Fairphone 5 im Test: Das faire Smartphone mit Support für die nächste Dekade
Das Fairphone 5 sollte man insbesondere dann als nächstes Smartphone in Betracht ziehen, wenn ein modularer Aufbau mit einfacher Reparierbarkeit und leicht zugänglichen Ersatzteilen sowie ein langer Support verlangt werden. Die Akkulaufzeiten und insbesondere die Kameras sind jedoch Baustellen des 699 Euro teuren Smartphones.
Vorbestellen heute, Marktstart am 14. September
Nicht wie bei anderen Herstellern jedes Jahr, sondern derzeit nur alle zwei Jahre kommt mit dem Fairphone 5 ein Nachfolger des nachhaltig und unter fairen Bedingungen hergestellten Smartphones des gleichnamigen niederländischen Herstellers auf den Markt. Das Fairphone 5 lässt sich ab sofort vorbestellen und soll am 14. September unter anderem in Deutschland, Österreich und der Schweiz verfügbar sein.
50 Euro teurer bei gleicher Speicherausstattung
Das Fairphone 5 kostet 699 Euro und damit vermeintlich 120 Euro mehr als der Vorgänger, das 2021 veröffentlichte Fairphone 4. Ganz nüchtern betrachtet ist dies für den Zugang zum neuen Modell zwar richtig, dieses Jahr gibt es aber nur noch eine Variante des Smartphones mit 8 GB RAM und 256 GB erweiterbarem Speicher. Genau genommen ist der Preis bei gleicher Ausstattung deshalb nur um 50 Euro gestiegen.
Vertrieb auch über Mobilfunkanbieter
Der Vertrieb des Fairphone 5 erfolgt über die Website des Unternehmens sowie in Deutschland auch über die Deutsche Telekom, O2, Vodafone, Cyberport, Galaxus, Memolife, Alternate und Freenet. In Österreich lauten die Anbieter MediaMarkt, Magenta und E-tec, während in der Schweiz Brack, Fust, Digitec, Interdiscount, Mobilezone und Circle Shop das Smartphone führen.
Technische Daten des Fairphone 5
Fairphone 5 | Fairphone 4 5G | |
---|---|---|
Software: (bei Erscheinen) |
Android 13.0 | Android 11.0 |
Display: | 6,46 Zoll, 1.224 × 2.770 469 ppi, 90 Hz POLED, HDR, Gorilla Glass 5 |
6,30 Zoll, 1.080 × 2.340 409 ppi, 60 Hz IPS, Gorilla Glass 5 |
Bedienung: | Touch, Fingerabdrucksensor, Gesichtsscanner | Touch, Fingerabdrucksensor |
SoC: | Qualcomm QCM6490 1 × Cortex-A78, 2,71 GHz 3 × Cortex-A78, 2,40 GHz 4 × Cortex-A55, 1,96 GHz 6 nm, 64-Bit |
Qualcomm Snapdragon 750G 2 × Kryo 570 Gold, 2,20 GHz 6 × Kryo 570 Silver, 1,80 GHz 8 nm, 64-Bit |
GPU: | Adreno 643 812 MHz |
Adreno 619 |
RAM: | 8.192 MB LPDDR4X Variante 6.144 MB LPDDR4X |
6.144 MB LPDDR4X Variante 8.192 MB LPDDR4X |
Speicher: | 256 / 128 GB (erweiterbar) | 128 / 256 GB (erweiterbar) |
1. Kamera: | 50,0 MP, 2160p LED, f/1,90, AF, OIS |
48,0 MP, 2160p Dual-LED, f/1,60, AF, OIS |
2. Kamera: | 50,0 MP, f/2,20, AF | 48,0 MP, f/2,20 |
3. Kamera: | Nein | |
4. Kamera: | Nein | |
5. Kamera: | Nein | |
1. Frontkamera: | 50,0 MP, 2160p Display-Blitz, f/2,50 |
25,0 MP, 1080p Display-Blitz, f/2,20 |
2. Frontkamera: | Nein | |
GSM: | GPRS + EDGE | |
UMTS: | HSPA+ ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
|
LTE: | Advanced Pro ↓1.200 ↑200 Mbit/s |
|
5G: | NSA/SA ↓2,30 ↑0,20 Gbit/s |
|
