Intel Xeon w9-3495X im Test: Workstation-CPU mit 56 P-Cores und Octa-Channel-RAM
Große Erwartungen wurden an Intel Sapphire Rapids-WS alias Xeon W-3400/2400 geknüpft, doch nicht nur im Test der Redaktion kam es vorerst anders. Schlechte Verfügbarkeit, BIOS-Kinderkrankheiten und dann auch noch ein zickiger Xeon w9-3495X ließen den Artikel streckenweise zur Tortur werden. Immerhin: Am Ende lief es.
Zum Start eine Einordnung
Früher a.k.a. vor AMD Ryzen, als Intel die Core-Serie Generation um Generation mit maximal vier Kernen neu aufgelegt hat, residierte darüber die Core-X-Serie mit ihrer Plattform mit mehr PCIe-Lanes und Quad- statt Dual-Channel-Interface.
Wer einen „High End Desktop“ (HEDT) bauen wollte, griff zu dieser Plattform, die mehr, aber nicht viel mehr kostete als die Desktop-Plattform. Auch viele Workstations basierten auf dieser Plattform, oder setzten auf CPUs der Server-Reihe Xeon mit deren noch potenterer Plattform.
Doch AMD Ryzen für Desktop-PCs mit in der Spitze schnell mehr Leistung als die größten Core X und im Anschluss AMD Ryzen Threadripper mit größerer Plattform bedeuteten das schnelle Aus der Core-X-Plattform zwischen Desktop und Server, ein Nachfolger war über Jahre nicht in Sicht.
Aber auch AMD verabschiedete sich mit Threadripper 3000 in der Pro-Version und der Entscheidung, Threadripper 5000 nur noch als Pro-Variante auf der teuren Sockel-sWRX-Plattform anzubieten, vom HEDT – die Hochleistungs-Workstation war das neue und einzige Ziel der WS-CPUs, die bis dato keinen direkten Gegenspieler auf Seiten von Intel vorzuweisen hatte, denn die Xeon waren und sind noch einmal teurer.
Mit den neuen Xeon-W-Prozessoren auf Basis von Sapphire Rapids-WS hat sich das jetzt geändert. Im Vorfeld sah es dabei sogar lange Zeit so aus, als könnten Intels CPUs sogar den „HEDT“ wiederbeleben. Doch der nachfolgende Test wird neben vielen Details zur Plattform auch die Erkenntnis bieten, dass die neuen Xeon W-3400 und Xeon W-2400 wie Threadripper Pro diesen Markt nicht mehr zum Ziel haben.
In Anbetracht der Tatsache, was Ryzen 9 7950X oder Core i9-13900K privaten Endkunden inzwischen in Sachen Leistung zu bieten haben, ist das aus dieser Perspektive sicherlich auch verständlich – die Vorzüge der großen Plattform gibt es für Privatanwender aber auch in Zukunft weiterhin nicht.
Doch jetzt zu Sapphire Rapids-WS, der CPU-Serie, die im Gegensatz zu den aktuellen Desktop-Core-CPUs nur auf P- statt auf P- und E-Cores setzt und davon bis zu 56 statt bis zu 8 bietet.
Sapphire Rapids-WS im Überblick
Im Februar 2023 nach Verzögerung mit viel Fanfare gestartet, wurde es um die neue Plattform und deren CPUs zuerst einmal schnell wieder ruhig. So ruhig, wie es das nach einem Produktstart eigentlich nie gibt.
Es kam anders als geplant
Doch so wie von Intel geplant, verlief bei Sapphire Rapids-WS am Ende kaum etwas – weder vor noch nach dem „Launch“. Es gab keinen Kantersieg gegen Threadripper Pro in der Workstation und mit Blick auf die Preise für CPUs und Mainboards erst recht keine Rückkehr in den Desktop als High-End-Lösung, kurz HEDT.
Die Probleme waren vielfältiger Natur, viele Partner hatten deshalb schon von vornherein „Nein“ gesagt – sie ahnten wohl, wie es kommen würde. ComputerBase kann nach den Arbeiten am Test ein Lied davon singen.
Sapphire Rapids-112L vs. Sapphire Rapids-64L
Auf den ersten Blick macht die Plattform durchaus etwas her und markiert auch gleichwohl einen Meilenstein, der nach langer Entwicklung zum Vorschein gekommen ist.
