Nvidia zur GeForce RTX 4060: Grafikkarte bringt 13 mal mehr Leistung* und „Less Power“
Am 29. Juni erscheint die GeForce RTX 4060 mit 8 GB Grafikspeicher ab rund 330 Euro; mit ersten Tests ist einen Tag vorher zu rechnen. Schon jetzt gibt Nvidia einen ersten Ausblick auf die Leistung der kleinsten Ada-Lovelace-Grafikkarte für Spieler – und bedient sich dabei einiger bemerkenswerter Vergleiche und Metriken.
Die GeForce RTX 4060 bietet 13 mal mehr Leistung*
Die 60er-Klasse ist bei PC-Spielern besonders beliebt, schlussfolgert Nvidia korrekt beim Blick auf die Steam-Hardwareumfrage. Die GeForce RTX 4060 ist für den Hersteller daher zweifelsohne eine wichtige Grafikkarte, die bis zu 13 mal schneller wird, wie es plakativ auf einer Folie heißt. Und direkt zu Beginn eines Videos, in dem Nvidia vorherige Karten der 60er-Leistungsklasse gegen die neue Grafikkarte antreten lässt, bringt die kleine Ada-GPU rund vier mal so viele FPS auf den Bildschirm wie eine GeForce GTX 1060 (Test). Die Zielgruppe ist mit dem Einstieg über den Vergleich zur populären Grafikkarte aus dem Jahr 2016 klar definiert: Die GeForce RTX 4060 richtet sich an Spieler, die schon länger nicht mehr aufgerüstet haben.
Nur so kommt auch die eingangs erwähnte Beschleunigung um den Faktor 14 zustande, nämlich indem die GTX 1060 der Fußnote zufolge mit ihrer Pascal-Architektur ohne dedizierte RT-Kerne in einigen Spielen zu Raytracing-Berechnungen gezwungen und die RTX 4060 mit DLSS inklusive Frame Generation (Test) bevorteilt wird. Die Angabe, dass die Leistung ohne Frame Generation, aber weiterhin mit Raytracing und DLSS Super Resolution immerhin noch um den Faktor 8 ansteigt, ist ebenso wenig hilfreich.
Dessen wird sich auch Nvidia bewusst sein, denn der Hersteller stellt auch den Vergleich zur GeForce RTX 2060 (Test) sowie zur GeForce RTX 3060 an. Ob es sich um die ursprüngliche Variante mit 12 GB Speicher (Test) oder aber die langsamere 8-GB-Version handelt, das verrät Nvidia nicht. Es sei aber zu Gunsten des Herstellers einmal angenommen, dass die erstere gemeint ist.
Und wie der kleinere, dunkelgraue Balken neben der Ampere-Grafikkarte verrät, ist ohne Frame Generation, aber weiterhin mit DLSS Super Resolution und Raytracing bei der GeForce RTX 4060 mit einer Leistungssteigerung von rund 20 Prozent zu rechnen. Werden diese Faktoren ausgeblendet, so bleibt bei reiner Rasterizer-Last im Vergleich zur GeForce RTX 3060 12 GB wahrscheinlich noch ein Plus von um die 15 Prozent, sofern der lediglich 8 GB große Grafikspeicher nicht limitiert.
Die Spezifikationen geben einen Leistungsgewinn kaum her
Mit dem Blick auf die Spezifikationen der RTX-4000-Grafikkarten überrascht das nicht. Die GeForce RTX 4060 kommt mit ihrer AD107-GPU auf 24 Streaming Multiprocessors und damit 3.072 FP32-ALUs, wohingegen es bei der bereits erschienenen GeForce RTX 4060 Ti 8 GB (Test) 34 SMs und 4.352 FP32-Einheiten sind. Bei identischem Takt und keiner Begrenzung durch den Speicherausbau ist bei linearer Skalierung folglich mit einer um rund 30 Prozent reduzierten Gaming-Leistung zu rechnen. Beim Blick auf aktuelle Benchmarks der Redaktion wird deutlich: Die Full-HD-Leistung der GeForce RTX 4060 Ti minus 30 Prozent entspricht einer GeForce RTX 3060.
