Nvidia GeForce RTX 4060 im Test: Lautstärke, Temperatur, Leistungsaufnahme und OC
3/4Lautstärke und Kühlung (Update)
Die MSI GeForce RTX 4060 Ventus 2x Black geht beim Spielen nicht gerade leise zur Sache. Ein Grund: Die Lüfter agieren unter Last mit 2.000 Umdrehungen pro Minute. Hinzu kommt, dass sie ein wahrnehmbares Eigengeräusch produzieren, hier machen sich die Sparmaßnahmen negativ bemerkbar. Die Ventilatoren erzeugen vor allem bei hohen Drehzahlen unschöne Resonanzen, die auch bei 2.000 rpm noch deutlich zu hören sind – dabei aber noch lange nicht ihren Höhepunkt erreicht haben.
Mit einer gemessenen Lautstärke von 40,5 dB ist die GeForce RTX 4060 Ventus 2x Black am Ende ziemlich, wenn auch noch nicht störend laut. Dennoch rauscht es aus einem geschlossenen Gehäuse gut hörbar vor sich hin, was zwar für eine High-End-Grafikkarte noch akzeptabel ist, in Anbetracht der offiziell 115 Watt TDP jedoch durchaus überrascht – auch mit Blick auf die kompakten Abmessungen der Grafikkarte.
Die MSI Ventus 2x Black ist lauter als die versammelte Konkurrenz
AMDs kaum längeres, aber mit deutlich größerem Radiator viel schwereres Referenzdesign der Radeon RX 7600 bleibt mit 33,5 dB spürbar leiser als die getestete GeForce RTX 4060, auch Nvidias eigene GeForce RTX 4060 Ti Founders Edition arbeitet mit 33,5 dB klar leiser.
Dasselbe gilt für das wesentlich ausladendere Custom-Design der Asus GeForce RTX 3060 Strix OC, das ebenso leise 33,5 dB erreicht. Dessen „Premiumkühler“ ist zwar deutlich größer, muss dafür aber 170 Watt abführen.
PNY: Besser und schlechter als MSI
Die PNY GeForce RTX 4060 Verto hat einen leicht besseren Kühler als das MSI-Modell. Bei der PNY-Karte agieren die Lüfter mit etwas geringeren 1.830 Umdrehungen pro Minute und auch die Lautstärke fällt mit 37,5 Dezibel etwas geringer aus. Auch die GeForce RTX 4060 Verto ist damit nicht leise, für die meisten Spieler wird der Geräuschpegel beim Spielen jedoch akzeptabel sein.
Allerdings hat PNY aus unerklärlichen Gründen keinen Fan-Stop integriert, die Lüfter drehen auf dem Windows-Desktop weiter. Und mit 1.130 Umdrehungen pro Minute ist die Grafikkarte dabei durchaus zu hören, was völlig unnötig ist. Hier disqualifiziert sich die Grafikkarte für viele dann gleich wieder.
Temperaturen unter Last (Update)
Die MSI GeForce RTX 4060 Ventus 2x Black erreicht zwar keine Eiszeit-Temperaturen beim Spielen, bleibt mit einer Edge-Temperatur von 70 °C und einem Hotspot von 85 °C allerdings dennoch kühl. Hier zeigt sich also durchaus noch etwas Spielraum für einen leiseren Betrieb. Allerdings lässt sich bei der Grafikkarte die Temperatur des GDDR6-Speichers nicht auslesen. Es kann also nicht ausgeschlossen werden, dass dieser verhältnismäßig warmläuft.
Zugleich zeigt sich aber auch, dass das Kühlsystem der Grafikkarte alles andere als effektiv ist. Denn obwohl die GeForce RTX 4060 von MSI im Testfeld am wenigsten Energie benötigt, sind die Temperaturen bei hoher Lautstärke klar höher als bei allen anderen Modellen. Die GeForce RTX 4060 Ti bleibt zum Beispiel 10 °C kühler, obwohl mehr Verlustleistung abgeführt werden muss. Nvidias eigener Kühler ist entsprechend deutlich leistungsstärker.
