Redfall: Multiplay-Shooter scheiterte mit Ansage
Entwickler entschuldigen sich nach desaströsen Spielen verlässlich für qualitative Probleme. So zeigte sich zwar Microsoft über den Zustand des schnell als „Redfail“ betitelten Multiplayer-Shooters Redfall überrascht, bei Arkane war man es hingegen nicht. Das Desaster ließ sich absehen.
Überwiegend negative Bewertungen auch einen Monat nach Verkaufsstart sprechen Bände über die Mängel von Redfall. Sie liegen überall, denn die riskante Vermählung von Einzelspieler-Elementen mit dem Konzept eines kooperativen Online-Shooters gelingt kaum. Nur einen Lichtblick gibt es mittlerweile: Den Titel „schlechtestes Big-Budget-Spiel des Jahres“ konnte Herr der Ringe: Gollum an sich reißen.
Von vielem zu wenig
An was es Redfall für Erfolg gemangelt hat, beleuchten mehr als ein Dutzend Beteiligte anonym gegenüber Bloomberg. Probleme begannen schon in der Konzeptphase. Redfall sollte nach dem gelungenen, aber in einer Nische gelandeten Prey (Test) eine größere Zielgruppe erreichen und deshalb ein Multiplayer-Spiel mit Arkanes Einzelspieler-Gameplay werden, was Entwickler verwirrend fanden. Dieser Bruch konnte bis zum Ende nicht überwunden werden, zumal sei nie genau geklärt gewesen, was für ein Spiel Redfall am Ende werden sollte.
Begünstigt wurde das Konzept durch die Fimenpolitik bei Bethesda. Der Publisher habe seine Studios um 2018 herum ermutigt, Service-Spiele zu entwickeln und mit Mikrotransaktionen zu versehen. Derartige Monetarisierungspläne seien erst 2021 aufgegeben worden, berichtet Bloomberg. Sie erklären auch, warum am Multiplayer-Konzept hartnäckig festgehalten wurde. Funktioniert hat der Ansatz nie. Weder in Doom (2016) noch mit Wolfenstein: Young Blood konnten überzeugende Mehrspieler-Ideen realisiert werden, da die Monetarisierung als wichtiger Pfeiler dem Gameplay Raum nahm. Damit lässt sich auch bestätigen, was Spieler vermutet hatten. Redfall ist zumindest in Teilen das Ergebnis wirtschaftlicher Erwägungen, wenn auch nicht, wie spekuliert, von Microsoft.
Dazu kam, dass Arkane für die Entwicklung eines großen Online-Titels personell schlecht aufgestellt war. Weniger als 100 Mitarbeiter hätten laut dem Bloomberg-Bericht zur Verfügung gestanden, benötigt würde aber eher eine dreistellige Anzahl. Im Laufe der Entwicklung hätten zudem viele Angestellte den Arbeitgeber gewechselt, da sie sich mit der Ausrichtung des Projekts nur schwer anfreunden konnten. Das erscheint nachvollziehbar, denn Arkane gilt als Spezialist für hervorragende Solospiele und hat neben Prey auch Dishonored und Deathloop (Test) im Lebenslauf stehen. Neue Bewerber hätten ebenfalls an Einzelspieler-Projekten arbeiten wollen, also wenig nützliche Erfahrungen gehabt.
Microsoft hält Hände still
Eine weitere Chance verstrich nach der Übernahme von Bethesda durch Microsoft. Damals sei gehofft worden, dass die neuen Besitzer Redfall entweder einstellen oder als Einzelspieler-Projekt neu starten. Eingestellt wurde jedoch nur die PlayStation-Fassung des Titels, ansonsten ließ Microsoft Bethesda und Arkane weitgehend freie Hand. Daraus erklärt sich, warum der Publisher von negativen Rückmeldungen zu Redfall überrascht wurde und bis heute keinen Update-Fahrplan vorweisen kann.
Abgeleitet wird daraus von Bloomberg zudem das Fehlen einer effektiven Strategie, mit der verlässlich die Qualität von Eigenproduktionen gewährleistet werden kann. Sony und Nintendo sind dem Konzern aus Redmond in diesem Punkt weiterhin deutlich voraus. Erste Konsequenzen hat Microsoft schon gezogen. Die Entwickler von Starfield, dem lang erwarteten Skyrim-Nachfolger, sollen mehr Unterstützung erhalten und enger begleitet werden, kündigte der Konzern an.