Poly Voyager Free 60+ im Test: HPs In-Ears mit Touchscreen-Ladecase, Dongle und Transmitter
Die HP Poly Voyager Free 60+ UC stechen vor allem aufgrund ihres Ladecases mit OLED-Touchscreen und Bluetooth-Transmitter sowie dem USB-Dongle samt LC3 mit Vielseitigkeit aus der Masse hervor. Während die Telefonie überzeugt, lassen Bedienung und Sitz zu wünschen übrig.
Die HP Poly Voyager Free 60+ UC versuchen den Spagat zwischen Arbeit und Freizeit zu schlagen, indem die In-Ear-Kopfhörer einen USB-Bluetooth-Dongle für den Anschluss an jedem Windows-PC und Mac mitliefern und unter anderem für Microsoft Teams, Zoom, Google Meet sowie Google Voice zertifiziert sind. Sie können aber auch über Bluetooth 5.3 direkt mobil mit Android und iOS genutzt werden. Neben dem BT700-USB-A-Adapter ist zudem das Ladecase mit Display und Touchscreen eine Besonderheit. Denn darüber können viele Funktionen der In-Ears jederzeit gesteuert werden, unabhängig davon, ob sie über Bluetooth oder Funk-Adapter betrieben werden. Es dient obendrein selbst als Bluetooth-Transmitter für analoge Audioquellen.
Der Lieferumfang der HP Poly Voyager Free 60+ UC umfasst neben den Ohrhörern und dem Touchscreen-Ladecase den BT700-Bluetooth-USB-Adapter, ein USB-C-Ladekabel, ein 3,5-mm-Audio-auf-USB-C-Kabel sowie Silikon-Aufsätze in den Größen S, M und L. Günstig sind die In-Ear-Kopfhörer allerdings nicht, denn HP verlangt 364,95 Euro. Im Handel ist das hier getestete Modell für rund 300 Euro erhältlich.
Technische Daten und Funktionen der Voyager Free 60+
10-mm-Treiber mit Bluetooth 5.3 und Multipoint
Die HP Poly Voyager Free 60+ UC setzen auf dynamische Treiber mit einem Durchmesser von 10 mm. Abseits des Frequenzgangs von 20 Hz bis 20 kHz macht der Hersteller keine weitere Angaben. Für die Funkübertragung wird Bluetooth 5.3 unterstützt, wobei Multipoint die Verbindung mit bis zu zwei Bluetooth-Geräten gleichzeitig ermöglicht. So können beispielsweise Anrufe vom Smartphone schnell angenommen werden, auch wenn die Kopfhörer gerade an einem PC genutzt werden. Für das schnelle Koppeln mit einem Windows-PC wird auch Microsoft Swift Pair unterstützt.
LC3 nur mit Bluetooth-Dongle
Als Audio-Codecs werden AAC, aptX und SBC unterstützt. Ein HD-Codec mit höherer Bandbreite fehlt den Kopfhörern somit ebenso wie ein Codec oder proprietärer Modus für eine geringe Latenz.
In Verbindung mit dem mitgelieferten BT700-Bluetooth-Adapter nutzen die Voyager Free 60+ hingegen den Audio-Codec LC3, allerdings nur beim Einsatz des Bluetooth-Dongles und nicht für die Übertragung mit Smartphones. Auch in Verbindung mit einem Smartphone wie dem Google Pixel 7, das LE Audio unterstützt, wird LC3 nicht angeboten.
Jeder Ohrhörer wiegt 5,8 g und misst 16 × 26,1 × 37,8 mm, womit sie etwas größer ausfallen als viele andere aktuelle Modelle. Die Akkukapazität in jedem Exemplar beträgt 70 mAh.
Touchscreen macht das Ladecase größer und schwerer
Das Ladecase kommt bei Maßen von 54,5 × 72 × 33,1 mm hingegen auf ein Gewicht von 80 g. Das Touchscreen-OLED-Display erhöht das Gewicht spürbar, es bleibt aber trotzdem noch im Rahmen. Die Akkukapazität des Ladecases beträgt 580 mAh. Während die Ohrhörer nach rund 2 Stunden wieder voll aufgeladen sind, benötigt das Ladecase rund 3 Stunden. Neben USB-C kann das Ladecase auch kabellos nach Qi-Standard geladen werden.
