Synology DS423+ im Test: DSM 7.2 im Benchmark-Vergleich mit DSM 7.1

Frank Hüber
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Synology DS423+ im Test: DSM 7.2 im Benchmark-Vergleich mit DSM 7.1

ComputerBase testet die Synology DS423+ und nutzt dies auch, um den neuen DSM 7.2 in Benchmarks gegen DSM 7.1 antreten zu lassen. Während das NAS insgesamt ob der vielfältigen Funktionen überzeugt, bei der Hardware aber zu wenig Neuerungen bietet, zeigt DSM 7.2 durchweg eine bessere Leistung als das alte Betriebssystem.

Die DS423+ ist Synologys NAS für bis zu vier Laufwerke für Nutzer, die ihren Netzwerkspeicher eher als Netzwerkserver sehen, dem mehr Aufgaben als das bloße Speichern von Dateien und die Sicherung von Backups zuteilwerden sollen. Da es für die DS423+ sowohl DSM 7.1 als auch den neuen DSM 7.2 gibt, ermöglicht sie zudem einen direkten Vergleich beider Betriebssystemversionen.

Erneut belässt es der Hersteller bei der DS423+ aber bei einer kleinen Modellpflege statt eines größeren Umbruchs und die Änderungen im Vergleich zum Vorgänger, der DS420+ (Test), fallen wieder klein aus. Reicht das trotzdem, um ein überzeugendes Gesamtkonzept zu schnüren und Käufer zu überzeugen?

Die unverbindliche Preisempfehlung der Synology DS423+ beträgt 546,20 Euro. Im Handel ist sie derzeit ab 510 Euro erhältlich. Damit ist sie günstiger als die DS923+, die mit AMD Ryzen R1600 aktuell ab 599 Euro verfügbar ist.

Neben dem NAS legt Synology der DiskStation ein externes Netzteil, zwei LAN-Kabel, eine Kurzanleitung und Schrauben zur Befestigung von 2,5-Zoll-Laufwerken bei. Laufwerke sind wie üblich nicht Teil des Lieferumfangs, im Handel können aber auch Bundles aus NAS und HDDs erworben werden.

Die Technik in der DS423+

Wechsel von J4025 auf J4125

Wie erwähnt, fällt der offensichtliche Unterschied zwischen DS420+ und DS423+ zunächst marginal aus, denn Synology tauscht lediglich den Prozessor aus. Was immer noch Raum für viele Neuerungen ließe, wird dadurch zunichte gemacht, dass der Wechsel lediglich von einem Intel Celeron J4025 auf einen Intel Celeron J4125 erfolgt – also ein anderes Modell gleicher Baureihe. Beide entstammen der Gemini-Lake-Familie und unterscheiden sich nur in der Anzahl der Kerne. Bietet der J4025 in der DS420+ zwei Kerne und zwei Threads mit 2,0 GHz Basis- und 2,9 GHz Turbotakt, verfügt der J4125 über vier Kerne und vier Threads mit ebenfalls 2,0 GHz Basis- und 2,7 GHz Turbotakt. Die TDP bleibt mit 10 Watt genauso wie die Fertigungsgröße von 14 nm unverändert. Die DS423+ kann also lediglich auf mehr CPU-Kerne zurückgreifen, was mehr Leistungsreserven bedeutet.

Positiv für Nutzer von Plex bleibt, dass mit der integrierten Intel UHD Graphics 600 auch weiterhin das Transkodieren in Plex unterstützt wird – die AMD-NAS von Synology ohne GPU sind hier schlechter aufgestellt.

Der Prozessorwechsel ist die einzige Änderung der DS423+ im Vergleich zur DS420+, ebenso ist Synology schon bei der DS224+ (Test) als Nachfolger zur DS220+ verfahren, denn auch hier wechselte das Unternehmen vom Celeron J4025 auf den Celeron J4125. Anschlüsse und Gehäuse bleiben ansonsten allerdings auch bei der DS423+ identisch.

