TerraMaster T9-450 im Test: 9 Laufwerke für 2 × 2,5 und 2 × 10 GbE mit Intels C3558R
Das TerraMaster T9-450 NAS-System bietet Platz für bis zu neun 3,5-Zoll-Laufwerke und zwei M.2-SSDs. Mit je zwei 10-GbE-SFP+- und 2,5-GbE-Ports sind die Daten schnell angebunden. Profitieren kann das NAS hiervon jedoch nicht immer, denn die Verschlüsselung ist zu langsam und die SSDs können schnell zu heiß werden.
Das TerraMaster T9-450 ist ein ausgewachsenes NAS-System mit je zwei 10-GbE-SFP+- und 2,5-GbE-Ports und Platz für bis zu neun 3,5-Zoll- oder 2,5-Zoll-Laufwerke und zwei M.2-NVMe-SSDs zwecks SSD-Cache oder eigenen SSD-Speicherpools. Der Netzwerkspeicher ist somit auf große Speicherkapazitäten von aktuell bis zu 180 TB und eine schnelle Anbindung ausgelegt, um ihn für Virtualisierung, Datenbanken oder die Content-Creation zu nutzen.
Die unverbindliche Preisempfehlung des TerraMaster T9-450 beträgt 1.199 Euro und wird im TerraMaster-Store bei Amazon* aktuell auch aufgerufen. Neben passenden Schrauben für den Einbau von 2,5-Zoll-Laufwerken liefert der Hersteller auch Netzwerkkabel und das Stromkabel mit. Laufwerke müssen vom Nutzer in passender Menge und Kapazität den eigenen Bedürfnissen entsprechend selbst erworben werden.
Technische Details des TerraMaster T9-450
Intel Atom C3558R mit 8 GB RAM
Das TerraMaster T9-450 setzt auf einen Intel Atom C3558R, der vier Kerne mit 2,4 GHz Taktfrequenz bietet – Hyper-Threading nutzt diese CPU von Intel nicht. Der für Serversysteme vorgesehene Intel Atom stammt aus der Denverton-Generation, die in 14 nm gefertigt wird und eine TDP von 17 Watt aufweist. Ihm sind im NAS 8 GB DDR4-Arbeitsspeicher zur Seite gestellt, wobei ab Werk ein einzelnes Modul verbaut ist. Das System kann auf bis zu 32 GB erweitert werden (2 × 16 GB). Offiziell unterstützt der Intel Atom C3558R allerdings bis zu 256 GB und auch ECC-Speicher.
2 × 10 und 2 × 2,5 Gigabit
Mit den jeweils zwei 10 Gbit/s und 2,5 Gbit/s schnellen Netzwerkanschlüssen reizt TerraMaster die Fähigkeiten der CPU aus. 10 GbE wird über zwei SFP+-Glasfaserschnittstellen realisiert, passende Transceiver-Module für Kupferkabel oder Glasfaser müssen selbst erworben werden. Die Netzwerkanschlüsse lassen sich mittels Link-Aggregation bündeln, wobei zwischen Adaptive-Load-Balancing, das vom Switch nicht explizit unterstützt werden muss, 802.3ad, das vom Switch unterstützt werden muss, und einer XOR-Verknüpfung zur Ausfallsicherheit gewählt werden kann.
Neben zwei USB-3.0-Buchsen mit 5 Gbit/s verfügt das NAS auch über einen Console-Port. Einen HDMI-Anschluss bietet das T9-450 mangels CPU mit integrierter GPU nicht, auch nicht im Inneren des Systems, wie man es bei NAS-Systemen von TerraMaster bereits gesehen hat. Dafür offenbart der Blick ins Innere auf das Mainboard einen ungenutzten PCIe-x4-Slot, einen zusätzlichen USB-Header auf der Platine und drei ungenutzte 4-Pin-Lüfteranschlüsse.
NVMe-SSDs als Cache oder Speicherpool
Das T9-450 bietet zwei M.2-2280-NVMe-Steckplätze, über die ein SSD-Cache (bei TerraMaster „Hyper Cache“ genannt) aufgebaut werden kann. Die M.2-SSDs werden wie bei klassischen Mainboards auf der Platine verschraubt. Alternativ lassen sich die so installierten SSDs auch für einen Speicherpool einsetzen. Eine Vorgabe, welche SSDs hierfür eingesetzt werden müssen, macht TerraMaster nicht – anders als beispielsweise Synology, bei deren NAS-Systemen nur ausgewählte Modelle einen SSD-Speicherpool ausschließlich mit den hauseigenen SSDs unterstützen.
