Pioneers of Pagonia: Ingame-Szenen und Details zu Volker Wertichs Aufbauspiel
Einige Monate nach der Ankündigung zeigt Envision Entertainment nun per Trailer erste Ingame-Aufnahmen zu Volker Wertichs persönlichem Siedler-Reboot. Gezeigt wird zwar nicht allzu viel, die Community ist aber euphorisch. Pioneers of Pagonia liegt weiterhin im Zeitplan für einen Early-Access-Release gegen Ende dieses Jahres.
Eine fabelhafte Spielwelt mit Magie und Wuselei
Nachdem Die Siedler: Neue Allianzen im Februar beinahe sämtliche Befürchtungen bestätigt hat, liegen die Hoffnungen vieler Freunde des gemütlichen und wuseligen Siedelns auf Pioneers of Pagonia. Zunächst gab es nur einige 2D-Artworks und erste Informationen, insbesondere letztere schürten aber bereits große Erwartungen. Mit einem ersten Ingame-Trailer und weiteren Details zum Indie-Aufbauspiel fängt das deutsche Entwicklerteam aus Ingelheim am Rhein jetzt erneut die Atmosphäre ein, die schon beim ersten Trailer zu Die Siedler: Neue Allianzen in der Luft lag, dann aber bis zum Release Anfang dieses Jahres beinahe vollends verloren ging.
Die Geographie Pagonias ist nicht etwa an das sehr ähnlich klingende Patagonien angelehnt, sondern umfasst eine prozedural generierte Low-Fantasy-Inselwelt mit fruchtbaren Landstrichen, grünen Wäldern und buntem Treiben, wie dem Trailer zu entnehmen ist. Nicht gezeigt werden diverse Geländevariationen wie Sümpfe oder Wüsten, die aber im fertigen Spiel enthalten sein sollen.
Der Spieler betritt Pagonia zu einer Zeit, in der die Welt durch einen Kataklysmus aus dem Gleichgewicht gebracht wurde: Die eigentlich friedliche Natur legt den Siedlern Pagoniern Steine, Ranken und die ein oder andere verfluchte Kreatur in den Weg.
Das Ziel des Szenarios liegt auf der Hand. Spieler sollen die Bewohner durch schwierige Zeiten führen, unberührte Baugründe und versteckte Ressourcen finden und letztlich eine lebendige Siedlung errichten. Envision Entertainment wird derweil nicht müde zu betonen, dass eine prozedural generierte Spielwelt nicht mit rein zufällig zusammengestellten und lieblos gestalteten Karten zu verwechseln sei. Die Qualität der Spielwelt wollen die Entwickler über strenge Regeln garantieren können; die Prozeduralität trage wesentlich zu Wiederspielwert und Abwechslung bei.
Vielfalt bei Waren, Nahrung und Gebäuden
Apropos Abwechslung: Die soll es in Pioneers of Pagonia massig geben. So können Spieler beispielsweise entscheiden, welche Baumarten die Förster pflanzen sollen. Nadelbäume liefern Bauholz, Laubbäume hingegen Material für Waffen und Werkzeuge. Fischer wiederum können im Meer Heringe und in Seen Forellen fangen, Jäger werden in den Wäldern Pagonias auf Hasen, Wildschweine und Hirsche stoßen, Sammler hingegen auf Steinpilze und Himbeeren. Auch Bauern werden nicht zur Monokultur gezwungen, sondern können je nach Bodenbeschaffenheit Kürbisse, Kohl, Flachs, Mais und Weizen anbauen. Letzteres wird in Windmühlen zu Mehl verarbeitet, woraus die Bäcker dann, sofern mit Wasser und Feuerholz versorgt, Brot backen können.
Verschiedene Nahrungsmittel haben unterschiedliche Nährwerte und je nach ausgeübter Tätigkeit haben auch die Pagonier unterschiedliche Anforderungen an ihre Mahlzeiten und Leibspeisen, erklärt Envision. Darüber hinaus sind manche Lebensmittel länger haltbar als andere, was sie als Proviant für Entdecker qualifiziert. Die Rede ist unter anderem von geräuchertem Fisch oder Fleisch.
All diese verschiedenen Rohstoffe und Güter sowie deren Gewinnung, Transport und Verarbeitung werden von Anfang bis Ende simuliert und animiert, betonen die Entwickler und versprechen lebendiges Wuseln für maximalen Aquarium-Effekt. Schon zum Early-Access-Start soll Pioneers of Pagonia rund 40 Gebäude und 70 verschiedene Waren bieten, später sollen es noch mehr werden. Ein Seitenhieb zu Die Siedler: Neue Allianzen, wo Ubisoft nach Volker Wertichs Abgang mehr oder minder bestrebt war, möglichst viel Inhalt aus dem Spiel zu streichen.