Synology DS423+: Rückseite mit Lüftern und Anschlüssen
Synology DS423+: Rückseite mit Lüftern und Anschlüssen

Gleiche Anschlüsse und nur 2 GB RAM

Dies bedeutet, dass die DS423+ bis zu vier SATA-Laufwerke mit 3,5 Zoll oder 2,5 Zoll aufnimmt, zwei 2280-Steckplätze an der Unterseite für M.2-SSDs bietet und zwei USB-A-Anschlüsse (USB 3.2 Gen 1) vorhanden sind – einer an der Vorderseite, einer an der Rückseite. Die Kopiertaste für den vorderen USB-3.0-Port, über die per Knopfdruck ein eingestellter Kopiervorgang mit einem externen Medium gestartet werden kann, bietet die DS423+ aber nicht. Die SSDs sind wie üblich ebenso wie die Laufwerke werkzeug- und schraubenlos montierbar. Mit M.2-SSDs kann ein SSD-Cache oder ein SSD-Speicherpool aufgesetzt werden – sofern SSDs von Synology zum Einsatz kommen.

Die M.2-Steckplätze liegen bei der Synology DS423+ an der Unterseite

Zudem verfügt die DS423+ über zwei 1-Gigabit-LAN-Schnittstellen – wie der Vorgänger. Den Wechsel auf 2,5, 5 oder gar 10 Gigabit hat Synology auch bei diesem Modell noch nicht vollzogen.

RAM-Upgrade bei der Synology DS423+ über die Vorderseite
RAM-Upgrade bei der Synology DS423+ über die Vorderseite

Den Arbeitsspeicher lässt Synology mit 2 GB DDR4 SODIMM ebenfalls unangetastet und er verfügt nicht über eine Fehlerkorrektur (Non-ECC). Soll mehr RAM zum Einsatz kommen, kann und muss der Nutzer selbst Hand anlegen, denn der Arbeitsspeicher kann offiziell auf bis zu 6 GB erweitert werden. Dies ist erneut möglich, indem die Laufwerksrahmen entnommen werden, was den Zugriff auf den einen leeren DIMM-Steckplatz freigibt. Ein Öffnen des Gehäuses, um den RAM aufzurüsten, ist nicht nötig.

Kein Steckplatz für 10 Gigabit

Mit der Option, den RAM aufzurüsten, Link-Aggregation von zwei Netzwerk-Ports zu nutzen und M.2-SSDs einzubauen, bietet die DS423+ so zwar die von Synology inzwischen bekannten Funktionen der Plus-Serie, eine Möglichkeit, über einen PCIe-Steckplatz einen 10-Gigabit-Netzwerkanschluss nachzurüsten, bietet das NAS aber nicht.

Ein solches Upgrade ist erst bei der DS923+ über einen proprietären PCIe-Erweiterungssteckplatz möglich, über den das RJ-45-Netzwerkupgrade-Modul Synology E10G22-T1-Mini installiert werden kann.

Synology DS423+ Synology DS420+ Synology DS923+
SoC: Intel Celeron J4125
x86
2,00 GHz, 4 Kern(e), 4 Thread(s)
Intel Celeron J4025
x86
2,00 GHz, 2 Kern(e), 2 Thread(s)
AMD Ryzen R1600
x86
2,60 GHz, 2 Kern(e), 4 Thread(s)
RAM: 2.048 MB 4.096 MB
Festplatteneinschübe: 4
S-ATA-Standard: I/II/III
HDD-Format: 2,5" & 3,5"
RAID-Level: Einzellaufwerk, JBOD, RAID 0, RAID 1
RAID 5, RAID 5 + Hot Spare, RAID 6, RAID 10
M.2-Ports für SSD-Cache: 2
I/O-Ports: 2 × 1-Gbit-LAN
2 × USB 3.0
2 × 1-Gbit-LAN
2 × USB 3.0, ?
2 × 1-Gbit-LAN
2 × USB 3.0, 1 × eSATA
PCIe-Slot
Wake on LAN: Ja
Verschlüsselung: AES-256 (ordnerbasiert)
Lüfter: 2 × 92 × 92 × 25 mm
(nicht entkoppelt)
Netzteil: 90 Watt (extern) 100 Watt (extern)
Maße (H×B×T): 166,0 × 199,0 × 223,0 mm
Leergewicht: 2,18 kg 2,24 kg
Preis: ab 510 € ab 548 € ab 599 €

Bekanntes Gehäuse

Auch das Gehäuse der DS423+ wurde von der DS420+ übernommen. An der Vorderseite sind neben dem Ein-/Ausschalter und einem USB-Anschluss auch die Status-LEDs für das System und die Laufwerke platziert. Die vier Festplatteneinbaurahmen aus Kunststoff bilden zugleich die Vorderseite des NAS – anders als etwa bei der DS224+ sind sie nicht hinter einer mit Gummipuffern aufgesetzten Abdeckung verborgen. Die Laufwerksrahmen können erneut mit einem Schlüssel gegen das einfache Herausziehen geschützt werden. 3,5-Zoll-Laufwerke können – wie bei Synology schon lange üblich – schrauben- und werkzeuglos in die Rahmen eingesetzt werden. Für 2,5-Zoll-Laufwerke werden Schrauben zur Befestigung auf den Rahmen benötigt, ein Adapter wie mitunter in der j-Serie ist nicht erforderlich. Die notwendigen Schrauben für 2,5-Zoll-Laufwerke liefert der Hersteller mit.