Offiziell ist sie dabei zweigeteilt, Sapphire Rapids-WS nur eine übergeordnete Bezeichnung. Denn intern heißen die Varianten eigentlich Sapphire Rapids-112L und Sapphire Rapids-64L. Die Ziffern beziehen sich auf die Anzahl der zur Verfügung stehenden PCIe-Gen-5-Lanes durch die CPU, hinzu kommen dann aber noch weitere Einschränkungen wie etwa eine Halbierung des Speicherinterfaces. Im Handel werden daraus dann Intel Xeon W-3400 und Intel Xeon W-2400 mit 56 bis hinab zu nur 6 Performance-Kernen (P-Cores) zu Preisen von 5.889 US-Dollar bis lediglich 359 US-Dollar.
Xeon W-3400 als Flaggschiff-Serie für die Single-Sockel-Systeme sind den zu Beginn dieses Jahres vorgestellten Xeon Platinum in vierter Generation, Codename Sapphire Rapids-SP, sehr ähnlich. Es steckt der gleiche Sapphire-Rapids-Chip unter der Haube, der nur für den jeweiligen Markt leicht angepasst wurde. Die wichtigsten Parameter sind jedoch identisch.
Technische Eckdaten im Überblick
56 Kerne, 105 MByte L3-Cache und Acht-Kanal-Speicher zeigen auch beim Workstation-Prozessor der 3400er-Reihe, dass der XCC-Prozessor-Die (eXtreme Core Count) genutzt wird. Bei den 2400ern legt die Kern-Cache-Bestückung nahe, dass der MCC-Die („Medium Core Count“) genutzt wird, der theoretisch bei 34 Kernen endet, in den Xeon W-2400 aber zum Start nur mit maximal 24 Kernen zum Einsatz kommt.
Kerne/Threads | Takt (Basis) | Turbo (1 Kern) | max. Speicher | TDP | Preis | |
---|---|---|---|---|---|---|
Xeon w-3400 (Sapphire Rapids-WS/Sapphire Rapids-112L) | ||||||
Xeon w9-3495X | 56/112 | 1,9 GHz | 4,8 GHz | 4 TB DDR5-4800 | 350 W | 5.889 USD |
Xeon w9-3475X | 36/72 | 2,2 GHz | 4,8 GHz | 4 TB DDR5-4800 | 300 W | 3.739 USD |
Xeon w7-3465X | 28/56 | 2,5 GHz | 4,8 GHz | 4 TB DDR5-4800 | 300 W | 2.889 USD |
Xeon w7-3455 | 24/48 | 2,5 GHz | 4,8 GHz | 4 TB DDR5-4800 | 270 W | 2.489 USD |
Xeon w7-3445 | 20/40 | 2,6 GHz | 4,8 GHz | 4 TB DDR5-4800 | 270 W | 1.989 USD |
Xeon w5-3435X | 16/32 | 3,1 GHz | 4,7 GHz | 4 TB DDR5-4800 | 270 W | 1.589 USD |
Xeon w5-3425 | 12/24 | 3,2 GHz | 4,6 GHz | 4 TB DDR5-4800 | 270 W | 1.189 USD |
Xeon w-2400 (Sapphire Rapids-WS/Sapphire Rapids-64L) | ||||||
Xeon w7-2495X | 24/48 | 2,5 GHz | 4,8 GHz | 2 TB DDR5-4800 | 225 W | 2.189 USD |
Xeon w7-2475X | 20/40 | 2,6 GHz | 4,8 GHz | 2 TB DDR5-4800 | 225 W | 1.789 USD |
Xeon w5-2465X | 16/32 | 3,1 GHz | 4,7 GHz | 2 TB DDR5-4800 | 200 W | 1.389 USD |
Xeon w5-2455X | 12/24 | 3,2 GHz | 4,6 GHz | 2 TB DDR5-4800 | 200 W | 1.039 USD |
Xeon w5-2445 | 10/20 | 3,1 GHz | 4,6 GHz | 2 TB DDR5-4800 | 175 W | 839 USD |
Xeon w3-2435 | 8/16 | 3,1 GHz | 4,5 GHz | 2 TB DDR5-4400 | 165 W | 669 USD |
Xeon w3-2425 | 6/12 | 3,0 GHz | 4,4 GHz | 2 TB DDR5-4400 | 130 W | 529 USD |
Xeon w3-2423 | 6/12 | 2,1 GHz | 4,2 GHz | 2 TB DDR5-4400 | 120 W | 359 USD |
Der W790-Chipsatz: Ein Z790 für Profis
Die Workstation-Plattform nutzt als begleitenden Chipsatz für die Prozessoren auf den Mainboards keinen Ableger aus dem Server, sondern vielmehr kombiniert Intel Server-Prozessoren mit dem Desktop-Chipsatz. Der W790 ist letztlich ein Desktop-Chipsatz alias Z790 auf Steroiden, bei dem alles aktiviert ist, was das Silizium hergibt, denn die klassischen Desktop- und Notebook-Chips lassen je nach Zielgruppe immer irgendetwas missen. Insgesamt 38 HSIO-Lanes stehen zur Verfügung, die für 16 PCIe-4.0-Lanes, 8 PCIe-3.0-Lanes, diverse USB-Ports bis zum Standard 3.2 Gen 2 (20 Gb/s) sowie weitere Funktionen wie LAN, WLAN und Sound genutzt werden.