WLAN: | 802.11 a/b/g/n/ac/ax Wi-Fi Direct |
802.11 a/b/g/n/ac Wi-Fi Direct |
Bluetooth: | 5.2 | 5.1 |
Ortung: | A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS, NavIC | A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS |
Weitere Standards: | USB-C 3.0, NFC | |
SIM-Karte: | Nano-SIM, Dual-SIM | |
Akku: | 4.200 mAh (16,25 Wh), 30,0 W austauschbar |
3.905 mAh (15,03 Wh), 20,0 W austauschbar |
Größe (B×H×T): | 75,8 × 161,6 × 9,60 mm | 75,5 × 162,0 × 10,50 mm |
Schutzart: | IP55 | IP54 |
Gewicht: | 212 g | 225 g |
Preis: | 699 € / 549 € | 579 € / 649 € |
Modulares Smartphone lässt sich einfach reparieren
Wenn man das Fairphone 5 und seine Vorgänger mit einer essenziellen Eigenschaft beschreiben müsste, dann wäre es definitiv der hohe Grad der einfachen Reparierbarkeit. Das Ziel des Herstellers ist nichts weniger als das am einfachsten zu reparierende Smartphone auf dem Markt. Möglich macht dies ein modularer Aufbau, der unverändert einzigartig ist und erhalten bleibt, obwohl Fairphone für die aktuelle Generation sogar die Abmessungen leicht auf 75,8 × 161,6 × 9,60 mm (B × H × T) und das Gewicht um 13 g auf 212 g reduziert hat, während gleichzeitig die IP-Zertifizierung von IP54 auf IP55 angehoben wurde. Das Smartphone ist damit gegenüber Staub und neuerdings nicht mehr nur allseitiges Spritzwasser, sondern auch Strahlwasser aus beliebigem Winkel geschützt.
Schraubendreher und Spachtel genügen
Exotisches Werkzeug oder eine anderweitig spezielle Ausstattung braucht es für die Demontage oder Reparaturen am Fairphone 5 nicht. Noch nicht mal eine Anleitung wird benötigt, da bereits nach dem Abziehen der Rückseite eigentlich alles selbsterklärend im Gehäuse zu finden ist. Die Rückseite gibt es neuerdings auch in leicht abgedunkelter, transparenter Ausführung und erlaubt damit den Blick auf die Module und einzelnen Komponenten. Außerdem stehen Mattschwarz und Himmelblau zur Auswahl.
Fairphone setzt ausschließlich auf reguläre Kreuzschlitzschrauben in lediglich einem Format, die sich alle mit der Schraubendrehergröße Phillips #00, auch bekannt als Phillips 00, PH 00 oder PH #00, lösen lassen. Über die Schrauben sind die einzelnen Module zu erreichen, die aus der Batterie, dem Lautsprecher und der sogenannten Top-Einheit bestehen. Hat man die Top-Einheit entfernt, kommen weitere Bauteile wie die Hauptkamera, die Selfie-Kamera, die Ultraweitwinkelkamera und die Hörmuschel zum Vorschein, die sich über gut erreichbare Steckverbindungen an Flachbandkabeln lösen lassen. Das lässt sich mit Vorsicht entweder nur mit dem Fingernagel oder besser noch mit einem Spudger erledigen.
Das Display kann nach dem rückseitigen Lösen von acht weiteren Schrauben aus dem Gehäuse genommen werden – verklebt oder anderweitig kompliziert verbaut wird bei Fairphone nichts. Nur der sogenannte Kern, also das Gerüst, an dem alle Bauteile befestigt werden, bietet Fairphone nicht als Ersatzteil an. Für die anderen Komponenten liegen die Preise bei 19,95 Euro (USB-C, Hörmuschel) bis 99,95 Euro (Display).