Rund 7 Stunden Akkulaufzeit mit ANC
Die Akkulaufzeit gibt HP mit insgesamt bis zu 24 Stunden an, wenn Musik gehört und ANC genutzt wird. Dies setzt sich aus 8 Stunden über die Ohrhörer und weiteren 16 Stunden über das Ladecase zusammen. In der Praxis konnte diese Akkulaufzeit bei einem bunten Musikmix und mittlerer Lautstärke mit AAC und aktivem ANC nicht erreicht werden. Nach 7:11 Stunden war der Akku der Ohrhörer leer, was im Vergleich zur Konkurrenz dennoch ein guter Wert ist.
Drei Mikrofone je Ohrhörer für ANC, Transparenz und Telefonie
In den Poly Voyager Free 60+ UC kommt ein Array aus drei Mikrofonen pro Earbud zum Einsatz. Hierüber bieten die In-Ears ein hybrides, adaptives ANC, bei dem nach innen und außen gerichtete Mikrofone die Geräuschreduzierung optimieren. Der Nutzer kann wählen, ob er das adaptive ANC nutzen möchte, das sich der Umgebung anpasst, oder den normalen Modus, der immer gleich stark filtert. Bei der Telefonie werden zudem Hintergrundgeräusche gefiltert, um sie nicht mit an den Gesprächspartner zu übertragen. Darüber hinaus verfügen die Poly Voyager Free 60+ UC über zwei Transparenzmodi: „Umgebung“ und „Sprache“. Bei „Umgebung“ werden die Außengeräusche über die Mikrofone an die Ohren des Trägers weitergeleitet, bei „Sprache“ werden hingegen die Geräusche direkt vor dem Träger verstärkt, um Gespräche von Angesicht zu Angesicht verständlicher zu machen. Sowohl Transparenz als auch ANC lassen sich auf Wunsch vollständig ausschalten.
Bei einem Anruf schalten die In-Ears automatisch von Transparenz auf ANC beziehungsweise dessen Deaktivierung um. Ein aktiver Anruf wird zudem auf dem Display des Ladecases angezeigt und ermöglicht dort das Stummschalten des Mikrofons und die Anpassung der Lautstärke, ohne an die Ohrhörer greifen zu müssen – und beim Gegenüber für Störgeräusche zu sorgen.
Touchscreen-Ladecase mit Steuerungsfunktionen
Mit dem Touchscreen-Ladecase können die In-Ears nicht nur aufgeladen, sondern auch gesteuert werden. Zunächst zeigt das Ladecase auf dem OLED-Display den Akkustand der Ohrhörer und des Ladecases an. Auf dem Touchscreen können aber auch das ANC und der Transparenzmodus aktiviert und der jeweilige Modus ausgewählt werden. Die Lautstärke kann ebenfalls jederzeit über das Ladecase angepasst und die Audioquelle gewechselt werden, wenn mehrere Geräte verbunden sind. Darüber hinaus ist es möglich, das Pairing über Bluetooth zu starten und die Musikwiedergabe zu steuern. Für das kleine Touchdisplay mit wenig Platz sind die Möglichkeiten überraschend vielfältig.
Klassischer USB-Dongle für den PC
Der BT700-USB-A-Adapter ist ein klassischer USB-Dongle, mit dem die In-Ears an Computer ohne eigene Bluetooth-Verbindung angeschlossen werden können. Ist der USB-Dongle verbunden, werden die Ohrhörer automatisch gekoppelt, sobald sie aus dem Ladecase genommen werden. Der Dongle leuchtet dann blau. Einen USB-C-Adapter liefert HP nicht mit, bietet jedoch eine Variante der Poly Voyager Free 60+ UC an, die direkt mit USB-C-Dongle geliefert wird. Der kleine Dongle wird direkt im Ladecase verstaut und ist so immer dabei, wenn man die In-Ears mitführt.