Auch beim Kampfsystem ganz anders als Neue Allianzen
In Pioneers of Pagonia wird es keine großen Schlachten geben, aber sehr wohl dunkle Geheimnisse, mystische Wesen in den Wäldern und territoriale Konflikte, so die Entwickler. Im Trailer ist beispielsweise ein Werwolf zu sehen, aber ebenso gibt es Geister, weitere übernatürliche Kreaturen und nicht sonderlich übernatürliche Banditen. Sollte es zum Kampf kommen, so können Spieler ihre Einheiten nicht wie in einem klassischen Echtzeitstrategiespiel einzeln steuern.
Stattdessen werden Militäreinheiten an Gebäude und Patrouillerouten gebunden sein. Beispielsweise können Wachen Diebe verjagen und Soldaten Banditen angreifen, wenn sie in der Nähe sind. Soldaten müssen sich wiederum vor Geistern in Acht nehmen, wohingegen Zauberer gegen jene das Mittel der Wahl sind. Jede Einheit habe eigene Stärken und Schwächen, was verschiedene Kombinationen und Begegnungen zu unterschiedlichen Ausgängen führen könne, erklären die Entwickler.
Indie-Game auf Kurs für Ende 2023
Häppchenweise verrät Envision Entertainment neue Details und leckt enttäuschten Siedler-Freunden mit vollmundigen Versprechen und Visionen die Wunden. Der neue Trailer zeigt aber auch auf, wo Pioneers of Pagonia im Vergleich zu Die Siedler: Neue Allianzen deutliche Abstriche machen muss. Die Rede ist von der Grafik, also der vielleicht einzigen Stärke des Ubisoft-Spiels. Das heißt aber einerseits nicht, dass das Indie-Projekt von Envision Entertainment nicht hübsch anzusehen ist und ist andererseits nicht verwunderlich, werkeln an Pioneers of Pagonia doch nur rund 20 Mitarbeiter mit mutmaßlich deutlich kleinerem Budget.
Diese liegen derweil weiterhin im Zeitplan: Nach wie vor nennt Envision zwar kein Datum, spricht aber weiterhin von einem Early-Access-Release im 4. Quartal 2023. Mit dem nächsten großen Informationshappen ist voraussichtlich zur Gamescom Ende August zu rechnen, weitere Details sowie Links zu den sozialen Kanälen liefert aber schon jetzt die offizielle Website zum Spiel. Auf Steam kann der Titel bereits in die eigene Wunschliste aufgenommen werden.
Das Spiel, das nur Ubisoft nicht haben wollte
Vor rund 30 Jahren erschien mit Die Siedler der Grundstein für eine insbesondere im deutschsprachigen Raum überaus beliebte Serie an Aufbau- und Wirtschaftssimulationen. An deren nachfolgenden Teilen war der deutsche Entwickler Volker Wertich zwar nicht immer beteiligt, arbeitete wiederum auch am Genre-Mix Spellforce oder dem Browserspiel Lord of Ultima mit. Mit Envision Entertainment arbeitete Wertich bereits zusammen am kostenlos spielbaren MMO-Strategiespiel Path of War, das von Spielern allerdings gemischte Rezensionen erhielt.
Vor einigen Jahren wurde Wertich dann tatsächlich wieder von Ubisoft engagiert, um bei der Entwicklung des gescheiterten Echtzeit-Aufbaustrategiespiels Die Siedler: Neue Allianzen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Es handelt sich um das ursprünglich zur Gamescom 2018 als klassisches Aufbauspiel angekündigte Reboot der Siedler-Serie, das Ubisoft jedoch nach vielen Verschiebungen auf Irrwege schickte.
Nicht nur mit der Vision vieler Spieler stimmt das neue Konzept nicht mehr überein, sondern auch mit der Volker Wertichs: Er verließ die Entwicklung, weil er Ubisofts neuen Ansatz nicht gutheißen wollte. Die Ankündigung eines eigenen Aufbaustrategiespiels als Erbe der Siedler-Spiele kam Anfang Februar dieses Jahres passenderweise exakt eine Woche vor dem Release der Ubisoft-Entwicklung – die Botschaft ist eindeutig; Pioneers of Pagonia soll das Spiel werden, das nur Ubisoft nicht haben wollte.
Pioneers of Pagonia startet am 13. Dezember 2023 auf Steam in den Early Access, wie die Entwickler nun verkünden. Zum nächsten Steam Next Fest, das am 9. Oktober startet, soll es eine Demo-Version geben. Ausgewählte Newsletter-Abonnenten sollen wiederum bereits im September im Rahmen einer Closed Alpha spielen dürfen. Und bereits morgen will Envision Entertainment auf der Gamescom erstmals eine spielbare Version des Aufbauspiels zeigen.