Synology DS423 im Test: Mit ARM-SoC und DSM 7.2 kehren Einschränkungen zurück
Die Synology DS423 setzt auf ein neues ARM-SoC und könnte so eine günstigere und stromsparende 4-Bay-Option sein. Mit zwei LAN-Anschlüssen und DSM 7.2 kehren aber Einschränkungen bei den Funktionen zurück, weshalb die günstigere DS224+ für viele Nutzer die bessere Option sein könnte.
ComputerBase testet sich weiter durch die aktuellen 4-Bay-NAS-Systeme von Synology. Nach der Synology DS923+ (Test) mit AMD Ryzen und der Synology DS423+ (Test) mit Intel Celeron folgt die Synology DS423 mit einem ARM-SoC. Sie ist der Nachfolger der DS418.
Die unverbindliche Preisempfehlung der DS423 beträgt 403,41 Euro, im Handel ist sie aber derzeit schon ab 376 Euro erhältlich. Hierfür erhalten Käufer neben dem NAS ohne Laufwerke das externe Netzteil, zwei LAN-Kabel, eine Kurzanleitung und Schrauben zur Befestigung der Laufwerke. Zum Vergleich: Die Synology DS423+ ist derzeit im Handel ab 509 Euro verfügbar. Die Synology DS923+ mit AMD Ryzen R1600 kostet aktuell ab 597 Euro. Der Preisunterschied ist also deutlich. Doch was sind die technischen Unterschiede? Und für wen sind sie relevant?
Die Technik in der DS423
ARM-SoC mit neueren Kernen
Wie bei fast jeder Modellpflege erneuert Synology auch bei der DS423 den Hauptprozessor des Systems. Im Vergleich zur DS418 wurde er daher gegen ein neueres Modell ersetzt. Der Hersteller setzt wie bei der DS223 nun auf den Realtek RTD1619B anstelle des Realtek RTD1296. Statt x86 kommt somit weiterhin die ARMv8-Architektur mit 64 Bit zum Einsatz. Mit 1,7 GHz beim RTD1619B statt 1,4 GHz beim RTD1296 takten die Kerne des neuen SoC aber nicht nur höher, denn die Kerne selbst sind ebenfalls neuer. Anstelle der vier Cortex-A53-Kerne des Vorgängers besitzt das SoC in der DS423 nun vier Cortex-A55-Kerne. Der Wechsel von Cortex-A53 auf Cortex-A55 verspricht dabei durchaus mehr Leistung. Auch wenn weiterhin ein Dual-Issue-Design mit einer achtstufigen In-Order-Pipeline eingesetzt wird, finden sich viele Veränderungen im Backend, die dafür sorgen, dass jetzt separate Ausführungseinheiten für Read- und Write-Operationen eine parallele Ausführung dieser Aufgaben im SoC erlauben.
So steigt die Leistung des Prozessors, wobei die Leistungsaufnahme zugleich geringer ausfällt, denn die TDP des Realtek RTD1619B beträgt nur noch 5 Watt, wohingegen sie beim RTD1296 bei 13 Watt liegt.
Weiterhin 2 GB DDR4 (Non-ECC) und 2 × LAN
Synology nutzt bei der DS423 wie bereits vor fünf Jahren bei der DS418 und auch schon bei der neuen DS223 weiterhin 2 GB DDR4 (Non-ECC), der vom Nutzer nicht aufgerüstet werden kann. Das neue SoC hätte hier eine Erhöhung auf 4 GB Arbeitsspeicher ermöglicht, während der Vorgänger tatsächlich nur 2 GB erlaubte. Die DS423+ (Test) ist ab Werk allerdings ebenfalls nur mit 2 GB RAM ausgestattet – ein Kritikpunkt, den Synology sich bei nahezu allen neuen Modellen gefallen lassen muss.
An den beiden 1-Gigabit-Netzwerkanschlüssen mit Unterstützung für Link-Aggregation hat sich mit dem neuen Modell nichts geändert. Im Zusammenspiel mit DSM 7.2 ermöglichen sie abseits von Link-Aggregation jedoch kein SMB-Multichannel – doch dazu später mehr.
Ein Upgrade auf 10 GbE kann bei der DS423 nicht vorgenommen werden, da sie keine passenden Schnittstellen bietet. Ein solches Upgrade ist bei den 4-Bay-Modellen erst bei der DS923+ über einen proprietären PCIe-Erweiterungssteckplatz möglich, über den das RJ-45-Netzwerkupgrade-Modul Synology E10G22-T1-Mini installiert werden kann.
