Kia EV9 angeschaut: Eine Ansage an die deutsche Automobilindustrie
Kia zieht die E-GMP mit dem EV9 auf neues Rekordmaß und bedient mit dem rechteckig designten SUV einen neuen Kreis potenzieller Kunden, die sonst bei Audi, BMW oder Mercedes investieren. Dass der EV9 ein neues Kapitel bei Kia aufschlägt, zeigen auch technologische Fortschritte wie das Fahren im Stau nach Level 3, 5G und UWB.
Der Kia EV9 lässt sich ab sofort in Deutschland bestellen, wie das Unternehmen heute bekannt gegeben hat. Die Markteinführung erfolgt mit der Modellversion AWD GT-line in der voll ausgestatteten „Launch Edition“ zum Preis von 83.190 Euro. Optional ist der EV9 auch als Sechs- statt Siebensitzer mit zwei Einzelsitzen in der zweiten Reihe erhältlich, deren Aufpreis bei 990 Euro liegt. Die Einführung der Basisversion des EV9, die auch mit Heckantrieb erhältlich sein wird, soll laut Kia zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Die Herstellergarantie von sieben Jahren umfasst auch die Batterie des Fahrzeugs (7 Jahre oder 150.000 km, je nachdem, was zuerst eintritt).
Frühe Besteller bis zum 31. Dezember dieses Jahres erhalten laut Kia „verschiedene Vergünstigungen“ beim Ladeservice Kia Charge, in den auch das europäische Schnellladenetzwerk Ionity einbezogen ist.
Premiumhersteller im Fadenkreuz
Wer bislang mit einem Audi Q8 e-tron, BMW iX, Mercedes-Benz EQE SUV, Tesla Model X oder Volvo EX90 geliebäugelt hat, soll künftig auch den Kia EV9 in Betracht ziehen. Im Dunstkreis exakt dieser Modelle stellt Kia den neuen EV9 auf, der voraussichtlich im Oktober in Deutschland auf den Markt kommen wird. Preise hat der Hersteller zur ersten Sitzprobe in Dreieich noch nicht bekannt gegeben, klar sein dürfte aber, dass der EV9 mehr als der EV6 (Test) kosten wird, der bei 46.990 Euro startet. Sechsstellig wird Kia mit dem EV9 jedoch aller Voraussicht nach nicht auf den Markt vorstoßen.
E-GMP wächst auf über 5 m Länge
Vom EV6 übernimmt der EV9 die E-GMP, die „Electric Global Modular Platform“, die somit ihrem Namen gerecht wird, indem sie modular eben nicht nur für ein Fahrzeug entwickelt wurde und auch mit neuen Komponenten bestückt werden kann. Im EV9 zieht Kia die Plattform auf ein neues Rekordmaß von 5.010 × 1.980 × 1.755 mm (L × B × H), in der GT-line sind es sogar 5 mm mehr in der Länge und 25 mm mehr in der Höhe. Das Leergewicht ohne Fahrer beträgt je nach Modell 2.426 bis 2.569 kg, das zulässige Gesamtgewicht liegt bei 3.070 bis 3.240 kg.
Ein Kubus auf Rädern
Der EV9 wirkt auf den bislang vom Hersteller veröffentlichten Fotos jedoch deutlich größer als vor dem Fahrzeug stehend. Zur massiven Optik trägt maßgeblich das rechteckige Design bei, das deutlich von der eher weichen Formensprache eines EQE SUV oder Model X abweicht. In das Umfeld von iX und EX90 passt der EV9 schon eher, Kia setzt das rechteckige Konzept aber noch radikaler um und punktet dennoch mit einem eigenständigen Look, der den EV9 definitiv zum Original statt zur Kopie macht.
Der EV9 wird in Europa in den fünf hochglänzenden Farbtönen Snow White Pearl, Aurora Schwarz, Flare Red, Pebble Gray und Iceberg Green erhältlich sein. Ausschließlich für den EV9 Baseline wird die Außenfarbe Ivory Silver in hochglänzend oder matt angeboten. Der Farbton Ocean Blue, der von der Studie Concept EV9 übernommen wurde, ist dem EV9 GT-line vorbehalten und kann in matter (wie sie in Dreieich gezeigt wurde) oder hochglänzender Ausführung bestellt werden.