Erwähnenswert ist die hohe GPU-Temperatur von 50 °C im Idle-Modus, alle anderen GeForce-Grafikkarten bleiben deutlich kühler. Ein wirkliches Problem stellt aber auch dies noch nicht dar, da die Lüfter dennoch nicht anlaufen.
Die GeForce RTX 4060 Verto kommt bei geringerer Lautstärke auf beinahe dieselben Temperaturwerte beim Spielen wie die MSI-Karte, entsprechend ist das Kühlsystem auf dem PNY-Modell besser. Auch auf dem Windows-Desktop bleibt die GPU deutlich kühler, doch drehen bei dem Modell eben auch die Lüfter im 2D-Modus weiter.
Leistungsaufnahme: Spiele, YouTube, Desktop (Update)
Auf dem Windows-Desktop benötigt die GeForce RTX 4060 13 Watt im 4K60-Betrieb und 16 Watt bei 4K144, was typische Werte für eine Ada-Lovelace-Grafikkarte sind. Das Einsteiger-Exemplar kann sich also nicht von den anderen, schnelleren Modellen absetzen, platziert sich aber dennoch durchgängig vorne im Testfeld. AMDs Radeon RX 7600 zieht bei 60 Hz weniger Energie, bei 144 Hz dagegen viel mehr.
Im Dual-Monitor-Betrieb braucht die GeForce RTX 4060 dann leicht mehr Energie als noch zum Beispiel die GeForce RTX 4060 Ti, mit 20 und 22 Watt bleibt die Leistungsaufnahme jedoch niedrig. Dasselbe gilt für die Videowiedergabe auf YouTube, jeweils 23 Watt lassen sich dort mit der Grafikkarte messen. Beim praxisnahen „Fensterbewegungstest“ gilt mit 21 respektive 30 Watt Ähnliches, obwohl die GeForce RTX 4060 in dieser Disziplin am schlechtesten abschneidet.
Leistungsaufnahme in Games
Beim Spielen gibt es dann eine Überraschung. Die getestete MSI GeForce RTX 4060 Ventus 2x Black benötigt nicht 115 Watt wie angegeben (und obwohl sich die Grafikkarte laut allen gängigen Tools (basierend auf der Telemetrie der Grafikkarte) sehr eng an Nvidias Standardvorgaben hält), sondern mit am PCIe-Slot und 8-Pin-Anschluss gemessenen bis zu 131 Watt deutliche 16 Watt oder 14 Prozent mehr. Dieser Wert gilt für Ultra HD, doch auch bei der praxisnahen Full-HD-Messung zeigt das Messgerät immer noch 126 Watt an, während die Telemetrie die offiziellen knapp 115 Watt meldet, mit denen Nvidia auch geworben hat.
Ein detaillierterer Blick zeigt: Nicht nur der Lastzustand ist davon betroffen, auch im Leerlauf stimmt etwas nicht, doch in diesem Fall genau im entgegengesetzten Fall. Statt der real gemessenen 16 Watt im 4K144-Betrieb meldet die Grafikkarte selbst 53 Watt. Das Verhalten weicht deutlich von der bekannten Regel ab, laut der die Telemetrie Werte nahe an der Realtität meldet.
Nicht nur die Ventus 2x ist davon betroffen, das haben Rücksprachen mit anderen Testern im Vorfeld der Veröffentlichung des Testberichts gezeigt. Erwähnenswert ist, dass bei manchen die hohe per Telemetrie gemeldete Leistungsaufnahme im Idle-Modus auch anliegen soll. Bei anderen meldet die Telemetrie dagegen einen niedrigen Wert, der dann sogar messbar ist. Unisono berichten wiederum alle Tester über die gemeldeten ca. 115 Watt unter Last, die in der Realität übertroffen werden.
Die Telemetrie „klemmt“
Nvidia hat mittlerweile bestätigt, dass es mit der Telemetrie der GeForce RTX 4060 Schwierigkeiten gibt, und arbeitet an einer Fehlerbehebung. Wie sie aussehen wird, verrät der Hersteller noch nicht. Im Endeffekt sind aber nur zwei Szenarien denkbar:
- Die Telemetrie meldet die falschen Werte, der gemessene Verbrauch bei den ermittelten Taktraten ist korrekt. Nach dem Bugfix müsste die Telemetrie höhere Werte melden. Die Leistung bliebe gleich.
