Google steigt mit dem Pixel Fold in den Markt der faltbaren Smartphones ein. Das Debüt fällt in puncto Hard- und Software überraschend gut aus. Verstecken lässt sich dennoch nicht, dass es sich um ein Produkt der ersten Generation handelt. Das Smartphone ist trotzdem interessant, der hohe Preis bugsiert es aber in eine Nische.
Den Markt der faltbaren Smartphones dominiert in Deutschland aktuell vor allem ein Hersteller: Samsung. Seit 2019 ist das Unternehmen in diesem Segment aktiv und schickt sich an, in den kommenden Tagen die bereits fünfte Generation vorzustellen. Zwar bieten auch Firmen wie Huawei mit dem Mate X3 faltbare Smartphones in Deutschland an, das Feld wird allerdings nicht nur hierzulande primär von Samsung besetzt.
Preise und Ausstattung
Noch bevor potenziell irgendwann Apple ein vergleichbares Produkt auf den Markt bringen könnte, traut sich eine andere Silicon-Valley-Größe in das Segment: Google. Parallel zum Pixel 7a (Test) im Rahmen der I/O vorgestellt, kann das faltbare Smartphone seit der Premiere zur Keynote für 1.899 Euro bestellt werden und wird seit Ende Juni in zwei Konfigurationen in Deutschland ausgeliefert. Zur Auswahl stehen die Farben „Obsidian“ (Testgerät) und „Porcelain“ sowie eine zweite Variante mit 512 statt 256 GB Speicher für 2.019 Euro. Gemessen an dem UVP ruft Google damit jeweils 100 Euro mehr auf als Samsung für das Galaxy Z Fold 4 (Test) – eine durchaus mutige Ansage der Kalifornier.
4.821 mAh (fest verbaut), 30 W (USB-PD 3.0), kabelloses Laden (Qi)
Größe (H × B × T)
zugeklappt
139,7 × 79,5 × 12,1 mm
aufgeklappt
139,7 × 158,7 × 5,8 mm
Schutzart
IPX8
Gewicht
283 g
Preis
1.899 Euro (256 GB), 2.019 Euro (512 GB)
Das Pixel Fold ist überraschend klein
Google kann sowohl optisch als auch haptisch überzeugende Hardware bauen (lassen). Das hat das Unternehmen über die letzten Jahre mehrfach unter anderem mit der Pixel-Serie unter Beweis gestellt. Maßstäbe gesetzt oder neue Rekorde aufgestellt hat der Konzern mit den eigenen Geräten aber nie oder nur äußerst selten. Das Pixel Fold ist hingegen einer dieser Momente, in denen man durchaus den Hut vor Google ziehen kann.
Hintergrund ist die besonders flache und geschlossene Bauweise des Pixel Fold. Der an den Verkaufszahlen gemessen aktuelle Klassenprimus Galaxy Z Fold 4 misst 15,8 mm im geschlossenen Zustand, das Pixel Fold hingegen nur 12,1 mm. Google wollte mit dem Pixel Fold eigentlich das dünnste faltbare Smartphone veröffentlichen. Mittlerweile muss sich der Hersteller bei dieser Aussage aber auf Nordamerika beschränken, nachdem Huawei das 11,8 mm dünne Mate X3 und zuletzt Honor das mit 9,9 mm noch schlankere Magic V2 auf den (chinesischen) Markt gebracht hat.
Dennoch: Google liefert mit dem Pixel Fold etwas ab, das Samsung selbst in vierter Generation nicht geschafft hat: ein geschlossenes Smartphone. Zugeklappt heißt hier wirklich zugeklappt und nicht keilförmig beinahe geschlossen. Auch von diesem Merkmal abgesehen ist das Pixel Fold ein grundsätzlich sehr hochwertig gefertigtes Smartphone, das in diesem Punkt dem Preis gerecht wird. Die Mischung aus Edelstahl für Scharnier und Rahmen sowie Glas für Vorder- und Rückseite weiß durchweg zu überzeugen, vor allem die matte Rückseite hinterlässt dabei einen guten Eindruck und verbannt erfolgreich Fingerabdrücke. Der Materialeinsatz setzt jedoch ganz schön dem Gewicht zu: 283 g spürt man doch deutlich in der Hosentasche.
