Klängen wählen, angefangen von einem einfachen rosa oder weißen Rauschen über einen Wasserfall oder Ozeanwellen, einem Regentag oder einem plätschernden Bach bis hin zu Orten wie einer Höhle oder einem öffentlichen Platz. Leider sind die Klänge oftmals nicht sonderlich gut geloopt, sodass immer wieder die Übergänge zu hören sind, was den einen oder anderen Hörer nach einer gewissen Zeit nerven könnte. Daher sollte, falls solche Klangkulissen erwünscht sind, lieber zu speziell darauf ausgerichteten Quellen gegriffen werden.
Klangqualität des Evolve2 65 Flex
In Sachen Klangqualität wird die primäre Ausrichtung des Evolve2 65 Flex für den professionellen Gebrauch bei Telefon- und Videokonferenzen schnell deutlich, gleichzeitig wirbt Jabra aber ebenso mit dessen musikalischen Qualitäten. Klanglich sollte jedoch nicht zu viel erwartet werden. Als Codec wird drahtlos gerade einmal der zum generellen Bluetooth-Standard gehörende SBC verwendet, womit Jabra hier im Grunde auf den kleinsten gemeinsamen Nenner setzt – an höherwertige Umsetzungen wie aptX oder gar LDAC sollte an dieser Stelle also erst gar kein Gedanke verschwendet werden. Doch auch die Verwendung per Kabel erhöht die Klangqualität nicht.
Generell liefern die 28 mm großen Treiber, die laut Hersteller einen Frequenzgang von 20 Hz bis 20 kHz ermöglichen sollen, eine solide Audioleistung, auch wenn sie zuweilen etwas grell wirkt. Die Ausgabe ist dabei dennoch größtenteils recht neutral mit vernehmbaren Tiefen und prägnanten Höhen ausgestattet. Erneut wird aber schnell klar, dass die Sprachausgabe hier im Vordergrund stehen soll. Die Wiedergabe von Musik oder die Nutzung bei Spielen oder Filmen sollte daher vielleicht eher als Dreingabe angesehen werden.
Stimmen werden beim Evolve2 65 Flex gut abgebildet, was vor allem bei Gesprächen oder auch Hörbüchern deutlich wird. Hier kann das Headset seine wenigen Qualitäten ausspielen. Der Rest wirkt dagegen zuweilen etwas mau. Wem die klangliche Umsetzung nicht zusagt, der kann sie entweder über die Desktop-Software oder die App mittels eines 5-Band-Equalizers seinen eigenen Wünschen anpassen. Dieser arbeitet aber nicht immer wie gewohnt: Sollen die einen Frequenzen erhöht werden, werden andere wiederum abgesenkt und die Ausgabe wird oftmals deutlich leiser. Dennoch kann den Klangebern dabei eine für Audio-Inhalte einigermaßen gute Wiedergabe mit knackigen Bässen und guten Höhen entlockt werden.
Schutz vor zu hoher Lautstärke
Um der EU-Richtlinie zum Lärmschutz am Arbeitsplatz gerecht zu werden, stattet Jabra das Evolve2 65 Flex mit der PeakStop-Funktion aus, die hohe Lautstärkespitzen ab 118 dB RMS herausfiltert. Etwas früher geht SoftTone vor, das bereits bei 105 dB lauten Tönen einen Riegel vorschiebt und zudem die Stimmanteile in der Ausgabe auf eine gleichbleibende Lautstärke normalisiert.
Aufgrund der eher professionellen Ausrichtung dürfte es zudem nicht verwundern, dass die Simulation eines Raumklanges beim Testkandidaten keine Rolle spielt.
Solides ANC – aber nicht mehr
Das Evolve2 65 Flex schottet seinen Träger bereits nach dem Aufsetzen zu einem guten Teil von seiner Umgebung ab. Die verbaute Geräuschunterdrückung soll dabei für eine weitere Abschirmung und somit für eine störungsärmere Arbeit sorgen. Das erledigt der Testkandidat über die beiden an den Seiten der Hörmuscheln angebrachten Mikrofone auch gut. Solide wäre hier das richtige Wort, mehr aber nicht. Die Funktion scheint sich dabei vor allem auf den tieferen Frequenzbereich zu konzentrieren, was besonders bei Ventilatoren und Lüftern deutlich wird und bei denen immer noch ein gewisses „Säuseln“ hörbar bleibt. Aber auch bei Stimmen ist der genannte Effekt zu beobachten. Je nach Wahl der Stärke der Filterung in den Einstellungen können Umgebungsgeräusche gefühlt um bis zur Hälfte gemindert werden, was einem konzentrierteren Arbeiten zugutekommt. Dabei entsteht aber zu keiner Zeit das Gefühl einer Saugglocke. Gegen eine wirklich laute Umgebung kommt die Funktion jedoch nicht an.
