Mikrotransaktionen fliegen: Kart-Racer Chocobo GP entfernt alle Zusatzkäufe
Eigentlich war Chocobo GP durch die Verbindung von niedlichen Figuren und flotter Action ein spannender Kart-Racer. Es war allerdings auch ein Vollpreis-Spiel voller Mikrotransaktionen, die sonst in Mobile-Spielen der Free-to-Play-Klasse in die Tasche greifen wollen. Diese hat Square Enix nun komplett entfernt.
Mit dem Nintendo-Switch-exklusiven Chocobo GP wollte Square Enix vom Mario-Kart-Boom profitieren. Dazu wurde auf Charaktere aus Final Fantasy zurückgegriffen. Inhaltlich war Chocobo GP durchaus kompetent, die Monetarisierung war jedoch zu viel Salz in der Suppe.
Mehrere Währungen und damit unklare Kostenstrukturen, ein Battle Pass mit exklusiven Inhalten und viel Grind, geringes Einkommen, „Timesavers“, und eine kinderfreundliche Aufmachung in einem Vollpreistitel(!) wurden erwartbar kritisiert und als Sand im Getriebe eines an sich unterhaltsamen Rennspiels bezeichnet. Ins Bild passte dabei, dass erspielte Beträge der Premium-Währung nach fünf Monaten verfallen sollten, während gekaufte Beträge unbegrenzt lange erhalten blieben. Die Botschaft war klar: Spieler wurden deutlich aufgefordert, Geld auszugeben.
Neue Version ist einfach ein Spiel
Angenommen wurden die Mechaniken nicht im erwarteten Umfang. Die Unterstützung des Spiels wurde schon im Dezember 2022, nur rund neun Monate nach der Erstveröffentlichung eingestellt, neue Seasons und größere Updates werde es nicht mehr geben, schrieb Square Enix damals. Schon im Zuge der Ankündigung wurde die Premium-Währung Mythrill aus dem Spiel genommen. Deutlicher konnte Square Enix kaum mitteilen, dass Spiel und Käufe zu wenig Nachfrage generiert hatten.
In der neuen Version können nun alle Inhalte der Seasons mit Ingame-Währung freigeschaltet werden, was zuvor unmöglich war. Diese sind dabei nicht länger an eine Saison gekoppelt, sondern können jederzeit erspielt werden. Darüber hinaus wird die Lite-Version von Chocobo GP im Grunde eingestellt: Sie wird nicht mehr angeboten. Besitzer der alten Free-to-Play-Basisfassung können allerdings einen Upgrade-DLC kaufen, der die Inhalte der Vollversion freischaltet und es dadurch erlaubt, Spielfortschritte und Spielstände zu übernehmen. Damit ist Chocobo GP nun ein echter Vollpreistitel und ein echtes Spiel geworden – das es schon zum Verkaufsstart hätte sein müssen.
Kein Einzelfall sondern Methode
Dass Chocobo GP in seiner Urform auf wenig Gegenliebe stoßen würde, war eigentlich abzusehen. Das Ergebnis passt jedoch gut ins Bild, das Square Enix seit einigen Jahren abgibt. In westlichen Ländern bekannte Marken wie Tomb Raider wurden samt Studios veräußert, stattdessen setzt der Publisher auf Trends. Das waren zunächst Live-Service-Spiele, bei denen Zusatzkäufe im Mittelpunkt der Bemühungen standen.
Inhaltlich gaben die Titel wenig Grund sie zu spielen, sie wirkten seelen- und ideenlos – und scheiterten mit Ansage – ihre Kernidee war inspirierte Monetarisierung, nicht inspiriertes Gameplay. Chocobo GP steht hier in einer Reihe mit Babylons Fall oder Marvel's Avengers. Künftig setzt Square Enix hingegen auf NFT-Spiele. Auch dort steht bei der Präsentation das Verdienen von Geld im Vordergrund; Symbiogenesis klingt deshalb schon in der Beschreibung wie eine dystopische Hamsterrad-Hölle.