USB 3.0 und kein M.2
Auch die DS423 bietet zwei USB-A-Anschlüsse nach USB 3.2 Gen 1 mit bis zu 5 Gbit/s. Weitere Ports oder M.2-Steckplätze für einen SSD-Cache oder ein SSD-Volume mit NVMe-SSDs weist die DS423 nicht auf.
Synology DS423 | Synology DS418 | Synology DS420j | Synology DS423+ | |
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SoC: | Realtek RTD1619B ARMv8 1,70 GHz, 4 Kern(e), 4 Thread(s) |
Realtek RTD1296 ARMv7 1,40 GHz, 4 Kern(e), 4 Thread(s) |
Realtek RTD1296 ARMv8 1,40 GHz, 4 Kern(e), 4 Thread(s) |
Intel Celeron J4125 x86 2,00 GHz, 4 Kern(e), 4 Thread(s) |
RAM: | 2.048 MB | 1.024 MB | 2.048 MB | |
Festplatteneinschübe: | 4 | |||
S-ATA-Standard: | I/II/III | |||
HDD-Format: | 2,5" & 3,5" | |||
RAID-Level: | Einzellaufwerk, JBOD, RAID 0, RAID 1 RAID 5, RAID 5 + Hot Spare, RAID 6, RAID 10 |
|||
M.2-Ports für SSD-Cache: | – | 2 | ||
I/O-Ports: | 2 × 1-Gbit-LAN 2 × USB 3.0, ? |
1 × 1-Gbit-LAN 2 × USB 3.0, ? |
2 × 1-Gbit-LAN 2 × USB 3.0 |
|
Wake on LAN: | Ja | |||
Verschlüsselung: | AES-256 (ordnerbasiert) | |||
Lüfter: | 2 × 80 × 80 × 25 mm (nicht entkoppelt) |
2 × 92 × 92 × 25 mm | 2 × 80 × 80 × 25 mm (nicht entkoppelt) |
2 × 92 × 92 × 25 mm (nicht entkoppelt) |
Netzteil: | 90 Watt (extern) | |||
Maße (H×B×T): | 184,0 × 168,0 × 230,0 mm | 166,0 × 199,0 × 223,0 mm | 184,0 × 168,0 × 230,0 mm | 166,0 × 199,0 × 223,0 mm |
Leergewicht: | 2,21 kg | 2,28 kg | 2,21 kg | 2,18 kg |
Preis: | ab 376 € | ab 700 € | 310 € | ab 509 € |
Gehäuse der DS420j statt DS418
Auffälligste äußerliche Neuerung ist der Wechsel des Gehäuses, denn die DS423 setzt nicht mehr auf das Gehäuse der DS418, bei der vier Laufwerksrahmen von vorne sichtbar und zugänglich sind, sondern nutzt nun jenes der DS420j (Test) mit geschlossener Front. Deren Gehäuse muss zum Einsetzen der Laufwerke über vier Rändelschrauben an der Rückseite geöffnet werden. Die Laufwerke werden zudem auf den Laufwerksrahmen verschraubt und lassen sich somit nicht mehr schrauben- und werkzeuglos montieren.
Zwischen dem untersten Laufwerksrahmen und den nach hinten heruntergeklappten Lüftern ist nicht viel Platz, um diesen aus dem Gehäuse zu entnehmen. Die beiden 80-mm-Lüfter lassen sich dafür einfach gegen andere Modelle austauschen. Positiv anzumerken ist, dass die beiden Ventilatoren nicht rattern, sondern auch mit dem NAS auf dem Schreibtisch angenehm leise zu Werke gehen – anders als zuletzt die 92-mm-Exemplare im Test der DS423+, die ein fortwährendes Rattern aufwiesen.
Das Mainboard der DS423 liegt auf dem Gehäuseboden, beim Öffnen ist der passive Kühlkörper des SoC sichtbar. RAM-Steckplätze weist die Platine nicht auf.
Anders als bei der DS423+ oder 923+ ist das Gehäuse der DS423 abseits der Vorderseite aus Metall gefertigt.
Einfache Inbetriebnahme der DS423
Wurden bis zu vier Laufwerke auf den Rahmen befestigt und ins NAS geschoben, kann das System mit dem Netzwerk und Strom versorgt werden. Das externe Netzteil liefert maximal 90 Watt. Um das System zu konfigurieren, verbindet man sich nach dem Start über den Browser mit find.synology.com und startet den Einrichtungsprozess.
Als Dateisystem für die internen Laufwerke kann neben ext4 auch bei der DS423 Btrfs gewählt werden. Eine Beschränkung, weil es sich um ein ARM-basiertes NAS handelt, gibt es in diesem Punkt nicht mehr. Für externe, über USB verbundene Datenträger kann Btrfs, ext4, ext3, FAT32, NTFS, HFS+ oder exFAT verwendet werden. Um auf Medien mit exFAT zuzugreifen, muss eine Erweiterung über den Paketmanager installiert werden.