Der Geräuschunterdrückung steht die HearThrough-Funktion gegenüber, mit der gewollt die Umgebung auf die Ohren gebracht und damit mehr eingebunden wird – was in manchen Situationen durchaus Vorteile bieten kann. Bei dieser kann ebenso die Stärke des Effektes in den Einstellungen gewählt werden. Auf bestimmte Merkmale wie zum Beispiel die Stimme, wie es manche Vertreter der Konkurrenz bieten, kann allerdings kein Fokus gelegt werden.
Klangqualität Mikrofon
Das Mikrofon stellt, wie so oft bei Headsets, auch beim Evolve2 65 Flex mit die größte Schwachstelle dar. Bei der Klangausgabe musste dem Probanden noch zugutegehalten werden, dass er vor allem für Gespräche konzipiert wurde – aber gerade hier schwächelt das Mikrofon.
Das beginnt damit, dass dessen Frequenzbereich laut den von Jabra veröffentlichten Spezifikationen auf 10 kHz limitiert ist, die Testaufnahmen aber einen Maximalpegel von 8 kHz aufzeigen. Dementsprechend fällt auch die klangliche Qualität aus – mehr als die eines Telefons sollte nicht erwartet werden.
Der Testkandidat ist zudem mit einer Stimmenisolierung ausgestattet, die Störgeräusche in der Umgebung mindern und die Stimme dadurch besser verständlich machen soll – und mit dieser genau das Gegenteil erreicht. Durch die teilweise sehr harsch zu Werke gehende Funktion werden nicht selten die ersten Laute eines Wortes „verschluckt“. Wer sich in der Vergangenheit an eine Service-Hotline gewendet hat und sich über den schwer verständlichen Gesprächspartner wunderte, weiß jetzt zumindest, was die Ursache sein kann.
Kommen wirkliche Störungen hinzu, kann der Algorithmus dem Anschein nach nicht zwischen diesen und der eigentlichen Stimme unterscheiden. Das Ergebnis sind längere Pausen, bei denen oftmals ganze Sätze nicht übertragen werden. Natürlich dürfte die Art der hier herangezogenen künstlichen Störgeräusche ein Extrem darstellen und in der Form nur selten in den Szenarien vorkommen, in denen der Testkandidat genutzt wird – dennoch dürfte ein Ventilator oder das offene Fenster gerade in Sachen Home-Office oder eine generell durch verschiedene Stimmen und Geräusche in einem Büro hervorgerufene Kulisse nicht selten sein.
Dass sich der Klangaufnehmer ausgeklappt ungefähr auf der Höhe des Wangenknochens und nicht direkt vor dem Mund positioniert, führt sowohl Vor- wie auch Nachteile mit sich. So ist das System auf der einen Seite unempfindlich für Plosivlaute, andererseits nimmt dadurch die Raumakustik einen großen Einfluss auf die Qualität der Aufnahme, was mit einem stärkeren Hall und einem geringeren Pegel der Aufnahmelautstärke verbunden ist.
Beispielaufnahmen Jabra Evolve2 65 Flex
Beispielaufnahmen der Konkurrenten
Beispielaufnahmen Sony Inzone H9
Laufzeiten in Theorie und Praxis
Jabra gibt die Laufzeit des Evolve2 65 Flex mit einer Gesprächszeit von 20 Stunden bei deaktiviertem ANC an. Bei der reinen Wiedergabe wächst der Abstand, bis das Headset wieder an eine Steckdose muss, deutlich – hier sollen bis zu 32 Stunden ohne und 21 Stunden mit ANC möglich sein.
Diese Werte sind nur schwer zu überprüfen, da viele verschiedene Faktoren wie Verbindungsqualität oder Lautstärke Einfluss nehmen. Selbst die Art der gehörten Inhalte kann die mögliche Nutzungszeit um die eine oder andere Stunde mehr oder weniger ändern. Im Test hat das Headset neben den nötigen Tests rund 12 Stunden bei normaler Lautstärke Musik abgespielt und wies danach noch immer einen rund zur Hälfte gefüllten Energiespeicher auf. Ein normaler Arbeitstag stellt für den Probanden somit kein Problem dar.
Muss der Akku einmal aufgefüllt werden, lässt sich dies durch ein einfaches Auflegen der linken Ohrmuscheln auf die Ladeschale bequem bewerkstelligen. Unterwegs oder alternativ kann der Speicher auch konventionell per USB-C-Stecker geladen werden.
Darüber hinaus schaltet sich das Evolve2 65 Flex nach einer vom Nutzer in den Einstellungen festgelegten Zeit automatisch aus, um nicht unnötig Energie zu verbrauchen.