GT-line sprintet schneller auf 100 km/h
Baseline und GT-line sind zum einen Ausstattungspakete für den EV9, haben aber auch Einfluss auf die Leistung des Fahrzeugs. Ein richtiges Performance-Modell soll allerdings erst noch folgen. Beim EV9 kommt die Baseline mit Heck- oder Allradantrieb, die GT-line hingegen stets mit Allradantrieb und mehr Leistung. Die Anpassungen beschränken sich jedoch auf das Drehmoment und die Beschleunigung. Konkret liefert bei der Baseline das RWD-Modell 150 kW (203 PS) und 350 Nm an der Hinterachse, während das AWD-Modell auf jeweils 141,3 kW (192 PS) vorne und hinten kommt. Für die GT-line steigt das maximale Drehmoment im Heck von 250 auf 350 Nm, sodass das Gesamtdrehmoment 700 statt 600 Nm beträgt. Davon abgeleitet erfolgt der Sprint von 0 auf 100 km/h in 5,3 statt 6,0 Sekunden. Für die RWD-Variante liegt dieser Wert bei 9,4 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit gibt Kia mit 185 km/h (RWD) und 200 km/h (AWD) an.
Batterie wächst auf 99,8 kWh
Ganz unabhängig davon beläuft sich der Energiespeicher immer auf 99,8 kWh – die größte Batterie, die Kia jemals für die E-GMP angeboten hat. Das Unternehmen gibt den Verbrauch mit 21,0 kWh/100 km (RWD) und 22,8 kWh/100 km (AWD), die Reichweite entsprechend mit 541 und 497 km an. Auch der EV9 besitzt die 800-Volt-Technologie und kann in 15 Minuten Strom für bis zu 239 km Reichweite laden. Mit der bidirektionalen Ladefunktion lässt sich die Fahrzeugbatterie auch als Energiequelle für externe Geräte oder als Energiespeicher etwa für das Haus nutzen. Dafür sind Vehicle-to-Load (V2L), Vehicle-to-Building/Vehicle-to-Home (V2B/V2H) und Vehicle-to-Grid (V2G) an Bord. V2L gab es bereits mit dem EV6 und ermöglicht, den Ladeanschluss des Fahrzeugs als 220-Volt-Steckdose zu nutzen. V2B, V2H und V2G sollen laut Kia schrittweise in Europa eingeführt werden. V2B und V2H dienen dazu, ein Gebäude oder Wohnhaus mit Strom zu versorgen. Über V2G kann das Fahrzeug Energie direkt in das Stromnetz einspeisen, um zum Beispiel in Spitzenlastzeiten Strom aus der Batterie abzugeben, die zuvor in Schwachlastzeiten zu einem günstigeren Tarif von dem Besitzer geladen wurde.
Kia bietet Level-3-Staupilot an
Für die GT-line ist hervorzuheben, dass sie serienmäßig mit der Sensorik für das Fahren nach Level 3 bestückt sein wird. Dazu gehören in erster Linie die beiden Lidar-Sensoren in der Front des Fahrzeugs. Kia vertraut dabei auf den Valeo Scala Gen2, den einzigen Lidar-Sensor mit einer Zertifizierung für Level 3, auf den auch Mercedes-Benz beim Drive Pilot in der S-Klasse (Test) und im EQS setzt – jeweils einen in der Fahrzeugfront. Kia verbaut hingegen zwei Lidar-Sensoren, weil deren horizontales Sichtfeld auf 133 Grad beschränkt ist. Mit zwei Modulen wird auch der Randbereich erfasst, außerdem gibt es im Zentrum eine Überlappung für eine höhere Präzision.
Der EV9 bietet aber auch an anderer Stelle eine neue Sensorik, etwa ein spezielles Mikrofon, über das der Sensor-Fusion-Computer, in dem alle Signale zusammenlaufen, das Martinshorn von Rettungsfahrzeugen erkennen kann, um beim Fahren mit Level 3 automatisch eine Rettungsgasse zu bilden. Der EV9 ist zudem rundherum mit multiplen Kameras, Ultraschallsensoren und Radar bestückt, die nicht nur Level 3, sondern auch den Abstufungen darunter dienlich sind. Mit welchem Anbieter Kia für den zentralen ADAS-Computer zusammenarbeitet, konnte das Unternehmen zur Präsentation nicht beantworten. Jedoch erklärte Kia, dass auch sehr viel „inhouse“ entwickelt werde.