Workstation-Kunden kommen so in den Genuss des am besten ausgestatteten Chipsatzes von Intel. Denn die regulären neuen Xeon-SP auf Basis von Sapphire Rapids-SP müssen mit dem C741-Chipsatz vorliebnehmen, der auf einer Vorgängergeneration basiert und so zum Beispiel nur PCIe 3.0 bietet. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass die CPU-Generation fast zwei Jahre zu spät erscheint.
Die Plattform in der Praxis
Die Theorie ist das eine, die Praxis das andere, mussten die ersten Kunden im Frühjahr feststellen und dazu zählten auch Vertreter der Presse wie die ComputerBase-Redaktion mit ihren Testmustern. Dabei hatte die Presse nicht das Problem, das Kunden zu Anfang hatten: Überhaupt an eine vollständig ausgestattet Xeon-W-Plattform zu kommen.
CPUs, Mainboards, RAM: Die Verfügbarkeit im Handel
Nicht nur waren Prozessoren erst mal kaum zu bekommen, auch passende Mainboards waren sehr rar gesät: Inzwischen sind immerhin fünf Modelle erhältlich. Fünf.
Von den bekannten Namen für den Desktop-Bereich ist nur Asus mit zwei Platinen vertreten. In der Workstation-Branche aber bekannt und deshalb eine gute Alternative: Supermicro. Gleich drei Platinen bietet der Spezialist für professionelle Lösungen an, die ebenso wie die beiden Asus-Boards nach Bestellung binnen einer Woche beim Kunden sein sollen. Weitere Alternativen gibt es jedoch nicht.
Die größte Baustelle war und ist wiederum der Arbeitsspeicher: DDR5 als RDIMM, der auch noch übertaktbar sein soll. Hier gab es de facto nur zwei Hersteller, die zu Beginn überhaupt mitgemacht haben: Kingston und G.Skill. Die passenden schnellen Speicherkits waren buchstäblich von Hand ausgewählt, zu Beginn gab es kaum etwas, eigentlich sogar nichts.
Mittlerweile hat sich Crucial/Micron noch dazugesellt, in Asien bietet darüber hinaus V-Color entsprechende Modulen. Alle Module außer Crucial/Micron, die auf ihre eigene Fertigung setzen, verwenden Speicherchips von SK Hynix.
Heute sieht es auf den ersten Blick besser aus. Werden jedoch Parameter gesetzt, die Intel für die Plattform bewirbt, wird das Angebot sehr übersichtlich: Denn die Xeons vertragen auch DDR5-6000 und mehr. Als Registered-Module gibt es dann wiederum nur noch eine Handvoll. Ab 100 Euro pro 16 GByte ist man hier dabei, für Acht-Kanal-Speicher sind folglich mindestens 800 Euro nötig. Das Testkit von G.Skill kostet direkt über 1.200 Euro, das von Kingston gibt es etwas günstiger: Rund 770 Euro sind es hier.
Unterm Strich ist die Plattform nun also im Handel auch kurzfristig lieferbar angekommen, wenngleich in der Auswahl sehr beschränkt. Viele Hersteller haben schlichtweg entschieden, dass sie Intels Weg hier nicht mitgehen werden. Zu klein ist der Markt, zu unwichtig, zu teuer. Und das reicht dann auch noch zu den Kühlerherstellern herüber: Noctua erklärte zur Computex 2023 im Gespräch mit ComputerBase, dass man sich vorab auch deutlich mehr erhofft hatte, und stellte so ein wenig infrage, wie es denn um neue Threadripper-Prozessoren bestellt sein wird. Auf Roadmaps waren passende Lösungen bereits vermerkt.
