Keine Angst vor Linux: Ein Überblick zum Einstieg in die Windows-Alternative

Marek Lindlein
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Keine Angst vor Linux: Ein Überblick zum Einstieg in die Windows-Alternative

Linux hat auf dem privaten Desktop-PC noch immer keine große Verbreitung, obwohl es vom Mikroprozessor bis zum Großrechner überall Verwendung findet. Selbst zum Spielen aktueller Titel ist es mittlerweile auf diversen Wegen durchaus nutzbar. Ein Überblick zum Einstieg für alle Interessierten, um die ersten Klippen zu umschiffen.

Linux, -Kernel und -Distributionen

Linux ist zunächst einmal der Kernel, also das Grundgerüst, auf dem verschiedene Projekte (die Distributionen) aufbauen. Bei Betrachtung einer Desktop-Distribution handelt es sich um eine Zusammenstellung von Programmen und Werkzeugen rund um den Kernel. Je nach Distribution sind die mitgelieferten Programme aufeinander abgestimmt und bilden somit das individuelle Betriebssystem. Entsprechend gelten als einsteigerfreundlich jene Zusammenstellungen, bei denen der Nutzer von vornherein alles Nötige geboten bekommt, ohne selbst groß Hand anlegen zu müssen. Am Ende spielt es im Grunde keine große Rolle, auf was die Entscheidung fällt, da es ein großer Vorteil von Linux ist, alles seinen Bedürfnissen entsprechend anzupassen.

Der Linux Desktop: viel Auswahl

Gerne präsentieren sich Linux-Distributionen und die entsprechenden Berichte darüber mit Screenshots ihrer (Haupt)-Desktop-Umgebung. Dabei ist der Desktop auch nur eine Anwendung um den Linux-Kernel herum. Er dient als grafische Benutzeroberfläche zur Anordnung von Fenstern. Besonders bekannt sind hierbei die Ubuntu-Flavours. Dabei wird eine gemeinsame Basis (Ubuntu) auf einen bestimmten Desktop hin optimiert und damit ausgeliefert, sodass er dem Nutzer direkt vom Start weg zur Verfügung steht. Das kann aber zur Folge haben, dass ein Einsteiger seine Entscheidung von der Optik abhängig macht, dabei jedoch eine dem System zugrunde liegende Basis wählt, die nicht seinem Nutzerprofil entspricht und in der Konsequenz zu Frust und Aufgabe führt. Wichtig ist daher zu wissen: Prinzipiell lässt sich jeder Desktop in jeder Distribution (nach)installieren. Besonders die größeren Distributionen ermöglichen es über ihre Paketmanager, mit wenigen Klicks oder Befehlen den Desktop der Wahl zu erhalten.

Im folgenden eine Übersicht über die wichtigsten Benutzeroberflächen:

KDE Plasma

Plasma-Desktop in Selbstdarstellung auf der Projektwebsite
Plasma-Desktop in Selbstdarstellung auf der Projektwebsite (Bild: Plasma Desktop)

Einer der ältesten Desktops, hervorgegangen aus der 1996 ins Leben gerufenen Kool Desktop Environment (kurz KDE), bietet sowohl ein klassisches Design als auch eine Anpassbarkeit bis ins kleinste Detail. Von Miniprogrammen bis hin zu Themes lässt sich vieles mit nur wenigen Klicks einstellen.

Plasma-Miniprogramme in Selbstdarstellung auf der Projektwebsite
Plasma-Miniprogramme in Selbstdarstellung auf der Projektwebsite (Bild: Plasma Desktop)

Neben Unterstützung für moderne Techniken wie Wayland, gibt es auch eine große Sammlung an eigenen Softwareprojekten von und für KDE. Während viele Desktops auf GTK als Grundlage zur Darstellung von Fenstern und Themes setzen, basiert Plasma auf dem QT Framework. Dennoch gelingt es mit KDE, ein einheitliches Aussehen über verschiedene Anwendungen hinweg zu erreichen.