Vom kompakten Smartphone zum kleinen Tablet
Google hat sich beim Pixel Fold für eine interessante Bauweise entschieden, die zu einem Smartphone mit der Breite eines iPhone 14 Pro Max (Test) geführt hat, dabei aber mit einer deutlich reduzierten Höhe einhergeht. Wo Samsung sich für schmal und hoch entschieden hat, geht Google den entgegengesetzten Weg. Beim Galaxy Z Fold 4 ist der innere Bildschirm auch nach dem Aufklappen höher, als er breit ist, während bei Google direkt nach dem Öffnen ein kleines Tablet im Breitbildformat entsteht.
Geöffnet offenbart Google, wie die vergleichsweise dünne Bauweise realisiert wurde. Denn wo Samsung über die letzten Jahre die Displayränder stetig reduzieren konnte, umrandet bei Google noch ein relativ breiter Rahmen den inneren Bildschirm. Dem Unternehmen zufolge verstecken sich dahinter Bauteile, die ansonsten zur Bautiefe oder zu einem Scharnier mit Lücke beigetragen hätten. Einen gewissen Kompromiss muss derzeit also jeder Hersteller noch eingehen. In der Praxis führt dieser Umstand aber auch dazu, dass man bei Google keine Kamera im Bildschirm hinnehmen muss und im Randbereich gut die Finger ablegen kann, ohne aus Versehen Eingaben zu tätigen.
Helle OLED-Displays mit 120 Hz
Googles Bildschirme messen 5,8 Zoll außen und 7,6 Zoll innen und setzen beide auf OLED-Technologie. Der vordere Bildschirm stellt 2.092 × 1.080 Pixel zur Verfügung und soll laut dem Konzern punktuell bis zu 1.550 cd/m² und bis zu 1.200 cd/m² in der Fläche hell werden. Beides ist kein leeres Werbeversprechen, wie eigene Messungen zeigen, die bei 1.503 cd/m² für einen Weißanteil von 10 Prozent bzw. 1.198 cd/m² im Vollbild liegen. Auch anderweitig punktet das äußere Display mit einer hervorragenden Darstellung, sehr guten Blickwinkeln und einer flüssigen Bedienung dank 120-Hz-Panel, das variabel auf bis zu 1 Hz gehen kann.
2.092 × 1.080 Pixel bietet das äußere OLED-Display
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Das innere Display bietet 2.208 × 1.840 Pixel und wird mit „Ultra Thin Glass“ geschützt. Im Gegensatz zum Gorilla Glass Victus der Vorderseite handelt es sich aber nicht um Glas, wie man es anhand des Namens vermuten würde. Auch Google muss faltbare Smartphones noch mit einem inneren Bildschirm ausstatten, dessen Oberfläche sich mehr nach Kunststoff anfühlt, damit es beim Knicken nicht zum Bruch kommt. Darüber wiederum legen alle Hersteller eine Schutzfolie, die Beschädigungen am empfindlichen Panel unterbinden soll. Vor Wasser schützt das Smartphone eine IPX8-Zertifizierung, Staub bleibt aber der Erzfeind jedes faltbaren Smartphones. Im Rahmen des Tests kam es zwar nicht zu Schäden, aber im Laufe der Zeit sammelte sich stetig mehr Staub zwischen dieser Schutzfolie und der Einfassung des Bildschirms. Funktional ergaben sich daraus keine Probleme, der Makel war eher optischer Natur.
