Mobilfunk entlang der Schiene: Deutsche Bahn und Telekom ziehen positives Zwischenfazit
Deutsche Bahn und Telekom hatten sich vor rund zwei Jahren zum Ziel gesetzt, bis Ende 2026 einen lückenlosen Mobilfunk entlang aller Bahnstrecken zu erreichen. 100 Mbit/s waren als Minimum angesetzt, 200 Mbit/s das Ziel. Laut aktuellem Zwischenfazit lägen die Partner mit 97 Prozent entlang der Hauptverkehrsstrecken vor dem Plan.
Beide Unternehmen vermelden heute LTE mit 200 Mbit/s für 97 Prozent der Hauptverkehrsstrecken der Deutschen Bahn. Für die perspektivisch lückenlose Mobilfunkversorgung hat die Telekom laut eigener Aussage rund 300 Mobilfunkmasten neu gebaut sowie 700 bestehende Funkstandorte modernisiert oder erweitert. Alle 2,5 Tage sei ein neuer Mobilfunkstandort hinzukommen, erklärte Srini Gopalan, Deutschlandchef der Telekom. Auch in Zukunft sollen gemeinsam mit der Telekom zügig Lücken im Mobilfunknetz geschlossen und die Bandbreiten weiter ausgebaut werden, sagte Daniela Gerd tom Markotten, DB-Vorständin für Digitalisierung und Technik.
Vorgaben der Bundesnetzagentur
Die Ausbaumaßnahmen erfolgen nicht gänzlich freiwillig, maßgeblich gibt die Bundesnetzagentur eine Datenrate von 100 Mbit/s an allen Hauptverkehrsstrecken vor, für Nebenstrecken liegt die Vorgabe bei 50 Mbit/s. Diese Auflagen habe die Telekom bereits erfüllt, heißt es in der Ankündigung.
Aktueller Stand entlang der Schiene
Im Juni 2021 war von den zwei beteiligten Unternehmen bekanntgegeben worden, bis Ende 2026 das gesamte Streckennetz lückenlos mit Mobilfunk versorgen zu wollen. Die Kooperation sieht vor, dass auf den insgesamt 33.400 km Sprache und Daten im Zug genutzt werden können. Bis Ende 2024 sollen 7.800 km auf den Hauptverkehrsstrecken, auf denen alle ICE- und die wichtigsten IC-Züge fahren, mit einer Datenrate von mehr als 200 Mbit/s versorgt werden. In diesem Punkt beläuft sich der aktuelle Stand auf 97 Prozent. Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom AG, erklärte damals auf Nachfrage, dass sich 200 Mbit/s nicht der gesamte Zug teilen müsse, sondern jeder einzelne Nutzer diese Datenrate erhalten soll.
Im zweiten Schritt sollen bis Ende 2025 auf weiteren 13.800 km fahrgaststarker Strecken, auf denen pro Tag mehr als 2.000 Fahrgäste unterwegs sind, ebenso Datenraten von über 200 Mbit/s realisiert werden. Alle sonstigen Strecken, die sich auf 12.000 km belaufen, wollen Deutsche Bahn und Telekom bis Ende 2026 mit einer Datenrate von über 100 Mbit/s versorgen.
Für die fahrgaststarken Strecken liege man derzeit bei einer Ausbaurate von 90 Prozent für LTE mit 200 Mbit/s. Bei den sonstigen Strecken jenseits der Hauptverkehrs- und der fahrgaststarken Strecken gibt der Netzbetreiber nach aktuellem Stand 100 Mbit/s für 95 Prozent der Telekom-Kunden an.
Maßnahmen an den Zügen
Zum besseren Mobilfunkempfang beitragen sollen auch Maßnahmen an den Zügen. Neue Fernverkehrszüge wie der ICE 3neo oder der ICE L werden mit mobilfunkdurchlässigen Scheiben ausgerüstet. Bei Nahverkehrszügen werde über die Aus- oder Nachrüstung mit funkdurchlässigen Scheiben – etwa durch nachträgliche Bearbeitung der Scheiben mit Laser-Technologie – gemeinsam mit den Aufgabenträgern vor Ort entschieden. Erst im Februar dieses Jahres wurde aber auch erklärt, dass man die Fernzüge nicht mit modernen 5G-Repeatern ausstatten wird. 5G muss somit über Maßnahmen wie die neuen Fenster in den Zug und direkt zum Anwender kommen.
Anspruchsvolle Streckenabschnitte im Fokus
In den kommenden Monaten sollen die verbleibenden, besonders anspruchsvollen Streckenabschnitte in den Fokus rücken. Dazu gehören Standorte, an denen etwa strenge Vorgaben von Natur- oder Denkmalschutz zu beachten sind, der Platz für Funkmasten knapp ist oder steile Abhänge oder Böschungen das Bauen erschweren. Die Deutsche Bahn will die Telekom mit Infrastruktur wie Grundstücken, Anschlüssen an Glasfaserleitungen oder Flächen auf Gebäuden und an Mobilfunkmasten unterstützen. Hunderte Verträge seien bereits geschlossen worden, zudem seien über 100 Eisenbahntunnel für den Mobilfunkempfang fit gemacht worden. Die Tunnelröhren können nur zum Teil über Mobilfunkmasten versorgt werden, die die Funksignale in die Tunnel strahlen. In langen – insbesondere gekrümmten – Tunneln müssen der Deutschen Bahn zufolge für einen besseren Empfang zusätzliche Antennen eingebaut werden. Das sei aufwändig, weil dafür die Tunnel zur Sicherheit für den Zugverkehr gesperrt werden müssen.