Das Ladecase als Bluetooth-Transmitter
Das Ladecase der Poly Voyager Free 60+ UC hat aber noch eine weitere Funktion, denn es kann auch als Bluetooth-Transmitter dienen, um analoge Audioquellen auf die Kopfhörer zu übertragen. Das mitgelieferte 3,5-mm-Audio-auf-USB-C-Kabel wird hierfür einfach über den Klinkenstecker an die Audioquelle angeschlossen und via USB-C mit dem Ladecase verbunden. So lässt sich beispielsweise auch das Entertainment-System im Flugzeug oder jede andere Quelle mit 3,5-mm-AUX-Ausgang auf die In-Ears übertragen. Das funktioniert ebenso wie die Nutzung des USB-Adapters in der Praxis sehr gut, einfach und unproblematisch.
HP Poly Voyager Free 60+ UC | Nothing Ear (2) | Anker Soundcore Liberty 4 | Samsung Galaxy Buds 2 Pro | |
---|---|---|---|---|
Bluetooth-Standard: | 5.3 | |||
Audio-Codecs: | SBC, AAC, aptX | SBC, AAC, LHDC | SBC, AAC, LDAC | SBC, AAC, SSC |
Bedienung: | Tasten | Touch | ||
Akkulaufzeit der Ohrhörer: | 8,0 (ANC) h | 6,3/4,0 (ANC) h | 9,0/7,0 (ANC) h | 8,0/5,0 (ANC) h |
Akkulaufzeit mit Ladecase: | 24,0 h | 36,0 h | 28,0 h | 29,0 h |
Wireless Charging: | Ja | |||
ANC: | Ja | |||
Einzelnutzung: | Ja | |||
IP-Zertifizierung: | IP54 | IPX4 | IPX7 | |
Gewicht je Ohrhörer / nur Ladecase: | 5,8/80,0 g | 4,5/51,9 g | 6,0/43,0 g | 5,5/43,4 g |
USB-Ladeanschluss: | USB-C | |||
Abmessungen Ladecase: | 33,10 × 72,00 × 54,50 mm | 22,00 × 55,50 × 55,50 mm | 29,00 × 58,70 × 56,50 mm | 50,10 × 50,20 × 27,70 mm |
Preis: | ab 129 € | 149 € | ab 80 € | ab 112 € |
Die In-Ear-Kopfhörer sind nach IP54 gegen Staub und Wasser geschützt, so dass sie selbst bei Regen oder schweißtreibendem Sport getragen werden können.
Steuerung mit Tasten und Swipe
Bei der Steuerung setzt Poly auf eine Swipe-Geste und eine Taste an beiden Ohrhörern, die rechts und links identisch belegt sind. Eine grundlegende Anpassung der Steuerung ist nicht möglich, lediglich für die Swipe-Geste lassen sich vordefinierte andere Aktionen auswählen, aber auch dann nur für beide Ohrhörer gleich. Die Swipe-Geste führt kontextbezogene Aktionen durch. Während der Musikwiedergabe kann über sie die Lautstärke angepasst werden, bei einem Anruf schaltet sie hingegen das Mikrofon stumm und im Bereitschaftsmodus können das ANC und der Transparenzmodus gewechselt werden.
Die einzelne Taste an jedem Ohrhörer dient hingegen dem Starten und Pausieren der Musikwiedergabe, dem Annehmen und Beenden von Anrufen, dem Aktivieren des Sprachassistenten des Smartphones, wenn sie 2 Sekunden gedrückt gehalten wird, oder dem Bluetooth-Pairing, wenn sie vier Sekunden gedrückt gehalten wird.
Zweifaches oder gar dreifaches Drücken der Taste ist nicht belegt, obwohl dies problemlos möglich wäre.
Die Steuerung ist somit nicht vollständig über die Ohrhörer möglich, da beispielsweise nicht zum nächsten Titel gesprungen werden kann, was aber über das Ladecase möglich ist, und die Swipe-Geste auch nicht immer die passende Aktion bereitstellt. Das Ein- und Umschalten des ANC ist über die Ohrhörer bei der Musikwiedergabe nicht möglich, ohne die Lautstärkesteuerung zu deaktivieren. In der Praxis löst man die Swipe-Funktion darüber hinaus beim Nachjustieren der Ohrhörer immer wieder ungewollt aus. Entsprechende Ansagen und Hinweistöne machen darauf immerhin aufmerksam, sofern das in der App nicht deaktiviert ist.
