Radeon RX 7800 XT & 7700 XT im Test: Lautstärke, Temperatur, Leistungsaufnahme und OC
3/4Lautstärke & Kühlung
Nanu, drehen die Lüfter überhaupt? Wer nicht genau hinhört, wird sich die Frage bei der PowerColor Radeon RX 7700 XT Hellhound schnell stellen, wenn die Grafikkarte mit dem alternativen Silent-BIOS betrieben wird. Denn dann ist der BIOS-Name Programm: Auch beim Spielen sind die drei Lüfter nahezu unhörbar. Die Drehzahl liegt – im gut belüfteten, aber ebenfalls auf niedrige Emissionen getrimmten Fractal Design Torrent des Testsystems – bei geringen 830 Umdrehungen pro Minute – und dies hört man oder eben nicht.
Perfekt ist der Höllenhund allerdings nicht, denn qualitativ sind die Ventilatoren wie quasi alle Grafikkarten-Lüfter nicht die besten. Normalerweise geht dies im Luftrauschen unter, doch weil es das bei der Hellhound nicht gibt, lassen sich Geräusche vom Lager hören. Das ist der große Unterschied zum Beispiel zur Asus GeForce RTX 4080 Noctua (Test), die auf Noctuas hochwertige NF-A12x25 setzen und diesen Umstand nicht aufweisen – allerdings eben auch deutlich teurer sind.
Man muss bei der PowerColor Radeon RX 7700 XT Hellhound jedoch schon sehr genau aufpassen, damit die Lagergeräusche wirklich auffallen. Und davon abgesehen ist das Lüfterverhalten inklusive Anlaufdrehzahl absolut hervorragend, die Grafikkarte eignet sich perfekt für einen Silent-PC. Andere Custom-Designs, soviel sei bereits verraten, werden in eine vergleichbare Richtung gehen.
Auch AMDs Referenzdesign der Radeon RX 7800 XT schneidet in der Lautstärke-Disziplin gut ab, kann mit der PowerColor-Karte wenig verwunderlich aber nicht mithalten. Die 1.550 Umdrehungen in der Minute erzeugen dennoch einen angenehmen Geräuschpegel von 34,5 dB, wodurch sich das Modell zwar nicht für einen Silent-Rechner eignet, allerdings dennoch recht leise ist. Beim Spielen fällt die Grafikkarte durch ein konstantes Luftrauschen auf, was jedoch nicht überhand nimmt. Für die meisten Spieler wird die Lautstärke ausreichend gering sein.
Elektronische Störgeräusche spielen keine große Rolle
Auch über die Lüfter hinaus gibt es sowohl bei der AMD Radeon RX 7800 XT als auch bei der PowerColor Radeon RX 7700 XT Hellhound Positives zu berichten, denn elektronische Störgeräusche spielen bei beiden Modellen kaum eine Rolle. Bei der PowerColor-Karte ist davon kaum etwas zu hören und auch das Referenzdesign hält sich angenehm zurück. Damit unterscheiden sich die Modelle deutlich von den Flaggschiff-Versionen Radeon RX 7900 XT und Radeon RX 7900 XTX, wo sich das Spulenrasseln auf einem völlig anderen Niveau abgespielt hat.
Temperaturen unter Last
Eine niedrige Lautstärke bedeutet nicht automatisch hohe Temperaturen. Beim Spielen kommt die PowerColor Radeon RX 7700 XT Hellhound mit dem Silent-BIOS auf eine Edge-Temperatur von 64 °C, der Hotspot beträgt 87 °C. Das ist weit von irgendwelchen kritischen Grenzen entfernt, was selbst warme Sommertage nicht ändern dürften.
AMDs Radeon RX 7800 XT im Referenzdesign wird wärmer, bleibt aber ebenso weit von kritischen Grenzen entfernt. Die Grafikkarte kommt auf eine Edge-Temperatur von 76 °C, der Hotspot-Wert beträgt 90 °C – und erst ab 110 °C beginnt die GPU temperaturbedingt herunterzutakten. Der GDDR6-Speicher erreicht 92 °C, auch dort ist ein kritischer Bereich noch ein gutes Stück entfernt.