Mit Plasma Mobile gibt es sogar eine Verzahnung mit dem Smartphone. Selbst eine eigene Distribution zum Testen der neuesten Plasma-Entwicklungen ist in Form von KDE neon vorhanden.

Der Kanal LinuxScoop präsentiert die Anpassbarkeit des Desktops inklusive Anleitung:

Cinnamon

Der Cinnamon-Desktop stammt ursprünglich von den Machern, die für Linux Mint verantwortlich zeichnen, und ist auch auf den meisten anderen Distributionen zu finden. Die Designsprache vermittelt ein klassisches Desktop-Gefühl, wie es etwa von der Prä-Windows-11-Ära bekannt ist. Im Gegensatz zu KDE, das ab Werk ein ähnliches Erscheinen hat, bietet Cinnamon allerdings weniger Anpassbarkeit und richtet sich vor allem an Nutzer, die gern direkt und einfach loslegen möchten.

Cinnamon als Bestandteil von Linux Mint 21.1
Cinnamon als Bestandteil von Linux Mint 21.1 (Bild: Linux Mint)

XFCE

Das Akronym XFCE bedeutet XForms Common Environment und bezog sich ursprünglich auf die Nutzung von XForms zur Darstellung von Fenstern und deren Elementen auf dem Desktop. Auch wenn es heute keine Verwendung mehr findet, ist der Name geblieben. XFCE gilt als leichtgewichtiger Desktop mit wenig Abhängigkeiten (Notwendigkeit zur Installation weiterer Programme). Neben dem Desktop selbst bietet das XFCE-Projekt mehrere eigene Programme, vom Terminal bis zu einem Bildbetrachter. Die Bedienung stellt auch für neue Nutzer kein Problem dar. Eine gute Anpassbarkeit ist ebenso gegeben, wenn auch nicht übermäßig. Seit einiger Zeit wird zudem die Unterstützung von Wayland vorangetrieben, obschon es dafür noch keinen Erscheinungstermin gibt. Dazu werden Stück für Stück einzelne Programmteile portiert und getestet.

XFCE Desktop und dessen Dateimanager Thunar unter Manjaro
XFCE Desktop und dessen Dateimanager Thunar unter Manjaro

Gnome

Gnome ist neben KDE das andere große Desktop-Projekt. Neben dem Desktop selbst bietet es eine Vielzahl von Anwendungen. Erweiterbar ist der Desktop über Plugins, die sich per Klick aus dem Browser heraus installieren lassen. Gnome beruht auf GTK und treibt die Verbreitung der neuesten Version 4 voran.

Die Benutzeroberfläche hat ihr eigenes Bedienkonzept und setzt auf Eigenentwicklungen, die auf den ersten Blick Ähnlichkeiten zu macOS aufkommen lassen. Die ersten Designkonzepte entstanden dabei bereits 2008.

Gnome-Desktop in Selbstdarstellung auf der Projektwebsite
Gnome-Desktop in Selbstdarstellung auf der Projektwebsite (Bild: Gnome Desktop)

Openbox

Openbox ist der Sandkasten unter den geläufigen Desktops. Er bietet rudimentäre Funktionen wie Autostart, Rechtsklick-Menü und Hotkeys. Daher ist es in vielen Fällen angebracht, einen eigenen Desktop auf Grundlage von Openbox zu bauen. So stellt eine Taskbar ein eigenes Programm dar, das wie nach einem Baukastenprinzip mit Openbox zusammengestellt werden kann. Als Beispiele hierfür dienen Tint2 und Polybar. Um Effekte auf Fenster anzuwenden, wird ein Compositor wie picom notwendig. Zur Erstellung von Menüs kann auf jgmenu gesetzt werden. Was damit alles möglich ist, zeigt die Distribution Mabox Linux.