Auto-Play und Auto-Pause nur mit beiden Ohrhörern
Der Infrarotsensor in den Ohrhörern dient als Trageerkennung und kann genutzt werden, um die Musikwiedergabe zu pausieren, wenn die In-Ears aus dem Ohr genommen werden. Allerdings nur, wenn beide aus dem Ohr genommen werden, denn einer allein reicht dafür nicht aus. Einer ist jedoch genug, um die Musikwiedergabe fortzusetzen, wenn er wieder eingesetzt wird. Die Funktion zu Auto-Play/Auto-Pause ließ sich in der Poly-Lens-App trotz Schieberegler hierfür nicht deaktivieren. Der Regler springt nach dem Schließen des Untermenüs einfach immer wieder zurück und aktiviert die Funktion von allein wieder.
Problemlose Einzelnutzung
Da die Funktionen beider Ohrhörer identisch sind, gestaltet sich auch die Einzelnutzung völlig unproblematisch. Der Wechsel zwischen Mono und Stereo und in die andere Richtung erfolgt zudem unterbrechungsfrei.
Poly-Lens-App mit Cloud-Anbindung
Über die Poly-Lens-App können Einstellungen am Gerät und Firmware-Updates vorgenommen sowie der Akkustand eingesehen und nach dem letzten bekannten Standort der Ohrhörer gesucht werden. Die App kann wahlweise mit Account und Cloud-Anbindung oder als Gast genutzt werden. Die App steht dafür nicht nur für Android und iOS zur Verfügung, sondern auch für Windows und macOS. Die Einstellungen verbergen sich hinter Ausklappmenüs, die optisch wenig Halt bieten.
Während Optionen etwa zum Sidetone, also der Möglichkeit, die eigene Stimme bei Telefonaten zu hören, sinnvoll sind, wirken viele Einstellungen zu Sprache, Klingeltönen, Benachrichtigungen und Lautstärke etwas aufgebläht und so umfassender, als sie eigentlich sind.
Umfangreiche Anpassungen für das ANC und den Transparenzmodus fehlen aber abseits der beschriebenen Profile ebenso wie inzwischen weitverbreitete Funktionen wie ein Hörtest sowie die Möglichkeit, die Steuerung umfassend zu individualisieren und den Klang anhand einer Klangkurve über einen Equalizer selbst anzupassen.
Kein richtiger Equalizer in der App
Denn die App bietet gar keinen richtigen Equalizer und keine individuellen Klangprofile, die man speichern kann. Hinter dem Menüpunkt „Equalizer“ verstecken sich lediglich drei Voreinstellungen – „Tiefen“, „Mitten“ und „Höhen“. Ab Werk ausgewählt ist „Tiefen“. Welche Voreinstellung den neutralsten Klang bietet, geht aus der Beschreibung nicht hervor, denn ein vierter Modus, der keinen Bereich betont, fehlt schlicht.
Angenehmer, aber viel zu lockerer Sitz
Beim Tester ließ sich mit keiner der drei Aufsatzgrößen ein durchweg fester Sitz der Poly Voyager Free 60+ UC erzielen. Die Aufsätze sind größer und weiter ausgelegt als bei vielen Konkurrenten, sollen mit ihrer ovalen Form aber nur abdichten und nicht tief in den Gehörgang eindringen. Da so die Ohrhörer selbst zu weit außen sitzen, lockerten sie sich immer wieder. Für Sport sind sie – zumindest beim Tester – deshalb nicht geeignet. Doch wie immer gilt, dass der Sitz individuell sehr unterschiedlich ist.
Die für einen guten Klang und ein optimales ANC nötige Abdichtung ließ sich deshalb nur zeitweise erzielen, bis die Ohrhörer wieder verrutscht sind. Auch anderen Personen, die die In-Ears ausprobierten, ging es im Test so.
Hinzu kommt, dass man die Ohrhörer durch die Wischgeste etwa für die Lautstärke immer wieder in ihrer Position verändert und meist auch lockert. Beim Nachjustieren bedient man dann wie geschildert oft ungewollt aber wieder die Touchfläche.
