Gaudi2: Intel bringt AI-Beschleuniger auf den chinesischen Markt
Während sich AMD und Nvidia für China etwas ausdenken müssen, bringt Intel Gaudi2 ohne sanktionsbedingte Anpassung auf den Markt. Der AI-Beschleuniger ist nicht so leistungsstark wie Nvidias H100 oder AMDs Instinct-Familie, minimale Anpassungen unter den US-Exportrichtlinien sind dennoch nötig. Am Ende ein cleverer Schachzug.
Intel bietet Gaudi-Beschleuniger durch Zukauf
Auf den AI-Zug, also den Markt für Künstliche Intelligenz, wollen alle Unternehmen springen – sei es mit Software oder Hardware. Problematisch für Intel ist, dass das Unternehmen bisher wenig zu melden hat außer vielleicht mit den großen Xeon-CPUs, während die eigenen HPC-GPUs, Stichwort Ponte Vecchio, weiterhin nicht breit verfügbar sind.
Durch einen Zukauf vor vier Jahren ist der Hersteller aber auch im reinen AI-Beschleuniger-Umfeld nicht komplett außen vor. Denn im Jahr 2019 kaufte Intel das Start-up Habana Labs und damit die Gaudi-Familie, seinerzeit bereits für beachtliche 2 Milliarden US-Dollar. Ein Glücksfall, wie sich zuletzt herausstellte.
Intel Gaudi2 als Nvidia-A100-Alternative
Die aktuelle Lösung Gaudi2 rangiert in Sachen Leistung zwischen Konkurrenzprodukten wie Nvidia A100 und H100. Doch trotz dieser Tatsache und obwohl Nvidia quasi den kompletten Markt in China bisher allein bedient, sieht Intel nun eine (kleine) Chance, denn Nvidia darf die eigenen Produkte nur noch mit Anpassung verkaufen, die die Leistung reduziert. Der Markt in China ist für Intel ohnehin wichtig: 27 Prozent des Umsatzes im Jahr 2022 kamen von hier.
Die wichtigste Aussage bei der Einführung von Gaudi2 in den chinesischen Markt ist die, dass die Lösung fast den aktuellen US-Handelsrestriktionen entspricht, lediglich der Interconnect von 24 auf 21 Ports verringert werden muss. Sie darf dann frei angeboten werden, die Anpassungen sind ähnlicher Natur wie bei Nvidia mit A800 und H800. Zuletzt waren die Behörden auch auf diese Varianten verstärkt aufmerksam geworden, denn selbst die in der Bandbreite limitierten GPU-Beschleuniger sind immer noch sehr leistungsstark und fortschrittlich und damit ein Dorn im Auge der Regierung. Sie fürchtet, dass diese für militärische Zwecke missbraucht werden. Intel könnte also letztlich davon profitieren, dass der Markt in Asien nach diesen Lösungen lechzt und Verfügbarkeit höher gewichtet als maximale Leistung.
In der westlichen Welt hatten die verspäteten Gaudi-Karten seit ihrer Einführung im letzten Jahr bisher wenig Chancen, doch die eingeschränkte Verfügbarkeit und der extrem hohe Preis der Nvidia-Lösungen spielt Intel hier nun ebenfalls etwas in die Karten.
Gaudi3 als Nachfolger feierte zuletzt sein Tape-out, soll im nächsten Jahr erscheinen. Diese Lösung setzt auf einen 5-nm-Prozess, mehr Leistung und Speicher werden geboten. Vermutlich müsste Intel dann aber ebenfalls eine angepasste China-Version auflegen, wird gemunkelt.
Wie die South China Morning Post berichtet, soll unter anderem der große Serverhersteller Inspur die Lösungen lokal anbieten. Hier wiederum wird es interessant: Denn Inspur ist zuletzt eigentlich auf der Sanktionsliste gelandet. Andere Branchenriesen im Land wie Baidu und H3C sollen aber ebenfalls mitmachen.