Die zehn Ersatzteile für das Fairphone 5
- Akku: 39,95 Euro
- Display: 99,95 Euro
- Rückseite: 24,95 Euro
- Hauptkamera: 69,95 Euro
- Ultraweitwinkelkamera: 44,95 Euro
- Selfie-Kamera: 34,95 Euro
- USB-C-Anschluss: 19,95 Euro
- Lautsprecher: 24,95 Euro
- Hörmuschel: 19,95 Euro
- Top-Einheit: 39,95 Euro
Fünf Jahre Garantie auf die Hardware
Geht es nach Fairphone, wird es ohne Selbstverschulden des Anwenders aber ohnehin für lange Zeit wenig bis gar nichts an dem Smartphone zu reparieren geben. Denn der Hersteller gibt großzügige fünf Jahre Garantie auf die Hardware und sichert eine langfristige Ersatzteilverfügbarkeit zu. Für die Batterie gibt das Unternehmen über 1.000 Ladezyklen bei gleichbleibender Kapazität an. Ein unter Android optionaler Eco-Modus fürs Laden mit bis zu 30 Watt soll darüber hinaus der Langlebigkeit dienlich sein.
Dual-SIM und Speichererweiterung
Apropos Batterie: Die lässt sich beim Fairphone 5 selbstverständlich mit Leichtigkeit aus dem Gehäuse nehmen. Auf das drahtlose Laden muss man im Gegenzug allerdings verzichten. Einmal aus dem Gehäuse genommen, sind auch die zwei getrennten Fächer für eine Nano-SIM-Karte und für eine bis zu 2 TB große microSD-Speicherkarte erreichbar. Für den Dual-SIM-Betrieb lässt sich zusätzlich eine eSIM hinzufügen. Den 5G-Standard unterstützt das Fairphone 5 aber maximal auf einer der beiden Karten, während die andere bei LTE verbleibt. Beide Steckplätze finden sich in der für 39,95 Euro als Ersatzteil erhältlichen Top-Einheit, die als Abdeckung der rückseitigen Kameras dient.
Hochwertiger Aufbau trotz Modularität
Trotz des modularen Aufbaus mangelt es dem Fairphone 5 nicht an Stabilität oder einer hochwertigen Verarbeitung. Zum Beispiel hinterlässt der matte Rahmen aus Aluminium mit seitlich integriertem Fingerabdrucksensor einen sehr guten Eindruck. Dabei kommt vollständig recyceltes Aluminium zum Einsatz, dasselbe gilt für Zinn, Nickel, Kupfer, Magnesium, Indium und den Kunststoff der Rückseite. Wolfram, Lithium und Gold kommen laut Fairphone aus einer Fairtrade-Lieferkette. Der Hersteller setzt sich zudem für eine faire Bezahlung in der Lieferkette und für sichere Arbeitsbedingungen ein. Bis 2045 will das Unternehmen über alle Geschäftsbereiche hinweg vollständig CO2-neutral werden. Abseits der indirekten Emissionen, für die ein Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette verantwortlich ist, ist dieses Ziel Ende 2022 erreicht worden.
Bis zu zehn Jahre Software-Updates
Langlebigkeit soll jedoch nicht nur über eine lange Garantie der Hardware und möglichst viele sowie einfach zu installierende Ersatzteile gewährleistet werden, sondern auch über einen ungewöhnlich langen Software-Support, der am Markt seinesgleichen sucht. Samsung mag im Massenmarkt mit vier Jahren Android-Hauptversionen und fünf Jahren Android-Sicherheitspatches das beste Paket bieten, Fairphone geht im kleineren Maßstab aber noch deutlich weiter und lässt alle größeren Mitbewerber wortwörtlich alt aussehen.
Als absolutes Minimum sagt Fairphone fünf Android-Hauptversionen zu, sodass mindestens Android 18 im Jahr 2028 Einzug halten soll. Der Hersteller verpflichtet sich darüber hinaus zu einem erweiterten Software-Support bis 2031 und strebt daran anknüpfend einen nochmals längeren Support bis 2033 und somit für insgesamt bis zu zehn Jahre an. Ob damit nach zehn Jahren noch neue Android-Hauptversionen oder lediglich Sicherheitspatches gemeint sind? So weit ins Detail geht der Hersteller heute noch nicht.