Der Klang der Poly Voyager Free 60+
Der Klang der Poly Voyager Free 60+ betont ab Werk die Bässe etwas zu sehr, was dafür sorgt, dass die Mitten deutlich zu kurz kommen und überlagert werden. Je nach Musikrichtung und persönlicher Vorliebe ist dies mehr oder weniger gravierend. In der Poly-Lens-App sollte die Voreinstellung für den Equalizer deshalb auf „Mitten“ geändert und nicht auf der Werkseinstellung „Tiefen“ belassen werden. Diese Einstellung verhilft dem Klang zu mehr Klarheit und lässt Details nicht so schnell untergehen. Die Höhen kommen tatsächlich dann bei der Voreinstellung „Höhen“ noch besser hervor. Umso tragischer erscheint es, dass man in der App keine feinere Abstimmung des Klangs vornehmen kann.
Mit dem Profil „Mitten“ haben die Voyager Free 60+ weder mit Bässen noch Höhen ein Problem und werden selbst bei maximaler Lautstärke nicht zu hart, wobei sich ein leichtes Zischen einstellt. Der Tiefbass in St Jude von Florence + The Machine geht aber auch bei niedriger Lautstärke vergleichsweise schnell verloren und kann nicht mehr hörbar ausgespielt werden.
Der Klang der HP Poly Voyager Free 60+ ist somit insgesamt gut, jedoch nicht hervorragend. Er setzt sich weder positiv noch negativ von der Konkurrenz ab.
Analyse des Frequenzverlaufs
Auch bei den kabellosen In-Ear-Kopfhörern führt ComputerBase Messungen zum Frequenzverlauf durch. Hierfür wird auf das miniDSP Headphone & Earphone Audio Response System (H.E.A.R.S.) in Verbindung mit der Software REW zurückgegriffen. Hierbei handelt es sich nicht um eine IEEE-standardisierte Messstation. Sie liefert jedoch gute Vergleichswerte, die insbesondere eine Vergleichbarkeit der betrachteten Kopfhörer untereinander ermöglicht. Die Mikrofone im rechten und linken Ohr des miniDSP H.E.A.R.S. sind kalibriert. Da das miniDSP H.E.A.R.S. kein Innenohr modelliert, sondern über einen geraden Gehörgang verfügt, sind die Messungen allein kein ausreichendes Kriterium, den Klang abschließend zu beurteilen, sondern können nur als Ergänzungen zu den Schilderungen gesehen werden. Auch Klarheit und Dynamik lassen sich nicht bewerten.
Der Schalldruck ist bei allen Kopfhörern bei 300 Hz auf circa 84 dB kalibriert – nicht alle In-Ears lassen sich hier auf genau 84 dB einstellen, so dass eine Abweichung von 1 dB nach oben und unten in Kauf genommen werden muss. Alle Messungen werden nach Herstellervorgaben von 20 Hz bis 20 kHz mehrfach und mit unterschiedlichen Ohrhörerpositionen durchgeführt, um diese Einflüsse zu berücksichtigen und einen schlechten Sitz zu erkennen. Bei In-Ears zeigt sich dieser schnell in starken Ausreißern, einem unsauberen Frequenzverlauf oder völlig fehlendem Bass bei schlechter Abdichtung. Die Ergebnisse sind aus fünf Messungen je Seite bei bestem festgestellten Sitz gemittelt und geglättet. Eine gerade Linie bei 84 dB entspräche messtechnisch einer neutralen Präsentation der Frequenzen, die in der Realität aber nie erreicht wird.
Die Frequenzanalyse der Poly Voyager Free 60+ zeigt auch bei der hierfür genutzten Voreinstellung „Mitten“ eine Betonung des Bassbereichs. Der restliche Verlauf ist gut abgestimmt.
Interessant ist, wie sich die Voreinstellungen in der Frequenzanalyse unterscheiden, weshalb auch sie zur besseren Visualisierung jeweils einzeln gegenübergestellt werden.
Diese Analyse zeigt, dass die Voreinstellungen „Mitten“ und „Tiefen“ tatsächlich nur im Bass verschieden sind. „Mitten“ und „Höhen“ unterscheidet hingegen lediglich die Betonung der Höhen bei der Voreinstellung „Höhen“. Somit kann das Profil „Mitten“ als das neutrale Profil angesehen werden, bei dem kein Bereich verstärkt wird.