Leistungsaufnahme: Spiele, YouTube, Desktop
Die zwei neuen Radeon-Grafikkarten benötigen auf dem Windows-Desktop zwar mehr Energie als die alten RDNA-2-Ableger, dennoch ist das Ergebnis gut. Sowohl die Radeon RX 7700 XT als auch die Radeon RX 7800 XT kommen auf dem Windows-Desktop mit einem 4K60-Monitor auf 12 Watt, mit einem 4K144-Display sind es 15 Watt. Das ist minimal weniger als die Radeon RX 7900 XT braucht und vergleichbar viel wie bei der GeForce RTX 4060 Ti und der GeForce RTX 4070.
Beim Dual-Monitor-Betrieb sind die Ergebnisse mit 15 Watt im Gleichflug bei zwei 4K60-Displays dann sogar sehr gut, mit einem 4K60- und einem 4K144-Monitor sehen die Messwerte hingegen schlechter aus. Mit je 33 Watt benötigen die Navi-32-Ableger dann gar leicht mehr Energie als die Radeon RX 7900 XT, der Grund dafür ist unklar. Bei der Videowiedergabe hatten RDNA-3-GPUs immer Schwierigkeiten und das gilt auch für die zwei neuen Radeons. Die Radeon RX 7700 XT zieht bei einem 4K60-Video auf YouTube 43 Watt, die Radeon RX 7800 XT 47 Watt. Die GeForce RTX 4070 kommt im Vergleich auf deutlich geringere 21 Watt, das ist noch nicht mal die Hälfte des direkten Konkurrenzmodells. Auch im praxisnahen Fensterverschiebungstest liegen die Nvidia-Beschleuniger klar vorne, hier schneiden die neuen Radeons vergleichbar wie die anderen RDNA-3-Ableger ab.
Achtung: Um die Messwerte nachvollziehen zu können, muss auf den AMD Radeon RX 7000 FreeSync aktiv sein und der Monitor das auch unterstützen. Details im Artikel GPU-Leistungsaufnahme: Auch Radeon kann auf dem Windows-Desktop sparsam sein.
Leistungsaufnahme in Games
In Sachen Spiele-Last verhält sich die Radeon RX 7700 XT etwas merkwürdig. AMD attestiert der Radeon RX 7700 XT eine TBP von 245 Watt. Die anderen RDNA-3- und auch RDNA-2-Grafikkarten würden diesen Wert bei hoher Last auch maximal auslasten und es gibt ebenso Custom-Designs, die dies tun. Die von der Redaktion genutzte PowerColor Radeon RX 7700 XT Hellhound kommt mit dem Silent-BIOS auf genau diesen maximalen Wert, mehr erlaubt das Power-Limit nicht. Zugleich hat AMD der Redaktion eine Sapphire Radeon RX 7700 XT Pulse geschickt, die jedoch geringere 229 Watt benötigt, was verwirrend ist. Denn dies soll laut AMD korrekt sein. Doch auch PowerColor behauptet, die eigene Hellhound würde sich mit dem Silent-BIOS an die Referenz-Spezifikationen halten.
Warum AMD aber 245 Watt kommuniziert, sie jedoch durch das Power-Limit laut eigenen Aussagen bei einer Referenzkarte gar nicht erreichbar sein sollen, ist nicht nur völlig unklar, sondern auch völlig unlogisch. Weil es allerdings nun mal keine Referenzkarte von der Radeon RX 7700 XT gibt, lässt sich die Situation ohne weitere Statements von AMD nicht völlig klären. Da außer der Sapphire Pulse alle anderen der Redaktion zur Verfügung stehenden Custom-Designs sogar ein höheres Power-Limit als die 245 Watt haben, hat sich die Redaktion dazu entschlossen, die PowerColor Hellhound mit dem Silent-BIOS zu testen und damit 245 Watt als Standard anzusehen. Auf die Benchmarks hat dies schlussendlich ohnehin nur minimale Auswirkungen. Denn in vielen Spielen erreicht die Radeon RX 7700 XT gar nicht die maximale TBP, sodass es oft keine Rolle spielt, ob 229 oder 245 Watt das korrekte Maximum sind.
