Corsair MGX im Test: Einstellbare Taster lassen in der K70 Max noch träumen
Gaming-Taster lösen manchen Geschmäckern zu früh aus, normale Taster manch anderen zu spät. Die Lösung: Taster, bei denen einstellbar ist, wann ausgelöst wird. SteelSeries, Razer und Wooting bieten so etwas schon, jetzt ziehen Corsairs MGX-Taster in der K70 Max zaghaft nach. Was gehen könnte, lässt sich erst erträumen.
Verbaut werden die MGX-Taster erstmals in der K70 Max. Im Grunde steckt dahinter eine aufgewertete K70 RGB Pro (Test). Layout und Funktionsumfang bleiben gleich: Bunte Beleuchtung, umfangreich neu programmierbar, Medientasten, Scrollwheel, Profilwahl, LED-Steuerung, PBT-Tastenkappen mit Standardlayout der Bottom-Row und ein abnehmbares Kabel bleiben die wesentlichen Eckpunkte des Modells.
Unterschiede durchaus erheblicher Natur finden sich abseits des Datenblatts. Das Gehäuse trägt nun Schwarz-Grau statt Glanzschwarz, dazu Flecktarn, vor allem aber wird Schall jetzt durch zwei Dämpfungsschichten rund um das PCB abgefedert. Das ist mittlerweile ein Muss, denn 2023 wirken hell klackernde Tastaturen für über 200 Euro im Marktumfeld kaum konkurrenzfähig. Genauso deutlich wie die verbesserte Akustik sind es aber die Taster, die das neue Modell von seinen Vorgängern abheben.
Corsair K70 Max | |
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Größe (L × B × H): | 44,2 × 16,5 (22,6) × 3,8 (4,9) cm Handballenauflage |
Layout: | 105 ISO (erweitert) |
Gewicht: | 1.395 g |
Gehäuse-Material: | ? |
Kabel: | 1,82 m, USB/Type-C-USB (modular) |
Hub-Funktion: | – |
Key-Rollover: | N-KRO |
Schalter: | Corsair MGX Polling-Rate wählbar Analoge Taster |
Switch Plate: | ? |
Tasten: | Form: zylindrisch Material: PBT-Kunststoff Beschriftung: Double-shot molding |
Zusatztasten: | 5 × Medien 3 × Extra Scrollrad (Lautstärke) |
Medienfunktionen: | Stumm, Lautstärke, Abspielen/Pause, Stopp, Vor/Zurück |
Zusatzfunktionen: | Profile wechseln, Helligkeit (regeln, ausschalten), Gaming-Modus, Makroaufnahme |
Beleuchtung: | Farbe: RGB Modi: Atmungseffekt, Welleneffekt, Reaktiver Modus, umlaufende Aktivierung, Gaming-Beleuchtung, Farbschleife Sonstige: individuelle LED-Profile |
Makros & Programmierung: | 8.192 kB, 50 Profile, Hardware-Wiedergabe vollständig (inkl. Sekundärbelegung), softwarelos programmierbar |
Preis: | ab 194 € |
So funktionieren MGX
Taster mit verstellbarem Signalpunkt klingen nach Neuheit, sind technisch aber ein alter Hut. SteelSeries, Razer und Wooting haben entsprechende Modelle bereits im Programm. Das Funktionsprinzip gleicht sich überall. MGX-Taster nutzen wie die meisten Konkurrenten den Hall-Effekt aus. Dazu wird ein Magnet unter dem Stempel gesetzt, der sich beim Eindrücken einem Leiter nähert und mit zunehmender Nähe elektrische Spannung erzeugt. Diese wird gemessen und darüber die Entfernung zwischen Magnet und Sensor – ergo die Eindrücktiefe – exakt bestimmt.
Wann ein Signal an den PC übertragen wird, ist in diesem Szenario nur eine Interpretationsfrage, die per Software beliebig beantwortet wird. Corsair setzt die Grenzen jedoch nicht ganz frei. Der Signalpunkt darf bei MGX zwischen 0,4 und 3,6 mm Eindrücktiefe gelegt werden.