Erschwerend kam hinzu, dass Intel die Lieferungen für einige Tage auf Eis gelegt hatte, insbesondere das monolithische MCC-Design, also jenes, das für die 32-Kerner benötigt wird. Im Handel ist davon noch nichts zu sehen, vor allem in der Mitte mit 20, 24, 28 und 36 Kernen ist die Verfügbarkeit gut. Das Topmodell mit 56 Kernen ist hingegen nicht verfügbar, was jedoch zum Teil auch am Preis von 6.700 Euro aufwärts liegen könnte.
Wie zuletzt in dem Bereich üblich, sind deshalb primär bekannte OEMs und Systemintegratoren am Zug. Dort werden die Portfolios allmählich auch umgestellt. Während HP mitunter neben den Neulingen auch noch alte Xeons und sogar Core X verkauft – die im Übrigen vor wenigen Tagen offiziell abgekündigt wurden –, bietet Lenovo bereits neue Systeme mit Xeon W an. Auch lokale Anbieter wie beispielsweise Pudget Systems können wie der große Lenovo-Konzern in rund zwei Wochen ein eigens angepasstes und beim Hersteller konfiguriertes System liefern.
Doch zurück zur Plattform und dem, was die allerersten Kunden, die alle Komponenten zusammen hatten (und damit auch ComputerBase), zum Start erwartete: Kinderkrankheiten.
Per BIOS-Updates beim Kunden gereift
Kinderkrankheiten, nicht selten eben auch im Zusammenspiel mit dem Speicher respektive dem Speichercontroller der CPU. Noch im Mai kamen BIOS-Updates heraus, deren Changelog wie folgt begann:
Asus PRO WS W790E-SAGE SE BIOS 0506 vom 11. Mai 2023
- Improved system/boot-up stability
- Improved system/boot-up performance
- Improved device compatibility
Immerhin: Es wurde daran gearbeitet und die Probleme wurden weniger. Erstmals ließ sich die CPU in der Redaktion nach Installation dieses Updates auf dem Asus Pro WS W790E-Sage SE mit acht Speicherriegeln installieren, im BIOS XMP laden und bis in Windows booten. Dort zeigten sich 56 Kerne, 112 Threads und 128 GByte DDR5R-6400. Im weiteren Testverlauf waren nun ebenfalls keine Probleme mehr zu sehen, die Kinderkrankheiten also endlich ausgeräumt.
In der Regel erledigt Intel solche Arbeiten vor dem Start, doch der erfolgte offensichtlich immer noch sehr früh – zu früh, wie sich rausstellt.
Kleine Treiber ohne Schnickschnack
Eine erfreuliche Abwechslung zeigte sich bei der Installation vieler Treiber für die Plattform, die unterschiedlicher zu regulären Desktop-PCs kaum mehr sein könnten. LAN- und Chipsatztreiber sind nur wenige statt über 100 MByte groß, werden jedoch zwingend benötigt. Der Windows-11-Treiber für den ASpeed-Grafikchip auf dem Mainboard ist gerade mal 364 KByte große – es ist lediglich ein INF-File. Im Desktop wäre man an dieser Stelle bei einem GByte an Downloads angelangt.
Die Testhardware im Überblick: Alles zwei Mal, bitte!
Bereits im März lag ComputerBase die erste Hardware vor – mit den erwähnten BIOS-Kinderkrankheiten. Doch nicht nur mit diesen, wie sich erst später herausstellen sollte. Nein, auch das CPU-Testmuster hatte eine Macke weg.
Das CPU-Testmuster mochte nur sechs RAM-Riegel
So gelang verlässlich nur der Betrieb mit ein, zwei, drei, vier, fünf oder auch noch sechs RAM-Modulen problemlos, darüber hinaus ging nichts mehr. Daraufhin wurde die Fehlersuche begonnen, das BIOS auch weiterhin immer im Verdacht. Parallel sollte der Arbeitsspeicher ausgeschlossen werden – also wurde ein zweites Kit mit noch mal acht Riegeln besorgt. Angesichts der Tatsache, dass es sie damals nicht gab, vergingen einige Tage und Wochen.