Nach dieser grundsätzlichen Entscheidung zwischen einem Cache oder einem Speicherpool für den Einsatz der SSDs kann man bei Verwendung als SSD-Cache noch zwischen drei Modi wählen. Der SSD-Cache kann entweder im „Balance-“, „Nur-Lesen-“ oder „Lesen-Schreibmodus“ konfiguriert werden. Im Balance-Modus werden Daten direkt in den Cache geschrieben, aber zeitgleich auch auf die Festplatten. Der Lesen-Schreibmodus ist theoretisch am schnellsten. Dass erst versetzt auf die Laufwerke geschrieben wird, kann bei Stromausfall jedoch zu Datenverlust führen. Als Verbund für den Cache kann zwischen RAID 0 und RAID 1 gewählt werden. Zudem ist es möglich, für den Lese-/Schreib-SSD-Cache einzustellen, dass kontinuierliche Lese- und Schreibvorgänge direkt über die Festplatten vorgenommen werden, um den Cache zu schonen.
Ein SSD-Cache lässt sich jederzeit auch nachträglich einrichten, wenn man das NAS zunächst nur mit klassischen HDDs betreibt, später aber doch noch SSDs einsetzen möchte.
Metallgehäuse mit 3 Lüftern und internem Netzteil
Beim Tower-Gehäuse setzt das T9-450 auf dasselbe Design und Format wie das TerraMaster T6-423 (Test), so dass es trotz der bis zu neun Laufwerke, die es aufnehmen kann, durch nahezu nahtlos aneinandergrenzende Laufwerksschlitten vergleichsweise wenig Platz benötigt. Das Gehäuse kann wahlweise senkrecht oder waagerecht aufgestellt werden. Zusätzliche Gummiklebefüße für die seitliche Aufstellung liefert TerraMaster mit. Das T9-450 kommt auf Maße von 334 × 135 × 295 mm bei 9 kg Gewicht. Die Verarbeitung ist erneut sehr gut.
Um den RAM zu erweitern oder SSDs einzubauen, muss die Seitenwand des T9-450 abgenommen werden. Sie ist mit Schrauben an der Rückseite befestigt und lässt sich auch von ungeübten Nutzern schnell abnehmen. RAM- und M.2-Steckplätze sind daraufhin sofort zugänglich. Auch das bereits ab Werk installierte RAM-Modul kann anders als bei der T6-423 ohne weitere Arbeiten gewechselt werden. Gefahr, versehentlich andere Kabel zu lösen, besteht nicht.
Das T9-450 setzt auf ein 250 Watt starkes internes Netzteil, das durch einen eigenen kleinen Lüfter gekühlt wird. Die Laufwerke werden von drei 80 × 80 × 25 mm großen Ventilatoren mit Frischluft versorgt. Der Intel-Atom-Prozessor wird mit einem großen passiven Kühlkörper auf Temperatur gehalten. Das Mainboard, auf dem die CPU und der Arbeitsspeicher sitzen, ist ebenso wie das Netzteil durch eine Trennwand vom Bereich der Laufwerke getrennt.
M.2-SSDs überhitzen auch im T9-450 schnell
Diese Bauweise hat wie beim T6-423 allerdings einen erheblichen Nachteil, denn die M.2-SSDs liegen nicht im Luftstrom der rückseitigen Lüfter, die ausschließlich die Seite mit den Laufwerken kühlen.
Im Test führt dies dazu, dass die genutzten SSDs vom Typ Seagate IronWolf 510 mit 480 GB schon bei der Einrichtung und Synchronisierung des SSD-Caches überhitzen und auch im Ruhezustand eine Temperatur jenseits der 60 °C erreichen. Bei 65 °C gibt die T9-450 eine Warnung aus, dass die Laufwerke überhitzen. Diese Temperatur wird unter Last nach kurzer Zeit immer überschritten und in der Web-Oberfläche des NAS werden 70 °C angezeigt.
