7-nm-Chip aus China: US-Abgeordnete und US-Kongress rufen nach stärkeren Sanktionen

Update 2 Volker Rißka
370 Kommentare
7-nm-Chip aus China: US-Abgeordnete und US-Kongress rufen nach stärkeren Sanktionen
Bild: SCMP

Der neue 7-nm-Chip von SMIC im Huawei Mate 60 Pro erhitzt nun auch auf politischer Ebene in den USA die Gemüter. Erste Politiker rufen nach stärkeren Sanktionen oder sogar dem Abbruch bestimmter Beziehungen. Diese bisher vorhandenen Schlupflöcher hat die USA aber selbst so abgesegnet.

Vor über einem Jahr hatte die chinesische Foundry SMIC einen ersten 7-nm-Chip vorgestellt, wenngleich er weitgehend unterm Radar flog. Für den neuen Kirin 9000s wird nun eine optimierte zweite Generation dieser Fertigung genutzt, was eine ganz normale Entwicklung in der Halbleiterindustrie darstellt, wie sie beispielsweise bei TSMC an der Tagesordnung ist.

Der Aufschrei im Nachgang nach der Entdeckung übers Wochenende nimmt nun langsam richtig Fahrt auf. Während die technisch informierte Presse nicht wirklich von der Vorstellung überrascht war, da sie sich bereits seit Monaten angekündigt hatte, wird die Politik nun erst jetzt darauf aufmerksam. Denn die mediale Aufmerksamkeit ist vor allem in China und den USA extrem groß, sogar in einer Presserunde im Weißen Haus kam das Thema bereits zur Sprache, wurde dort vom Sprecher aber aufgrund der knappen Datenlage erst einmal weitgehend zurückgewiesen.

I’m going to withhold comment on the particular chip in question until we get more information about precisely its character and composition.

And for my — from my perspective though, what it tells us, regardless, is that the United States should continue on its course of a “small yard, high fence” set of technology restrictions focused narrowly on national security concerns, not on the broader question of commercial decoupling. That is where our emphasis has been. That’s where it’s going to continue, sort of, regardless of the outcome.

But in terms of characterizing the chip in question, that’s something that we need to gain more information from before we make any definitive comments on it.

National Security Advisor Jake Sullivan

Wiederum erst dadurch sind nun auch weitere Politiker aufgewacht und auf das Thema aufmerksam geworden – und das politische Poltern beginnt. Der einflussreiche Republikaner Mike Gallagher wird mit den Worten zitiert, dass nun eine härtere Linie gefahren werden sollte, denn ohne US-Technology sei dieser Chip nicht entstanden. Diese Aussagen dürften stimmen, denn ohne westliche Lithografiesysteme bekommen chinesische Firmen bisher keinen Fuß auf den Boden. ASML erklärte diese Woche, dass die Einnahmen durch China steigen – sie nutzen die noch bestehenden Lücken im Handelsstreit.

Zu viele Ausnahmegenehmigungen

Genau in dem Punkt sieht Gallagher auch das Problem. Es gebe zu viele Ausnahmeregelungen bisher, zu viele erteilte Lizenzen. Huawei steht zwar bereits seit 2019 auf der Blacklist, SMIC seit 2020, was jedoch nicht gleichbedeutend mit einer völligen Abschottung ist. Wie Reuters bereits vor knapp zwei Jahren aufschlüsselte, wurden bereits unter der Trump-Regierung Milliardenverträge mit Huawei, SMIC und anderen genehmigt. Seinerzeit hieß es, 90 Prozent aller angefragten Ausfuhrgenehmigungen in Richtung SMIC wurden genehmigt, teilweise sind die Lizenzen bis zu vier Jahre gültig.

The time has come to end all U.S. technology exports to both Huawei and SMIC to make clear any firm that flouts U.S. law and undermines our national security will be cut off from our technology.

Mike Gallagher

Die Forderungen der Politiker gehen deshalb nun deutlich weiter, es sollten quasi alle Technologie-Exporte in Richtung Huawei und SMIC gestoppt werden. Die kommenden Wochen dürften hier noch einmal für Bewegung sorgen, im Herbst wurden ohnehin Anpassungen im Handelsstreit erwartet. Zuletzt deutete bereits alles auf erneute Verschärfungen hin. Die Bevölkerung will derweil nicht auf US-Technik verzichten, wie im Sommer sogar die Gattin des Ministerpräsidenten Xi bei einem Staatsbesuch in Mexiko mit einem weißen iPhone (siehe Titelbild) bewies.

Update

Hinweise aus dem US-Kongress weisen auf schärfere Sanktionen explizit in Richtung SMIC, Huawei sowie deren Partner hin. Dabei wird die 14-nm-Fertigung angesprochen, aber nicht eben nur Produkte die ein noch moderneres Fertigungsverfahren haben könnten, sondern auch ältere, die darüber liegen. Auch die bereits vielfach vergebenen Lizenzen sollten sofort zurückgezogen werden, heißt es in dem Vorschlag weiter. Was davon am Ende umgesetzt wird, dürfte in den kommenden Wochen ratifiziert werden.

Update

In einer Anhörung erklärte U.S. Commerce Secretary Gina Raimondo, dass sie aktuell keine glaubhaften Hinweise für Huaweis Technologiesprung haben und deshalb glauben, dass China 7-nm-Chips nicht in großer Serie fertigen kann.

We don't have any evidence that they can manufacture seven-nanometer (chips) at scale

Ausgestanden dürfte die Sache damit aber noch nicht sein, andere Politiker bleiben an dem Thema dran.