Doch auch mit dem neuen Speicher blieben die Probleme. Also wurde der nächste logische Schritt gegangen: Ein neues Board musste her. Der Tausch war postwendend möglich, Asus konnte schnell eine zweite Lösung bereitstellen. Doch weder das noch weitere BIOS-Updates brachten dauerhaft den gewünschten Erfolg.
Das Problem lag am Ende an der CPU. Der 6.500 Euro teure Prozessor mochte die Kombination aus Board und den Speicherkits von G.Skill oder auch Kingston schlichtweg nicht. Klar wurde das, als Intel letztendlich eine weitere CPU zur Verfügung stellte. Erneut ging einige Zeit ins Land. Und siehe da: Es funktionierte!
Der Intel Xeon w9-3945X: zuerst ein „Montagsmodell“
Alle beteiligten Hersteller erklärten, dass es nicht an ihrer Hardware liege, wahrscheinlich sei die CPU ein „Montagsmodell“. Soll heißen: Sie kann funktionieren, muss aber nicht. Letztendlich konnte aber auch ein Defekt nicht ausgeschlossen werden.
Wie dem auch sei: Die CPU in der Redaktion als zentrale Komponente der Plattform stand letztendlich perfekt als Sinnbild für die CPU-Architektur Pate, die unzählige Steppings erfahren hat und noch immer Probleme wie zuletzt beim MCC-Chip bereitet, die jedoch durch ein Firmware-Update gelöst wurden.
Last week, we informed you of an issue on a subset of 4th Generation Intel Xeon Medium Core Count Processors (SPR-MCC) that could interrupt system operation under certain conditions. Out of an abundance of caution, we temporarily paused some SPR-MCC shipments while we thoroughly evaluated a firmware mitigation. We are now confident the firmware mitigation addresses the issue. We have resumed shipping all versions of SPR-MCC and are working with customers to deploy the firmware as needed.
Intel
Asus Pro WS W790E-Sage SE: Profi mit Vollausstattung
Anders sah es unterm Strich beim Mainboard und Arbeitsspeicher aus. Die Hauptplatine Pro WS W790E-Sage SE aus der Business-Familie von Asus überzeugt durch ein extrem aufgeräumtes Design ohne Schnickschnack – auf RGB wird ebenfalls verzichtet. Das BIOS schließt sich daran an, hier kommt das klassische blau-graue AMI-BIOS zum Vorschein, die aus dem Desktop bekannte modernere Oberfläche gibt es hier nicht. Es ist halt ein Profi-Board, angelehnt an den Serverbereich.
Das herausstechende Merkmal des Asus Pro WS W790E-SAGE SE sind aber die sieben PCIe-x16-Slots, die Gebrauch machen von den bis zu 112 PCIe-5.0-Lanes der CPU. Konfiguriert werden die Slots laut Hersteller mit x16/x16/x16/x16/x16/x8/x16. Dies erlaubt den Einsatz von mindestens drei vollwertigen Dual-Slot-Grafikkarten – natürlich geht noch mehr, aber Single-Slot-Lösungen sind deutlich rarer gesät.
Drei M.2-SSDs finden auf dem Sage Platz, zwei davon nach Standard PCIe 5.0 mit vier Lanes. Acht SATA-Ports und zwei SlimSAS-Schnittstellen gibt es ebenfalls, sie werden alle über den W790-Chipsatz realisiert. Dieser stellt dann auch die 15 USB-Ports (inklusive interner Anschlüsse), Realtek-Sound und den Rest bereit.
DDR5R-DIMM: G.Skill und Kingston mit anderen Akzenten
Der Arbeitsspeicher konnte von G.Skill und Kingston zur Verfügung gestellt werden. Ersterer ist dabei nicht nur sprichwörtlich nahezu von Hand selektiert. DDR5-6400 ist schon eine gute Marke, als Registered-DIMMs mit ECC aber noch einmal eine Stufe über den regulären Modellen angesiedelt. Bei Kingston geht man deshalb etwas ruhiger an die Sache: DDR5-5600 ist Programm, allerdings bei nur 1,25 Volt und nicht 1,40 Volt wie bei den G.Skill-Modulen. Preislich macht das einen großen Unterschied: 770 statt fast 1.200 Euro ergeben über 50 Prozent Aufpreis für das G.Skill-Kit. Beide Kits arbeiten problemlos entsprechend ihrer Einstufung.
