Intel Raptor Lake: Fehlerhafte Microcode-Updates lösen Bluescreens aus
Ein in dieser Woche von Microsoft veröffentlichtes Vorschau-Update für verschiedene Windows-Versionen sorgt auf einigen Systemen offenbar für Probleme mit wiederholt auftretenden Bluescreens. Als Ursache kommt aber nicht nur das Windows-Update selbst infrage, sondern auch eine neue BIOS-Version des Mainboardherstellers MSI.
Bluescreens weisen auf nicht unterstützte Prozessoren hin
Eigentlich sollte das seit dem 22. August verfügbare Vorschau-Update KB5029351 für Windows 11 respektive KB5029331 für Windows 10 einige Verbesserungen mitbringen. Microsoft wollte damit unter anderem Probleme mit der Sprachausgabe des Betriebssystems beseitigen sowie das Verhalten der Such-App optimieren.
Als bekanntes Problem, das mit der Installation des Updates einhergeht, nennt der Konzern allerdings die Tatsache, dass einige Anwender danach wiederholt mit Bluescreens konfrontiert werden, die mit dem Fehler UNSUPPORTED_PROCESSOR
darauf hinweisen, dass im jeweiligen Rechner ein nicht unterstützter Prozessor verbaut ist. Im Anschluss komme es automatisch zu einem Neustart betroffener Systeme, die Microsoft nur sehr grob auf jene eingrenzt, auf denen Windows 10 22H2 oder Windows 11 21H2/22H2 installiert ist. Von Hinweisen auf anfällige Hardwarekonfigurationen keine Spur.
Dennoch gibt es für Nutzer offenkundig keinen Grund zur Sorge. Das problematische Vorschau-Update werde „möglicherweise automatisch deinstalliert, damit Windows wie erwartet gestartet werden kann“, so der Konzern. BleepingComputer verweist diesbezüglich auf Nutzerberichte auf Reddit, die dieses Verhalten bestätigen. Nach mehreren Neustarts werde die Aktualisierung automatisch wieder entfernt, heißt es dort.
Der Verdacht fällt auf ein BIOS-Update von MSI
Microsoft selbst weist darauf hin, dass der Konzern derzeit untersuche, ob es sich überhaupt „um ein von Microsoft verursachtes Problem handelt“. Tatsächlich gibt es laut The Verge reichlich Grund zur Annahme, dass die Ursache der Bluescreens bei einem erst kürzlich veröffentlichten BIOS-Update von MSI liegt, mit dem der Hersteller die Unterstützung für Intels kommende 14. CPU-Generation Raptor Lake-S Refresh eingeführt hatte. Berichte von Anwendern, die das Vorschau-Update problemlos nutzen konnten, nachdem sie wieder auf ein älteres BIOS umgestiegen waren, erhärten diesen Verdacht.
Der Hardwarehersteller selbst hat inzwischen bestätigt, dass MSI-Mainboards der 600er und 700er Serie von dem Problem betroffen sind. Das Unternehmen empfiehlt Besitzern dieser Platinen, von dem neuen Vorschau-Update für Windows vorerst Abstand zu nehmen. Auch MSI weist darauf hin, dass Windows das Update „möglicherweise“ automatisch wieder deinstalliere, woraufhin das jeweilige System wieder funktionsfähig sei. Anwendern, bei denen dies nicht passiere, empfiehlt der Hersteller, ihr BIOS auf „die vorherige Version zurückzusetzen und KB5029351 unter Windows zu deinstallieren“.
Windows 10 ebenfalls betroffen?
Unklarheit herrscht noch bezüglich der tatsächlich betroffenen Windows-Versionen. Sowohl Microsoft als auch MSI erwähnen im Zusammenhang mit den Bluescreens lediglich das Vorschau-Update KB5029351, das aber ausschließlich für Windows 11 vorgesehen ist. Dennoch führt Microsoft auch Windows 10 22H2 als betroffenes System an – hier hat das entsprechende Update mit KB5029331 allerdings eine etwas andere Bezeichnung. Insofern ist noch ungewiss, ob MSI-Systeme mit Windows 10 tatsächlich ebenfalls betroffen sind oder ob es sich bei der Angabe dieser Windows-Version seitens Microsoft um einen Fehler handelt.
Einem Bericht von Windows Latest zufolge sollen potenziell betroffene Nutzer das Vorschau-Update inzwischen gar nicht mehr angeboten bekommen. Auf nicht betroffenen Geräten lasse es sich aber nach wie vor problemlos installieren. Wann auch die MSI-Nutzer wieder in den Genuss des Updates kommen und ob diese dafür demnächst erst ein korrigiertes BIOS installieren müssen, ist noch nicht abschließend geklärt.
Microsoft selbst äußert sich zwar noch immer nicht dazu, welche Systeme genau von dem Problem betroffen sind, jedoch ist sich der Konzern inzwischen sicher, dass die Bluescreens nicht durch das Vorschau-Update KB5029351 verursacht werden. Ferner sei der Fehler „auf eine bestimmte Untergruppe von Prozessoren beschränkt“, die das Unternehmen aber nicht näher eingrenzt.
Für potenziell betroffene Geräte biete Microsoft das Update trotzdem vorerst nicht mehr an, um das Problem vorübergehend zu entschärfen. „Wenn das Problem weiterhin auftritt, wenden Sie sich bitte an den Hersteller des Prozessors Ihres Geräts“, so der Redmonder Softwarekonzern. Folglich scheint Microsoft den Fehler nicht einmal beim Mainboardhersteller zu sehen, sondern vielmehr bei Intel.
MSI will den Fehler zusammen mit Intel inzwischen identifiziert und behoben haben. Betroffen seien demnach ausschließlich MSI-Mainboards der Serien 700 und 600 im Zusammenspiel mit einem Intel Core i9 der 13. Generation. Auch die Frage nach den betroffenen Windows-Versionen scheint damit abschließend beantwortet zu sein: Wie auch von Microsoft zuvor angemerkt, soll es die Bluescreens sowohl unter Windows 10 wie auch unter Windows 11 gegeben haben – je nach Version im Zusammenhang mit den Updates KB5029351, KB5029332 oder KB5029331.
Für einige der betroffenen Modelle habe der Hersteller bereits BIOS-Updates bereitgestellt, die das Problem beheben. Diese sind am Ende der Mitteilung von MSI verlinkt. Updates für weitere Mainboards sollen in den kommenden Tagen folgen.
Die Redaktion dankt Community-Mitglied GrenSo für den Hinweis zu diesem Update.
Auch Intel hat inzwischen Informationen zu den Bluescreens veröffentlicht. Im Gegensatz zu MSI nennt der Prozessorhersteller aber gleich sechs verschiedene Raptor-Lake-CPU-Modelle, deren „jüngste Microcode-Updates“ für das Problem verantwortlich sein sollen. Demnach ist anzunehmen, dass die Bluescreens potenziell auch im Zusammenhang mit anderen Mainboards auftreten können, sofern der jeweilige Hersteller das fehlerhafte Microcode-Update per BIOS-Update zur Verfügung gestellt hat.
Die Redaktion dankt Community-Mitglied Denniss für den Hinweis zu diesem Update.