92-mm-Lüfter rattern

Für die Kühlung des gesamten Systems inklusive des Intel Celeron J4125, der mit einem passiven Kühlkörper versehen ist, und der Laufwerke sorgen zwei rückseitig montierte 92-mm-Lüfter mit einer Dicke von 25 mm. Auch bei der DS423+ fällt im Test aber auf, dass die Lüfter ein leises Rattern erzeugen. Dieses Problem trat schon bei der DS223 (Test) und der DS224+ (Test) im Test auf. Nutzer, die das NAS in ruhiger Umgebung direkt auf dem Schreibtisch verwenden, werden dieses Rattern hören.

Abgesehen davon fällt das Gehäuse der DS423+ somit wieder unspektakulär, aber pragmatisch aus. An der Verarbeitung gibt es nichts zu kritisieren, öffnen lässt es sich jedoch erneut nur, wenn man bereit ist, den Kunststoff stark zu biegen, und etwaige Spuren am Gehäuse in Kauf nimmt.

Synology DS423+
Synology DS423+

DSM 7.1 oder DSM 7.2 mit neuen Funktionen

Anders als die DS224+, die bereits mit DSM 7.2 veröffentlicht wurde, gibt es für die DS423+ noch den DSM 7.1, alternativ aber schon den DSM 7.2. Dies ermöglicht ComputerBase auch einen direkten Vergleich beider Versionen des Betriebssystems DiskStation Manager auf einem Gerät, weshalb sämtliche Benchmarks sowohl mit DMS 7.1 als auch mit DSM 7.2 durchgeführt wurden. Die zuletzt im Test genutzte Version ist DSM 7.2-64570 Update 3.

DSM 7.2 bietet im Vergleich zu DSM 7.1 ein paar neue Funktionen, auf die an dieser Stelle noch einmal kurz eingegangen werden soll.

Neuerungen in DSM 7.2

Denn der DiskStation Manager 7.2 führt unter anderem Funktionen wie SMB-Multichannel, eine vollständige Volume-Verschlüsselung, unveränderlichen Speicher und unveränderliche Backups ein. Auch wenn Synology SMB-Multichannel als Feature von DSM 7.2 bewirbt, hat das Unternehmen es bei einigen NAS auch mit DSM 7.1.1 schon eingeführt.

SMB-Multichannel

Mit der SMB-Multichannel-Übertragung werden alle zwischen Server und Client verfügbaren Netzwerkverbindungen genutzt, um die Leistung der Dateiübertragung zu erhöhen. Dies hat insbesondere den Vorteil, dass auch ein einzelner Client schneller zum NAS übertragen kann, wenn der Client und das NAS beide mit mehr als einem Netzwerkcontroller angeschlossen sind, während Link-Aggregation eine einzelne Übertragung eines einzelnen Clients nicht beschleunigen kann. Details hierzu liefert auch Synology in der FAQ. Um SMB-Multichannel nutzen zu können, muss es auf dem NAS, auf dem DSM 7.2 installiert ist, manuell aktiviert werden. Der Eintrag findet sich unter Systemsteuerung > Dateidienste > SMB > SMB-Einstellungen > Erweiterte Einstellungen > Sonstiges. Dort muss SMB3-Multichannel aktiviert werden. Link-Aggregation darf dann auf dem NAS nicht aktiv sein.

SMB Multichannel aktivieren
SMB Multichannel aktivieren

ComputerBase hat die Übertragungsgeschwindigkeit bei aktiviertem SMB-Multichannel jüngst mit der DS224+ getestet.

Darüber hinaus wird beim Teilen von Daten über SMB mit DSM 7.2 eine protokoll­übergreifende Dateisperre zwischen SMB-Freigaben und Synology Drive sichergestellt, sodass gerade verwendete Dateien nicht bearbeitet oder überschrieben werden können.