Android 13 ohne Bloatware
Ab Werk läuft das Fairphone 5 mit einem sauberen Android 13 frei von praktisch jedweder Bloatware, sofern man die Fairphone-App ausklammert. Das Mitte August erhaltene Testgerät lief zudem bereits mit den Android-Sicherheitspatches desselben Monats, sodass es auch unter dem Aspekt der Aktualität nichts am Fairphone 5 zu meckern gibt.
Ein „Problem“, wenn man es denn so nennen möchte, betraf im Test die Google Wallet, bei der Google Pay nicht aktiviert werden konnte. Beim Hinzufügen einer Kreditkarte meldete die App stets, dass das Telefon nicht die Sicherheitsstandards für kontaktloses Bezahlen erfülle, dass das Smartphone unter Umständen gerootet sei oder nicht zertifizierte Software ausführe. Hintergrund sei auf Nachfrage bei Fairphone, dass es sich um ein Smartphone aus der Vorserie handele. Google werde die Software erst für die Geräte aus der Massenproduktion absegnen, dann soll die Google Wallet wie erwartet funktionieren.
Extended-Life-Chipsatz von Qualcomm
Dass Fairphone das Smartphone über einen derart langen Zeitraum mit Updates versorgen kann, liegt auch an der Wahl des Chipsatzes. Kam beim Fairphone 4 noch der Snapdragon 750G zum Einsatz, bedient man sich bei Qualcomm diesmal des zunächst nichtssagenden QCM6490, der nicht einmal zur Snapdragon-Familie gehört. Dahinter verbirgt sich laut Beschreibung des Anbieters ein IoT-Chipsatz für industrielle Anwendungen im Enterprise-Segment, dem Qualcomm Langzeit-Support (LTS) der Betriebssysteme Android, Linux, Ubuntu und Windows 11 IoT Enterprise zusichert.
Das entsprechende Programm hat Qualcomm erst Ende Juli dieses Jahres ins Leben gerufen und bis dato 16 Chipsätze darin aufgenommen, die je nach Modell mit 7, 10 oder 15 Jahren Software-Support versorgt werden. Dazu gehören zum einen ältere, seit Sommer 2020 angebotene Chipsätze, aber auch erst im Frühjahr 2023 vorgestellte Modelle. Der im Fairphone 5 verbaute, im Juli 2021 angekündigte QCM6490 soll für bis zu 10 Jahre versorgt werden.
QCM6490 im Detail
Hinter dem Kürzel QCM6490 verbirgt sich ein Prozessor mit starken Ähnlichkeiten zum Snapdragon 778, 778+ und 782G, die mit verschiedenen angehängten Kürzeln alle unter der Modellnummer SM7325 bei Qualcomm laufen. Aufseiten der CPU gibt es praktisch den Aufbau des Snapdragon 782G und somit einen Arm Cortex-A78 als Prime-Core mit 2,71 GHz, drei Performance-Cores mit 2,40 GHz und vier Efficiency-Cores mit 1,96 GHz. Die Grafikeinheit läuft unter dem Namen Adreno 643 und mit 812 MHz. Der Takt fällt damit höher aus als bei der Adreno 642L des Snapdragon 778 oder 778+, die mit 550 MHz arbeitet. Auch die Adreno 644 mit 443 MHz aus dem neueren Snapdragon 7 Gen 1 wird geschlagen, wenngleich dieser eine modernere CPU bietet, die aufgrund geringerer Taktraten aber dem QCM6490 unterliegt. In den GPU-Benchmarks ist der QCM6490 der schnellste unter den genannten Chips.
