PCIe-5.0-SSDs mit Phison E26: Auch Adata, Crucial, Gigabyte und Seagate schalten ab, statt zu drosseln
Corsair hat jüngst ein Firmware-Update veröffentlicht, damit die PCIe-5.0-SSD MP700 bei Überhitzung drosselt anstatt abzuschalten. Dass das Update auch andere SSDs mit Phisons E26-Controller benötigen, hat in der Redaktion die Seagate FireCuda 540 bewiesen. Und bei Adata, Crucial und Gigabyte sieht es wohl ähnlich aus.
Selber Controller, selbes Problem?
SSDs mit Phisons E26-Controller sind potenziell von einem Firmware-Fehler betroffen, der das Verhalten bei hohen Temperaturen betrifft. Statt wie sonst üblich bei Erreichen einer kritischen Temperatur lediglich die Leistung zu drosseln, um ein Überhitzen zu verhindern, wird die SSD schlicht aus dem System geworfen. Das kann im schlimmsten Fall einen Datenverlust bedeuten, sofern Daten vor dem Absturz noch nicht vollständig in den Speicherzellen gesichert wurden. Zwar raten Phison und alle Anbieter entsprechender SSDs dringen zum Einsatz eines Kühlers und liefern ihn oftmals direkt mit. Ein Garant dafür, dass eine derart „gekühlte“ SSD in bestimmten Einsatzszenarien nicht zu heiß wird und der Controller dann den Dienst quittiert, ist das aber nicht.
Beim Test der Corsair MP700 war die Redaktion darüber gestolpert. Nach Kontakt mit Corsair wie auch dem Controller-Hersteller Phison wurde eine neue Firmware in Aussicht gestellt. Diese ist seit wenigen Tagen verfügbar und bereinigt das Problem mit einem neuen und effizienten Ansatz zum „Thermal Throttling“.
Neben Corsair nutzen andere Drittanbieter von SSDs das Referenzdesign um den Phison E26 Controller und greifen auch auf die vorgefertigte Firmware von Phison zurück. Somit verwundert es nicht, dass nun auch ein Muster der Seagate FireCuda 540 bei Überhitzung abschaltet.
Auch die Seagate FireCuda 540 stürzt ab
Kürzlich erreichte die Reaktion ein Testmuster der FireCuda 540. Genau wie bei der Corsair MP700 (vor dem Update) versagte diese schon bei Tests mit dem CrystalDiskMark ihren Dienst, sofern kein Kühler genutzt wurde. Wie die nachfolgende Bildstrecke veranschaulicht, erreicht die FireCuda 540 schon während des ersten Testabschnitts, den sie mit den zu erwartenden rund 10 GB/s beim Lesen absolviert, schnell eine Temperatur von über 80 °C. Sekunden später werden 87 °C erreicht und das Info-Tool warnt vor hoher Temperatur und dem Zustand des Laufwerks. Kurz darauf verschwindet die SSD aus dem System und wird vorerst nicht mehr erkannt. Erst nachdem der Rechner heruntergefahren und neu gestartet wurde, ist das Laufwerk wieder verfügbar – ein Neustart reicht nicht.
Parallel wurden die Temperaturen aufgezeichnet. Der Verlauf endet wie bei der MP700 vor dem Firmware-Update abrupt, nämlich dann wenn die SSD sich selbst abschaltet. Mit der neuen Firmware 22.1 für die Corsair MP700 kommt es nicht zum Absturz. Auch die Crucial T700 zeigte zunächst keinen Absturz bei CrystalDiskMark, was aber später bei längerer Last dann doch eintrat (siehe Update).
Noch kein FW-Update bei Seagate
Laut Seagates Webseite steht noch keine neue Firmware für die FireCuda 540 zur Verfügung, die Prüfung erfolgt mittels Eingabe der Seriennummer. Die Redaktion hat beim Hersteller nachgefragt, wann dieses erscheinen wird, aber noch keine Antwort erhalten.
Dass es das Firmware-Update von Phison mit der Fehlerbehebung und dem effizienten Thermal Throttling auch bei Seagate geben wird, davon ist aber auszugehen. Phison hatte erklärt, dass auch die anderen SSDs mit Phison E26 in nächster Zeit die neue Firmware über das jeweilige Update-Tool des Anbieters erhalten werden. Crucial dürfte auch hier die Ausnahme sein.
Auch Gigabyte Aorus Gen5 10000 und Adata Legend 970 sind betroffen
Noch nicht getestet hat die Redaktion die Gigabyte Aorus Gen5 10000 sowie die Adata Legend 970, die ebenfalls auf dieselbe technische Basis setzen. Die Redaktion hat bei beiden Unternehmen nachgefragt, ob die ausgelieferte Firmware die Leistung korrekt senken kann um einen Controller-Absturz zu vermeiden, oder ein Firmware-Update vonnöten ist – und falls ja, wann es erscheint.
Beide haben bestätigt, dass die aktuelle Firmware noch dem Stand der FireCuda 540 bzw. der MP700 vor dem Update („Firmware 22“ von Phison, korrigiert ist 22.1) entspricht. Gigabyte stellt ein Update in Aussicht, dass „bald“ erscheinen soll.
Da beide Laufwerke (im Gegensatz zu MP700 und FireCuda 540) aber ab Werk mit einem riesigen oder aktiv belüfteten Kühler bestückt sind, dürfte das Problem bisher nicht, oder nur den wenigsten Kunden aufgefallen sein.
Nach einem Leserhinweis, dass es auch bei der Crucial T700 zu Ausfällen kommen kann, hat die Redaktion weitere Tests durchgeführt. Während die T700 bei CrystalDiskMark nicht ausstieg, sondern nur drastisch drosselte, zeigt sich bei etwas größerer Last das gleiche Verhalten wie bei den anderen Phison-SSDs. Somit benötigt auch die Crucial T700 ein Update. Die Meldung wurde entsprechend angepasst.
Seagate hat Arbeiten an einem Firmware-Update für die FireCuda 540 bestätigt, das voraussichtlich im September verfügbar sein soll.
So wichtig wie Corsair scheint das Thema den anderen Herstellern nicht zu sein. Weder bei Adata, noch bei Gigabyte und Seagate ist ein entsprechendes Firmware-Update Stand heute zu finden.
Ein Leser machte die Redaktion darauf aufmerksam, dass Crucial zwar zwischenzeitlich die neue Firmware-Version PACR5102 für die T700 SSD veröffentlicht hat. Doch bei einer Prüfung in der Redaktion zeigt sich keine Veränderung beim Verhalten: Wird die Temperatur zu hoch, schaltet die T700 weiterhin einfach ab.
Laut den knappen Release Notes bringt das Update von PACR5101 auf PACR5102 auch lediglich Verbesserungen für einen Algorithmus zur Fehlerbehandlung mit.