WORM-Ordner gegen Ransomware

WORM-Ordner („write once, read many“) in DSM 7.2 ermöglichen hingegen das Schützen von Daten vor Manipulation, indem sie für einen vordefinierten Zeitraum weder geändert noch gelöscht werden können. TerraMaster und QNAP bieten diese Funktion mit TOS 5.1 beziehungsweise QuTS hero ebenfalls.

Bei Synology können mit DSM 7.2 aber auch über Hyper Backup unveränderliche Datensicherungen durchgeführt werden. Dadurch, dass die Daten nicht manipuliert werden können, möchte der Hersteller vor allem den Schutz vor Ransomware erhöhen, die immer wieder die Daten auf Systemen verschlüsselt, um „Lösegeld“ für die Entschlüsselung zu erpressen.

Schnellere Volumen-Verschlüsselung

Mit DSM 7.2 können nicht mehr nur einzelne Ordner, sondern ganze Volumes verschlüsselt werden. Laut Synology ist das Verschlüsseln des gesamten Laufwerks beim sequentiellen Schreiben im Vergleich zur Verschlüsselung gemeinsamer Ordner bis zu 48 Prozent schneller. Im Test der DS224+ konnte ComputerBase immerhin einen Unterschied von bis zu 13 Prozent zugunsten der Volume-Verschlüsselung ermitteln.

Volume-Verschlüsselung in DSM 7.2

Aus Docker wird Container Manager

Docker heißt auf Synology-NAS mit DSM 7.2 ab sofort Container Manager und unterstützt das Hinzufügen und Verwalten von Anwendungen mit mehreren Containern in der Benutzungsoberfläche (Docker Compose).

Einfache Inbetriebnahme der DS423+

DSM 7.2 ändert nichts daran, dass die DS423+ innerhalb weniger Minuten rudimentär eingerichtet und mit der individuellen Konfiguration und Installation von Zusatzpaketen begonnen werden kann. Für die Inbetriebnahme des Systems wird nach dem Einbau der Laufwerke und dem Starten des Systems einfach über find.synology.com der Einrichtungsassistent gestartet, der durch die ersten Schritte führt.

ext4 und Btrfs

Als Dateisystem für die internen Laufwerke der DS423+ kann ext4 oder Btrfs genutzt werden, wobei letzteres den Standard darstellt. Für externe, über USB verbundene Datenträger kann Btrfs, ext4, ext3, FAT32, NTFS, HFS+ oder exFAT verwendet werden. Um auf Medien mit exFAT zuzugreifen, muss eine Erweiterung über den Paketmanager installiert werden.

Als Laufwerkskonfigurationen stehen beim Einsatz von vier Laufwerken Basic, JBOD, RAID 0, RAID 1, RAID 5, 6 und 10 zur Auswahl.

Als Netzwerkprotokolle unterstützt die DS423+ SMB1 (CIFS), SMB2, SMB3, AFP, NFSv3, NFSv4, NFSv4.1, FTP, WebDAV, CalDAV, iSCSI, Telnet, SSH, SNMP und VPN (PPTP, OpenVPNTM, L2TP). Die maximale Anzahl gleichzeitiger SMB/NFS/AFP/FTP-Verbindungen liegt bei 500. Durch Erweiterung des Arbeitsspeichers auf 6 GB kann der Wert auf 1.500 erhöht werden. Anwender können bis zu 2.048 lokale Benutzer und 256 Benutzergruppen für bis zu 512 Freigabeordner erstellen. Die maximale Anzahl der Synchronisierungsaufgaben für freigegebene Ordner liegt bei acht.

Viele Software-Pakete dank x86

Dank x86-Prozessor unterliegt die DS423+ wie schon die DS224+ bei den Paketen, die vom Nutzer zur Funktionserweiterung installiert werden können, keinen Beschränkungen. So können viele Funktionen den eigenen Bedürfnissen entsprechend hinzugefügt werden, sei es die Fotoverwaltung mit Synology Photos, Mail-Server, die Synchronisation mit Cloud-Speicherdiensten wie Google Drive, Dropbox und Microsoft OneDrive oder Smart Home über Docker Container. Auch Fotos von Smartphones lassen sich über entsprechende Apps direkt von den Geräten auf das NAS sichern.

Zu beachten ist jedoch, dass man bei vielen gleichzeitigen Diensten auf dem NAS eine Erweiterung des Arbeitsspeichers in Betracht ziehen sollte. Dies gilt auch, wenn man auf der DS423+ Betriebssysteme wie Windows oder Linux virtualisieren möchte.