UK Chips Act: Großbritannien gibt Chipindustrie „Taschengeld“ für 10 Jahre
Lange erwartet hat Großbritannien zum Ende der letzten Woche seinen Chips Act präsentiert. Doch auf zehn Jahre gerechnet handelt es sich um wenig Geld, denn die Summe wird nur mit einer Milliarde britischen Pfund beziffert. Dafür lässt sich kaum Großes bewirken, weshalb die Analysen und Kommentare entsprechend ausfallen.
Die moderne Chip-Produktion kostet Geld, viel Geld. Selbst Fabriken, die nicht State-of-the-Art sind, verschlingen schnell hunderte Millionen US-Dollar/Euro, wie viele Pläne in der Welt vor allem in Asien und den USA, aber auch Projekte in Europa zeigen. Losgelöst davon wollte respektive musste sich auch die britische Regierung etwas einfallen lassen und präsentierte einen eigenen Plan, die Chip-Fertigung im Land zu unterstützen. Doch dieser fällt sehr übersichtlich aus, entsprechende Kommentare folgten prompt.
200 Millionen Pfund will die britische Regierung kombiniert in den Jahren 2023, 2024 und 2025 ausgeben, die restlichen 800 Millionen Pfund sollen laut Planung bis 2033 folgen. Dass damit keine Fabriken errichtet werden können, weiß die Regierung, sie will damit lieber Unternehmen fördern, die es Großbritannien ermöglichen, im Weltmarkt mitzuspielen. Das sind primär Zulieferer etwa von Materialien. Denn, wie Analysen bereits zeigen, entspricht die Förderung nur in etwa den Ausgaben, die TSMC in 13 Tagen tätigen könnte. Zuletzt beliefen sich die Ausgaben von TSMC auf bis zu 40 Milliarden US-Dollar pro Jahr, wurden dieses Jahr aber etwas auf 32 bis 36 Milliarden US-Dollar zurückgeschraubt.
Partnerschaften mit anderen Ländern wie Japan, welche nahezu parallel angekündigt wurden, sollen Lücken füllen. Doch das zugehörige Dokument enthält erst einmal nur viel Entfaltungsspielraum und wenig konkrete Dinge. Und so gehen die Stimmen aus Politik und Wirtschaft zum Teil doch weit auseinander.
Our new strategy focuses our efforts on where our strengths lie, in areas like research and design, so we can build our competitive edge on the global stage
Rishi Sunak, Premierminister des Vereinigten Königreichs
Obviously the overall level of investment, and the timescales over which this investment will be deployed, is at a modest level when compared to the much larger investments that are happening in other countries, including direct competitors such as Germany, South Korea and Japan.
Nigel Toon, CEO Graphcore
The level of investment announced for the next two-year period is disappointing, especially considering the UK needs to try to keep pace with the investment levels announced as part of the EU and US Chip Acts. £200m spread over many initiatives won’t achieve much and will need to be allocated in a very targeted way to have impact.
Amelia Armour, Amadeus Capital Partners
Die Sorgen dürften nicht unberechtigt sein, denn knapp 67 Millionen Pfund pro Jahr zu Beginn sind in der Industrie nur ein Tropen auf den heißen Stein. Damit kann nur explizit und zielgerichtet gefördert werden. Die Regierung hatte in der letzten Dekade über Programme im Bereich Forschung in Höhe von 539 Millionen Pfund als auch mit direkter Hilfe kleine und mittlere Unternehmen in der Chip-Industrie mit 214 Millionen Pfund gefördert. Unterm Strich ist die Neuauflage deshalb nur eine etwas verbesserte Fortsetzung. Ob das reichen wird und wie sich Großbritannien im Vergleich zu den anderen Ländern in dem Bereich entwickelt, werden die kommenden Jahre zeigen.