Am Falz kann man sich stören, muss man aber nicht
In diese Kategorie fällt unweigerlich auch das Thema Falz. Kein Hersteller kann den Falz vollständig verstecken, sodass dieser bei Google ebenfalls zu sehen und zu spüren ist. Beim Pixel Fold liegt das vor allem daran, dass sich das Smartphone im ersten Schritt nie vollständig auf 180 Grad aufklappen lässt, sondern eher bei 178 Grad stoppt. Mit etwas Nachdruck lässt sich der Bildschirm vollständig aufklappen, in den meisten Situationen erhalten Anwender aber kein vollständig planes Mini-Tablet-Erlebnis. Optisch kommt es auch bei Google vertikal verlaufend zu leichten Farbverfälschungen und stärkeren Reflexionen, die je nach Winkel und Ausrichtung des Smartphones mal stärker und mal schwächer ausfallen. Wie bei Samsung gilt aber, dass man sich jedes Mal aufs Neue daran stören kann, wenn man sich unbedingt daran stören will. In der Praxis rückt dieses Merkmal eher in den Hintergrund.
Nichts auszusetzen gibt es hingegen auch beim inneren Bildschirm an den Angaben, die Google zur Helligkeit des OLED-Panels macht. Versprochen werden 1.000 cd/m² in der Fläche und 1.450 cd/m² in der Spitze, wobei 983 cd/m² respektive 1.318 cd/m² für ein 10-Prozent-Fenster gemessen wurden. Wie das äußere Display arbeitet das innere mit einer variablen Bildwiederholfrequenz von 1 Hz bis maximal 120 Hz. Im Gegensatz zum Pixel 7a ist das „Smooth Display“ genannte Feature beim Pixel Fold von Haus aus für beide Bildschirme aktiviert. Ob sich der Bildschirm automatisch mit dem Smartphone drehen soll, kann für beide Displays individuell in den Schnelleinstellungen definiert werden.
Android auf einem faltbaren Smartphone
Googles faltbare Hardware überzeugt damit also bereits in erster Generation. Doch wie ist es um die Software bestellt? Schließlich war Google über die letzten Jahre nicht gerade bekannt dafür, sich für die Entwicklung von Anwendungen speziell für faltbare Smartphones mit größeren Bildschirmen oder für Tablets einzusetzen. Android selbst bietet seit Version 12L gewisse Optimierungen für faltbare Smartphones, etwa ein Dock für Apps oder erweiterte Multitasking-Fähigkeiten wie Split-Screen-Modi und Drag and Drop zwischen Apps. Seit Android 13 braucht es dafür keine Spezialversion des Betriebssystems mehr, wie zuletzt das Pixel Tablet (Test) gezeigt hat.
Entscheidend für den Erfolg ist aber nicht nur das Betriebssystems selbst, sondern wie das eigentliche Ökosystem mit Apps aufgebaut wird. Google und Tablet-Apps? Das war bislang ein Grund zum verzweifelten Lachen und gleichzeitigen Verdrücken einer dicken Träne, denn ein Wille, an der Situation etwas zu ändern, war bei dem Konzern höchstens punktuell zu erkennen. Zur Google I/O hieß es hingegen, dass mehr als 50 Google-Apps für Geräte wie das Pixel Fold oder Pixel Tablet optimiert worden seien. Und in der Tat erhält man mit den Anwendungen von Google selbst beinahe durchweg ein sehr gutes Erlebnis auf dem Pixel Fold.