Openbox mit seinen Grundfunktionen
Openbox mit seinen Grundfunktionen (Bild: Attys, gemeinfrei)

Mabox Linux in Aktion:

i3/Sway

Ein gänzlich anderes Desktop-Konzept bieten Tiling Window Manager, bei denen Fenster nicht übereinander, sondern nach festem Muster nebeneinander angeordnet werden. Zur Bedienung ist vor allem die Tastatur vorgesehen und ermöglicht einen schnellen Arbeitsablauf. Die berühmtesten Vertreter dieses Konzepts sind i3 und sway. Die Unterscheidung hierbei ist: Ersteres ist für X11 und Letzteres für Wayland gedacht.

Sway in Aktion
Sway in Aktion (Bild: Tomskyhaha, CC BY-SA 4.0)

Erklärvideo zu i3:

Der Paketmanager: Alles aus einer Hand

Auf Smartphones gang und gäbe, bei Linux seit Jahrzehnten vorhanden und in der Windows-Welt in vielen Fällen noch Neuland: Die Rede ist vom Paketmanager, einer zentralen Anlaufstelle für Updates und neue Software. Kein Suchen nach Software in den Weiten des Internets, kein Herunterladen des Installers, kein Installationsvorgang, kein manuelles Aktualisieren, kein Deinstallieren und Zusammensuchen von Resten auf dem System. All das fällt weg, da sich der Paketmanager um alles kümmert und sogar Abhängigkeiten unter Software auflöst. Das bringt einen weiteren Vorteil zum Vorschein: Keine wiederholten Installationen von demselben Programm.

Grafischer Paketmanager unter Pop!_OS
Grafischer Paketmanager unter Pop!_OS

Linux-Distributionen stellen daher Paketquellen bereit. Das müssen nicht nur eigene sein, sondern auch solche aus Fremdquellen oder ein Mix daraus. Manjaro spiegelt beispielsweise jene von Arch Linux und unterzieht sie eigenen Stabilitätstests, bevor sie veröffentlicht werden. Hinzu kommen eigene Quellen mit Programmpaketen, die nicht in den Arch-Quellen vorhanden sind.

Tausende existierende Programme können aber nicht immer in den Quellen jeder Distribution enthalten sein, daher hat sich auch ein Konzept wie AUR bei Arch Linux entwickelt. Hierbei handelt es sich um von Nutzern und Entwicklern bereitgestellte Installationsskripts, welche die Verfügbarkeit jeder beliebigen Software unter dem System ermöglichen, ohne dass sie in den eigentlichen Quellen vorhanden sein muss.

Dank des Paketmanagers wird immer das gesamte System aktuell gehalten, da auch der Kernel oder einzelne Systembestandteile wie normale Software behandelt werden. Eine weitere Möglichkeit für Programminstallationen sind systemunabhängige Apps. Dabei handelt es sich um Container, die alles Nötige zu einem Paket zusammenschnüren und die Ausführung innerhalb einer Sandbox ermöglichen. Besonders bekannt ist hierbei Flatpak als Softwarequelle auf dem Steam Deck. Ein Einblick über verfügbare Software bietet Flathub.

Flatpak-Konzept im Video vorgestellt:

Weitere ähnliche Konzepte sind AppImage und Snapcraft.

Hardware, Treiber und Linux

Plug and Play – anschließen und loslegen. Das klingt oft zu schön, um wahr zu sein, und dabei ist es die ideale Realität unter Linux. Denn alle notwendigen Treiber werden vom Linux-Kernel mitgeliefert. Installieren ist nicht notwendig. Allerdings ist es so, dass nur Software unter einer bestimmten Lizenz – oder anders ausgedrückt lediglich Open-Source-Software – Bestandteil des Kernels werden kann.