ANC der Poly Voyager Free 60+
Das ANC der Poly Voyager Free 60+ liefert gute Ergebnisse, aber auch hier gilt, dass es bessere Lösungen auf dem Markt gibt. Die Geräuschunterdrückung reduziert sowohl im Modus „Standard“ als auch „Adaptive“ in erster Linie tiefe Frequenzen, schafft es jedoch etwa bei Regengeräuschen nicht, das Plätschern und den plötzlichen Donner so stark zu filtern wie die Konkurrenten in Form der Bose QuietComfort Earbuds II (Test), der Sony WF-1000XM4 (Test) oder der AirPods Pro (Test).
Positiv ist, dass keine Einstellung ein störendes Grundrauschen aufkommen lässt.
Guter Transparenzmodus
Der Transparenzmodus liefert ein gutes Ergebnis ab und klingt angenehm neutral, ohne Frequenzen so zu verstärken, dass sie hart werden. Während Poly davon spricht, dass der Modus „Sprache“ Geräusche vor dem Träger durchleitet, „Umgebung“ hingegen alle Geräusche im Umfeld, ist der Unterschied hier jedoch nicht in der Position des Gegenübers zu suchen, sondern in den Frequenzen. Der Transparenzmodus „Sprache“ lässt nämlich gerade nicht alle Frequenzen hindurch, die vor dem Träger positioniert sind, sondern nur die für Sprache wichtigen. Natürlicher und angenehmer klingt deshalb der Modus „Umgebung“.
Sehr gute Telefonie
Bei der Telefonie überzeugen die HP Poly Voyager Free 60+ UC mit einem angenehmen Klang und einer sehr guten Verständlichkeit. Die Umgebung wird dabei nicht vollständig unterdrückt und herausgefiltert, was wiederum der Sprachqualität zu Gute kommt. In diesem Punkt gehören die In-Ear-Kopfhörer zu den besten Modellen im Testfeld, was ihrem Einsatzzweck gerecht wird.
Latenz der Voyager Free 60+
Mit SBC, AAC und aptX verfügen die Poly Voyager Free 60+ nicht über einen Audio-Codec mit besonders niedriger Latenz, wenn sie mit dem Smartphone verbunden werden. Entsprechend stellt sich im Test die übliche Verzögerung zwischen Bild und Ton ein, wenn die Software ihrerseits keine Synchronisierung vornimmt.
Interessant ist zudem, wie sich der Einsatz des Bluetooth-Dongles auf die Latenz auswirkt, da hierbei LC3 als Codec genutzt wird. Aber auch beim Einsatz des USB-Bluetooth-Dongles ist die Latenz nicht deutlich geringer, sondern liegt bei etwa 160 ms.
In-Ear-Kopfhörer | Latenz |
---|---|
HP Poly Voyager Free 60+ | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) / 160 ms (LC3, BT700-Dongle) |
Nothing Ear (2) | 160 ms (Android, SBC/iOS, AAC) / 60 ms (Low-Latency-Modus) |
Anker Soundcore Liberty 4 | 180 ms (Android, LDAC) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Huawei FreeBuds 5i | 120 ms (Android/iOS, Gaming-Mode) / 180–200 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Bose QuietComfort Earbuds II | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Samsung Galaxy Buds 2 Pro | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) / 60–90 ms (Galaxy-Smartphone, SSC + Spielemodus) |
Jabra Elite 5 | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Google Pixel Buds Pro | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Huawei FreeBuds Pro 2 | 100–120 ms (Android/iOS, Gaming-Mode) / 160–180 ms (Android, LDAC/iOS, AAC) |
Sony LinkBuds S | 160–180 ms (Android, LDAC/iOS, AAC) |
Shokz OpenRun Pro | 170 ms (Android/iOS, SBC) |
Skullcandy Grind Fuel | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Porsche Design PDT60 | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
EarFun Air Pro SV | 85 ms (Android/iOS, Gaming-Mode) / 170–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Amazon Echo Buds | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Sony LinkBuds | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Shure Aonic Free | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Jabra Elite 4 Active | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, SBC) |
Jabra Elite 3 | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, SBC) |
Soundcore Liberty 3 Pro | 180 ms (Android, LDAC) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
EarFun Free Pro 2 | 90 ms (Game-Mode) / 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC) |
Jabra Elite 7 Pro | 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC) |
Jabra Elite 7 Active | 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC) |
Apple AirPods (3. Generation) | 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC) |