Kühler: Noctua macht Threadripper-Modelle fit
Ein 350-Watt-Prozessor muss auch gekühlt werden, zumal unter Volllast noch einmal gut 50 Prozent oben drauf kommen können. Noctua bietet für seine Kühler seit Jahren Upgrade-Kits an, so auch für den Sockel LGA 4766. Dafür kann aber nicht jede Kühllösung genutzt werden. Es muss schon ein Modell aus der Pro-Serie sein, also jene angepassten Kühler, die bereits für Xeons und Threadripper gedacht waren.
Im Jahr 2017 hatte Noctua die Modelle NH-U14S, -U12S und -U9 für Sockel TR4 (Test) herausgebracht, ein passendes Exemplar lag folglich noch im ComputerBase-Lager. Mit dem passenden neuen Mounting-Kit NM-i4677 verrichtet es problemlos seinen Dienst.
Testergebnisse und Benchmarks
Standard-Anwendungen (und Gaming)
Bei der Speicherbandbreite legt die Workstation-Plattform die Messlatte erwartungsgemäß hoch. Acht Kanäle, gefüttert mit schnellem DDR5-Speicher, bieten eine massive Bandbreite, die im Vergleich mit einem Intel Core i9-13900K samt DDR5-6000 rund drei Mal so hoch bei Lese- und Schreibvorgängen ausfällt. Letzterer kann aber mit niedrigeren Latenzen punkten. Wer Speicherbandbreite benötigt, der erhält sie mit einem 8-Kanel-Xeon-W in jedem Fall.
Definitiv nicht gekauft wird Xeon W fürs Gaming, aber auch demjenigen, der auf seiner Workstation hin und wieder spielen will, sei gesagt: Gepaart mit einer Nvidia GeForce RTX 4090 ist zwar viel Leistung drin, allerdings verblasst sie, wenn über den Tellerrand hinausgeblickt wird: 230 Bilder pro Sekunde in Full-HD-Auflösung und die noch geringeren Perzentil-FPS schafft im gleichen Spiel eigentlich auch schon eine RTX 3080 aus dem vorletzten Jahr, wenn sie wie im kürzlich erschienenen Test von F1 23 mit dem besten Gaming-Prozessor gepaart wird. Dass der dann obendrein noch viel weniger Energie aufnimmt, ist ebenfalls nicht zu verachten.
Damit wären die Extreme umrissen, dazwischen platzieren sich mal am oberen und mal am unteren Ende Anwendungen. Denn wie erwartet skalieren sie mal gut bis hinauf auf 56 Kerne, mal wiederum sehr schlecht und es gibt gegenüber einer Desktop-Plattform keinen Gewinn.
- Multi-Core – Leistungsrating
- Multi-Core – 7-Zip
- Multi-Core – Agisoft PhotoScan Pro
- Multi-Core – Blender Benchmark
- Multi-Core – Cinebench R15 – Multi-Core
- Multi-Core – Cinebench R20 – Multi-Core
- Multi-Core – Cinebench R23
- Multi-Core – Corona 1.3 Benchmark
- Multi-Core – DigiCortex Simulation
- Multi-Core – HandBrake
- Multi-Core – POV-Ray – Multi
- Single-Core – Leistungsrating
- Single-Core – Cinebench R15
- Single-Core – Cinebench R20
- Single-Core – Cinebench R23
- Single-Core – POV-Ray
Im Durchschnitt zieht der Xeon etwas davon, aber auch nicht so weit, wie erwartet. Und selbst der ältere 64-Kerner auf Zen-2-Basis von AMD kann dem neuen 56-Kerner von Intel mitunter nahe kommen – 128 Threads sind eben mehr als 112 Threads. Ein neuerer Threadripper Pro 5000 mit gleicher Anzahl an Kernen stand der Redaktion nicht zur Verfügung, dürfte sich am Ende jedoch ziemlich auf Augenhöhe zum Xeon bewegen und stellenweise eventuell sogar mal in Führung gehen. Für die Neuauflage Threadripper (Pro) 7000, die in Kürze erwartet wird, bemüht sich ComputerBase um ein Sample.
Der normale Alltag ist letztlich aber ebenfalls nicht das primäre Einsatzgebiet der Xeon-Prozessoren, dafür steht schließlich schon ihr Name. Eine weitere Alternative muss her.