Level 3 kommt 2024 als OTA-Upgrade
Dass Kia nach Mercedes-Benz als zweiter Hersteller Level 3 auf deutsche Autobahnen bringen will, ist durchaus ein beachtlicher Schritt und nicht frei von Risiken. Man erinnere sich nur an die Premiere des damals neuen Audi A8 von 2017, der ebenso Level 3 beherrschen sollte. Daraus wurde bekanntlich nichts, bis heute gibt es im gesamten VW-Konzern kein einziges entsprechendes Auto. Selbst ein Unternehmen wie BMW hält sich bislang mit konkreten Ankündigungen zurück. Kia will aber tatsächlich Level 3 liefern, wenngleich der Konzern in Dreieich eingestehen musste, dass man zum Verkaufsstart im Oktober noch nicht einsatzbereit sei. Im Laufe des kommenden Jahres werde der „Highway Driving Pilot“ (HDP) aber kommen. Einen „Paper Launch“ werde es bei Kia nicht geben, erklärte David Labrosse, Head of Product Planning bei der Hyundai Motor Europe Technical Center GmbH, im Gespräch mit ComputerBase. Da die Sensorik bereits an Bord ist, könne der HDP über ein OTA-Upgrade nachgereicht werden.
ODD sieht Stau bis 55 km/h vor
Zur Online-Premiere des EV9 vor zwei Monaten war außerdem noch nicht klar, welche ODD („Operational Design Domain“) der HDP haben wird, also in welchen Situationen und unter welchen Konditionen das Level-3-System einsatzbereit sein wird. Die ODD definiert alle Voraussetzungen der Nutzung, etwa die Geschwindigkeit, die freigegebenen Strecken, die Wetterbedingungen und ähnliche Faktoren. Beim Drive Pilot von Mercedes-Benz sind das zum Beispiel Stausituationen bis 60 km/h, alle deutschen Autobahnen, keine Baustellen, keine Tunnel, kein Regen, kein Schnee oder Eis und keine Temperaturen nahe des Gefrierpunkts. Mercedes-Benz will beim Drive Pilot die ODD für Level 3 über die kommenden Jahre sukzessiv auf bis zu 130 km/h erweitern.
Bei Kia soll der HDP mit der Verfügbarkeit im kommenden Jahr im Großen und Ganzen so arbeiten, wie man es derzeit vom Drive Pilot des Mitbewerbers kennt. Auch der HDP ist somit ein Staupilot und kein Level-3-Assistenzsystem, das dafür gedacht ist, dauerhaft die Fahraufgabe auf gesamten Autobahnabschnitten vom Start bis zum Ziel zu übernehmen. Die ODD sieht eine Geschwindigkeit bis 55 km/h vor, ließ Kia die Redaktion auf Nachfrage wissen. Das System wird es dem Fahrer unter bestimmten Bedingungen ermöglichen, die Hände vom Lenkrad zu nehmen, sodass er gemäß der Level-3-Spezifikation legal Nebenbeschäftigen nachgehen darf. Der HDP hält den EV9 in der Spur und in einem sicheren Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug. Erkennt der Autobahn-Staupilot eine drohende Gefahr, kann er eigenständig ein Notfallmanöver durchführen, um eine Kollision zu verhindern. Bei einer Funktionsstörung oder einer Grenzsituation wird der Fahrer aufgefordert, das Steuer zu übernehmen. Tut er dies nicht, bewertet das System das als einen Notfall und stoppt das Fahrzeug. Der HDP hat wie der Drive Pilot eine Übernahmefrist von 10 Sekunden.
Level 2+ könnte noch folgen
Ob ein für Level 3 geeignetes Hardware- und Software-System grundsätzlich auch das eine Stufe tiefere Level 2+ beherrschen kann, wie es BMW kürzlich mit dem neuen i5 vorgestellt hat, und ob damit folglich auch beim EV9 zu rechnen sei, wollte ComputerBase ebenso von Kia wissen. Eine konkrete Ankündigung wollte sich der Hersteller zwar nicht entlocken lassen, umsetzbar sei dies aber mit der vorliegenden Hardware.