Unternehmen wie AMD oder Intel stellen ihre Treiber offen zur Verfügung, sodass sie immer automatisch mitaktualisiert werden, wenn auch der Kernel aktualisiert wird, weshalb oft die Empfehlung zu einer AMD-Grafikkarte für Linux-Nutzer ausgesprochen wird. Es bedeutet aber nicht, dass proprietäre Treiber ausgeschlossen und die Nutzung bestimmter Hardware gesperrt ist. Der Kernel stellt Schnittstellen bereit, über die Drittentwickler wie zum Beispiel Nvidia ihre Treiber bereitstellen können. Das Ganze hat aber einen Nachteil: Bei der Entwicklung des Kernels werden auch Schnittstellen überarbeitet, um sie effizienter zu gestalten, was dazu führt, dass bestimmte Treiber nur mit bestimmten Kernel-Versionen laufen. Die bekannte Update-Problematik unter Android ist zum Beispiel auf diesen Umstand zurückzuführen. Neuere Android-Versionen erfordern neuere Kernel, aber die SoC-Hersteller bieten nur Unterstützung für bestimmte Linux-Versionen, was in Folge ein Update verhindert.

Seit kurzem hat aber auch Nvidia angefangen, Open-Source-Module für den Linux-Kernel zu veröffentlichen, obschon der Stand von AMD-Treibern erst in einigen Jahren erreicht werden wird.

Für den Sonderfall der Firmware gibt es eine Sammlung an Binärdateien, die installiert und zur Laufzeit geladen werden können. Aber auch Geräte-Firmware (wie BIOS) selbst kann über den Linux Vendor Firmware Service aktualisiert werden.

Gefürchtet wie mächtig: Das Terminal

Wer Linux hört, denkt oft zuallererst an das Terminal. Dabei handelt es sich gewissermaßen um die Schnittstelle zwischen System und Benutzer, über welche sich der Computer per Nutzereingabe steuern lässt. Nur lassen sich eben viele dieser Eingaben heute auch einfach über die Benutzeroberfläche von Programmen einstellen. Besonders umfassende Desktop-Umgebungen ermöglichen es, nahezu alles auch grafisch einzustellen. Wird heute überhaupt ein Terminal benötigt? Die klare Antwort darauf ist ein Jein. Systeme wie das Steam Deck zeigen, dass je nach Anwendungsfall gar kein Terminal nötig ist. Auch fertig eingerichtete Rundum-sorglos-Distributionen benötigen bei normaler Nutzung keinen Eingriff über das Terminal. Bei anderen Systemen wie zum Beispiel Arch läuft sogar die Installation selbst über die Konsole ab. Daher ist eine andere Betrachtungsweise erforderlich. Die Frage ist viel weniger, ob ein Terminal nötig ist, sondern eher, was alles mit dem Terminal möglich ist. Es ist ein umfangreiches Werkzeug, mit dem selbst komplexe Abläufe über wenige Tastatureingaben gesteuert werden können.

Sicherheit wird groß geschrieben

Kurz auf den Punkt gebracht, ist der normale Nutzer nichts und der Admin alles. Ein Nutzer hat nur Zugriff (Lesen, Schreiben, Ausführen) auf Dateien und Ordner, für die er vorher die Rechte zugeschrieben bekam. Im Regelfall sind das also nur Dateien im Home-Verzeichnis. Wenn ein Anwender nun Systemänderungen vornehmen möchte, geschieht das unter Zuhilfenahme von sudo. Das ist ein Befehl, der kurzzeitig Admin-Rechte verleiht, und zwar nur für das entsprechende Kommando. Millionen am Internet angeschlossene Server belegen jedes Mal aufs Neue, dass ein Betrieb auch ohne Virenscanner sicher möglich ist.

Keine Nische mehr: Spielen unter Linux

Mit der Veröffentlichung des Steam Deck hat Valve gezeigt, dass das Spielen unter Linux schon lange keine Nische mehr ist.

Steam Deck von Valve
Steam Deck von Valve (Bild: Valve)

Tausende Spiele, immer höhere Kompatibilität von Anti-Cheat, Unterstützung von Vulkan und damit die performante Übersetzung von Windows-basierten DX-Titeln aus Jahrzehnten – dank Tools wie DXVK, vkd3d-proton und Wine.

Auch abseits von Steam lassen sich Spiele von beispielsweise GOG.com oder dem Epic Games Store mit Tools wie dem Heroic Games Launcher oder Lutris leicht verwalten. Wer also spielen möchte, wird an Linux selbst schon lange nicht mehr scheitern.