Workstation-Tests mit SPECworkstation
Die Neuauflage des Workstation-Benchmarks von SPEC nutzt viele Anwendungen und kombiniert sie zu einer Suite. Dabei kann gewichtet werden, ob die CPU oder die GPU in den Fokus rücken soll – oder beides. Es kommen dann mitunter sehr ähnliche oder gar identische Anwendungen zum Einsatz, jedoch mit zum Teil gestreckten Parametern, sodass größere Unterschiede zwischen normalen Prozessoren auf Desktop-Plattformen und Profi-Lösungen sichtbarer werden. Ein kurzer Abriss zu den Tests ist auf der Herstellerseite hinterlegt.
ComputerBase hat den Intel Xeon w9-3495X und den Intel Core i9-13900K mit CPU-Fokus SPEC verglichen. Dadurch wird sichtbar, was mit der größeren Plattform besser oder schlechter funktioniert. Zuwächse gibt es überall, aber auch hier von leichter Stärke bis hin zu doch überaus deutlicher Natur.
82 Prozent schneller ist der Xeon nun im Durchschnitt über zehn Tests. Dabei reicht die Spanne von im schlimmsten Fall lediglich rund 20 Prozent Vorsprung bis hin zur fast 2,7-fachen Zeit, die ein Core i9 anstelle eines Xeon für ein Projekt benötigt.
Unterm Strich sind die Zugewinne für das Profi-Produkt letztlich deutlich markanter ausgeprägt. Nicht jede Anwendung kann gleichermaßen profitieren. Wenn es aber auf die Arbeitszeit ankommt, die beispielsweise ein Projekt benötigt um fertig zu werden, sind schnell Stunden und auf längere Zeit auch Tage „freigerechnet“. Genau mit diesen Worten werben deshalb auch GPU-Hersteller für ihre Profi-Grafikkarten. Die passende Unterstützung vorausgesetzt, bringen mehrere teure GPUs von Nvidia oder auch AMD in einem Verbund schnell eine extreme Zeitersparnis. Und sie benötigen den passenden Unterbau – exakt dafür wurde Sapphire Rapids-WS schließlich geschaffen.
Hohe Leistung auch dank hoher Leistungsaufnahme
Die Leistungsaufnahme des Gesamtsystems rund um den Xeon w9-3495X ist zweifelsohne hoch. Der überzüchtete Speicher in einer Menge von acht Riegeln und 128 GByte trägt dazu bei, aber die CPU natürlich selbst auch. Und so steht sogar im Leerlauf unter Windows schon immer mindestens ein dreistelliger Wert auf dem Papier. Unter voller Last geht es dann ans Eingemachte und die 500-Watt-Marke fällt problemlos, wohlgemerkt als Package-Power nur für den Prozessor allein.
Dabei gibt es einmal mehr eine Erkenntnis in Bezug auf Leistung und Leistungsaufnahme. So erreicht ein Core i9-13900K in Cinebench R23 Multi 38.200 Punkte und geht dabei bis an die Package-Power von 296 Watt. Der Xeon w9-3495X schafft 71.500 Punkte, nutzt dabei aber bis zu 514 Watt. Das Verhältnis von Leistungsaufnahme zu gebotener Leistung ist hier also nahezu identisch, es wird vom Core zum Xeon schlichtweg in beiden Punkten weiter nach oben skaliert.
Interessantes Detail am Ende: Die Xeon-CPU bleibt für den derart hohen Verbrauch vergleichsweise kühl, knapp 60 °C sind oft bereits das Maximum. Das riesige Package der Prozessoren im Sockel LGA 4677 sorgt dafür, dass sich die Wärme der 56 Kerne in den vier Dies unter der Heatspreader-Haube über eine große Fläche verteilen kann. Das hilft enorm, der Kühler kann sie dann wiederum sehr schnell aufnehmen und dank der großen Lüfter abführen. Das ist durchaus nicht zu verachten. Die Produkte können so auch in schmaler/weniger hoher Umgebung eingesetzt werden, in der der Kühler nicht so groß ausfallen darf.
Der Intel Core i9-13900K mit seinem einzelnen Die und viel kleinerem Package zeigt bei ungefähr halbem Verbrauch, dass er immer an der 100-°C-Marke agiert, sofern er voll belastet ist.