Die GeForce RTX 4060 8 GB wäre damit nach der ernüchternden Radeon RX 7600 (Test) und der für 8 GB VRAM zu teuren GeForce RTX 4060 Ti – wenig überraschend – die nächste „Next-Gen“-Grafikkarte, die beim Preis-FPS-Verhältnis im Vergleich zu GeForce RTX 3000 und Radeon RX 6000 auf der Stelle tritt, sofern das RTX-Featureset nicht ausgereizt wird. Nvidia wiederum verweist auf eben dieses: Rund vier Fünftel der Käufer einer RTX-4000-Grafikkarte schalten DLSS und Raytracing ein, so die Angaben des Herstellers. Und dann hat Nvidia noch ein besonders bizarres Argument.
GeForce RTX 4060 bedeutet „Less Power“
„Less Power“, so heißt es ein wenig verwunderlich über einem Vergleich der GeForce RTX 4060 zur RTX 3060. Gemeint ist in diesem Fall aber nicht die Grafikleistung, sondern der Stromverbrauch. Dass Ada Lovelace in Kombination mit TSMC 4N sehr effizient arbeitet, ist kein Geheimnis. Und wenn die neue 60er im Vergleich zur vorherigen schon nicht viel mehr FPS liefert, so erreiche sie dieses Ergebnis im Durchschnitt mit 110 Watt statt 170 Watt. Für Spieler in Deutschland ergebe das bei 10 Stunden PC-Gaming pro Woche immerhin eine Ersparnis von 0,6 kWh. Und bei einem Strompreis von 48 Cent pro kWh lassen sich so in vier Jahren rund 60 Euro sparen, rechnet Nvidia vor.
Die Überlegung, dass es für Besitzer einer GeForce RTX 3060 attraktiv erscheint, zur unverbindlichen Preisempfehlung von rund 330 Euro zur kaum stärkeren GeForce RTX 4060 zu wechseln, um in vier Jahren rund 60 Euro zu sparen, mutet ein wenig krude an. Dass eine Kilowattstunde Strom in Deutschland gegenwärtig rund 35 Cent kostet und ab 40 Cent ohnehin die Strompreisbremse greifen würde, sei einmal dahingestellt.
Laut Nvidia das bessere Upgrade
Was Nvidia vermutlich zum Ausdruck bringen will: Die GeForce RTX 4060 stellt für Besitzer wesentlich älterer Genrationen mit ihrer hohen Effizienz und dem Ada-Featureset den besseren Upgradepfad dar als die GeForce RTX 3060. Und das kann auch hinhauen, solange der Speicherausbau dem keinen Strich durch die Rechnung macht.
RTX 4090 | RTX 4080 | RTX 4070 Ti | RTX 4070 | RTX 4060 Ti | RTX 4060 | |
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Architektur | Ada Lovelace | |||||
GPU | AD102 | AD103 | AD104 | AD106 | AD107 | |
Fertigung | TSMC N4 | |||||
Chipgröße | 608 mm² | 379 mm² | 295 mm² | 190 mm² | 146 mm² | |
Transistoren | 76,3 Mrd. | 45,9 Mrd. | 35,8 Mrd. | ? | ||
SMs | 128 | 76 | 60 | 46 | 34 | 24 |
FP32-ALUs | 16.384 | 9.728 | 7.680 | 5.888 | 4.352 | 3.072 |
RT-Kerne | 128, 3rd Gen | 76, 3rd Gen | 60, 3rd Gen | 46, 3rd Gen | 34, 3rd Gen | 24, 3rd Gen |
Tensor-Kerne | 512, 4th Gen | 304, 4th Gen | 240, 4th Gen | 184, 4th Gen | 136, 4th Gen | 96, 4th Gen |
Base-Takt | 2.230 MHz | 2.210 MHz | 2.310 MHz | 1.920 MHz | 2.310 MHz | 1.830 MHz |
Boost-Takt | 2.520 MHz | 2.510 MHz | 2.610 MHz | 2.475 MHz | 2.535 MHz | 2.460 MHz |
FP32-Rechenleistung | 82,6 TFLOPS | 48,8 TFLOPS | 40,1 TFLOPS | 29 TFLOPS | 22 TFLOPS | 15 TFLOPS |
Textureinheiten | 512 | 304 | 240 | 184 | ? | |
ROPs | 176 | 112 | 80 | 64 | ? | |
L1-Cache | 16.384 KB | 9.728 KB | 7.680 KB | 5.888 KB | 4.352 KB | 3.072 KB |
L2-Cache | 72 MB | 64 MB | 48 MB | 36 MB | 32 MB | 24 MB |
Speicher | 24 GB GDDR6X | 16 GB GDDR6X | 12 GB GDDR6X | 8 GB GDDR6 16 GB GDDR6 |
8 GB GDDR6 | |
