AMD Radeon RX 7800 (XT): Es tut sich etwas in der RDNA-3-Gerüchteküche
In den vergangenen Tagen machten einige Gerüchte zu AMDs „Next-Gen“-Mittelklasse die Runde. Die Radeon RX 7800 XT taucht in einer Handelsdatenbank auf und wird per Radeon Pro simuliert, während Navi 32 überraschend in einem Video zu sehen ist.
Zwei Radeon RX 7800 XT klopfen in Eurasien an
RDNA 3 ist eine schüchterne Architektur. Vor bereits einem halben Jahr, im Dezember 2022, hat AMD die beiden Topmodelle Radeon RX 7900 XT und RX 7900 XTX (Test) in den Handel entlassen. Und seitdem hat sich lediglich eine weitere „Next-Gen“-Grafikkarte auf den Markt getraut: Die unbeliebte Radeon RX 7600 (Test), die bei Leistung und Preis ein wenig auf der Stelle tritt. Die große Frage vieler Spieler lautet wenig überraschend: Was ist mit der Mittelklasse? Radeon RX 7800 (XT) und RX 7700 (XT) wurden nicht nur nie angekündigt, sondern waren bislang auch kaum Gegenstand der Gerüchteküche. Zumindest für die beiden 7800er hat sich das in den vergangenen Tagen geändert.
So wurden zwei Custom-Designs der Radeon RX 7800 XT von Twitter-Nutzer @harukaze5719 in einer Datenbank der EAWU entdeckt. Die Einträge bestätigen auch den Speicherausbau von 16 GB, der für die RX 7800 XT schon länger vermutet wird.
Die vollständigen Spezifikationen der eventuell dritten auf der großen Navi-31-GPU basierenden Gaming-Grafikkarte sind zwar alles andere als offiziell bekannt, lassen sich aber über Gerüchte, auf den bereits erschienenen RDNA-3-Modellen basierende Hochrechnungen und auch den Blick auf die Radeon Pro W7800 näherungsweise bestimmen.
Die simulierte Radeon RX 7800 XT im Benchmark
Zuletzt bemühte Igor's Lab eben jene, um die kolportierte Radeon RX 7800 XT zu simulieren respektive deren Leistung zu schätzen. Da die auf der Navi-31-GPU basierende Radeon Pro W7800 über 32 GB Grafikspeicher verfügt, wurde die Hälfte des VRAMs künstlich alloziert, sodass Spiele nur 16 GB nutzen konnten. Außerdem wurde der Takt angepasst. Den Benchmark-Ergebnissen zufolge landet die Grafikkarte in UHD im Durchschnitt 12,5 Prozent vor der Radeon RX 6800 XT (Test) und damit genau zwischen GeForce RTX 4070 (Test) und RTX 4070 Ti (Test), wobei derartige Experimente selbstredend mit großer Vorsicht zu betrachten sind.
Den Benchmarks zufolge schaffte es die simulierte Radeon RX 7800 XT derweil nicht, sich von der Radeon RX 6900 XT (Test) oder gar der RX 6950 XT (Test) abzusetzen. Das speist unweigerlich die Spekulationen, dass AMD die RDNA-3-Mittelklasse hinauszögert, weil die Performance-Zugewinne gegenüber den jeweiligen Vorserienmodellen überschaubar ausfallen und die Produkte im direkten Wettbewerb zu den derzeit im Abverkauf befindlichen High-End-Lösungen der RDNA-2-Generation stünden. Das wiederum hätte beim Verkaufsstart einer leistungsgleichen Next-Gen-Lösung einen für AMD unvorteilhaften Preiskampf der eigenen Produkte zur Folge.
Eine erste Aufnahme des Navi-32-Packages
Dafür spricht auch, dass Navi 32, also das nächstkleinere GPU-Package, das mutmaßlich bei Radeon RX 7800, RX 7700 XT und RX 7700 zum Einsatz kommen soll, schon Ende Mai im Hintergrund eines YouTube-Video von Forbes zu sehen war, wie erst vor wenigen Tagen Twitter-Nutzer @AnhPhuH aufgefallen ist.
Navi 32 kombiniert einen in Relation zum größeren Navi-31-MCM rund 30 Prozent kleineren GCD-Die für die eigentliche GPU mit bis zu vier MCDs für je 16 MB L3-Cache beziehungsweise den Infinity Cache und die Speicheranbindung. Wie viele Compute Units der Vollausbau bietet, ist nicht endgültig geklärt, insofern bleibt offen, ob AMD eine Radeon RX 7800 XT auch mit Navi 32 umsetzen kann. Mutmaßlich aber nicht, denn dann wäre diese Vorgehensweise auch bereits bei der Radeon Pro W7800 eine energie- und kosteneffizientere Wahl gewesen.
Mutmaßliche Spezifikationen im Überblick
Die bestätigten Spezifikationen der bereits erschienenen RDNA3-Grafikkarten sowie Gerüchte und Hochrechnungen zu den potenziellen zukünftigen Modellen hat die Redaktion in der nachfolgenden Tabelle zusammengetragen. Weil wiederum keine Taktraten bekannt sind, ist es für eine konkrete Hochrechnung und Einordnung der Gaming-Leistung zu früh.
Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass die Informationslage weiterhin äußerst dünn ist; insbesondere bei der Anzahl der TMUs und ROPs sowie beim Cache. Dementsprechend ist es nicht unwahrscheinlich, dass die aufgeführten Grafikkarten in anderer Konfiguration, unter anderem Namen oder gar nicht erscheinen werden. Da einige der kolportierten Modelle hinsichtlich ihrer Spezifikationen und damit auch Leistung nahe beieinander liegen würden, ist insbesondere fraglich, ob beispielsweise eine Radeon RX 7800 und Radeon RX 7700 XT koexistieren können. Und bei der Radeon RX 7700 machen derzeit gleich zwei Konfigurationen die Runde, wobei die kleinere Variante aus Sicht der Redaktion realistischer erscheint – es sei denn, AMD verzichtet auf das XT-Modell.
RX 7900 XTX | RX 7900 XT | RX 7800 XT* | RX 7800* | RX 7700 XT* | RX 7700* | RX 7600 | RX 7500* | |
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Architektur | RDNA 3 | |||||||
GPU | Navi 31 | Navi 32 | Navi 33 | |||||
Design | Chiplet 1 × GCD + 6 × MCD |
Chiplet 1 × GCD + 5 × MCD |
Chiplet 1 × GCD + 4 × MCD |
Chiplet 1 × GCD + 3 × MCD |
Monolithisch | |||
Fertigung | TSMC N5 (GCD) TSMC N6 (MCD) |
TSMC N6 | ||||||
Chipgröße | 300 mm (GCD) 37 mm (1 × MCD) |
~200 mm (GCD) ~37 mm (1 × MCD) |
204 mm² | |||||
Transistoren | 57,7 Mrd. | ? | 13,3 Mrd. | |||||
Compute Units | 96 | 84 | 70 | 60 | 54 | 42/48 | 32 | 24 |
FP32-ALUs | 6.144/12.288 | 5.376/10.752 | 4.480/8.960 | 3.840/7.680 | 3.456/6.912 | 2.688/5.376 3.072/6.144 |
2.048/4.096 | 1.536/3.072 |
RT-Kerne | 96, 2nd Gen | 84, 2nd Gen | 70, 2nd Gen | 60, 2nd Gen | 54, 2nd Gen | 42/48, 2nd Gen |
32, 2nd Gen | 24, 2nd Gen |
KI-Kerne | 192, 1st Gen | 168, 1st Gen | 140, 1st Gen |
120, 1st Gen |
108, 1st Gen |
84/96, 1st Gen |
64, 1st Gen | 48, 1st Gen |
Game/Base-Takt | 2.300 MHz | 2.000 MHz | ? | 2.250 MHz | ? | |||
Boost-Takt | 2.500 MHz | 2.400 MHz | 2.625 MHz | |||||
FP32-Leistung | 61 TFLOPS | 52 TFLOPS | ? | 11 TFLOPS | ? | |||
FP16-Leistung | 123 TFLOPS | 103 TFLOPS | 22 TFLOPS | |||||
Textureinheiten | 384 | 336 | 280 | 240 | 216 | 168/192 | 128 | 96 |
ROPs | 192 | 140 | 128 | 84/96 | 64 | 48 | ||
L2-Cache | 6.144 KB | 4.096 KB | 2.048 KB | |||||
Infinity-Cache | 96 MB, 2nd Gen | 80 MB, 2nd Gen | 64 MB, 2nd Gen | 48 MB, 2nd Gen | 32 MB, 2nd Gen | |||
IC-Bandbreite | 2,5 TB/s | 2,0 TB/s | ? | 200 GB/s | ? | |||
Speicher | 24 GB GDDR6 | 20 GB GDDR6 | 16 GB GDDR6 | 12 GB GDDR6 | 10/12 GB GDDR6 | 8 GB GDDR6 | 6 GB GDDR6 | |
-durchsatz | 20 Gbps | 18 Gbps | ||||||
-interface | 384 Bit | 320 Bit | 256 Bit | 192 Bit | 128 Bit | 96 Bit | ||
-bandbreite | 960 GB/s | 880 GB/s | 640 GB/s | 576 GB/s | 432 GB/s | 288 GB/s | 216 GB/s | |
Slot-Anbindung | PCIe 4.0 ×16 | PCIe 4.0 ×8 | ||||||
TBP | 355 Watt | 315 Watt | 275 Watt | ? | 225 Watt | ? | 165 Watt | ? |
*Angaben nicht offiziell bestätigt! |
Nicht explizit berücksichtigt sind bei alldem die Überlegungen, dass AMD bei Navi 32 im Nachgang an die enttäuschende Energieeffizienz respektive Takt-Ausbeute bei Gaming-Last der Radeon RX 7900 XT(X) mit recht kurzfristigen und umfangreichen Anpassungen reagieren hätte wollen. Das Gerücht basiert auf der inzwischen mehrfach untermauerten Theorie, dass bei der Entwicklung von RDNA 3 etwas nicht so gelaufen ist, wie von AMD beabsichtigt. Demnach benötigt Navi 31 schlicht und ergreifend wesentlich mehr Energie als gedacht, um mit einer GeForce RTX 4090 konkurrieren zu können – und dafür seien in Hardware gegossene Fehler verantwortlich, die sich nicht einfach beheben lassen. Letztlich bleibt das aber Spekulation.
Hinweis: Das Titelbild dieser Meldung zeigt die Radeon RX 7900 XT MBA.