Google liefert viele optimierte Apps
Die Optimierungen ziehen sich wie ein roter Faden durch Googles Apps. Gmail nutzt zum Beispiel zwei breite Spalten für eine Liste der E-Mails und für den eigentlichen Inhalt. In Chrome erfolgt die Darstellung wie auf einem vollwertigen Desktop samt Tabs am oberen Bildschirmrand und großer Ansicht von Websites. YouTube stellt mehr Thumbnails auf einmal dar und zeigt während der Wiedergabe sofort sichtbar Kommentare und weitere Videovorschläge an. Google Fotos verfrachtet die Menüleiste an den linken Bildschirmrand und macht rechts daneben Platz für die jeweilige Galerie. Google Maps kommt auf dem großen Display hervorragend zur Geltung und belässt auch bei der Detailansicht von Restaurants oder Sehenswürdigkeiten die Karte im sichtbaren Bereich. Sogar für Google Files, Google Drive, Google Kalender oder Google Meet gibt es Anpassungen speziell für das Pixel Fold, sodass nicht einfach nur die reguläre Smartphone-App eine Nummer größer dargestellt wird. Den Play Store hat der Hersteller ebenfalls angepasst, wobei hier doch noch relativ große Freiflächen zu erkennen sind.
Google Chrome in der Desktop-Ansicht
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Drittanbieter haben noch Nachholbedarf
Dass Google selbst optimierte Anwendungen liefert, ist aber nur eine Seite der Medaille, denn auch Drittanbieter müssen für ein überzeugendes Produkt abliefern. In diesem Punkt bröckelt es derzeit noch, schlecht ist die aktuelle Situation jedoch keineswegs. Die üblichen Verdächtigen der App-Anbieter, die schon in der Vergangenheit durch eine schnelle Anpassungsfähigkeit oder doch eher durch Abwesenheit geglänzt haben, sind in dieser Art und Weise auch auf dem Pixel Fold vertreten. Zu den positiven Vertretern gehören vor allem die zwei privat und geschäftlich extrem häufig genutzten Apps Discord und WhatsApp. Der Messenger WhatsApp nutzt analog zu Gmail eine links positionierte Liste der Konversationen und stellt deren Inhalt rechts daneben dar. In Discord werden Server, Kanäle und deren Inhalte in einer großen Ansicht angezeigt, sodass man nicht wie auf normalen Smartphones hin und her wechseln muss.
Discord nutzt den Platz sinnvoll
Es gibt aber auch mehr als nur ein Negativbeispiel für Apps, die sich nicht um die neue Geräteklasse scheren und die bekannt sind für ihre Abwesenheit auch auf Tablets. Facebook, Instagram und Twitter zeigen etwa, wie man es nicht macht. Was auf dem äußeren Display noch funktioniert, verkommt auf dem großen Bildschirm zu einer schmalen App-Ansicht mit zwei fetten schwarzen Balken rechts und links davon. Nichts vom großen Bildschirm hat man auch bei Reddit, F1 TV oder der App von Lufthansa. Kommt es nicht wie bei diesen drei Apps zu schwarzen Balken, gibt es wie bei der RSS-App Feedly noch einen Zwischenschritt, bei dem die normale Smartphone-App ohne Vorteile einfach in die Breite gezogen wird, damit sie immerhin den Bildschirm füllt. Während also Google selbst definitiv seine Hausaufgaben gemacht hat, trifft dies bei den Drittanbietern noch auf zu wenige der Großen zu.
Die F1-TV-App ist noch nicht optimiert worden
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Multitasking auf dem Pixel Fold
Das Betriebssystem selbst bietet eine Reihe von Multitasking-Funktionen, bei denen es sich um sinnvolle Erweiterungen handelt, ohne das System mit neuen Features zu überladen. In erster Linie ist der Split-Screen-Modus hervorzuheben, der sich mit allen Apps durch einfaches Ziehen in die jeweilige Bildschirmhälfte nutzen lässt. Apps werden dann nebeneinander ausgeführt, wobei sich die Trennung vom 50:50- auch zu einem 70:30- respektive 30:70-Verhältnis verschieben lässt. Dreht man das Smartphone, führt Android diese Apps nicht mehr neben-, sondern übereinander aus. In der Übersicht aktiver Apps werden die App-Paare gespeichert, sodass sich schnell von einer anderen einzelnen App wieder dazu zurückkehren lässt.