Raytracing unter Linux in Control
Raytracing unter Linux in Control

Aber es gibt auch einige negative Aspekte, die beleuchtet werden müssen.

  • Aktuelle Entwicklungen wie Raytracing sind nur eingeschränkt unter Linux verfügbar.
  • HDR-Unterstützung befindet sich noch in der Entwicklung.
  • FreeSync unterliegt Einschränkungen je nach verwendetem Desktop.
  • Native Spiele-Launcher/-Stores sind abseits von Steam nicht vorhanden und müssen mit Wine oder darauf aufbauenden Tools geöffnet werden.
  • Anti-Cheat ist trotz zunehmender Unterstützung weiterhin ein Problem.

Produktiv mit Linux: Anwender-Software

Wenn der Desktop nicht zusagt, kann ein anderer installiert werden. Wenn der Datei-Browser nicht gefällt, gibt es noch dutzende andere. Wer ein Terminal mit mehr Funktionen möchte, installiert genau das. Was beim ersten Kontakt mit Linux auffällt: Es gibt sehr viel Software und vor allem viele Alternative für einen Anwendungsfall. Viele Desktop-Umgebungen bieten ihre eigene Interpretation von Programmen an. Es gibt Software mit GUI oder rein textbasiert im Terminal. Linux ermöglicht es im Grunde, sein System so individuell einzurichten, wie es nur geht. Einen kleinen Überblick über gängige Software bietet das Arch-Linux-Wiki Beitrag.

Doch es gibt auch Fälle, in denen von Linux abzuraten ist. Konkret in den Momenten, wenn spezielle Software eingesetzt werden muss und sie auch nicht über Umwege unter Linux lauffähig gemacht werden kann. Eines der prominenteren Beispiele ist Microsoft Office. Wenn die Online-Version oder die zahlreichen Alternativen keine Option darstellen, ist von einem Wechsel abzuraten. Ob die eigene Software unter Linux läuft, verrät ein Blick auf WineHQ.

Ein bekanntes Beispiel für die Funktionsfähigkeit von kommerzieller Software unter Linux ist das Schnittprogramm DaVinci Resolve.

Davinci Resolve 18 in Selbstdarstellung auf der Produktseite
Davinci Resolve 18 in Selbstdarstellung auf der Produktseite (Bild: Blackmagic)

Die wichtigsten Distributionen für Anwender

Vorab ist es wichtig zu wissen, dass es bei Linux zwei Arten von Update-Veröffentlichungen gibt. Einerseits wäre da das Rolling-Release-Modell, bei dem Updates direkt nach Veröffentlichung der neuen Software zeitnah den Nutzern zur Verfügung gestellt werden. Bekanntestes Beispiel hierbei sind Arch Linux und seine darauf aufbauenden Distributionen. Auf der anderen Seite sind die sogenannten Point-Releases zu nennen. Dabei werden Sicherheitsupdates sofort und neue Anwendungs- und Featureupdates verzögert und in Intervallen veröffentlicht. Ubuntu ist hierfür ein bekanntes Beispiel. Beide Konzepte haben ihre Vor- und Nachteile. Ein Point-Release setzt vor allem auf Stabilität. Software in den Quellen des Paketmanagers wird gegeneinander getestet. So wird sichergestellt, dass es keine negativen Wechselwirkungen gibt – daher meist auch der Verzicht auf die stets aktuellste Version von Software. Aus Spielersicht hingegen ist das ein Nachteil, weil bei diesem Thema hochfrequente Updates mit Leistungs- und Kompatiblitätsverbesserungen kommen, sodass ein halbes Jahr bereits den Unterschied zwischen läuft und läuft nicht ausmachen kann. Jemand mit produktivem Einsatzzweck seines Linux-Desktops ist daher mit langsamen Updates und mehr Stabilität besser beraten. Ein Kompromiss stellt beispielsweise Fedora dar, das zwar ein Point-Release ist, aber die wichtigen Bestandteile wie den Kernel oder spielrelevante Software dennoch aktuell hält. Die Rede hierbei ist aber stets aus der Sicht von Distributionen, wie sie ausgeliefert werden, da es über Umwege möglich ist, auch auf einem Point-Release aktuelle Software einzusetzen.