Zahlreiche Assistenzsysteme für Level 2
Das Fahren nach Level 2 mit Händen am Lenkrad unterstützt der EV9 direkt zum Start im Oktober. Dafür kommt serienmäßig der Autobahnassistent II (HDA II) mit Spurwechselunterstützung zum Einsatz, der per „Hands-On Detection“ (HOD) sicherstellt, dass beide Hände am Lenkrad bleiben. Das System beugt nun auch der Kollisionsgefahr vor, die entsteht, wenn der EV9 bei niedriger Geschwindigkeit von einem anderen Fahrzeug geschnitten wird. Ab einer bestimmten Geschwindigkeit kann der Autobahnassistent eigenständig einen Fahrspurwechsel durchführen, sobald der Fahrer in die entsprechende Richtung blinkt. Der Spurfolgeassistent 2.0 (LFA 2.0) hat in neuer Generation auch die Seiten im Blick: Falls ein benachbartes Fahrzeug dem EV9 gefährlich nahe kommt, hilft das System dabei, den nötigen seitlichen Sicherheitsabstand wiederherzustellen. Der aktive Spurhalteassistent (LKA) warnt den Fahrer, wenn das Auto etwa durch eine Ablenkung unbeabsichtigt die Fahrspur verlässt, und lenkt bei Bedarf geringfügig gegen, um das Fahrzeug in der Spur zu halten.
Der EV9 kommt darüber hinaus mit dem aktiven Totwinkelassistenten mit Lenk- und Bremseingriff (BCA) sowie dem aktiven Totwinkelassistenten mit Monitoranzeige (BVM), die beide Auffahrunfällen vorbeugen sollen. Der BCA warnt beim Spurwechsel und auch beim Ausparken aus parallelen Parklücken vor Fahrzeugen im toten Winkel und führt bei Bedarf zur Vermeidung einer Kollision automatisch einen Lenk- und Bremseingriff durch. Der BVM gibt dem Fahrer vor einem Spurwechsel mithilfe der Seitenkamera Einblick in den toten Winkel, sobald der Blinker gesetzt wird. Mit an Bord ist auch der Frontkollisionswarner 2.0 (FCA 2.0) mit Abbiegefunktion und Querverkehrerkennung, der dabei helfen soll, Kollisionen mit anderen Verkehrsteilnehmern wie Fußgängern, Radfahrern oder Fahrzeugen zu vermeiden. Im Blick hat das System beim Abbiegen und Überholen auch den Gegenverkehr und beim Überqueren von Kreuzungen die Fahrzeuge, die sich von rechts oder links nähern. Besteht Kollisionsgefahr, warnt das Assistenzsystem den Fahrer und führt bei Bedarf ein Ausweichmanöver oder eine Notbremsung durch.
Tempolimits erkennt der Geschwindigkeitsassistent (ISLA) und kann sie in die adaptive Geschwindigkeitsregelanlage (SCC) übernehmen. Ein Müdigkeitswarner (DAW) überwacht das Verhalten des Fahrers und warnt ihn bei Anzeichen von Erschöpfung. Und auch die optionalen adaptiven Dual-LED-Scheinwerfer (IFS) zählt Kia zu den Assistenzsystemen, die für eine bestmögliche Ausleuchtung der Fahrbahn sorgen und zugleich entgegenkommende und vorausfahrende Fahrzeuge in Echtzeit vor Blendungen schützen sollen. Das Fernlicht könne damit permanent eingeschaltet bleiben, ohne dass andere Verkehrsteilnehmer beeinträchtigt werden. Ist der EV9 ohne IFS unterwegs, kann der Fernlichtassistent (HBA) entgegenkommende und vorausfahrende Fahrzeuge erkennen und automatisch ab- bzw., sobald es wieder möglich ist, aufblenden.