Wie schon bei der T6-423 reagieren die Lüfter des Systems hierauf gar nicht. Im Automatik-Modus schalten sich die Ventilatoren der T9-450 sogar ab. Das manuelle Aktivieren der Lüfter hat aber auch keinen ausreichend positiven Einfluss auf die Temperatur der SSDs. Sie werden selbst bei höchster Stufe unter starker Last weiterhin zu heiß. Wer den SSD-Cache dauerhaft nutzen möchte, ohne dass die SSDs temperaturbedingt drosseln, muss also selbst für eine Kühlung oder zumindest einen Kühlkörper auf den SSDs sorgen, wie es TerraMaster empfiehlt. Ohne seitliche Abdeckung des Gehäuses, also mit offenem System und freiliegendem Mainboard, sind die Temperaturen der SSDs erwartungsgemäß unkritisch.
TerraMaster T9-450 | TerraMaster T6-423 | TerraMaster F4-423 | Synology DS923+ | |
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SoC: | Intel Atom C3558R x86 2,40 GHz, 4 Kern(e), 4 Thread(s) |
Intel Celeron N5105 x86 2,00 GHz, 4 Kern(e), 4 Thread(s) |
AMD Ryzen R1600 x86 2,60 GHz, 2 Kern(e), 4 Thread(s) |
|
RAM: | 8.192 MB | 4.096 MB | ||
Festplatteneinschübe: | 9 | 6 | 4 | |
S-ATA-Standard: | I/II/III | |||
HDD-Format: | 2,5" & 3,5" | |||
RAID-Level: | Einzellaufwerk, JBOD, RAID 0, RAID 1 RAID 5, RAID 5 + Hot Spare, RAID 6, RAID 10 |
|||
M.2-Ports für SSD-Cache: | 2 | |||
I/O-Ports: | 2 × 2,5-Gbit-LAN 2 × 10-Gbit-LAN 2 × USB 3.0, ? PCIe-Slot |
2 × 2,5-Gbit-LAN 2 × USB 3.0, ? HDMI |
2 × 1-Gbit-LAN 2 × USB 3.0, 1 × eSATA PCIe-Slot |
|
Wake on LAN: | Ja | |||
Verschlüsselung: | AES-256 (ordnerbasiert) | |||
Lüfter: | 3 × 80 × 80 × 25 mm (entkoppelt) |
2 × 80 × 80 × 25 mm (entkoppelt) |
2 × 80 × 80 × 25 mm (nicht entkoppelt) |
2 × 92 × 92 × 25 mm (nicht entkoppelt) |
Netzteil: | 250 Watt (intern) | 120 Watt (extern) | 90 Watt (extern) | 100 Watt (extern) |
Maße (H×B×T): | 334,0 × 135,0 × 295,0 mm | 226,0 × 130,0 × 218,0 mm | 227,0 × 225,0 × 136,0 mm | 166,0 × 199,0 × 223,0 mm |
Leergewicht: | 9,00 kg | 3,90 kg | 2,30 kg | 2,24 kg |
Preis: | 1.199 € | 699,99 € | 499,99 € | ab 599 € |
Neun HDDs ohne Schrauben
Laufwerke im 3,5-Zoll-Format lassen sich auch bei der T9-450 schrauben- und mühelos in die Laufwerksrahmen aus Metall einsetzen. 2,5-Zoll-Laufwerke müssen verschraubt werden.
Das Betriebssystem mit btrfs, WORM und Virtualisierung
Als Betriebssystem kommt TOS 5.1 zum Einsatz, das ein paar Verbesserungen gegenüber TOS 5 aus dem Test der T6-423 erfahren hat. Wichtigste Änderung ist der Wechsel des Kernels von 4.19 auf 5.15. Zudem verbessert TOS 5.1 laut TerraMaster das ext4/btrfs/NTFS-Dateisystem und den SMB3-Dateiserver, verwendet die ext4/f2fs/ubifs-Dateisystemverschlüsselung in der Verschlüsselungs-API, aktiviert die Apple-M1-SoC-Funktion unter Linux und fügt den Support für USB4-Schnittstellen hinzu, sofern das NAS hierüber verfügt.