- Geekbench 5.1 – Single-Core Total
- Geekbench 5.1 – Single-Core Crypto
- Geekbench 5.1 – Single-Core Integer
- Geekbench 5.1 – Single-Core Floating Point
- Geekbench 5.1 – Multi-Core Total
- Geekbench 5.1 – Multi-Core Crypto
- Geekbench 5.1 – Multi-Core Integer
- Geekbench 5.1 – Multi-Core Floating Point
- Geekbench 5.1 – Compute Vulkan
- PCMark Work 3.0
- JetStream 2.1
- 3DMark Unlimited – Wild Life Extreme (Metal/Vulkan)
- 3DMark Unlimited – Wild Life (Metal/Vulkan)
- 3DMark Unlimited – Sling Shot Extreme (Metal/OpenGL ES 3.1)
- 3DMark Unlimited – Sling Shot (OpenGL ES 3.0)
- GFXBench Offscreen – Aztec Ruins 2160p (High) (Metal/Vulkan)
- GFXBench Offscreen – Aztec Ruins 1440p (High) (Metal/Vulkan)
- GFXBench Offscreen – Aztec Ruins 1080p (Normal) (Metal/Vulkan)
- GFXBench Offscreen – Car Chase 1080p (Metal/OpenGL ES 3.1)
- GFXBench Offscreen – Manhattan 1080p (Metal/OpenGL ES 3.1)
- GFXBench Offscreen – Manhattan 1080p (OpenGL ES 3.0)
- PCMark Storage 2.0
- 3DMark Wild Life Unlimited Stress Test (Metal/Vulkan)
- GFXBench Manhattan 1080p Offscreen (Metal/OpenGL ES 3.1)
8 GB LPDDR4X und 256 GB UFS 2.2
Ein Chipsatz wie der Snapdragon 7 Gen 1 hat jedoch die modernere Fertigung bei Samsung in 4 nm (4LPE) auf der Habenseite, während Snapdragon 778, 778+, 782G und QCM6490 auf TSMC N6 setzen. Das Speicherinterface des QCM6490 kommt neben LPDDR5 zudem noch mit LPDDR4X zurecht, für den sich Fairphone mit 8 GB entschieden hat. Als Festspeicher wird von Qualcomm bis zu UFS 3.1 unterstützt, Fairphone hat aber den älteren und vor allem günstigeren UFS 2.2 gewählt. Das sequenzielle Lesen und Schreiben fällt mit rund 900 MB/s und 800 MB/s dem Standard entsprechend aus, ist aber kein echter Flaschenhals in der alltäglichen Nutzung.
Speichererweiterung hinkt beim Schreiben hinterher
Wer den internen Speicher erweitern möchte, kann dafür eine bis zu 2 TB große microSD-Speicherkarte in das Smartphone einsetzen, nachdem der Akku entfernt wurde. Die Speichererweiterung lässt sich entweder so formatieren, dass sie zum internen Speicher gezählt wird und sich somit ein großes Speichervolumen ergibt, oder aber, dass die Speicherkarte eigenständig als zusätzliches Medium verbleibt. Anwender können zudem etwa in der Kamera-App definieren, ob Fotos und Videos auf dem internen oder externen Speicher abgelegt werden sollen. In puncto Geschwindigkeit lässt sich mit knapp 80 MB/s vor allem schnell von Speicherkarten lesen, mit lediglich 21 MB/s im Vergleich zu anderen Smartphones aber nur langsam darauf schreiben. Überprüft wurden die Geschwindigkeiten mit einer 64 GB großen SanDisk Extreme Pro UHS-II (U3, Class 10).
Dual-Kamera mit jeweils 50 MP
Das Fairphone 5 bleibt bei insgesamt drei Kameras, die jetzt aber allesamt mit 50 MP auflösen und teils größere Sensoren für potenziell bessere Aufnahmen nutzen. Die primäre Weitwinkelkamera mit f/1.9-Blende und optischer Bildstabilisierung (OIS) setzt neuerdings auf den Sony IMX800 mit einer Größe von 1/1,49 Zoll und einer nativen Pixelabmessung von 1,0 µm. Zuvor kam ein 1/2,0 Zoll großer Sensor mit 48 MP und 0,8 µm zum Einsatz. Für die Ultraweitwinkelkamera wechselt Fairphone zum Sony IMX858, der ebenso 50 statt 48 MP bietet, im Gegenzug mit 1/2,51 Zoll aber kleiner ausfällt. Neu für die Ultraweitwinkelkamera sind Autofokus und Makromodus. Für die Selfie-Kamera setzt Fairphone auf Samsungs JN1 mit 50 MP auf lediglich 1/2,76 Zoll.