Neues Cockpit mit drei Bildschirmen
Das Cockpit dominiert ein neues Dreigestirn von Anzeigen, die jeweils 12,3 Zoll für das digitale Kombiinstrument hinter dem Lenkrad und den zentralen Bildschirm messen. Erstmals neu hinzu kommt ein 5,1 Zoll großes Display zwischen den beiden großen Anzeigen, das exklusiv für die Klimatisierung zuständig ist. Unterhalb der Luftausströmer gibt es weiterhin Schalter für den Direktzugriff auf Temperatur und Intensität. Wer mehr und genauere Einstellungen an der Klimatisierung vornehmen möchte, kann dies über den neuen Bildschirm bewerkstelligen.
Physische Schalter fast überall
Physische Tasten behält der EV9 auch am Lenkrad bei, über die sich im linken Bereich auf die Assistenzsysteme, rechts auf die Multimedia-Funktionen und unten auf die Fahrmodi zugreifen lässt. Die gleiche klassische Umsetzung gibt es für die Schalter in den Türen, die einzeln ausgeführt für Funktionen wie Sitzheizung und Sitzbelüftung, Fenster, Spiegel, Zentralverriegelung und Ähnliches zuständig sind. Bei Kia findet man also mit wenigen Ausnahmen keine zusammengelegten Touchschaltflächen. Nur unterhalb des zentralen Touchscreens gibt es eine Reihe versteckter Sensortasten für die Grundfunktionen, die erst beim Einschalten des Fahrzeugs sichtbar werden.
Nvidia und 5G ziehen bei Kia ein
Für die Touchscreens setzt Kia auf eine leicht seidenmatte Beschichtung, die Reflexionen reduziert, aber auch Fingerabdrücke verhindert und zudem die Gleiteigenschaften verbessert. Allgemein lässt sich dem neuen Infotainmentsystem ein flüssiges Bediengefühl mit kurzen Ladezeiten attestieren, das über dem Niveau etwa eines EV6 liegt. Die neueste Generation Kia-Infotainmentsystem setzt auf ein SoC von Nvidia, den exakten Chip und weitere technische Details konnte der Hersteller aber nicht auf Nachfrage nennen. In Erfahrung bringen konnte ComputerBase lediglich, dass der EV9 jetzt auch mit 5G statt maximal LTE vernetzt ist.
Android Auto und CarPlay nur mit Kabel
Bestätigt wurde auch eine Vermutung der Redaktion, dass selbst der EV9 weiterhin nicht drahtloses Android Auto oder Apple CarPlay unterstützt, sodass nach wie vor ein USB-Anschluss dafür herhalten muss. Der Hersteller ließ durchblicken, dass man sich nicht bei den Lizenzbedingungen einig werden konnte, doch fehlen der Redaktion die vertraglichen Details, um die Situation genauer einschätzen zu können. Für Kunden ist dieser Umstand jedoch mehr als ärgerlich, da eine kabellose Umsetzung beider Lösungen heutzutage in allen Fahrzeugklassen und insbesondere in der Liga des EV9 zum Standard gehören sollte. Für Android-Nutzer ist immerhin Google Fast Pair an Bord, sodass Bluetooth-Verbindungen nur für Multimedia schneller aufgebaut werden können. Für kabelgebundene Verbindungen stehen in der Mittelkonsole USB-C-Daten- und USB-C-Ladebuchsen bereit, auch in der zweiten und dritten Sitzreihe sind USB-C-Ladebuchsen platziert. Vorne gibt es zudem eine induktive Smartphone-Ladestation.
OTA-Updates für spätere Upgrades
Der EV9 soll regelmäßig Over-the-Air-Updates erhalten und damit auf dem neuesten Stand in Bereichen wie unter anderem dem Kartenmaterial bleiben. Die Netzanbindung sieht Kia aber auch als Tor für spätere Upgrades digitaler Funktionen und Services des Fahrzeugs, ohne es zu einem Händler bringen zu müssen. Über den Kia Connect Store sollen über die Lebensdauer des Fahrzeugs Upgrades aus allen Bereichen angeboten werden. Der Hersteller nennt Sicherheits- und Komfortmerkmale, die Fahrleistung und das äußere Erscheinungsbild bis hin zum Infotainment. Konkret benannt werden heute zur Ankündigung der (auch ab Werk erhältliche) Remote-Parkassistent II mit verbesserter Objekterkennung, der das Auto selbstständig ein- und ausparken kann, auch wenn sich der Fahrer nicht im Fahrzeug befindet, das Streaming von Musik und die Erhöhung des Drehmoments. Darüber hinaus hat der Hersteller das spätere Fahren nach Level 3 als OTA-Upgrade gegenüber ComputerBase benannt.
