IEEE 802.11bb alias „LiFi“: Datenübertragung mit Licht hat jetzt einen Standard
Das Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) ergänzt die 802.11-Standards für die drahtlose Datenübertragung um eine neue Technik, bei der es sich nicht um WLAN (Wi-Fi) handelt. Hinter IEEE 802.11bb steckt nämlich der erste Standard für die Datenübertragung mit Licht statt Funk, was als LiFi bezeichnet wird.
Das Thema LiFi (auch Li-Fi) war erst kürzlich in vieler Munde, denn in einem Interview erklärte Harald Haas, der als Vater der Technik gilt, dass LiFi nun quasi bereit für die Integration in Produkte und damit bestückte Smartphones in 2 bis 3 Jahren zu erwarten seien. Die von Haas mitgegründete Firma pureLifi hatte bereits im Februar auf dem MWC ein serienreifes LiFi-Modul präsentiert und demonstriert. Letztlich fehlte es aber noch an einem verbindlichen Industriestandard, der mit der heutigen Veröffentlichung früher als erwartet kommt.
IEEE veröffentlicht LiFi-Standard 802.11bb
Entsprechend euphorisch begrüßen die Firmen pureLiFi wie auch das ebenfalls an LiFi forschende Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik, Heinrich-Hertz-Institut (kurz HHI) die Absegnung des 802.11bb-Standards durch die IEEE. In einer gemeinsamen Pressemitteilung heißt es: „Der bb-Standard stellt einen bedeutenden Meilenstein für den LiFi-Markt dar, da er einen weltweit anerkannten Rahmen für den Einsatz der LiFi-Technologie bietet“.
LiFi ist eine Form der optischen Nahbereichskommunikation, nutzt Licht- statt Funkwellen und verspricht schnellere und stabilere Datenübertragungen als bei Wi-Fi. Ein wirklicher Ersatz für WLAN ist LiFi aber nicht, denn zwischen Sende- und Empfangseinheit muss stets Sichtkontakt bestehen, was die Einsatzmöglichkeiten auf den eher stationären Betrieb in Innenräumen eingrenzt. Gerade dies sei aber auch ein Vorteil: Da die Verbindung nicht durch Wände oder Decken dringt, ist die Datenübertragung potenziell sicherer.
Denkbar für die Zukunft ist, dass LiFi als Ergänzung zu Funkstandards wie Wi-Fi und 5G zum Einsatz kommen wird. Die Erwägung von „Internet per LiFi aus der LED-Glühbirne“ gab es bereits vor zehn Jahren und wäre ein denkbares Szenario. Schnelles kabelloses Internet in den heimischen vier Wänden oder im Büro könnte ein Argument für LiFi als Alternative zum Ethernet sein.
Die Aktivitäten der Gruppe zur Ausarbeitung des 802.11bb-Standards habe „das Interesse einiger der größten Branchenakteure geweckt, von Halbleiterunternehmen bis hin zu führenden Mobiltelefonherstellern“, wird Nikola Serafimovski, die Vizepräsidentin für Standardisierung bei pureLiFi, in der Pressemitteilung zitiert. LiFi lasse sich nun problemlos in bestehende WLAN-Chipsätze integrieren. Dank 802.11bb erscheine „LiFi dem System einfach so, als wäre es ein weiteres WLAN-Band“, heißt es weiter im Pressetext. Neue Übertragungsprotokolle seien nicht erforderlich.
Volker Jungnickel vom Fraunhofer HHI betrachtet die Einsatzmöglichkeiten der neuen Technik auch aus Forscherperspektive: „LiFi kann Kabel durch optische Funkverbindungen mit kurzer Reichweite ersetzen und zahlreiche Sensoren und Aktoren mit dem Internet verbinden“.
Vorerst keine „Lichtgeschwindigkeit“
Auch wenn bereits Datenübertragungen mit bis zu 224 Gbit/s (28 GB/s) unter Laborbedingungen erreicht wurden, geht es das LiFi-Modul für Smartphones erst einmal gemächlicher an: pureLiFi nennt eine Datenrate von rund 1 Gbit/s (125 MB/s) für die kleine Sende- und Empfangseinheit namens „Light Antenna One“. Diese misst 14,5 mm in der Länge und 4,5 mm in der Höhe und arbeitet mit einer Wellenlänge von etwa 850 nm, was knapp in den Bereich der Infrarotstrahlung geht. Die Reichweite wird mit 20 cm bis 3 m angegeben, was den örtlich begrenzten Einsatzradius aufzeigt.
Noch wurde allerdings kein Endprodukt mit LiFi angekündigt. Das dürfte in den kommenden Monaten passieren. Der nächste MWC im Februar 2024 würde sich dafür durchaus anbieten.