Als Laufwerkskonfigurationen stehen beim Einsatz von vier Laufwerken Basic, JBOD, RAID 0, RAID 1, RAID 5, 6 und 10 zur Auswahl.
Als Netzwerkprotokolle unterstützt die DS423 SMB1 (CIFS), SMB2, SMB3, AFP, NFSv3, NFSv4, NFSv4.1, FTP, WebDAV, CalDAV, iSCSI, Telnet, SSH, SNMP und VPN (PPTP, OpenVPNTM, L2TP). Die maximale Anzahl gleichzeitiger SMB/NFS/AFP/FTP-Verbindungen liegt bei 200, fällt also niedriger aus als die bis zu 500 gleichzeitigen Verbindungen einer DS423+. Da kein RAM-Upgrade möglich ist, kann diese Anzahl auch nicht erhöht werden.
Anwender können bis zu 1.024 lokale Benutzer und 256 Benutzergruppen für bis zu 256 Freigabeordner erstellen. Die maximale Anzahl der Synchronisierungsaufgaben für freigegebene Ordner liegt bei 4. Außer bei den Benutzergruppen reduziert sich auch bei diesen Punkten die Anzahl somit jeweils um die Hälfte.
Im Test kommt DSM 7.2-64570 Update 3 zum Einsatz. Auf die Neuerungen von DSM 7.2 wurde unter anderem bereits im Test der Synology DS423+ eingegangen, in dem sich auch Benchmark-Vergleiche mit DSM 7.1 finden. An dieser Stelle wird deshalb auf den Artikel verwiesen und nur noch mal auf Besonderheiten eingegangen.
Keine Volume-Verschlüsselung mit ARM-SoC
Mit DSM 7.2 können nicht mehr nur einzelne Freigabeordner verschlüsselt werden, sondern ganze Volumes. Auf die DS423 mit ARM-SoC trifft dies aber nicht zu, wie auch die FAQ bei Synology bestätigt. Bei ihr kann auch mit DSM 7.2 nicht das ganze Volume verschlüsselt werden, sondern es müssen relevante Ordner einzeln verschlüsselt werden. Von etwaigen Leistungsverbesserungen durch die Volume-Verschlüsselung profitiert das NAS so nicht.
Kein SMB-Multichannel mit ARM-SoC
Auch SMB-Multichannel unterstützt Synology nur auf x86-NAS-Systemen. Dies ist in den technischen Daten von DSM 7.2 in den Einschränkungen dokumentiert. Die meisten Käufer, die von den Neuerungen von DSM 7.2 gelesen haben, werden dies jedoch wie bei der Volume-Verschlüsselung nicht wissen.
Nicht alle Zusatzpakete mit ARM
Zu beachten ist darüber hinaus, dass die DS423 mit ARM weniger Software-Pakete nutzen kann als ein x86-basiertes NAS von Synology. Der Plex Media Server lässt sich inzwischen auf der DS423 manuell über das Paket von der Website installieren, nachdem dies bei der DS223 mit dem gleichen neuen ARM-SoC noch nicht unterstützt wurde. Dennoch sind die Möglichkeiten eingeschränkt und der Support noch nicht final, da das SoC lediglich eine eingeschränkte Software-Transkodierung ermöglicht.
Der Virtual Machine Manager für eine Virtualisierung anderer Betriebssysteme steht auf der DS423 ebenfalls nicht zur Verfügung. Wer gerne Linux oder Windows in einer VM auf dem NAS laufen lassen möchte, etwa für Testzwecke, muss zu einem anderen Modell greifen.
Den Container Manager alias Docker gibt es zwar, je nach Anwendungszweck kann es bei den Containern dann aber mit ARM wiederum zu Einschränkungen kommen.
Die DS423 richtet sich in erster Linie allerdings an Käufer, die diese Funktionen nicht als primäres Einsatzgebiet sehen, sondern ihre wichtigen Dateien sowie Fotos und Videos an einem zentralen Ort speichern möchten. Auch auf der DS423 können nämlich automatisch die Fotos und Videos von mehreren Smartphones gesichert werden, indem die Apps von Synology darauf installiert werden. Synology Photos erlaubt es dann auch, diese Fotos und Videos mit anderen Personen über Freigaben zu teilen.
Synology bietet im Übrigen ein Verzeichnis aller Zusatzpakete an. Für jedes Paket lässt sich einsehen, auf welchem NAS das Zusatzpaket installiert werden kann.