Zudem verfügt TOS 5.1 über den Hardware-Decodierungstreiber für Intels Jasper-Lake-GPUs, wodurch die 4K-Video-Hardware-Decodierungsleistung in der App „Multimedia Server“ zum Streamen und Transkodieren von auf dem NAS gespeicherten Inhalten an andere Geräte verbessert wird. Die T9-450 profitiert hiervon aber nicht, da der C3558R keine GPU besitzt.
Für viele interessant ist zudem, dass TerraMaster den Docker Manager aktualisiert hat, wodurch die Docker-Engine auf Version 20.10.17 erneuert wurde. Darüber hinaus wurde die Benutzeroberfläche des Managers optimiert und die Bereitstellung von Containern vereinfacht.
Ebenfalls neu ist die Möglichkeit, den Speicherpool mit USB-Festplatten-Arrays von TerraMaster zu erweitern, wobei die Array-Modi TRAID/RAID 0/RAID 1/RAID 5/RAID 6 unterstützt werden.
Bevor man diese Funktionen nutzen kann, muss das NAS nach dem Start über den Browser unter tnas.local eingerichtet werden. Mehr als das Einrichten eines Benutzerkontos und Speicherpools, wobei man gegebenenfalls einen RAID-Verbund erstellt, ist zunächst nicht erforderlich. Werden vier oder mehr Laufwerke genutzt, kann neben RAID 0, RAID 1 und RAID 5 auch RAID 5 + Hot Spare, RAID 6 oder RAID 10 gewählt werden. Neben ext4 ist es obendrein möglich, btrfs als Dateisystem zu wählen, wobei dies die Standardauswahl ist. Von Synology mit DSM 7.2 eingeführt, unterstützt TerraMaster bereits seit TOS 5 WORM-Ordner („write once, read many“), die Daten vor Manipulation schützen, indem sie für einen festgelegten Zeitraum nicht geändert oder gelöscht, sondern nur gelesen werden können.
Im Alltag macht sich hingegen bemerkbar, dass TOS 5.1 auf dem T9-450 in den Menüs schneller reagiert und das Speichern von Einstellungen schneller umgesetzt wird. Auch die beim T6-423 mitunter festgestellten Probleme beim Löschen von Freigabeordnern und Speicherpools, das im Hintergrund erst abgeschlossen werden musste, bevor neue Ordner mit gleicher Bezeichnung erstellt werden konnten, zeigen sich im Test der T9-450 nicht.
App-Pakete zur Erweiterung
Wie bei den bekannten Systemen von Synology und QNAP kann der Funktionsumfang durch zusätzliche App-Pakete erweitert werden. Neben dem bekannten Docker Manager für Container zählen hierzu Pakete wie der Plex Media Server, der Multimedia Server, die Fotoverwaltung Terra Photos, MariaDB, PHP, Git, Python oder zahlreiche Backup-Apps zum Synchronisieren der NAS-Inhalte mit externen Clouds. Über VirtualBox lassen sich auf dem T9-450 virtuelle Maschinen von Linux oder Windows ausführen, ohne auf die eigentliche Funktion als NAS zu verzichten. Auch wenn 8 GB vorinstalliert sind, bietet es sich an, für eine umfassende parallele Nutzung dieser Möglichkeit den Arbeitsspeicher zu erweitern.
Wie bei NAS-Systemen der Konkurrenz gilt jedoch, dass die Pakete auch bei TerraMaster nicht immer auf dem aktuellsten Stand sind.
Windows per USB-Stick
Wie bei den anderen NAS von TerraMaster lässt sich auch beim T9-450 Windows nicht nur virtualisieren, sondern theoretisch das NAS als Mini-PC mit Windows einsetzen. Auf der Platine setzt TerraMaster einen USB-Stick zum Booten ein, der sich gegen einen Windows-Installations-USB-Stick austauschen lässt, um das Betriebssystem zu installieren. Ohne HDMI-Anschluss und integrierte GPU ist dies aber sehr viel uninteressanter als bei den anderen NAS-Systemen des Herstellers – unabhängig davon, dass sich ein Mini-PC, wenn auch nicht so kompakt mit so vielen HDDs, sehr viel günstiger im Eigenbau umsetzen ließe.
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