Kameras statt Seitenspiegel
Zum neuen Innenraumkonzept gehören auch die Bildschirme der digitalen Außenspiegel, wenngleich dieses Feature selbst bei der gut ausgestatteten GT-line optional bleibt. Dem Hersteller zufolge erweitern sie das Sichtfeld des Fahrers und sollen sowohl die Sicherheit als auch den Komfort erhöhen. Analog zum Hyundai Ioniq 5, für den die digitalen Außenspiegel seit der letzten Auffrischung angeboten werden, ist Kia die Integration optisch nicht besonders schön gelungen, da die Anzeigen wie nachträglich installierte Bildschirme wirken, die zudem fette Ränder aufweisen. Ein echter Spiegel liefert obendrein ein klareres Bild und ermöglicht das Fokussieren auf verschiedenen Tiefenebenen, was eine Kamera nicht kann. Der selbstabblendende Innenrückspiegel lässt sich hingegen zum einen in seiner analogen Funktion nutzen, zum anderen ist darin ein Display für die rückseitige Kamera integriert, wenn dem Fahrer die Sicht nach hinten etwa durch Passagiere oder Gepäck verdeckt ist.
Sechs- oder Siebensitzer mit Entspannungssitzen
Wie sich die Passagiere im Auto verteilen, ermöglicht der EV9 in unterschiedlichen Ausrichtungen. Standardmäßig ist das Fahrzeug als Siebensitzer konfiguriert, optional wird er als Sechssitzer angeboten. Die erste Sitzreihe bietet elektrisch einstellbare Entspannungssitze, die bei Park- oder Ladestopps in eine Liegeposition gefahren werden können, wobei auch die Beinauflage verlängert wird. Mit der Memory-Funktion lassen sich die individuellen Einstellungen von Fahrersitz und Lenkrad speichern.
Beim Sechssitzer können auch die Passagiere in der zweiten Reihe die Entspannungssitze mit Liegeposition im Stand wählen, außerdem verspricht der Hersteller Kopfstützen mit besonders gutem Nacken- und Seitenhalt. Die Liegeposition der zweiten Reihe lässt sich selbst dann nutzen, wenn auch die erste Reihe diese Position eingenommen hat. Alle äußeren Sitze der ersten und zweiten Reihe verfügen auch über eine Sitzventilation. In der zweiten, als Sechssitzer erhältlichen Variante lässt sich das Interieur zudem in eine Lounge verwandeln, indem die Sitze um 180 Grad geschwenkt werden, sodass die Insassen in der zweiten und dritten Reihe interagieren können. Bei dieser Sitzanordnung dient die ausziehbare lange Ablage, die in die Mittelkonsole integriert ist, als Tisch zwischen den Reihen. Die dritte Sitzreihe ist ebenso mit Armlehnen inklusive Flaschen- und Becherhaltern ausgestattet.
Digitaler Autoschlüssel mit UWB
Zugang zum Fahrzeug erhalten Fahrer und Passagiere neuerdings auch über den „Digital Key 2“, den digitalen Autoschlüssel der zweiten Generation, der erstmals bei Kia auf die Ultra-Breitband-Technologie (UWB) moderner Smartphones mit Android oder iOS setzt, sodass diese zum Öffnen und Schließen sowie zum Starten des Motors in der Hosentasche belassen werden können. Auch die Diebstahlwarnanlage lässt sich darüber steuern, obendrein kann die Heckklappe geöffnet und geschlossen werden. Der digitale Autoschlüssel lässt sich an bis zu drei weitere Personen teilen, wobei der Besitzer festlegen kann, welche Funktionen für wen und für wie lange verfügbar sind.
ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Kia im Rahmen einer Veranstaltung des Herstellers in Dreieich unter NDA erhalten. Die Kosten für Anreise und Abreise wurden von dem Unternehmen getragen. Eine Einflussnahme des Herstellers auf die oder eine Verpflichtung zur Berichterstattung bestand nicht. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.
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