Neu für das Pixel Fold ist das Dock am unteren Bildschirmrand, das sich über eine neue Wischgeste in den Vordergrund bringen lässt. Auf dem Homescreen ist es mit bis zu sechs Anwendungen oder Ordnern stets zu sehen, innerhalb von Apps lässt sich das Dock mit einem kurzen und nicht zu schnellen Wisch vom unteren Bildschirmrand aus zum Vorschein bringen. Wischt man zu schnell oder zu weit nach oben, führt man damit die bekannte Geste für die Rückkehr auf den Homescreen aus. In diesem Punkt müssen Android-Anwender ihr Muskelgedächtnis neu trainieren, um zwischen diesen beiden Gesten zu unterscheiden. Mit jetzt drei Gesten vom unteren Displayrand aus bewegt sich Google hart an der Grenze, denn das Wischen von unten und das anschließende Halten in der Bildschirmmitte, um zu den aktuell laufenden Apps zu gelangen, gibt es ja auch noch.
Homescreen mit bis zu sechs Apps im Dock
Eine App-Kontinuität unterstützt das Pixel Fold ebenso, sodass auf dem äußeren Bildschirm gestartete Apps nahtlos nach dem Aufklappen fortgesetzt werden können. In die entgegengesetzte Richtung funktioniert das allerdings nicht, weil Google mit dem Zuklappen des Smartphones selbiges sofort sperrt, sodass man sich zunächst erneut über den seitlichen Fingerabdrucksensor im Power-Button anmelden muss.
Fünf Jahre Software-Support
Das Pixel Fold erhält wie alle anderen Smartphones von Google einen fünfjährigen Software-Support. Die ersten drei Jahre über gibt es neue Android-Hauptversionen, während für die gesamte Supportdauer monatliche Sicherheitspatches zur Verfügung gestellt werden. Damit landet Google ärgerlicherweise hinter Samsung, die von insgesamt fünf Jahren für vier Jahre neue Hauptversionen anbieten. Google sollte in diesem Punkt schnellstens nachziehen – bislang gibt es aber keine Anzeichen dafür, auch nicht bei einem Smartphone der 2.000-Euro-Klasse. Es ist weiterhin peinlich, dass Google beim Software-Support des eigenen Betriebssystems den Drittanbietern von Android hinterherhinkt.
Immerhin können Anwender auf den Pixel-Geräten direkt mit Verfügbarkeit neue Android-Versionen wie das aktuelle Android 14 testen. Seit der Beta 4 lässt sich die Vorschau auch auf dem Pixel Fold und Pixel Tablet installieren.
Tensor G2 zeigt langsam sein Alter
Antrieb des Ganzen ist auch beim Pixel Fold der eigene Tensor G2, der letztes Jahr erstmals im Pixel 7 und Pixel 7 Pro (Test) zum Einsatz kam und seit diesem Jahr auch im Pixel Tablet und Pixel 7a steckt. Von einem eigenen Prozessor kann aber nur teils die Rede sein, da Google für CPU und GPU bei Arm lizenziert und Modem sowie Fertigung von Samsung stammen. Selbst steuert Google einen AV1-Decoder, einen GXP für die Bildverarbeitung und vor allem die „Tensor Processing Unit“ (TPU) für KI-gestützte Aufgaben bei, damit sie lokal durchgeführt werden können.
Benchmarks mit dem Pixel Fold
Angesichts vorheriger Tests und Benchmarks bergen die Messwerte des Tensor G2 im Pixel Fold keine Überraschungen mehr. Der Chip liefert eine solide Mittelklasse-Leistung, fühlt sich dank zahlreicher Optimierungen durch Google in der Praxis aber schneller an, als es die reinen Benchmarks zunächst vermuten lassen. An die aktuellen High-End-Chips von Apple oder Qualcomm kommt Google jedoch nicht heran, hier dürfte der anstehende Tensor G3 mit dem Pixel 8 (Pro) künftig einen größeren Sprung machen.