Während es tatsächlich wenig Sinn ergibt, einen langhubigen Taster zum Auslösen exakt bis zum Anschlag hauen zu müssen, lässt sich mit 0,1 mm Hub bis zur Eingabe durchaus arbeiten und spielen – ein „Anhauchen“ reicht. Corsair selbst begründet die Einschränkung mit dem Wunsch, versehentliches Tastendrücken unterbinden zu wollen. Zudem könne es in seltenen Fällen zu externen Interferenzen kommen, die den Sensor beeinflussen, erklärt das Unternehmen.
Corsair nutzt die neue Technologie zusätzlich, um Tasten doppelt zu belegen. Dazu können einfach zwei Signalpunkte gewählt werden, für die sich unterschiedliche Aktionen programmieren lassen. Diese „Zweipunktbetätigung“ dient dem Ausführen von „1-2-Kombinationen“, erklärt der Hersteller. Das trifft es tatsächlich am besten, denn beim Eindrücken wird erst die erste und dann die zweite Tastenfunktion ausgeführt. Ein Entweder-oder funktioniert nicht.
Alltagserfahrungen
Man könnte über die zwei Signalpunkte Laufen und Sprinten auf dieselbe Taste legen oder in realistischeren Shootern das Nachladen und Prüfen von Magazinen. Beide Aktionen müssen sich jedoch stets organisch in Reihe ausführen lassen. Um die Ecke schauen und Nachladen würden sich weniger anbieten – vor dem Nachladen beugt sich der Charakter dann nach rechts.
Die Doppelbelegung einzurichten, erweist sich jedoch als fummelig, die Übersicht über Doppelbelegungen als mäßig. Denn jede doppelt belegte Taste erzeugt zwei Einträge in „Zuweisungen“, auch wenn die erste Funktion unverändert bleibt. Die Doppelbelegung versteckt sich zudem im Reiter „Betätigungen“ bei Auswahl neuer Tastenfunktionen, so als sei sie ein bloßer Nebengedanke gewesen.
Das trifft es tatsächlich recht gut, denn der praktische Nutzen scheint eher darin zu liegen, der Tastentechnik einen über die Signalpunktveränderung hinausgehenden Mehrwert beizugeben. Was der sein kann, zeigen derweil andere. Wooting macht Tasten zu Thumbsticks, unterscheidet zwischen Antippen und längerem Tastendruck – was echtes Entweder-oder ermöglicht – und kombiniert dies mit übersichtlicher Software, die sich kinderleicht bedienen lässt. Im direkten Vergleich wirkt das Gesamtpaket bei Corsair geradezu rudimentär. Ende August sollen über ein Firmware-Update Rapidtrigger nachgereicht werden. Mit dieser Funktion entfallen Signal- und Rücksetzpunkt. Ausgelöst wird dann, wenn die Taste nach unten gedrückt wird, zurückgesetzt, wenn sie sich nach oben bewegt. Entscheidend ist dabei nicht der Punkt, sondern die Bewegung, wodurch sich Eingaben schnell auslösen und wiederholen lassen sollen. Das Spiel-Erlebnis wird durch die Technik tatsächlich unmittelbarer, wenn Shooter gespielt werden.
iCUE bleibt zudem eine System- statt Tastatursoftware mit allen Vor- und Nachteilen, die diese Konzeption bietet – etwa der hakeligen Übertragung von Profilen auf den Tastaturspeicher, so als solle die Software ohnehin immer im Hintergrund aktiv sein. Der Käufer eines einzelnen Produktes zieht aus dieser Anlage entsprechend wenig Nutzen.
MGX sind aktuell also zuvorderst Taster, bei denen sich der Signalpunkt einstellen lässt, die Einheitsgröße für lineare Modelle. Bei Corsair kann darüber hinaus der Rücksetzpunkt gewählt werden, also wie sehr der Taster ausgefedert werden muss, damit die Signalübertragung wieder unterbrochen wird. Je weiter Signal- und Rücksetzpunkt auseinanderliegen, desto deutlicher muss die Taste „losgelassen“ werden. Das erschwert schnelle Doppeleingaben – Quick-Time-Events etwa –, erleichtert aber kontinuierliche Eingaben. Via iCUE können Einstellungen pro Profil vorgenommen werden, sodass keine „universelle“ Kompromisskonfiguration nötig wird.