Arch Linux und darauf aufbauende Distributionen

Stets aktuell und als Grundlage für das Steam Deck auch mit großer Verbreitung gesegnet ist Arch Linux. Es ist hierbei als Baukasten zu verstehen, bei dem der Nutzer alle Anwendungen selbst aufeinander abstimmt. Out of the box gibt es nur einen blinkenden Cursor auf schwarzem Grund. Umgekehrt ist es dennoch eine Empfehlung, eine Arch-Installation selbst durchzuführen, da auf diese Weise viel über den Aufbau eines Linux-Systems lernbar ist. Es gibt aber auch die Möglichkeit, die Installation automatisch durchzuführen und direkt mit einem funktionierenden System zu starten. Mit EndeavourOS existiert eine leichtgewichtige Distribution mit vielen Individualisierungsmöglichkeiten. Gleiches gilt für Manjaro, das mit einer Software-Vorauswahl ausgeliefert wird und sich daher zum Einsatz direkt ab Installation eignet. Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle noch openSUSE Tumbleweed und siduction genannt, welche nicht auf Arch, aber ebenfalls auf dem Konzept der stets aktuellsten Pakete bauen.

Pop!_OS/Linux Mint

Pop!_OS bietet als Abkömmling von Ubuntu eine stabile Basis, kombiniert sie aber mit für Spieler relevanten Features und einem eigenen (angepassten) Desktop. Die Umschaltung von Hybrid-Grafiklösungen bei Laptops ist über eine Auswahl ebenfalls möglich. Pop! ist auch für Raspberry Pi erhältlich und kann dort als Basis für ein Arcade-Gaming-System dienen.

Pop!_OS Hybrid-Grafik-Feature Vorstellung auf der Projektseite
Pop!_OS Hybrid-Grafik-Feature Vorstellung auf der Projektseite

Die gleiche Basis, aber eine größere Ausrichtung auf Produktivität bietet Linux Mint. Ziel sind Stabilität und ein nutzerfreundlicher Einstieg.

Da beide Systeme auf Ubuntu basieren, das wiederum eine weite Verbreitung und viele darauf aufbauende Distributionen aufweist, finden sich viele Hilfestellungen, falls beim Einstieg Probleme aufkommen.

Fazit: Ausprobieren und Kennenlernen!

Linux, das unbekannte alternative Betriebssystem, bei dem schon Installation und Einrichtung viele Interessenten vor unüberwindbare Hürden stellt – diese Zeiten sind lange vorbei. Und dennoch hängt dem System auch heute noch dieser Ruf an. Zu unrecht.

Die Installation von Linux ist heutzutage auf einer breiten Palette an unterstützter Hardware nicht komplizierter als die Installation von Windows, TPM- oder Secure-Boot-Zwänge gibt es nicht. Tausende Programme für alle Lebenslagen laufen auch unter Linux, dank Proton und Co. auch immer mehr aktuelle Spiele – und das sehr gut. Linux ist damit nicht nur Server- und Nerd-, sondern auch Gaming- und Workstation-Plattform.

Linux ist alltagstauglich und einfach zu handhaben, wenn die Bereitschaft besteht sich damit auseinander zu setzen. Denn eins gilt wie eh und je: Wer von Windows kommt, kennt Windows, aber nicht Linux – doch der Windows-Alternative ankreiden kann man das nicht.

Ja, Linux ist nicht Windows und macht viele Dinge anders. Aber es sind gerade diese Eigenschaften, welche Linux abheben und besonders machen. Das Motto lautet: Keine Angst vor Linux! Ausprobieren und Kennenlernen lautet die Devise. Und die Community von ComputerBase bietet im Linux-Forum Hilfestellung und gibt Tipps und Tricks.

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