Kapazitätsausbau: Indien zahlt 70 Prozent für Microns Packaging-Fab
Über chinesische Social-Media-Kanäle hat Micron den Ausbau in China angekündigt, ein interessanter Schachzug angesichts des vor wenigen Wochen eingesetzten Banns von Micron-Produkten durch chinesische Behörden. Gleichzeitig stellt sich Micron trotzdem breiter auf und hofft auf umfangreiche Förderungen in Indien.
Via WeChat hat Micron die Ankündigung vorgenommen, das Packaging-Werk in Xi'an auszubauen. Dafür wird es sowohl Ausrüstung von Powercheng Semiconductor übernehmen als auch den Standort an sich weiter ausbauen, um die Bedürfnisse des chinesischen Marktes zu bedienen, schreibt der Hersteller.
Micron ist seit 2016 an dem Standort aktiv und beschäftigt 1.200 feste Angestellte. Nach der Erweiterung und den Ausbau für rund 600 Millionen US-Dollar sollen in den kommenden Jahren 500 weitere Arbeiter in Brot und Lohn stehen. Insgesamt wird Micron dann mehr als 4.500 Angestellte in China beschäftigen.
Die umfangreichen Ausführungen auf der chinesischen Social-Media-Plattform dürften auch als Fingerzeig in Richtung der Politik gelten. Micron war hier zuletzt das sprichwörtliche Bauernopfer geworden, welches im Handelsstreit der USA mit China um Hochtechnologie auf chinesischer Seite nun einen Schuldigen brauchte. Micron will vermutlich mit der Ansage die Wogen etwas glätten und hofft, dass die Sanktionen stetig etwas lockerer respektive in der Umsetzung dann verwässert werden. Direkt und offiziell aufgehoben werden sie vermutlich nicht, denn das Zeichen der Führungsstärke wird China so schnell nicht ablegen.
Microns Packaging-Werk in Indien nimmt Gestalt an
Auch das Thema einer ATMP-Fabrik (assembly, testing, marking and packaging) in Indien ist zurück auf dem Tisch. Ende April hieß es bereits, die Regierung sei geneigt, Microns Vorhaben eines Neubaus hier zu unterstützen. Wie Bloomberg nun berichtet, könnte das Investitionsvolumen am Ende sogar auf 2 Milliarden US-Dollar steigen, Micron würde rund eine Milliarde US-Dollar beisteuern, der Rest kommt vom Staat. Eine offizielle Ankündigung könnte in der kommenden Woche erfolgen, Indiens Prime Minister Narendra Modi besucht dann die USA.
Wie Reuters heute berichtet, soll der Umfang des Werks in Indien auf 2,7 Milliarden US-Dollar angewachsen sein und wurde von der indischen Regierung entsprechend abgesegnet. Ziemlich genau die Hälfte, rund 1,34 Milliarden US-Dollar, sollen vom Staat als Unterstützung an Micron fließen.
Für Micron ist es ein extrem gutes Geschäft: Wie der Hersteller bestätigte, investiert Micron 825 Millionen US-Dollar in die neue Test- und Packaging-Fab für DRAM und NAND in zwei Phasen. Die Gesamtsumme beläuft sich jedoch auf 2,75 Milliarden US-Dollar, der ganze Rest wird vom Staat (50%) und dem Bundesstaat Gujarat (20%) getragen. Selten dürfte ein Hersteller günstiger an eine neue Fab-Anlage gekommen sein.