Viel Nachholbedarf gegenüber Mitbewerbern
Upgrades auf mehr Megapixel hin oder her, für die Kameras kauft man sich kein Fairphone 5. Gegen ein zum Vergleich herangezogenes Pixel 7 Pro (Test) hat es Fairphone nicht leicht, doch sind dessen Weitwinkel- und Ultraweitwinkelkamera auch im regulären Pixel 7 verbaut, das im Preisvergleich ab 397 Euro zu bekommen ist, sodass der direkte Vergleich nicht unfair ist. Am meisten überzeugt das Fairphone 5 mit dem bei Tageslicht eingefangenen Detailgrad, zudem gibt es keine Farbverfälschungen.
Bei der HDR- und allgemeinen Bildverarbeitung hinkt Fairphone dem Vergleichsgerät jedoch massiv hinterher. Die Software führt vor allem eine zu starke Aufhellung durch, wodurch Farben verblassen und Details in ohnehin hellen Bereichen verloren gehen. Die neue Ultraweitwinkelkamera überzeugt noch viel weniger und produziert viel Pixelmatsch, wie vor allem das eine Foto im Hinterhof (Bild 17) zeigt. Bei Nacht muss das Fairphone 5 weiter Federn lassen, da Leuchtmittel massiv überstrahlen, flächendeckend starkes Rauschen einsetzt und die Pixel der Ultraweitwinkelkamera weiter zu Brei verschmieren.
Unterm Strich kann man mit den neuen Kameras des Fairphone 5 unter optimalen Bedingungen stellenweise noch brauchbare Aufnahmen produzieren, insgesamt betrachtet ist die Dual-Kamera in Relation zum Preis aber der größte Kritikpunkt des Smartphones.
OLED-Display mit bis zu 90 Hz
Kam vor zwei Jahren für das Fairphone 4 noch ein 6,3 Zoll großes LC-Display (IPS) mit 1.080 × 2.340 Pixeln bei 60 Hz zum Einsatz, vollzieht die neue Generation den Wechsel zu einem POLED-Bildschirm (Plastic OLED), der aufgrund dieser Bezeichnung von LG Display stammen dürfte. Die neue Anzeige misst größere 6,46 Zoll. Das Smartphone ist dadurch aber nicht größer, sondern sogar marginal kleiner geworden, da Fairphone die Ränder rundherum reduziert hat. Vor allem an der Unterseite fällt das „Kinn“ kleiner aus, aber auch oben belegt der schwarze Rahmen weniger Fläche, zumal optisch durch den Wechsel von einer Tropfen-Notch zu einer Aussparung im Bildschirm für die Selfie-Kamera ein deutlich schlankeres Profil entsteht. Das Display deckt erneut Gorilla Glass 5 von Corning ab.
Das OLED-Panel überzeugt im Gegensatz zu einem LCD vor allem über den perfekten Schwarzwert, der für einen signifikant gesteigerten Kontrast sorgt. Außerdem deckt der Bildschirm den DCI-P3-Farbraum ab und kann 1,07 Milliarden Farben darstellen. HDR-Aufnahmen etwa auf YouTube wirken damit deutlich imposanter. Die passende Helligkeit dafür liefert Fairphone ebenso, wenngleich der Hersteller in diesem Punkt nicht das Niveau anderer Anbieter erreicht und dem Anwender zudem einen Stein in den Weg legt.
800 cd/m² im Sonnenlicht-Modus
In der Ankündigung wirbt Fairphone mit einer „stunning brightness“, doch dafür muss man zunächst in die Android-Einstellungen gehen und den „Sonnenlicht-Modus“ aktivieren. Ab Werk kratzt das Smartphone an der Marke von 600 cd/m², im Sonnenlicht-Modus gibt es hingegen knapp über 800 cd/m². Auch das ist angesichts der Leistung anderer Smartphones kein überragender Wert, aber immerhin ein Drittel heller als ohne diese Einstellung. Anmerken muss man jedoch, dass zum Beispiel ein günstigeres Pixel 7a (Test) oder das gleich teure Nothing Phone (2) (Test) die Marke von 1.000 cd/m² knackt. APL-Anpassungen in Relation zur belegten Weißfläche gibt es bei Fairphone nicht, das Smartphone kommt unabhängig vom Weißanteil des Inhalts auf bis zu 803 cd/m².
