Netflix: Account-Sharing kostet 5 Euro extra pro Zusatznutzer
Die Entwicklung war absehbar und letztlich unausweichlich: Mehr als ein Jahr nach ersten Tests in Südamerika hat Netflix nun wie bereits in Aussicht gestellt auch hierzulande damit begonnen, Maßnahmen gegen das weit verbreitete Account-Sharing und entsprechende Tarifoptionen für Zusatzmitglieder auszurollen.
Paid Sharing kommt nach Deutschland und Österreich
Nach einigen südamerikanischen Ländern und Anfang des Jahres Spanien, Portugal, Kanada und Neuseeland sind nun unter anderem auch Deutschland, Österreich und die Vereinigten Staaten an der Reihe. Seit Dienstag erhalten erste Nutzer eine entsprechende E-Mail, die auf die nun auch hierzulande verfügbare Möglichkeit buchbarer Zusatzmitglieder hinweist. Mit jenen lassen sich Netflix-Tarife auch im Rahmen der Nutzungsbedingungen mit Freunden und Verwandten teilen, die nicht im selben Haushalt wohnen wie der Account-Inhaber.
Bei diesen Zusatzmitgliedern handelt es sich um ergänzende Profile für Nutzer, die mit einem eigenen Netflix-Konto und Passwort daherkommen und dementsprechend auch einen eigenen Verlauf sowie personalisierte Empfehlungen bieten. Zusatzmitglieder können keine weiteren Profile anlegen und erhalten folglich nur einen Stream-Slot, der allerdings nicht von den gleichzeitige möglichen Streams des eigentlichen Tarifs abgezogen wird. Die Abrechnung erfolgt über den Account derjenigen Person, die zur gemeinsamen Nutzung des Netflix-Tarifs eingeladen hat. Bedingung ist lediglich, dass alle Mitglieder ihren Wohnsitz im gleichen Land haben.
Die Bildqualität der Streams für Zusatzmitglieder entspricht dabei der Qualität des zugrundeliegenden Tarifs, wobei die Option lediglich für Standard- und Premium-Kunden besteht. Erste können maximal einen, letztere zwei weitere Mitglieder außerhalb ihres eigenen Haushaltes in den gebuchten Tarif einladen. Die Kosten belaufen sich auf 4,99 Euro je Zusatzmitglied, sodass der Preis für UHD-Streaming in drei verschiedene Haushalte bei rund 28 Euro pro Monat liegt.
Tarif | Basis | Standard mit Werbung | Standard | Premium |
---|---|---|---|---|
Preis | 7,99 Euro | 4,99 Euro | 12,99 Euro | 17,99 Euro |
Videoauflösung | 720p/HD | 1080p/FHD | 2160p/UHD | |
Anzahl gleichzeitig möglicher Streams | 1 | 2 | 4 | |
Anzahl Smartphones oder Tablets mit Download-Funktion |
1 | 0 | 2 | 6 |
Anzahl möglicher Zusatzmitglieder für je 4,99 Euro |
0 | 1 | 2 |
Der Streaming-Anbieter betont: Nutzer sollen von den neuen restriktiven Maßnahmen nicht betroffen sein, wenn sie nur temporär außerhalb der eigenen vier Wände auf ihren Netflix-Account zugreifen, beispielsweise im Urlaub, auf Geschäftsreise oder beim Besuch eines Freundes.
Die Umsetzung lässt vorerst einige Fragen offen
Das lässt unweigerlich die Frage aufkommen, wie Netflix eigentlich erkennen will, ob ein Account lediglich auf einer Reise oder tatsächlich von einer dritten Person mit eigenem Haushalt genutzt wird. Hier bleibt das Unternehmen vage und macht das Verfahren nicht unbedingt transparent – mutmaßlich, um einer Umgehung der neuen Maßnahmen vorzubeugen. Zuletzt war allerdings davon die Rede, dass jedes Endgerät, auf dem ein Netflix-Account genutzt werden soll, sich künftig spätestens alle 31 Tage mit dem lokalen Netzwerk am Standort des Konto-Inhabers verbinden und eine gewisse Zeit über die Netflix-App oder Netflix-Website streamen muss.
Mit Mobilgeräten wäre ein Umgehen der Maßnahmen noch prinzipiell möglich, sofern die betroffenen Nutzer nicht allzu weit voneinander entfernt wohnen. Bei Desktop-PCs oder Smart-TVs hingegen wäre das schon wesentlich umständlicher. Inwiefern versierten Anwendern dann der Weg über eine VPN-Verbindung offensteht, bleibt abzuwarten. Viele WLAN-Router, wie beispielsweise auch die Fritz!Box-Geräte von AVM, bieten eine solche Funktion, mit der das gesamte Netzwerk per VPN zu einem anderen Netzwerk verbunden wird. Ebenso unklar ist auch, wie Dienste wie iCloud Private Relay von Apple betroffen sein werden.
Tatsächlich ist in den bislang für den deutschen und österreichischen Markt veröffentlichen Informationen und den entsprechenden E-Mails aber noch gar nicht explizit von Account-Sperren die Rede. Es ist folglich gut möglich, dass Netflix erst einmal einige Wochen oder Monate verstreichen lässt und die Akzeptanz der neuen Tarifoptionen beobachtet, bevor ungehorsame Nutzer abseits des Haupt-Standortes eines Accounts ausgeschlossen werden. Wie sieht es in der Community auf ComputerBase aus – seid ihr bereits von den Maßnahmen betroffen?
Netflix sieht erste Erfolge
Die ersten Erfahrungen mit den neuen Tarif-Optionen für bezahltes Account-Sharing seien durchaus vielversprechend, wie Netflix zuletzt bekanntgab. So habe der Konzern einen Zuwachs an neuen Abonnements und den kostenpflichtigen Zusatzprofilen für Personen außerhalb des eigenen Haushalts beobachten können. Laut Netflix teilten Anfang 2023 mehr als 100 Millionen Haushalte ihre Konten; das entspricht rund 40 Prozent der zahlenden Kunden. Auf ComputerBase gaben zuletzt in einer Umfrage rund 50 Prozent der Leser an, ihre Streaming-Konten mit Personen aus fremden Haushalten zu teilen. Durch die restriktiveren Maßnahmen erhofft sich Netflix dementsprechend zusätzlich Einnahmen und steigende Mitgliederzahlen im Verlauf des Jahres.