grell TWS/1 | 160–180 ms (Android, aptX Adaptive/iOS, AAC) |
Klipsch T5 II True Wireless ANC | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Samsung Galaxy Buds 2 | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
EarFun Air Pro 2 | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Razer Hammerhead True Wireless (2021) | 60 ms (Android/iOS, Gaming-Mode) / 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
OnePlus Buds Pro | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Nothing ear (1) | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Huawei FreeBuds 4 | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Sony WF-1000XM4 | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) / 160–180 ms (Android, LDAC) |
EarFun Free 2 | 70 ms (Low-Latency-Modus) / 180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Google Pixel Buds A-Series | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Yamaha TW-E3A | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Skullcandy Indy ANC | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
Skullcandy Dime | 160–180 ms (Android/iOS, SBC) |
Marshall Mode II | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Master & Dynamic MW07 Plus Lamborghini | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, SBC) |
Epos GTW 270 Hybrid | 60 ms (USB-C-Dongle) / 160–180 ms (Android, aptX/iOS, SBC) |
Klipsch T5 II True Wireless Sport McLaren Edition | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Anker Soundcore Liberty Air 2 Pro | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
JBL Live Free NC+ | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Samsung Galaxy Buds Pro | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Cambridge Audio Melomania Touch | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Razer Hammerhead True Wireless Pro | 60–70 ms (Android/iOS, Gaming-Mode) / 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
EarFun Air Pro | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Scendo Snapods | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Adidas FWD-01 | 160–180 ms (Android/iOS, SBC) |
Jabra Elite 85t | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Bose QuietComfort Earbuds | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Creative Outlier Air V2 | 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Beats Powerbeats Pro | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Aukey EP-N5 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Belkin Soundform True Wireless | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sennheiser CX 400BT True Wireless | 160–180 ms (Android, aptX) / 120 ms (iOS, AAC) |
LG Tone Free FN6 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Huawei FreeBuds Pro | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Teufel Airy True Wireless | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Samsung Galaxy Buds Live | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
EarFun Air | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sony WF-SP800N | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
JBL Live 300TWS | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Google Pixel Buds (2. Gen.) | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sony WF-XB700 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Adidas RPD-01 | 160–180 ms (Android/iOS, SBC) |
Skullcandy Sesh Evo | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Skullcandy Indy Fuel | 160–180 ms (Android/iOS, SBC) |
Mpow M9 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Anker Soundcore Spirit X2 | 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Anker Soundcore Spirit Dot 2 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Audio-Technica ATH-CK3TW | 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, SBC) |
iFrogz Airtime Sport | 160–180 ms (Android, AAC) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
JBL Reflect Flow | 160–180 ms (Android, AAC) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
JBL Tune220TWS | 160–180 ms (Android, AAC) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Huawei FreeBuds 3i | 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Honor Magic Earbuds | 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Anker SoundCore Liberty Air 2 | 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Sony WF-1000XM3 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sennheiser Momentum True Wireless 2 | 160–180 ms (Android, aptX) / 120 ms (iOS, AAC) |
