Datenübertragung mit Licht: Li-Fi-fähige Smartphones in 2 bis 3 Jahren erwartet
Harald Haas, der seit über 20 Jahren an Möglichkeiten zur Datenübertragung per Lichtstrahlung forscht und 2011 den Begriff Li-Fi (Light Fidelity) als Pendant zum funkbasierten Wi-Fi prägte, erwartet, dass die Technik in zwei bis drei Jahren in Smartphones Einzug hält. Noch ist der Standard 802.11bb aber nicht verabschiedet.
Nicht viel mehr als ein Lebenszeichen ist der jüngste Bericht der Tagesschau zum „Internet mit Lichtgeschwindigkeit“, denn an Li-Fi wird schon seit Jahrzehnten geforscht. Die Technik, die statt Funksignalen Licht- oder Infrarotstrahlung zur Datenübertragung nutzt, nähert sich aber einem Marktstart weiter an.
Der deutsche Informatiker Harald Haas, der als einer der Erfinder von Li-Fi gilt, rechne damit, dass „in zwei bis drei Jahren die ersten LiFi-fähigen Smartphones auf den Markt kommen“, schreibt die Tagesschau. Man führe bereits Gespräche mit „Innovatoren im Mobil- und Smartphone-Bereich“ bezüglich einer Integration in Geräte. „Statt einer dritten oder vierten Kamera wäre das eine wirkliche Innovation“, wird Haas zitiert.
Ein kleines Li-Fi-Modul ist schon fertig
Die von Haas mitgegründete Firma PureLiFi hat auf dem MWC 2023 ein serienreifes Modul (Titelbild) zur Integration in Geräte wie Smartphones vorgestellt. Die kleine Sende- und Empfangseinheit für Li-Fi wird „Light Antenna One“ genannt und misst 14,5 mm in der Länge und 4,5 mm in der Höhe. Sie arbeitet mit einer Wellenlänge von etwa 850 nm, was knapp in den Bereich der Infrarotstrahlung geht. Die Reichweite wird mit 20 cm bis 3 Meter und die Datenrate mit über 1 Gigabit pro Sekunde (125 MB/s) angegeben. Potenziell kann Li-Fi noch viel schneller sein, sodass zumindest unter Laborbedingungen bereits Übertragungsraten von 224 GBit/s erreicht wurden.
Der Sensor besitzt ein Sichtfeld von 24 Grad. Die Angabe ist wichtig, denn Li-Fi funktioniert nur, wenn eine Sichtverbindung zwischen Sende- und Empfangseinheit besteht. Das hat den Nachteil, dass eine Datenübertragung nicht überall möglich ist und stets auf die Ausrichtung des Geräts geachtet werden muss. Ein Ersatz für Funktechniken ist Li-Fi daher nicht. Gegenüber diesen hat die eingeschränkte Reichweite aber den Vorteil, dass die Datenübertragung potenziell sicherer ist, denn durch Wände oder Decken dringt nichts hindurch.
Ein neuer „Funk“-Standard muss her
Auch wenn die Technik aus Sicht der Forscher bereit ist, bedarf es noch eines einheitlichen Standards. Dieser nennt sich 802.11bb und wird derzeit von einer Arbeitsgruppe des Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) ausgearbeitet. Es wird erwartet, dass die Verabschiedung in diesem Jahr erfolgt.