Qualcomms Oryon-CPU: Ökosystem lahmt, Arm-Chip für Windows-PCs kommt 2024
Zur Computex bestätigte Qualcomm, was hinter vorgehaltener Hand bereits vermutet wurde: Die eigene Arm-Custom-CPU Oryon wird kommerziell erst im Jahr 2024 starten. Das wird den Hersteller aber nicht daran hindern, zumindest auf dem Papier noch in diesem Jahr die Vorstellung abzuhalten. Bis dahin muss der 8cx Gen 3 durchhalten.
Die Verspätung kommt nicht überraschend
Letztlich erklärt der heute im Rahmen der Qualcomm-Computex-Keynote offiziell genannte Termin für Oryon die Zurückhaltung des Unternehmens zu diesem Thema über die letzten Monate. Das fing bereits zur Hausmesse im November des letzten Jahres an, als es wider Erwarten keine neuen Details zu hören gab. Kein Wunder: Die Sampling-Phase laufe jetzt erst an, heißt es auf der Computex ein halbes Jahr später.
Das riecht nach einer Vorstellung zum nächsten Snapdragon Summit im Herbst, was der Hersteller mit Aussagen wie „Kommt ihr nach Hawaii – wir werden vor Ort viel darüber sprechen“ untermauert. Der Snapdragon Summit findet seit mehreren Jahren auf Maui statt.
Das Ökosystem bleibt der entscheidende Faktor
Am Ende ist die Verschiebung aber wohl gar nicht so schlimm für Qualcomm, könnte man meinen. Denn wie Qualcomms Führungsspitze in einer Frage-und-Antwort-Runde am Nachmittag in Taipei erklärte, müsse das Ökosystem erst noch wachsen.
Auf Nachfrage von ComputerBase konkretisierte Qualcomm, dass man hier nicht so weit sei, wie man es gerne wäre – das Ökosystem lahmt, ein Henne-Ei-Problem. Daraus resultiert etwa, dass es aktuell in Deutschland nur das Lenovo Thinkpad X13s mit Snapdragon 8cx Gen3 (Test) und Windows 11 für Arm gibt. Gegenüber dem Auftakt vor sechs Jahren, als es zwei Modelle gab, am Ende aber nur das Asus NovaGo in den Handel kam, hat sich also wenig bis nichts geändert.
Im Fokus der Keynote am Vormittag stand auch deshalb die großartige Zusammenarbeit mit den Partnern in Asien. Erst in diesem Jahr hielt Qualcomm eine größere Veranstaltung ab, um die Partner in Taiwan verstärkt ins Boot zu holen, nachdem einige, die beim 8cx und 8cx Gen 2 oder auch der 7er Serie noch dabei waren, zum Teil sogar schon wieder ausgestiegen waren.
Realistisch betrachtet sind mit einer Vorstellung Ende 2023 letztendlich wohl erst zur Computex 2024 Notebooks mit Oryon zu erwarten. Bis dahin muss der Snapdragon 8cx Gen 3 durchhalten.
Auch die Designs von der Stange hinken hinterher
Mit aktueller Software und ganz aktuellen Benchmarks steht der 8cx Gen 3 dabei in Qualcomms Benchmarks noch gut da. Doch ob das am Ende reichen wird, bleibt zur Computex 2023 fraglich. Schließlich hinkt Qualcomm selbst bei Designs von der Stange hinterher, setzt der 8cx Gen 3 doch noch auf Cortex-X1- und Cortex-A78-Kerne von Arm, während der Cortex-X3 analog zum Snapdragon 8 Gen 2 aktuell wäre und der nagelneue Cortex-X4 erst gestern ebenfalls zur Computex vorgestellt wurde. Es braucht demnach nicht erst eine aufwendige Custom-CPU, um bei Qualcomm für Verspätung zu sorgen.
Auch AI-Hardwarebeschleunigung, von Intel zur Computex mit Meteor Lake auf die große Bühne gehoben, dürfte es aufgrund der Software-Unterstützung im Notebook-Segment nicht so einfach wie bei Smartphones mit Qualcomm-Chip haben. Dort laufen die KI-gestützten Funktionen von Qualcomm erfolgreich unter Android.
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