- Die Telemetrie meldet den Zielzustand, aber die Grafikkarte geht darüber hinaus – bei Verbrauch und Takt. Nach dem Bugfix müsste die Grafikkarte auch real weniger elektrische Leistung aufnehmen, würde niedriger takten und obendrein langsamer sein.
Da Nvidia seit Wochen mit 115 Watt oder weniger Leistungsaufnahme wirbt, ist der erste Fall nur schwer vorstellbar, doch auch der zweite birgt Sprengstoff: Denn mit 4 Prozent Vorsprung auf die Radeon RX 7600 im Parcours der Redaktion könnte ein Bugfix, der die Leistungsaufnahme und damit den Takt einfängt, schnell dahingeschmolzen sein – und beiden Herstellern ist die Positionierung direkt miteinander konkurrierender Produkte extrem wichtig.
Eine Antwort auf die Frage, ob mehr als ein „Bug“ hinter dem Verhalten zum Markstart steckt, ist derzeit allerdings reine Spekulation.
Davon abgesehen und damit unabhängig von einer politischen Dimension sind auch 126 Watt als sehr niedrig zu bezeichnen. Die GeForce RTX 3060 verbraucht beim Spielen mit 169 Watt ein gutes Stück mehr und die Radeon RX 7600 kommt mit 160 Watt ebenfalls nicht an die neue Nvidia-Grafikkarte heran. Die GeForce RTX 4060 ist 25 Watt sparsamer als die GeForce RTX 4060 Ti.
Mit einem FPS-Limiter reduziert sich der Bedarf der GeForce RTX 4060 in Full HD von 126 Watt auf runde 100 Watt. Auch mit dem langsamsten RTX-4000-Modell lässt sich also die Leistungsaufnahme reduzieren, wenn die FPS nicht voll ausgefahren werden müssen. Bei den schnelleren Karten ist das Einsparpotenzial jedoch deutlich größer.
Energieeffizienz in FPS pro Watt (Update)
Die GeForce RTX 4060 arbeitet sehr energieeffizient. An die sehr guten Ergebnisse der GeForce RTX 4080 kommt die Grafikkarte in Full HD zwar nicht heran, doch erreicht das neue Einsteiger-Modell in der Disziplin FPS pro Watt immer noch einen sehr guten zweiten Platz. Die Effizienz steigt gegenüber der GeForce RTX 3060 um hohe 73 Prozent an, auch die Radeon RX 7600 wird mit einem Vorsprung von 30 Prozent klar geschlagen.
Mit aktiviertem FPS-Limiter ist die Energieeffizienz dann immer noch gut, aber klar schlechter als bei den großen RTX-4000-Modellen – weil bei diesen mit dem Rückschritt auf das FPS-Limit viel mehr FPS eingespart werden können. Dennoch liegt die GeForce RTX 4060 vor der versammelten Konkurrenz von AMD und Intel, die GeForce RTX 3060 wird noch um 45 Prozent geschlagen.
Übertakten: OC von GPU und Speicher
Am Power-Limit der MSI GeForce RTX 4060 Ventus 2x Black – und vermutlich gilt das auch für viele andere Custom-Designs – lässt sich nichts drehen, auf diesem Weg ist der Grafikkarte (die ab Werk ohnehin über den Takt limitiert wird) also nicht mehr Leistung zu entlocken. Durch klassisches OC per MHz-Schieber hingegen schon.
So lässt sich der GPU-Takt der Grafikkarte um 155 MHz erhöhen, bevor es zu ersten Abstürzen kommt. In Spielen arbeitet der AD107-Chip dann mit bis zu 2.970 MHz, die 3.000-MHz-Marke wird also knapp verfehlt. Der 8 GB große GDDR6-Speicher lässt sich um gute 1.256 MHz übertakten, 9.757 MHz sind bei dem Testexemplar problemlos möglich.
In Dead Space, wo die GPU ab Werk am weitesten vom Power-Limit entfernt ist, erhöht sich dadurch die Performance um 5 Prozent. Wenn das Power-Limit in anderen Spielen früher eingreift, fällt der Leistungszuwachs entsprechend geringer aus.