Speicherdurchsatz | 21 Gbps | 22,4 Gbps | 21 Gbps | 18 Gbps | 17 Gbps | |
Speicherinterface | 384 Bit | 256 Bit | 192 Bit | 128 Bit | ||
Speicherbandbreite | 1.008 GB/s | 717 GB/s | 504 GB/s | 288 GB/s | 272 GB/s | |
Slot-Anbindung | PCIe 4.0 ×16 | PCIe 4.0 ×8 | ||||
TDP | 450 Watt | 320 Watt | 285 Watt | 200 Watt | 160 Watt | 115 Watt |
Nur noch wenige Tage vor dem Marktstart der GeForce RTX 4060 am Donnerstag hat VideoCardz erste 3DMark-Ergebnisse der neuen AD107-Grafikkarte veröffentlicht. Quelle der Werte seien Tester, die von Nvidia unter NDA mit Mustern der GeForce RTX 4060 ausgestattet wurden und diese Vertraulichkeitsvereinbarung über den Umweg VideoCardz augenscheinlich gebrochen haben. Insofern kann durchaus davon ausgegangen werden, dass die Benchmark-Resultate valide sind, wenngleich sie beim Abgleich sowohl mit den Spezifikationen der GeForce RTX 4060 als auch Nvidias eigenen Leistungsprognosen teilweise zu hoch ausfallen.
Benchmark | vs. RTX 3060 12 GB | vs. RTX 3060 8 GB | |
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3DMark Fire Strike | Performance | + 20 % | + 38 % |
Extreme | + 23 % | + 42 % | |
Ultra | + 19 % | + 50 % | |
3DMark Time Spy | Performance | + 30 % | + 55 % |
Extreme | + 33 % | + 61 % | |
3DMark Port Royal | + 17 % | + 31 % | |
3DMark Speedway | + 17 % | + 58 % |
Berücksichtigt werden sollte nicht zuletzt auch deswegen, dass die Leistung in synthetischen Benchmarks nicht unbedingt als Garant für entsprechende Bildraten in aktuellen Spielen gelten muss. Mit ersten unabhängigen Tests in eben solchen ist laut Gerüchten und gemäß Nvidias Vorgehensweise bei den letzten neuen Grafikkarten bereits am 28. Juni um 15:00 Uhr zu rechnen. ComputerBase wird zu gegebener Zeit mit den gewohnt umfangreichen Spiele-Benchmarks und Analysen aufwarten.
Zur Stunde veröffentlichen einige YouTube-Kanäle bereits erste „Teaser“ zu ihren jeweiligen Tests der GeForce RTX 4060, bei denen es sich nicht um einen Bruch des NDA handelt. Stattdessen sind die entsprechenden Videos und Shorts von Nvidia insofern autorisiert, als dass ausgewählte Influencer unter exklusiver Erlaubnis des Herstellers bereits einen Ausblick auf die neue Grafikkarte geben dürfen, wenn sie den Fokus ihrer Berichterstattung im Rahmen dieser Inhalte auf den Leistungsgewinn per DLSS 3 inklusive Frame Generation legen, nur in ausgewählten Spielen vergleichen und nur mit von Nvidia vorgegebenen Einstellungen testen.
Nvidia spielt die Content Creator folglich gegeneinander aus: Wer früher berichten darf, kann sich einer größeren Aufmerksamkeit und damit einhergehend höherer Einnahmen sicher sein. Entsprechend wird ein Gruppenzwang forciert, denn wer nicht berichtet, verliert potenziell Zuschauer an konkurrierende Kanäle. Für den Hersteller wiederum hat die Vorgehensweise gleich mehrere Vorteile. Einerseits kann Nvidia über den Weg der vermeintlich vertrauenswürdigen Influencer wirksame Werbung platzieren und andererseits ist das Narrativ für die erst am 28. Juni erscheinenden unabhängigen Tests bereits gesetzt: Der erste Eindruck ist der wichtigste.
Wie ComputerBase aus einschlägigen Quellen erfahren hat, will Nvidia in Zukunft häufiger und in breiterem Rahmen auf diese Art der exklusiven Werbeteaser setzen.
Hinweis: Das Titelbild dieser Meldung zeigt die GeForce RTX 4060 Ti 8 GB FE.