Zeku: Oppo schließt abrupt eigene Chip-Sparte
Oppos eigene Chip-Sparte Zeku ist Geschichte. Wie die South China Morning Post berichtet, sei es abrupt quasi von einem Tag auf den anderen zum Aus der Sparte gekommen. Hintergrund sind Einschränkungen in der Fertigung mit modernes Nodes bei Fabless-Anbietern, die durch Restriktionen der US-Regierung entstanden sind.
Der laut jüngsten Zahlen viertgrößte Smartphone-Hersteller der Welt gibt seine Bestrebungen nach eigenen Chips auf und hat die 2019 gegründete Sparte Zeku jetzt geschlossen. Unsicherheiten in der globalen Ökonomie und auf dem Smartphone-Markt seien Hintergrund der schwierigen Entscheidung gewesen, erklärte Oppo gegenüber der Zeitung. Der Seite Android Authority liegt ein gleichlautendes Statement vor.
Entscheidung am Donnerstag für Freitag
Für die rund 3.000 Mitarbeiter sei die Entscheidung äußerst überraschend und ohne Vorwarnung praktisch von einem Tag auf den anderen gekommen, nachdem in den Wochen zuvor von Zeku sogar noch fleißig über Stellenanzeigen nach neuen Mitarbeitern gesucht wurde. Gestern sei den Mitarbeitern abrupt mitgeteilt worden, dass sie Freitag nicht mehr ins Büro kommen sollen. „Ich kann nicht mal mehr zurück ins Büro, um meinen Laptop zu holen“, wird ein Mitarbeiter zitiert.
MariSilicon X war NPU und ISP in einem Chip
Die Chip-Sparte Zeku war für Lösungen wie unter anderem den MariSilicon X aus dem Find X5 Pro verantwortlich. Dabei handelt es sich um eine eigens entwickelte, in 6 nm bei TSMC gefertigte NPU für KI-gestützte Aufgaben, die eine Rechenleistung von 18 TOPS bietet. Oppo gab die Effizienz des Chips zur Vorstellung mit 11,6 TOPS/W an. MariSilicon X ist aber nicht nur eine NPU, sondern auch mit einem eigenen Bildprozessor (ISP) ausgestattet, der unter anderem bei HDR-Videoaufnahmen mit 20-Bit-Farbtiefe zum Einsatz kommt. Der Dynamikumfang falle mit 120 dB viermal so groß wie beim Vorgänger Find X3 Pro aus, erklärte Oppo letztes Jahr. Ende 2022 folgte ein zweiter In-House-Chip von Zeku, der diesmal für Bluetooth und Audio verantwortlich war.
Fabless-Chip-Firmen stehen vor dem Aus
Zeku war ein Fabless-Chip-Designer und demnach auf externe Fertiger wie TSMC angewiesen. Letztlich trifft Oppo damit das gleiche Schicksal wie HiSilicon, die Chip-Schmiede von Huawei, die aufgrund er umfangreichen Restriktionen der USA ebenfalls keine eigenen Designs mehr in modernen Nodes fertigen lassen kann. Alles was unter die Marke von 14 nm fällt, ist mit Sanktionen belegt worden, die vom Design bis zur Fertigung praktisch alle Bereiche der Chip-Entwicklung betreffen.
Wie die South China Morning Post unter Berufung auf Zahlen der China Semiconductor Industry Association (CSIA) berichtet, hätten von den 3.243 Fabless-Chip-Firmen in China letztes Jahr gerade einmal 566 einen Umsatz oberhalb von 100 Millionen Yuan (13,2 Millionen Euro) erreicht. Mit der Chip-Entwicklung ist unter dem Druck der Sanktionen demnach kaum noch groß Geld in China zu machen. Das wiederum dürfte auch bei Oppo Hintergrund des Ziehens der Reißleine sein.