Strategischer Überbau: Inwieweit bremst die Telekom den Glasfaser-Ausbau?

Andreas Frischholz
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Strategischer Überbau: Inwieweit bremst die Telekom den Glasfaser-Ausbau?
Bild: Rene Schwietzke | CC BY 2.0

Inwieweit der Überbau von bestehender Glasfaserinfrastruktur mit neuen Kabeln den Ausbau behindert, wird in der Branche heiß diskutiert. Die Vorwürfe richten sich vor allem gegen die Deutsche Telekom, die diese nun mit Zahlen entkräften will. Die Konkurrenz reagiert erstaunt.

Der Streit um den Überbau intensiviert sich seit Monaten. Vor allem der Telekom wird vorgeworfen, die Marktmacht auszunutzen, um konkurrierende Anbieter systematisch auszubremsen. Wie Teltarif unter Einsicht von internen Zahlen der Telekom berichtete, bestreitet der Konzern die Vorwürfe. Insgesamt hätte es demnach im Jahr 2023 bereits 300.000 „Überbau-Konstellationen“ gegeben – wobei hier nicht klar ist, welcher Anbieter zuerst da war.

Der Telekom zufolge stehen dem aber 600.000 Anschlüsse gegenüber, in dem Unternehmen ohne Eingriffe der Telekom einen Rückzieher gemacht hätten. Das kann etwa der Fall sein, wenn Netzbetreiber erst ausbauen wollen, wenn ein bestimmter Prozentsatz der Haushalte – also etwa 40 Prozent – sich für den Ausbau verpflichten, die Quote aber nicht erreicht wird. 2020 und 2021 sollen es noch rund 100.000 Fälle gewesen sein, 2022 aber bereits 400.000. Und diese Zahl wurde nun bereits zur Jahresmitte übertroffen, die Tendenz ist demnach also deutlich steigend.

Laut Teltarif hat die Telekom die Zahlen ermittelt, indem systematisch lokale Medienberichte und Meldungen der Konkurrenz ausgewertet worden sind. Der alternative Branchen-Verband Breko kann diese allerdings nicht nachvollziehen, sagte ein Sprecher auf Anfrage von Golem. Hinzu komme, dass sich die Probleme mit Zahlen nicht vollständig abbilden lassen.

Überbau gefährdet flächendeckenden Ausbau

Grundsätzlich sieht das Bedrohungsszenario wie folgt aus: Alternative Netzbetreiber wollen in einer Region Glasfaser verlegen und versprechen einen vollständigen Ausbau, sofern ein bestimmter Prozentsatz der Haushalte sich für das Angebot entscheidet. Sind die Beratungen und die Planungsphase abgeschlossen, kommt ein Konkurrent und kündigt – als strategischen Überbau – ebenfalls ein Bauvorhaben an, das sich oftmals aber nur auf eng bebaute und somit lukrativere Gebiete bezieht.

Die Konsequenz ist laut dem Breko, dass der erste Netzbetreiber das komplette Vorhaben verwirft, weil es durch die Konkurrenz in der Summe nicht mehr rentabel ist. Haushalte außerhalb des Doppelausbau-Gebiets bleiben außen vor, was das Ziel eines flächendeckenden Ausbaus untergräbt. Und die sogenannten „Restgebiete“ könnten dann nur noch über Förderprogramme erschlossen werden. Nötig sei also ein Einsatz von Steuergeld, der ohne Überbau vermeidbar gewesen wäre, kritisiert der Breko gegenüber Golem.

Ebenso wenig plausibel hält der Breko die Telekom-Aussage, fremde Netze würden von der Struktur oder Servicequalität nicht den Anforderungen der Telekom entsprechen.

Bundesnetzagentur will sich noch nicht festlegen

Wie verbreitet das Phänomen ist, lässt sich nicht abschließend abschätzen, wie der Streit über die Zahlen der Telekom verdeutlicht. Bundesnetzagentur-Präsident Klaus Müller will sich ebenfalls noch nicht festlegen. „Da ist zurzeit viel Geräuschkulisse im Markt“, sagte er letzte Woche im Interview mit Heise Online. Grundsätzlich bestehe ein Infrastrukturwettbewerb, der sei auch politisch so gewollt gewesen und alle Beteiligten hätten gewusst, was dieser Ansatz bedeutet.

Was er sich nun wünscht, ist eine „faktenorientierte“ Debatte. Gemeinsam mit dem Digitalministerium will die Bundesnetzagentur prüfen, wie viele Überbau-Fälle tatsächlich existieren. Ein entsprechendes Verfahren wurde im Juli angekündigt. Dann geht es auch um die Frage, inwieweit es sich um legitimen Wettbewerb handelt oder ob ein marktbeherrschendes Unternehmen wie die Telekom versucht, Konkurrenten mit der Marktmacht auszubremsen.

Am Ende müsse die Bundesregierung eine Entscheidung fällen, so Müller. Er möchte, dass „die Politik hier eine klare Leitentscheidung trifft“. Denn der Markt benötige so oder so Planungssicherheit.

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