Twitters X-Odyssee: Über 2.200 Verfahren und Klagen seit Musks Übernahme
Seit Elon Musk den X-Vorgänger Twitter übernommen hat, häufen sich die Klagen und Gerichtsverfahren. Diese betreffen nicht nur fehlende Mietzahlungen für Bürogebäude, sondern auch die Abfindungen für die Mitarbeiter, die massenhaft entlassen worden sind.
So ist die Betreiberfirma X Corp. allein mit 2.200 Schiedsgerichtsverfahren konfrontiert, bei denen es um die Abfindungen für ehemalige Mitarbeiter geht, berichtet CNBC. Das geht aus entsprechenden Gerichtsakten aus Delaware hervor, die am Montag publik geworden sind.
Die ehemaligen Mitarbeiter klagen, weil versprochene Abfindungen nicht gezahlt worden sind. Zusätzlich hätte X die in der Folge entstehenden Schiedsgerichtsverfahren verzögert, weil Anmeldegebühren für das Streitbeilegungssystem JAMS nicht bezahlt worden sind. Bereits aus den JAMS-Gebühren ergeben sich für X Kosten, die sich laut CNBC auf rund 3,5 Millionen US-Dollar belaufen. Und das betrifft lediglich die Schiedsverfahren, die Abfindungen für gekündigte Mitarbeiter kommen nochmals hinzu – und sollten deutlich größer ausfallen.
Musk hat seit Oktober letzten Jahres mehrere Tausend Twitter-Mitarbeiter entlassen, die Anzahl ist von über 7.000 auf unter 2.000 gesunken. Das Vorgehen war bisweilen so erratisch, dass laut Medienberichten manche Teams im Prinzip nicht mehr funktionsfähig waren, obwohl diese für relevante Teile der Infrastruktur zuständig waren. Die Konsequenz waren technische Probleme.
X-Liste an Klagen seit der Übernahme
Aufgrund der verzögerten Schiedsverfahren bahnen sich laut CNBC sowohl in Delaware als auch Kalifornien Sammelklagen an. In Kalifornien geht es um 891 Fälle, in denen ehemalige X-Mitarbeiter dem Unternehmen vorwerfen, dass sie einer Schlichtung der Streitigkeiten zustimmen mussten, um im Gegenzug eine Abfindung zu erhalten. Wie CNN berichtet, hatte Musk den Mitarbeitern eigentlich drei Monatsgehälter zugesagt.
Klagen sind in Musks Twitter- bzw. X-Ära nichts Ungewohntes. Für Aufsehen sorgte zuletzt, als Musk beim Namenswechsel von Twitter zu X ein grell-leuchtendes Logo auf dem Dach anbrachte, ohne behördliche Genehmigungen einzuholen. Wegen Mietzahlungen gab es wiederholt Streitigkeiten, weitere Klagen sammelte der Spiegel vor kurzem in einer Übersicht – ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Zuletzt ging X etwa gegen die Antidiskriminierungsorganisation CCDH vor, weil diese in Analysen zum Schluss kam, dass sich Hass und Hetze gegen Minderheiten auf der Plattform verbreite. X warf der CCDH nun einen unberechtigten Zugriff auf Daten vor und sprach zudem von Schäden, weil Berichte der CCDH potenzielle Werbekunden vergraulen würden. Rechtsextreme Inhalte sorgten aber bereits ohne solche Analysen für einen Aderlass, Unternehmen stoppten (zeitweise) das Schalten von Anzeigen.
Ebenso klagt X gegen vier namentlich nicht bekannte Unternehmen aus Texas, weil diese massenhaft Daten erfasst hätten. Ein Vorgehen, das X etwa durch API-Restriktionen eindämmen wollte.