Samsung Galaxy Buds+ | 160–180 ms (iOS, AAC/Android) / 80 ms (Spielemodus mit Samsung-Smartphone) |
Bose SoundSport Free | 160–180 ms (iOS, AAC) / 300 ms (Android) |
Jabra Elite Active 75t | 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC) |
Padmate PaMu Slide | 160–180 ms (iOS/Android, aptX) |
Jabra Elite 75t | 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC) |
Apple AirPods Pro | 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC) |
Sennheiser Momentum True Wireless | 60–80 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
EarFun Free (2. Gen.) | 160–180 ms |
EarFun Free | 160–180 ms |
Yobybo Card20 | 160–180 ms |
Apple AirPods (2. Gen.) | 160–180 ms |
Huawei FreeBuds 3 | 60–80 ms |
Razer Hammerhead | 180 ms / Gaming-Mode: 60–80 ms |
Creative Outlier Gold | 160 ms |
Anker Soundcore Liberty 2 Pro | 60–80 ms |
Cambridge Audio Melomania 1 | 180 ms |
Xiaomi Redmi AirDots | 160–180 ms |
Jaybird Vista | 160 ms |
Skullcandy Indy | 160–180 ms |
Skullcandy Sesh | 160–180 ms |
TaoTronics SoundLiberty 53 | 200 ms |
Fazit
Die HP Poly Voyager Free 60+ UC stechen aus der Masse an In-Ear-Kopfhörern durch ihre enorme Vielseitigkeit hervor, die sich durch das Bluetooth-USB-Dongle und das Ladecase ergeben. Mit dem USB-Adapter können die In-Ears problemlos auch an Computern ohne Bluetooth genutzt werden – mit dem Ladecase, das gleichzeitig als Bluetooth-Sender fungiert, sogar an jeder Audioquelle mit 3,5-mm-Klinkenanschluss. Darüber hinaus lassen sich die Funktionen auf dem OLED-Display des Ladecases tatsächlich gut steuern. Wäre die Bedienung direkt über die Ohrhörer oder die Struktur der App jedoch besser gelungen, bräuchte man diese Optionen gar nicht.
Während der Klang, die aktive Geräuschunterdrückung und der Transparenzmodus gut sind, sich jedoch nicht aus der Masse hervortun können, gehört die Sprachqualität bei der Telefonie zum Besten, was bisher im Testfeld abgeliefert wurde. Damit unterstreichen die beispielsweise für Microsoft Teams und Zoom zertifizierten In-Ear-Kopfhörer ihren Anspruch in dieser Hinsicht.
Die Trageerkennung mit Auto-Play und Auto-Pause funktioniert zwar gut, die Umsetzung und der Fehler in der App verhageln jedoch den Nutzen. Die sehr gute Einzelnutzung, Multipoint, Swift Pair und Wireless Charging können die Poly Voyager Free 60+ UC hingegen ebenso wie die überdurchschnittliche Akkulaufzeit auf der Habenseite verbuchen.
Unverständlich ist, dass der Audio-Codec LC3 nur in Kombination mit dem USB-Adapter genutzt wird, nicht jedoch bei der Verbindung zum Smartphone. Hier fehlt mit AAC und aptX ein HD-Codec. In der kritisierten App fehlen vor allem ein echter Equalizer, der über die drei Voreinstellungen hinausgeht, und die Möglichkeit, die Bedienung anzupassen. Dass nur einfaches Drücken auf der Taste der Ohrhörer überhaupt mit einer Funktion belegt ist, obwohl noch Funktionen fehlen, ist unverständlich. Ein großes Manko im Test war zudem der viel zu lockere Sitz der Ohrhörer, der auch von anderen Personen bestätigt wurde. Die Ohrhörer lockern sich schon nach wenigen Minuten immer wieder, was nicht nur den Einsatz beim Sport unmöglich macht, sondern im Alltag dazu führt, dass man den Sitz ständig nachjustiert, was wiederum häufige Fehleingaben über das Touchfeld zur Folge hat. Beliebige andere Silikonaufsätze lassen sich bei den In-Ears aber nicht nutzen.
Für den hohen Preis von derzeit rund 300 Euro sind die HP Poly Voyager Free 60+ UC somit die vielseitigsten In-Ear-Kopfhörer, die ComputerBase bisher getestet hat, ob der Kritikpunkte aber dennoch nur für wenige Nutzer tatsächlich eine sinnvolle Option.
- Sehr gute Telefonie
- Ladecase mit Display, Touchscreen und Bluetooth-Sender
- Sehr vielseitig einsetzbar
- Guter Klang
- Multipoint
- Swift Pair
- Auto-Play und Auto-Pause
- Sehr gute Einzelnutzung
- Wireless Charging
- Zu lockerer Sitz
- LC3 nur mit Bluetooth-Dongle
- Kein richtiger Equalizer
- Wenig Einstellungsmöglichkeiten für die Bedienung
ComputerBase hat die Poly Voyager Free 60+ UC leihweise von HP zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Test fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
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