Nur geringe Unterschiede bei den Messungen
Beim Spielen unter Volllast benötigt die von der Redaktion eingesetzte Radeon RX 7700 XT in WQHD 245 Watt, die Radeon RX 7800 XT kommt auf 249 Watt – damit liegt die Leistungsaufnahme in beiden Fällen genau auf dem Niveau der Radeon RX 7900 GRE. Dabei gilt es zu bedenken, dass die Radeon RX 7700 XT in vielen Spielen etwas weniger Energie zieht, die vollen 245 Watt liegen nur in wenigen Titeln an. Für die Radeon RX 7800 XT und vor allem die Radeon RX 7900 GRE gilt dies hingegen nicht.
Damit hat die Radeon RX 7700 XT einen 27 Watt höheren Verbrauch als die Radeon RX 6700 XT, während die Radeon RX 7800 XT 42 Watt weniger benötigt als die Radeon RX 6800 XT. Im Vergleich zur GeForce RTX 4060 Ti respektive GeForce RTX 4070 ist der Verbrauch um 89 Watt (RX 7700 XT gegen RTX 4060 Ti) bzw. 49 Watt (RX 7800 XT gegen RTX 4070) höher.
Mit einem FPS-Limiter lässt sich bei beiden Radeons gut Strom sparen. Die Radeon RX 7700 XT arbeitet in WQHD noch mit 167 Watt, bei der Radeon RX 7800 XT sind es 181 Watt. In Full HD liegen die Werte bei 136 und 152 Watt. Damit schneiden beide Grafikkarten vergleichbar wie die Radeon RX 7900 XT ab, während die konkurrierenden Nvidia-Grafikkarten in dieser Disziplin etwas (WQHD) bis deutlich (Full HD) voraus sind.
Die Lastspitzen stellen kein Problem dar
Die Lastspitzen sind bei beiden Navi-32-Grafikkarten kein Problem. Beim Spielen hat die Redaktion mit der Radeon RX 7700 XT maximal 301 Watt messen können, mit der Radeon RX 7800 XT sind es fast identische 294 Watt. Das sind gerade mal 50 Watt mehr als beim Durchschnittsverbrauch, entsprechend verhindert die von AMD eingesetzte Telemetrie allzu große Ausreißer. Die Grafikkarten agieren damit ähnlich wie die RDNA-2-Modelle, auch die Ausreißer von Nvidias direkten Ada-Lovelace-Konkurrenten sehen ähnlich aus.
Bei den Messungen von Idle auf plötzliche Volllast sieht es für die neuen Radeons gar nochmal etwas besser aus, vor allem die Radeon RX 6800 XT war diesbezüglich deutlich anspruchsvoller für das Netzteil. Es muss sowohl auf der Radeon RX 7700 XT als auch auf der Radeon RX 7800 XT keine Großanstrengungen verrichten, mit 600 Watt sind genügend Reserven vorhanden und auch bei kleineren Netzteilen in Richtung 500 Watt ist nicht mit Problemen zu rechnen – letzteres sollte allerdings das absolute Minimum sein und ist nur ohne Übertaktung zu empfehlen.
Perzentil | RX 7700 XT | RX 7800 XT |
---|---|---|
0,1 % Perzentil | 294 Watt | 287 Watt |
1 % Perzentil | 290 Watt | 281 Watt |
5 % Perzentil | 285 Watt | 273 Watt |
10 % Perzentil | 279 Watt | 268 Watt |
15 % Perzentil | 271 Watt | 265 Watt |
20 % Perzentil | 265 Watt | 263 Watt |
25 % Perzentil | 261 Watt | 261 Watt |
30 % Perzentil | 257 Watt | 259 Watt |
35 % Perzentil | 252 Watt | 257 Watt |
40 % Perzentil | 248 Watt | 254 Watt |
45 % Perzentil | 245 Watt | 252 Watt |
50 % Perzentil | 240 Watt | 250 Watt |
Energieeffizienz in FPS pro Watt
Allzu Spannendes gibt es beim Performance-pro-Watt-Verhältnis nicht zu berichten. Die Radeon RX 7800 XT schneidet hier vergleichbar wie die größeren RDNA-3-Modelle ab, wobei letztere ein paar Prozentpunkte effizienter sind. Gegenüber der Radeon RX 6800 XT liefert die Radeon RX 7800 XT dann aber immerhin 23 Prozent mehr FPS pro Watt ab – auch wenn dies in Anbetracht des moderneren Prozesses nüchtern betrachtet ein schlechtes Ergebnis ist. Die konkurrierende GeForce RTX 4070 ist in dieser Disziplin überlegen und arbeitet 22 Prozent effizienter.