Fazit
Der vorliegende Test verdeutlicht, dass beim Evolve2 65 Flex viele Dinge irgendwie nicht wirklich zusammenpassen und daher Werbung und Realität doch weit auseinanderliegen. Das fängt bei den verwendeten Materialien an und erstreckt sich über die komplette Verarbeitung. Für einen UVP von rund 350 Euro kann der Nutzer andere Materialien als fast ausschließlich Kunststoff erwarten – auch wenn das Gewicht in diesem Gerätesegment sicherlich ebenso eine wichtige Rolle bei der Auswahl spielt. Und selbst wenn die Verwendung von Kunststoff die Vorgabe war: Andere Hersteller legen dabei eine deutlich höhere Stabilität an den Tag. Dazu gehört auch der Tragekomfort, der beim Testkandidaten nur bedingt ausgeprägt ist: Bereits ein schnell zur Seite gedrehter Kopf kann dafür sorgen, dass das Headset nicht mehr in seiner angestammten Position auf dem Kopf verbleibt. Wird der Kopf nach vorne gebeugt, kann das Evolve2 65 Flex aufgrund des Eigengewichtes ebenfalls schnell abrutschen. Die Polsterung ist dabei nicht unbedingt ausgeprägt, sondern fällt recht dünn aus. Sie mag am Anfang noch ausreichend sein, dürfte sich aber im Laufe der Zeit erfahrungsgemäß ändern. Generell vermittelt der Proband auf dem Kopf einen sehr wackeligen Eindruck.
Klanglich gibt es deutlich weniger zu kritisieren, auch wenn Musik, Spiele oder Filme sicherlich nicht zu den ersten Prämissen des Evolve2 65 Flex gehören, sondern es in erster Linie für die Ausgabe von Sprache konzipiert ist. Dass bei drahtloser Verwendung aber als Codec nur SBC Unterstützung findet, schmälert das Erscheinungsbild noch einmal – aptX wäre angemessener gewesen. Über den 5-Band-Equalizer der Software kann der Klang in kleinem Maße an die eigenen Wünsche angepasst werden, obschon zur Verstärkung mancher Frequenzen andere wiederum abgesenkt werden.
Die ANC-Funktion kann Störgeräusche zwar zu einem guten Teil unterdrücken, die beiden an den Seiten verbauten Mikrofone kommen dabei aber schnell an ihre Grenzen. Der Fokus wurde dabei dem Anschein nach vor allem auf die tieferen Frequenzen gelegt, somit sind vor allem Gespräche weiterhin deutlich wahrzunehmen.
Die Mikrofonqualität dagegen ist dem Preis in keinster Weise angemessen, womit das Headset im Grunde in der wichtigsten Disziplin massiv Federn lassen muss – eine „professionelle Soundqualität“, wie es Jabra verspricht, konnte zu keiner Zeit beobachtet werden. Im Gegenteil: Der Frequenzbereich wird im Datenblatt mit 20 Hz bis 10 kHz angegeben, bei den Testaufnahmen war jedoch bereits nach 8 kHz Schluss – das schaffen auch weitaus günstigere Vertreter in dem Segment. Einen weiteren Anteil an der weniger überzeugenden Mikrofonqualität besitzt die Stimmisolierung, die größtenteils zu energisch vorgeht und dabei Anfänge von Wörtern verschluckt. Ein Gespräch unter diesen Umständen möchte keiner führen müssen.
Die Laufzeit liegt dagegen auf einem guten Niveau, auch wenn das Erreichen der vom Hersteller angegebenen maximalen Werte von vielen verschiedenen Faktoren abhängt. Aber selbst wenn sie nicht erreicht werden sollten, dürften Nutzer mit dem Evolve2 65 Flex gut durch den Tag kommen. Am Abend wird das Headset dann einfach bis zum nächsten Morgen auf die beiliegende Ladeschale gelegt und kabellos geladen. Eine ähnliche Aussage trifft auch auf die Reichweite zu, die im Test zwar nicht an die vom Hersteller angegebene Distanz heranreichte, aber dennoch gute Werte lieferte. Allerdings ist sie von verschiedenen Faktoren abhängig und somit nicht auf jede Situation übertragbar.
Alles in allem bleibt das Evolve2 65 Flex somit deutlich hinter den eigenen Vorgaben und Ansprüchen zurück – von einem Headset in dieser Preisklasse muss mehr erwartet werden. Es sollte klar sein, dass vor allem Service-Mitarbeiter, die viel Zeit in Telefongesprächen verbringen, nicht den ganzen Tag mit einem normal großen Headset auf dem Kopf verbringen möchten. Aber wenn die Konkurrenz für einen geringeren Preis mehr bietet, sollte das einem Hersteller zu denken geben.
- hohe Akkulaufzeit
- solides ANC
- Software mit vielen Einstellungsmöglichkeiten
- Kunststoff als vorherrschendes Material
- Polsterung kaum vorhanden
- verutscht bereits bei kleinen Bewegungen
- mäßige Mikrofonqualität
- zu stark eingreifende Geräuschunterdrückung beim Mikrofon
- für das Gebotene hoher UVP
ComputerBase wurde das Evolve2 65 Flex leihweise von Jabra für den Test zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
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