Das Pixel Fold bietet mit 4.821 mAh den aktuell größten Akkus unter hierzulande erhältlichen faltbaren Smartphones. Google schlägt damit das Samsung Galaxy Z Fold 4 (4.400 mAh), das Oppo Find N2 (4.520 mAh) und knapp das Huawei Mate X3 (4.800 mAh). Das jüngst für China vorgestellte Honor Magic V2 erreicht hingegen 5.000 mAh.
Laufzeiten im (unteren) Mittelfeld
Großartige Laufzeiten kann sich Google mit dem üppig dimensionierten Bauteil dennoch nicht auf die Fahnen schreiben. Im produktiven PCMark 3.0 kam das Smartphone im Test auf eine Laufzeit von 7:30 Stunden bei Nutzung des mit 200 cd/m² kalibrierten inneren Bildschirms. Das Galaxy Z Fold 4 erzielte hier 9:24 Stunden, die Spitzenreiter mit regulärem Formfaktor erreichten sogar das Doppelte des Pixel Fold. Unter den faltbaren Smartphones lieferte zuletzt nur das Galaxy Z Flip 3 (Test) einen schlechteren Wert von 6:20 Stunden.
Qualcomm Smartphone for Snapdragon Insiders (Android 11.0)
12:26
OnePlus 6 (Android 8.1)
12:20
Cat S62 Pro (Android 10.0)
12:20
Motorola Moto Z3 Play (Android 8.1)
12:13
Apple iPhone Xs Max (iOS 12.0)
12:13
Apple iPhone 11 (iOS 13.1.1)
12:05
Gigaset GS4 (Android 10.0)
12:04
Google Pixel 3 XL (Android 9.0)
11:52
Samsung Galaxy A6 (Android 8.0)
11:47
Apple iPhone Xr (iOS 12.0.1)
11:36
Cat S52 (Android 9.0)
11:22
LG G7 ThinQ (Android 8.0)
10:45
Nokia 7 Plus (Android 8.1)
10:45
Sony Xperia 1 (Android 9.0)
10:24
Motorola One Vision (Android 9.0)
10:07
Sony Xperia XZ2 Compact (Android 8.0)
10:03
Sony Xperia XZ3 (Android 9.0)
9:58
Motorola Moto G6 (Android 8.0)
9:44
Motorola Moto G7 Plus (Android 9.0)
9:44
Motorola Moto G7 (Android 9.0)
9:21
HTC U12+ (Android 8.0)
9:19
Nokia 6.1 (Android 8.1)
9:11
Xiaomi Mi Mix 2S (Android 8.0)
8:57
Einheit: Stunden, Minuten
Beim Streaming schneidet das Pixel Fold besser ab und rückt mit 14:24 Stunden auf dem inneren Display bei erneut 200 cd/m² ins Mittelfeld vor. Ein Galaxy Z Fold 4 schafft rund 90 Minuten mehr, ein älteres Galaxy Z Fold 2 rund 45 Minuten weniger.
Die Akkulaufzeiten sind damit zwar noch nicht die Achillessehne des Pixel Fold, aber auch nichts zum Hausieren. Über den Tag kommt man mit dem Smartphone dennoch, allerdings insbesondere dann, wenn nicht primär mit dem inneren Bildschirm gearbeitet wird, dessen Auflösung immerhin rund 80 Prozent höher als beim äußeren Display ausfällt. Laden lässt sich das Pixel Fold sowohl per USB-C (3.2 Gen 2) mit bis zu 30 Watt als auch drahtlos mit bis zu 7,5 Watt über die gläserne Rückseite.