Wird die Radeon RX 7700 XT so wie von ComputerBase mit 245 Watt TDP betrieben, sieht es schlecht für die Energieeffizienz aus, die dann um 14 Prozent schlechter als bei der Radeon RX 7800 XT ist. Immerhin 23 Prozent mehr FPS pro Watt als bei der Radeon RX 6700 XT gibt es trotzdem, die diesbezüglich aber ebenso nicht überzeugt hat. Die GeForce RTX 4060 Ti liefert 33 Prozent mehr FPS pro Watt.
RDNA 3 ist einfach nicht sonderlich effizient – mit und ohne FPS-Limit
Mit hinzugeschaltetem FPS-Limiter sieht es in WQHD für die Radeon RX 7800 XT nicht besser aus. Die Grafikkarte ist auch dann weniger effizient als die Flaggschiff-Modelle, die konkurrierende GeForce RTX 4070 ist gar 33 Prozent besser. Zumindest gibt es 14 Prozent mehr FPS pro Watt als bei der Radeon RX 6800 XT, doch schrumpft der Vorsprung immer weiter in sich zusammen. In Full HD sieht es gegenüber der GeForce RTX 4070 dann richtig traurig aus, die Nvidia-Grafikkarte liefert 60 Prozent mehr FPS pro Watt.
Die Radeon RX 7700 XT schneidet mit dem FPS-Limiter dagegen besser ab und liefert in WQHD plötzlich eine um 9 Prozent höhere Effizienz als die Radeon RX 7800 XT. Der Vorsprung von 24 Prozent zur Radeon RX 6700 XT hält sich aber sehr in Grenzen und die GeForce RTX 4060 Ti ist 37 Prozent besser. In Full HD fällt die Radeon RX 7700 XT wie das größere Modell durchweg etwas weiter zurück.
Übertakten: OC von GPU und Speicher
Beim Übertakten reagieren sowohl die Radeon RX 7700 XT als auch die Radeon RX 7800 XT auf eine „interessante“ Art und Weise. Denn entweder funktioniert das Power-Limit anders als auf allen anderen AMD-Grafikkarten, oder AMD hat schlicht eine Art hartes Limit eingebaut, über das der GPU-Takt nicht angehoben werden kann.
Denn ganz gleich wie auf der Radeon RX 7800 XT oder der PowerColor Radeon RX 7700 XT Hellhound am Taktregler im Treiber gedreht wird: Letztere taktet nicht über 2,70 GHz und erstere nicht über 2,63 GHz hinaus – auch wenn das maximierte Power-Limit eigentlich noch nicht erreicht worden ist. Bei allen anderen RDNA-3-Modellen kann es für gewöhnlich problemlos erzielt werden.
Beim Speicher arbeiten sowohl die Radeon RX 7700 XT als auch die Radeon RX 7800 XT mit bis zu 10.200 MHz einwandfrei, dort gibt es keinerlei Unterschiede zwischen den Modellen. Entsprechend fällt das Plus bei der kleineren Karte mit 1.200 MHz größer aus als bei dem größeren Modell, das auf 450 MHz kommt.
Die RX 7800 XT wird vom TDP-Limit eingebremst
Die Radeon RX 7700 XT kann in The Last of Us Part I durch das OC die Performance um 7 Prozent erhöhen, zugleich steigt aber auch die Leistungsaufnahme in dem Spiel um satte 62 Watt auf 277 Watt an. Die GPU arbeitet infolgedessen mit 2.671 statt 2.533 MHz.
Die Radeon RX 7800 XT ermöglicht derweil 5 Prozent mehr FPS durch die höheren Taktraten. Diese liegen in TLoU Part I dann bei 2.562 anstatt 2.445 MHz, die Leistungsaufnahme steigt um den maximal möglichen Wert von 15 Prozent an, was in 38 Watt resultiert. Der Verbrauch beträgt 290 Watt. Und das ist auch der Grund, warum die Radeon RX 7700 XT mehr zulegen kann, da sie das TDP-Limit in dem Game nicht voll ausreizt und so den Takt weiter erhöhen kann, bis das neue Limit mit Übertaktung erreicht wird. Bei der Radeon RX 7800 XT greift das TDP-Limit eher ein und begrenzt damit den Leistungssprung.