Nur funktionsfähige A17-Chips: Angeblicher Apple-TSMC-Deal lässt Gerüchteküche brodeln

Volker Rißka
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Nur funktionsfähige A17-Chips: Angeblicher Apple-TSMC-Deal lässt Gerüchteküche brodeln
Bild: TSMC

Milliarden US-Dollar“ soll Apple durch spezielle Konditionen bei TSMC sparen, heißt es in vielen Medienberichten heute. Doch so unüblich, wie dargestellt, ist der Deal gar nicht. Gemeint ist die unterschiedliche Abnahme von Chips von einem Auftragsfertiger, was seit jeher entweder auf Wafer- oder Chip-Basis ausgelegt sein kann.

Apple soll laut einem Bericht von The Information bei den kommenden A17-Chips aus dem N3B-Prozess zu einer Vereinbarung mit TSMC gewechselt sein, laut der man nur für funktionsfähige Chips statt komplette Wafer an Chips bezahlt. Dieses Modell ist dabei aber keinesfalls so neu, wie es dargestellt wird, und wird stattdessen von einigen der vielen Hundert Kunden von TSMC bereits seit Jahren oder gar Jahrzehnten so genutzt. Der Punkt dabei ist nämlich, dass das Risiko vor allem zu Beginn einer neuen Fertigung beim Hersteller liegt. Der Kunde bekommt hingegen das, wofür er bezahlt.

Das heißt aber nicht, dass der Kunde am Ende des Produktzyklus über mehrere Jahre wirklich weniger bezahlt hat. Nur funktionsfähige Chips zu kaufen anstatt eines kompletten Wafers inklusive einiger defekter SoCs, ist in der Regel von vornherein pro Chip teurer. Bei einer schlechten Ausbeute kann Apple zu Beginn zwar wirklich etwas Geld sparen, doch mit stetig besserer Ausbeute (Yield) kehrt sich das Blatt zugunsten des Auftragsfertigers. Dann bekommt dieser weiterhin viel Geld für Millionen funktionsfähiger Chips, hat im Laufe der Jahre aber kaum mehr Defekte vorzuweisen. TSMC ist nun aber angehalten, dies auch flott umzusetzen, denn je eher das geschafft wird, desto mehr Gewinn zieht der Konzern am Ende aus so einer Vereinbarung.

Alles eine Frage der Ausbeute

Dabei rückt das Thema Yield beim N3-Prozess wieder in den Fokus. Der ursprüngliche N3-Prozess hatte seine vielen Probleme, Fehler wurden mit einer Variante N3B bereinigt, N3E als optimierte Version auf den Weg gebracht – doch diese kommt spät. Laut Medienberichten liege die Ausbeute aktuell bei 70 bis 80 Prozent, was zum Start für viele Millionen Chips ein durchaus guter Wert ist. Die angebliche Vereinbarung mit Apple lässt an dieser Zahl aber Zweifel aufkommen, eventuell ist die Ausbeute bei den neuen Apple-Chips in der Produktion deshalb wohl doch geringer, denn sonst wäre diese Vereinbarung so nicht nötig. TSMC betonte zuletzt, mit N3, N3B und N3E sei alles im Lot, die Yields seien gut.

Our 3-nanometer technology is the most advanced semiconductor technology in both PPA and transistor technology. N3 is already in volume production with good yield. We are seeing robust demand for N3 and we expect a strong ramp of N3 in the second half of this year, supported by both HPC and smartphone applications. N3 is expected to continue to contribute mid-single-digit percentage of our total wafer revenue in 2023.

N3E further extends our N3 family with enhanced performance, power and yield, and provides complete platform support for both HPC and smartphone applications. N3E has passed qualification and achieved performance and yield target and will start volume production in the fourth quarter of this year.

With our continuous enhancement of 3-nanometer process technologies, we expect strong multi-yield demand from our customers and are confident that our 3-nanometer family will be another large and long-lasting node for TSMC.

TSMC-CEO C. C. Wei

Dass Apple am Ende TSMC letztlich übervorteilt und auf lange Sicht wirklich Milliarden US-Dollar einspart, dürfte dennoch übertrieben sein. Ohne TSMC könnte Apple schließlich kein einziges Produkt auf den Markt bringen, TSMC wiederum nimmt Apples Geld sehr gern, um die zukünftigen Fertigungsprozesse zügig auf den Weg zu bringen. Am Ende ist es so etwas wie eine symbiotische Beziehung, beide profitieren stark voneinander und wollen dies auch noch in den kommenden Jahren tun.