Fünf Kameras für maximale Flexibilität
Ganze fünf Kameras sind insgesamt im Pixel Fold verbaut, davon drei auf der Rückseite für Weitwinkel-, Ultraweitwinkel- und Tele-Aufnahmen und jeweils eine Selfie-Kamera auf der Außen- sowie Innenseite des Smartphones. Betrachtet man die rückseitigen Kameras, ist das Pixel Fold sehr ähnlich zum Pixel 7 Pro aufgestellt, das ebenso drei Kameras mit drei unterschiedlichen Brennweiten bietet. Für das Pixel Fold setzt Google jedoch auf andere Sensoren, die etwas kleiner ausfallen und die auf die Hardware bezogen nicht ganz an das reguläre Flaggschiff heranreichen. Zum Beispiel kommt die primäre Kamera auf 48 statt 50 MP und stellt nur noch 0,8 statt 1,2 µm große Pixel zur Verfügung. Beide Weitwinkelkameras arbeiten jedoch mit einer Brennweite von 25 mm, sind optisch stabilisiert (OIS) und bieten einen doppelten Autofokus aus PDAF und Laser-AF.
Kamera des Pixel Fold ähnlich wie beim Pixel 7 Pro
Pixel Fold und Pixel 7 Pro im Kameravergleich
Ultraweitwinkelfotos stammen von einem Sensor mit 10,8 statt 12 MP, der zwar marginal kleiner ausfällt, aber dennoch eine identische Pixelgröße von 1,25 µm erreicht. Davon abgesehen deckt das Pixel 7 Pro mit 126 zu 121 Grad ein etwas größeres Sichtfeld ab, wie die erste Aufnahme in der Galerie verdeutlicht. Beim Teleobjektiv treffen 10,8 MP des Pixel Fold auf 48 MP beim Pixel 7 Pro und die Brennweiten weichen mit 112 mm und 120 mm voneinander ab. In beiden Kamera-Apps wird die größte optische Vergrößerung mit „5x“ angegeben, nur das Pixel 7 Pro kann optional auf bis zu „30x“ gehen, während beim Pixel Fold bei „20x“ Schluss ist.
Google Pixel Fold im Test – Kamera
Pixel Fold – Ultraweitwinkel (f/2.2, ISO 42, 1/1992 s)
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Obwohl das Pixel Fold damit dem Pixel 7 Pro in puncto Kamera-Hardware unterlegen ist, schafft es Google abermals, beinahe identisch aussehende Aufnahmen zu produzieren. Die Fotos des Pixel Fold fallen durch die Bank gut bis sehr gut aus und weisen den typischen Pixel-Look mit sehr hoher HDR-Dynamik, vielen Details und guter Farbdarstellung auf. Das Pixel 7 Pro setzt sich mit etwas mehr Details, mehr Reserven bei schlechter Ausleuchtung und mehr Flexibilität beim Teleobjektiv von der faltbaren Variante ab.
Selfies mit der Hauptkamera
Das Pixel Fold wiederum bietet aber auch Funktionen, die mit einem Pixel 7 Pro schlichtweg nicht möglich sind. Selfies lassen sich hier nämlich auch mit den drei rückseitigen Kameras schießen, indem über eine Schaltfläche in der Kamera-App zum äußeren Display als Sucher gewechselt wird. So lassen sich die im Vergleich schlechteren Selfie-Kameras auf der Innen- und Außenseite des Smartphones umgehen.
Hauptkamera als Selfie-Kamera
Smartphone als Stativ nutzen
Das faltbare Design erlaubt es dem Anwender zudem, die eine Seite des Smartphones in ein mobiles Stativ zu verwandeln. Das ist besonders dann praktisch, wenn man selbst im Bild sein möchte, aber gerade keine dritte Person zur Hand hat, um das Foto zu schießen. Auch für Aufnahmen mit Langzeitbelichtung ist dieser Modus bestens geeignet, weil das Smartphone so perfekt still gehalten werden kann, ohne es tatsächlich selbst still halten zu müssen. Anwender sollten jedoch darauf achten, wo sie das Smartphone abstellen, denn schließlich muss es dafür auf den äußeren Bildschirm gelegt werden. Es gibt aber auch eine andere Option: Das Pixel Fold kann bei Bedarf nur teils geöffnet und dann aufrecht wie ein halb geöffnetes Buch abgestellt werden. Beim Blickwinkel verliert man so zwar Flexibilität, im Gegenzug muss das Mobilgerät allerdings nicht auf dem Bildschirm liegen, sondern steht auf dem Edelstahlrahmen, wo potenzielle Kratzer weniger stören.
