Twitter macht weiter Verluste: Musks Abo-Ansatz schreibt vorerst weiter rote Zahlen
Twitter macht auch weiterhin Verluste. Das hat Musk am Wochenende erklärt und positivere Aussichten aus dem April damit kassiert. Hintergrund sind die stark gefallenen Werbeeinnahmen und der Schuldendienst. Das neue Twitter-Blue-Abo-Modell kann das bisher nicht auffangen. Das verzögere auch Rekapitalisierungsmaßnahmen.
Werbekunden bleiben fern
Musk offenbarte die Details in einer Antwort auf den Tweet einer Twitter-Nutzerin, die ihm vorschlug Schulden zur Rekapitalisierung zu verkaufen. Der reichste Mann der Welt antwortete knapp, dass Twitter weiterhin unter einem negativen Cashflow leidet, der nicht nur von der hohen Schuldenlast des Unternehmens herrührt, sondern auch von einem Verlust von 50 Prozent der Werbeeinnahmen
Gerade an die neue Twitter-Chefin Linda Yaccarino sind die Erwartungen damit noch weiter gestiegen. Die neue Geschäftsführerin wurde erst im Mai von Musk eingesetzt und gilt in der Branche als Werbeexpertin. Während Musk sich um die Produkte und neue Technologien kümmert, soll Yaccarino die Geschäftsinteressen wahren. Twitter profitabel aufzustellen, ist damit ihre langfristige Aufgabe.
Trendwende eigentlich schon erreicht
Verwunderlich sind diese Zahlen allerdings gerade deshalb, da der Twitter-Eigentümer für das abgelaufene Quartal mit einem erstmals positiven Cashflow gerechnet hatte, wie er im April der BBC mitteilte:
We could be profitable, or to be more precise, cash flow positive this quarter if things keep going well. I think almost all advertisers have come back or said they are going to come back.
Elon Musk
Musk gab damals als eine Begründung an, dass „fast alle“ Werbetreibende, die nach Elons Übernahme abgesprungen waren, wieder zurückgekommen sind oder es noch vorhaben.
Die jetzt genannten Zahlen zeichnen nun aber ein anderes Bild, das sich mehr in jenes von Branchenbeobachter Insider Intelligence einreiht, welche bereits im Mai von um fast 30 Prozent reduzierten jährlichen Werbeeinnahmen für Twitter im Vergleich 2023 gegenüber 2022 ausgingen. Damit scheint sich auch zu bestätigen, dass Musks Umgang mit dem Unternehmen weiterhin Werbekunden abschreckt und diese derzeit nicht auf das soziale Netzwerk zurückkehren.
Rekapitalisierung erst einmal ein „Luxus“
Für den Chef von Tesla und SpaceX ist indes klar, dass eine mögliche Rekapitalisierung – also etwa die Vergrößerung des Eigenkapitals durch neue Investoren – nicht geschehen kann, bevor das Unternehmen zumindest einen positiven Cashflow hat. „Luxus“ wie dieser ist daher erst einmal vom Tisch und damit auch andere wirtschaftliche Umstrukturierungsmaßnahmen, die eine Außenfinanzierung benötigen.
Twitter weiterhin im Umbau
Unversucht lässt Musk jedoch ansonsten sehr wenig: Nach den Massenentlassungen im vergangenen Herbst, die im Verdacht stehen technische Probleme, ein Bußgeldverfahren ausgelöst und Metas Threads mit möglich gemacht zu haben, baute er Twitter-Blue zu einer Premium-Mitgliedschaft um und verkaufte damit den bekannten blauen Haken in einem Abo-Modell, welches zahlenden Nutzern unter anderem mehr Reichweite verschafft.
Erst kürzlich verschärfte das Unternehmen die Situation insbesondere für nicht zahlende Kunden und führte temporäre Limits für das Lesen von Tweets ein. Als Folge dürfen zahlende Accounts – nach x Anpassungen über die letzten Tage – derzeit 15 Mal so viele Tweets lesen wie Nutzer ohne blauen Haken. Nutzer ohne Twitter-Account können hingegen weder Antworten auf Tweets lesen noch Threads durchstöbern, sondern nur direkt verlinkte Tweets aufrufen.