Fehlalarm: Android-Funktion macht Notrufzentralen zu schaffen
Notrufzentralen aus unterschiedlichen Regionen der Welt erhalten derzeit überdurchschnittlich viele unbeabsichtigte Anrufe. Auch hierzulande ist dieses Phänomen inzwischen vermehrt zu beobachten. Ursache dafür soll eine Notruf-Funktion aktueller Android-Smartphones sein, die viele Anwender aus der Hosentasche heraus auslösen.
Jeder dritte Notruf erfolgt unbeabsichtigt
Wie der Kölner Stadt-Anzeiger schon am vergangenen Mittwoch berichtete, registrierte beispielsweise die Kölner Feuerwehr zuletzt einen Anstieg aller eingehenden Notrufe um 50 Prozent. An der Anzahl der tatsächlichen Einsätze habe sich jedoch nichts geändert. Grund dafür soll ein Android-Update sein, das es Nutzern ursprünglich erleichtern sollte, einen Notruf zu tätigen. Offenkundig hat Google den Prozess aber so stark vereinfacht, dass Anwender die Notruf-Funktion nach dem Update immer häufiger versehentlich aus der Hosentasche heraus aktivieren.
Auch die Berliner Feuerwehr ist mit diesem Problem konfrontiert. So berichtet etwa rbb24, es seien auch während der Unwetter in der vergangenen Nacht immer wieder falsche Notrufe bei den Rettungskräften eingegangen. „Jeder dritte Anruf in der Unwetternacht war ein Taschenanruf“, warnte etwa Thomas Kirstein von der Berliner Feuerwehr. Das kostet die Mitarbeiter in den Leitstellen wertvolle Zeit, da diese nicht einfach frühzeitig auflegen dürfen, nur weil sie zu Beginn des Telefonats keine Stimme hören. Schließlich gibt es auch Notfälle, in denen die Anrufer nicht reden können und daher bei einem Notruf anderweitig auf sich aufmerksam machen müssen.
Ungewollte Notrufe häufen sich ab Android 13
Dass dieses Problem weltweit auftritt, zeigen beispielsweise Berichte aus Kanada oder dem Vereinigten Königreich, die in diesem Zusammenhang ebenfalls auf die Notruf-Funktion von Android verweisen. Letztere erlaubt es Benutzern aktueller Android-Versionen, einen Notruf auszulösen, indem sie fünf Mal hintereinander die Power-Taste ihres Smartphones betätigen. Gerade bei hektischen Bewegungen im Alltag, wie sie beispielsweise im Rahmen sportlicher Aktivitäten auftreten, kann dies schnell zu einer unbeabsichtigten Auslösung eines Notrufs führen.
Wie GoogleWatchBlog bereits in der vergangenen Woche berichtete, besteht diese Funktion grundsätzlich schon länger. Jedoch habe Google offenbar mit Android 13 Maßnahmen umgesetzt, durch die die Notruf-Funktion empfindlicher reagiert, was schließlich zu den genannten Fehlanrufen führt. Erst mit der Verbreitung von Version 13 des Google-Betriebssystems haben die unbeabsichtigten Anrufe bei den Leitstellen demnach zugenommen.
Google verweist auf Gerätehersteller
Laut dem Bericht von rbb24 weist Google die Verantwortung für das Problem von sich. Demnach sehe der Konzern grundsätzlich die jeweiligen Gerätehersteller in der Pflicht, die Notruf-Funktion korrekt umzusetzen und dem Fehlverhalten durch entsprechende Updates ein Ende zu setzen. Das Unternehmen stelle den Herstellern sogar Anleitungen und Ressourcen zur Verfügung, die ihnen dabei helfen, unbeabsichtigten Notrufen vorzubeugen. Einige Hersteller sollen auch inzwischen Softwareupdates zur Lösung des Problems bereitgestellt haben. Anwender sind daher dazu angehalten, regelmäßig zu prüfen, ob neue Updates für ihr Android-Smartphone bereitstehen und diese gegebenenfalls zu installieren.
Darüber hinaus können Benutzer einem Fehlalarm aber auch manuell vorbeugen, indem sie die Funktion in den Systemeinstellungen ihres Android-Smartphones deaktivieren oder zumindest einen Alarmton abspielen lassen, sobald ein Notruf abgesetzt wird. Zu finden ist die zugehörige Einstellung unter Sicherheit und Notfälle > Notfall-SOS
. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die Deaktivierung dieser Funktion keineswegs die Möglichkeit beeinträchtigt, über die reguläre Wahl einer Notrufnummer die jeweilige Notrufzentrale zu erreichen.