Fazit
Das Pixel Fold ist ein gelungener Einstand für Google auf dem Markt der faltbaren Smartphones. Selten gelingt einem Produkt der ersten Generation ein so überzeugender Auftritt, wenngleich auch das Pixel Fold nicht frei von Kritikpunkten ist. Vor allem Googles Hardware-Ingenieuren ist zu gratulieren, dass sie sich für diesen Formfaktor entschieden und ihn derart schlank und hochwertig umgesetzt haben. Der Konzern liefert mit dem Pixel Fold gleich zum Start ein faltbares Smartphone ab, das manch anderer Hersteller nicht einmal in vierter Generation anbieten kann. Der vollständig schließende Mechanismus überzeugt ebenso wie die geringe Bautiefe oder die auf die Fläche bezogen geringen Abmessungen.
Mit der Entscheidung, ein mit lediglich 5,8 Zoll eher kompaktes Smartphone anzubieten, das sich auf Wunsch zu einem kleinen Tablet mit 7,6 Zoll verwandeln kann, liegt Google goldrichtig. Dabei kommen sowohl auf der Außen- als auch auf der Innenseite hochwertige Displays zum Einsatz, die es problemlos mit der Spitzenklasse aufnehmen können. Die typischen Nachteile eines faltbaren Panels mit Kunststoffbeschichtung gibt es aber derzeit noch bei allen Herstellern.
Wichtig ist vor allem aber auch, was sich auf diesen Bildschirmen abspielt, und hier hat Google zumindest im eigenen Lager ordentlich an den Apps gefeilt und liefert durch die Bank entsprechend optimierte Anwendungen ab. Das Angebot der Drittanbieter ist allerdings noch eine Baustelle, selbst die größten App-Anbieter haben noch Nachholbedarf. Hoffentlich bietet Google genügend Anreize, damit sich die Situation alsbald verbessert.
Google Pixel Fold im Test
Kaum etwas auszusetzen gibt es an den Kameras, die Google-typisch mit zu den besten am Markt zählen. Wer das Beste von Google haben möchte, ist beim Pixel 7 Pro jedoch besser aufgehoben. Das Pixel Fold bietet aber mehr Flexibilität bei der Nutzung der vielen Kameras und stellt insgesamt betrachtet ein gutes bis sehr gutes Setup zur Auswahl.
Etwas Kritik muss sich Google für den Akku gefallen lassen, der zwar auf dem Datenblatt groß ausfällt, letztlich allerdings nur mittelmäßige Laufzeiten ermöglicht. Darüber hinaus zeigt der knapp ein Jahr alte Tensor G2 mittlerweile sein Alter und kann nicht mehr mit den schnellsten Prozessoren von Apple oder Qualcomm mithalten. Die gute Abstimmung von Hard- und Software führt auf dem Pixel Fold dennoch zu einer schnellen Bedienung, die in der Praxis kaum Wünsche offenlässt. Schade nur, dass nicht Google selbst den längsten Software-Support bietet, sondern Samsung diese Position innehat.
Im Gesamtpaket betrachtet, ist das Pixel Fold ein empfehlenswertes faltbares Smartphone, wenngleich sich keine allgemeine Empfehlung aussprechen lässt, da allein schon der Preis (ab 1.899 Euro) abschreckt und das Pixel Fold in eine Nische bugsiert. Die besetzt Google aber schon in erster Generation mit überzeugenden Argumenten.
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ComputerBase wurde das Pixel Fold leihweise von Google zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Test fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
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