Technisch sind MGX überzeugend, sie gleiten sanft und leicht. In der Anmutung wirkt auch das Max-Modell hochwertiger als die Vorgänger. Durch die zusätzliche Dämmung wird die K70 akustisch hörbar unauffälliger, ein Nachhallen gibt es nicht mehr. Im Direktvergleich mit der alten K70 bestätigt sich dieser Eindruck. Dennoch bleibt die Tastatur wahrnehmbar, die offene Kulisse lässt sich nicht wegtricksen. Corsair zieht so wieder etwas gleicher mit Wettbewerbern der Luxusklasse, die hier mit geschlossenen Gehäusen und mehr Aufwand bisweilen noch einen Schritt weiter gegangen sind.
Ein zunehmendes Ärgernis werden allerdings die Medientasten. Ihre steifen Rubberdome-Taster machen beim Nutzen wenig Freude und wirken im Vergleich mit den übrigen Tasten wie ein Störkörper. Das darf sogar eine Verschlechterung genannt werden, denn bei der K70 RGB Pro waren die gleichen Tasten noch leichtgängiger, der Druckpunkt weniger hart. Die Tasten durch mechanische Pendants oder die Mikroschalter der übrigen Zusatztasten zu ersetzen, wäre dringend geboten bei einem über 200 Euro teuren Luxusprodukt. Wenn man schon wünschen darf: Nicht ganz Luxus wäre es, die etwas knapp bemessene Handballenauflage zu verbreitern.
Fazit
Ein gutes Pferd springt nicht höher, als es muss, weiß der Volksmund. Corsair hat zugehört. Die K70 ist absolut in Ordnung, die MGX auch. In diesem Fall haben Messlatte und Anleitung bereits andere vorgemacht. Nichtsdestoweniger ist „analoge“ Technik ein sinnvolles Upgrade für Tastaturen mit linearer Tasterbestückung – ein „One-Size“-Paket für alle, das individuell, nach Spiel, Laune und Bedarf angepasst werden kann. In Verbindung mit besserer Dämmung für Corsair ergibt sich für die K-Serie ein großer Fortschritt trotz des kleinen Rückschritts bei den Medientasten. Die K70 Max ist ein grundsätzlich ausgewogenes Design.
Innovativ gehört allerdings nicht zu den Attributen, die sich der Tastatur zuschreiben lassen, denn Machbares und Gemachtes liegen bei der K70 Max beträchtlich auseinander. Was mit den Tastern alles möglich ist, zeigt etwa Wooting (Test). Dazu braucht es eine Mischung aus analogen Tasten und hervorragender Software. Und hier liegt der Hase im Pfeffer: iCUE schafft es aktuell nicht, das Potential der Technik in Gänze nutzbar zu machen. Ein erstes angekündigtes Update zeigt, dass Corsair nachsteuert. Ob am Ende aber gleichgezogen wird, ist ungewiss. Träumen darf man, was jedoch ein schlechter Ratgeber für einen Kauf ist.
Es ergibt insofern Sinn, die MGX in einer Fullsize-Tastatur debütieren zu lassen. Hier sind echte Doppelbelegungen und andere Extras weniger relevant, weil es genug Tasten gibt. Hier wird die Variabilität wichtiger als im Kompaktbereich. So gesehen signalisiert Corsair damit auch, wo sich das Unternehmen mit der Technik gerade befindet: Es hat einen ersten Schritt gemacht, weitere müssen folgen. Eine solide Tastatur mit ordentlichem Gesamtpaket kaufen am Ende wieder Corsair-Fans, Nutzer im Corsair-Ökosystem, die dann über das Produkt hinausgehende Synergie-Mehrwerte bekommen, oder Freunde des K70-Designs. Wer mehr möchte, als nur den Signalpunkt zu verstellen, sollte hingegen derzeit einen Blick auf die Konkurrenz werfen.
- Einstellbare Taster
- Bewährtes Layout
- Moderate Lautstärke
- Wenig aus Analog-Tastern gemacht
- Umständliche Software
- Hakelige Medientasten
- FN-Taste fest programmiert
ComputerBase hat die K70 Max von Corsair leihweise unter NDA zum Testen erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
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