Fazit
BIOS-Kinderkrankheiten und dann noch eine vermutlich teildefekte 6.500-Euro-CPU, die nur wenig Speicher(Kanäle) akzeptierte: Aus dem Vorhaben, Intel Sapphire Rapids-WS „mal eben“ einem Test zu unterziehen und damit zugleich die Basis für Threadripper 7000 zu legen, wurde eine wochen-, am Ende monatelange Nebenbeschäftigung. Immerhin: Die über unzählige BIOS-Updates seit dem Frühjahr gereifte Plattform lief mit der getauschten CPU am Ende absolut stabil mit beiden RAM-Kists auch mit den sehr hohen maximalen XMP-Taktraten. Nicht immer gibt es so einen versöhnlichen Abschluss.
Doch wer greift überhaupt zu den neuen Xeon-W-3400/2400-Prozessoren auf der W790-Plattform? Mit Sicherheit nur diejenigen, die genau wissen, was die Plattform kann – und was eben nicht. Die können gegenüber der bisher angebotenen Xeon-Server-Plattform bei gleicher Leistung und trotz noch etwas fähigerer W790-Plattform viel Geld sparen: Auf Basis von Sapphire Rapids-SP kostet die im Test genutzte 56-Kern-Variante immerhin 14.000 statt 6.500 Euro. AMDs Threadripper Pro 5995WX mit 64 Kernen schlägt mit 5.650 Euro zu Buche.
Der Blick auf die Tests spricht in Sachen Leistung dabei eine eindeutige Sprache: Macht die Anwendung bei vielen Kernen nicht mit, bringt diese Plattform auch kaum etwas. Macht sie es aber doch, wurden im Test breit gestreute Ergebnisse sichtbar – im besten Fall benötigt ein Core i9-13900K mit 8 P- und 16 E-Cores für ein Projekt die 2,7-fache Zeit des Xeon w9-3495X mit 56 P-Cores. Das klingt erst mal nicht so viel, kann sich dann allerdings durchaus sehen lassen, wenn es beispielsweise in Arbeitszeit umgerechnet wird: Soll es knapp 30 Tage dauern mit dem Xeon oder doch 79 Tage mit dem Core i9? In so einem Fall wäre die Antwort ziemlich leicht.
Aber so schwarz und weiß ist es wie so oft nicht, wenngleich die Tendenz doch klar ist und eben erst durch die passenden Tests sichtbar wird.
In vielen Fällen noch mehr als die Leistung spricht die W790-Plattform für Xeon W: Sie bietet vielen Grafikkarten mit voller Bandbreite am PCIe-Slot und/oder Massenspeicher Platz und stellt die Speicherunterstützung und -bandbreite zur Verfügung um diese Komponenten auch bedienen zu können. Wer maximale CPU- oder Multi-GPU-Leistung in einer Ein-Sockel-Workstation sucht, der findet in Sapphire Rapids-WS ab sofort eine Alternative zu Threadripper Pro.
Die noch im letzten Jahr erhoffte HEDT-Nachfolge ist die Plattform am Ende hingegen wirklich nicht geworden. Mainboards, BIOS, RAM: Das alles hat wenig mit Desktop-PCs zu tun, Xeon W ist mehr Xeon als Core zum kleineren Preis und heißt deshalb auch korrekterweise so.
HEDT hieß vor zehn Jahren bekanntlich auch, dass es CPUs für 350 Euro gab – auf Boards, die nur etwas teurer waren und nicht finanziell komplett aus dem Ruder gelaufen sind. Die kleinsten Workstation-Prozessoren bieten das heute jedoch nicht mehr bzw. haben den Stand, den damals beispielsweise ein Intel Core i7-5820K (Test) hatte.
Wie ComputerBase aus Intel-NDA-Roadmaps entnehmen konnte, ist der Prozessor-Refresh auf gleicher Plattform bereits fest geplant. Angeführt vom Xeon w9-3595X wird dabei nahezu jedes aktuelle Modell einen Nachfolger erhalten. Die Plattform nennt sich explizit „Sapphire Rapids-64L/-112L Refresh“, es wird demnach erst mal kein Schritt zum Nachfolger Emerald Rapids erfolgen. Eines macht die Ankündigung für die Partner aber glasklar: Die Plattform ist gekommen, um noch eine ganze Weile zu bleiben. Und die von Intel und den Partnern über die letzten Monate investierte Arbeit in die Reife lässt hoffen, das der nächste Start reibungsloser über die Bühne laufen wird.
ComputerBase hat die beiden Xeon von Intel, das Mainboard von Asus und den RAM von G.Skill respektive Kingston leihweise zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme der Hersteller auf den Test fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
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