90 Hz erst nach der Einrichtung
Fairphone geht auch an anderer Stelle konservativ mit den Werkseinstellungen vor, wie die Aktualisierungsrate des Bildschirms zeigt, die nach der Einrichtung zunächst auf 60 Hz beschränkt wird. Erneut wird in der Ankündigung mit einer „smooth experience“ eine Verbesserung genannt – sie ab Werk zu aktivieren, traut sich Fairphone aber nicht. Das ist insofern bedauerlich, da das Fairphone 5 durch den Wechsel von 60 auf 90 Hz signifikant an subjektiver Geschwindigkeit zunimmt. Käufern des Smartphones kann man nur empfehlen, diesen Modus als eine der ersten Maßnahmen zu aktivieren.
Durchwachsene Batterielaufzeiten
Hintergrund dieser konservativen Vorgehensweise von Fairphone könnte sein, dass der Hersteller den Energieverbrauch des Smartphones out of the box möglichst gering halten möchte. Das Fairphone 5 verfügt mit 4.200 mAh (16,25 Wh) jetzt zwar über einen etwas größeren Akku als das Fairphone 4 (3.905 mAh, 15,03 Wh), die im Test ermittelten Laufzeiten fallen aber dennoch unterdurchschnittlich aus. Rund 9 Stunden im produktiven PCMark 3.0 und 12 Stunden für das Streaming auf YouTube in 720p bei jeweils 200 cd/m² sortieren das Fairphone jeweils in beiden Tests weit hinten im Feld ein.
Schnelleres Laden mit 30 Watt
Als kleines Trostpflaster lässt sich der Akku mit 30 Watt jetzt 50 Prozent schneller laden und im Zweifel kann man dank des modularen Aufbaus schnell eine Ersatzbatterie einsetzen, sofern man denn gewillt ist, die rund 40 Euro dafür auszugeben.
Fazit
Ein Fairphone 5 sollte man insbesondere dann als nächstes Smartphone in Betracht ziehen, wenn ein modularer Aufbau mit einfacher Reparierbarkeit und leicht zugänglichen Ersatzteilen, eine faire und nachhaltige Produktion, eine lange Hardware-Garantie von fünf Jahren sowie ein extrem langer Software-Support von mindestens acht, bestenfalls sogar zehn Jahren verlangt werden. In den genannten Punkten ist das Fairphone 5 ein Unikat auf dem Markt und hat sich deshalb eine Empfehlung der Redaktion verdient.
Das neueste Smartphone von Fairphone punktet darüber hinaus mit einem guten OLED-Display, dem Verzicht auf jegliche Bloatware und einer hochwertigen Verarbeitung.
Größte Baustelle des Fairphone 5 ist die Kamera, deren Upgrades auf 50-MP-Sensoren sich auf dem Papier zwar gut lesen, in der Praxis liefern günstigere Smartphones wie ein Pixel 7 oder gar das Pixel 7a aber deutlich bessere Ergebnisse. Vor allem die Ultraweitwinkelkamera und die Aufnahmen bei Nacht hinken der Konkurrenz hinterher.
Ganz nüchtern betrachtet ist allgemein anzumerken, dass man bei den Mitbewerbern für 699 Euro modernere Hardware erhält. Ein Pixel 7 ist 180 Euro günstiger, ein Galaxy S23 keine 70 Euro teurer. Das Fairphone 5 nur am Preis gemessen mit der Konkurrenz zu vergleichen, wird dem Smartphone jedoch nicht gerecht. Wer das „Fair“ in Fairphone unterstützen möchte, muss dafür tiefer in die Tasche greifen. Aus Sicht der Redaktion ist das ein angemessener Kompromiss und das Gerät gerade deshalb empfehlenswert.
- Modularer Aufbau
- Sehr einfach zu reparieren
- Faire Herstellung
- 5 Jahre Hardware-Garantie
- Software-Support bis mindestens 2031
- Speichererweiterung
- Keine Bloatware
- Hochwertige Verarbeitung
- Guter OLED-Bildschirm
- Kameras stark verbesserungswürdig
- Akkulaufzeiten durchwachsen
- Display ab Werk beschränkt
- Die Mitbewerber bieten für denselben Preis eine modernere Hardware
ComputerBase wurde das Fairphone 5 leihweise von Fairphone unter NDA zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Test fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.
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