OC auf 3,4 GHz: Radeon RX 7900 XTX jagt mit 700 Watt die RTX 4090
Einen RDNA-3-Gegenspieler zur GeForce RTX 4090 (Test) hat AMD nie vorgestellt – oder? Benchmarks einer modifizierten Radeon RX 7900 XTX (Test) bei knapp 3,4 GHz legen nun abermals nahe: Vielleicht war das tatsächlich einmal anders geplant, scheiterte dann aber an der benötigten Leistungsaufnahme von in der Spitze fast 700 Watt.
Navi 31 läuft auch mit 3,4 GHz unter Gaming-Last
Die Radeon RX 7900 XTX taktet in den Tests der Redaktion im Schnitt mit rund 2.367 MHz, in einer Overclocking-Analyse mit der Sapphire Radeon RX 7900 XTX Nitro+ (Test) waren sogar durchschnittlich 2.832 MHz unter Gaming-Last möglich. Und die Grafikkarte hätte sogar noch höher takten wollen, rannte aber auch mit auf 500 Watt maximal angehobenem Power-Limit stets in ebenjenes. Noch höhere Taktraten waren somit ohne Modifikationen am PCB und eine potentere Kühlung nicht möglich.
Auf Reddit schildert u/jedi95 allerdings genau das: Mit einem ElmorLabs EVC2SE, einem GPU-Wasserblock von EK und 10 Grad kalter Kühlflüssigkeit dank Chiller waren mit seiner Asus Radeon RX 7900 XTX TUF Taktraten von bis zu 3.467 MHz im 3D Mark Time Spy möglich; durchschnittlich lagen 3.333 MHz an. In Kombination mit einem Core i9-13900KS (Test) kommt die Radeon so in ausgewählten Benchmarks bis auf 5 Prozent an eine GeForce RTX 4090 heran.
Dass RDNA 3 bis weit über den letztlich in Spielen bei einer Radeon RX 7900 XTX anliegenden Takt skaliert, konnte die Redaktion bereits mit den eigenen OC-Versuchen aufzeigen. Die Tests von u/jedi95 untermauern erneut die Theorie, dass die Architektur ursprünglich einmal für Taktraten jenseits der 3 GHz konzipiert wurde. Denn eine Skalierung mit einem Takt von rund 1.000 MHz über dem letztlichen Boost-Takt der im Handel erhältlichen Produkte ist nur mit einer entsprechend langen Pipeline möglich – und eine lange Pipeline kostet Latenzen und damit schlussendlich Rechenleistung pro Takt. Wenn die Radeon RX 7900 XTX in Spielen also wirklich nur mit rund 2,4 GHz arbeiten sollte, hätte AMD die Pipeline verkürzen und damit die Rechenleistung pro Takt steigern können.
Leistungsaufnahme von bis zu 700 Watt
Und wieso blieb es dann nicht beim hohen Takt und damit einer höheren Leistung auf Augenhöhe zu Nvidias Topmodell? Der Blick auf die Leistungsaufnahme liefert die Antwort: Die auf 3,4 GHz übertaktete Radeon RX 7900 XTX genehmigt sich ohne Power-Limit im Time Spy Extreme bis zu 696 Watt in der Spitze, wofür theoretisch mehr als vier 8-Pin-Stromstecker nötig wären, um innerhalb der Spezifikationen zu bleiben. Und eine Grafikkarte mit derart hohem Verbrauch läge weit oberhalb des im Gaming-Segment üblichen Niveaus – selbst eine GeForce RTX 3090 Ti (Test) war nicht so durstig.
Derartige Experimente sind nicht zuletzt aufgrund der benötigten Kühlleistung zwar völlig praxisfern, liefern aber weitere Indizien für die Theorie, dass bei der Entwicklung von Navi 31 etwas nicht so gelaufen ist, wie von AMD beabsichtigt. Demnach benötige RDNA 3 schlicht und ergreifend wesentlich mehr Energie als gedacht, um mit einer GeForce RTX 4090 konkurrieren zu können. Ein alternativer Erklärungsansatz wäre, dass der Hersteller ebenso wie die Gerüchteküche und Nvidias Boardpartner auch für Ada Lovelace lange von einer wesentlich höheren Leistungsaufnahme ausgegangen ist: Hier war vor einem Jahr von 600, 850 oder gar 900 Watt die Rede. Und als klar wurde, dass es doch bei „nur“ 450 Watt in der Spitze bleibt, plante AMD um und senkte Leistungsaufnahme und damit Takt radikal. Letztlich bleibt das aber Spekulation.