BMW Vision Neue Klasse: Das Auto für die nächste Dekade von BMW
In den Fahrzeugen der Neuen Klasse sollen bei BMW ab 2025 alle jüngsten technischen Entwicklungen zusammenfließen. Dazu gehören unter anderem eine neue IT- und Software-Architektur sowie eine neue elektrische Antriebs- und Batteriegeneration. Zur IAA gibt BMW mit der Vision Neue Klasse einen Ausblick auf diese Zukunft.
Nicht nur das nächste Kapitel, sondern gleich ein neues Buch will BMW mit der Neuen Klasse schreiben, geht es nach Entwicklungsvorstand Frank Weber. „Als hätten wir eine Modellgeneration übersprungen“, erklärt Designchef Adrian van Hooydonk das Design. Und der Zukunft gleich zwei Schritte voraus sein will Vorstandsvorsitzender Oliver Zipse.
Neue Klasse startet als SAV und Limousine
Bei der Neuen Klasse spart BMW nicht mit Superlativen. Zu verdenken ist es dem Unternehmen nicht, schließlich wird seit Jahren an mehreren Fronten an diesem Projekt gearbeitet, das für 2025 die ersten Serienfahrzeuge zum Ziel hat. Die Neue Klasse ist dabei jedoch nicht das eine neue Auto, sondern das kumulative Ergebnis technischer Entwicklungen in zahlreichen Bereichen. Auf die Straße soll die Neue Klasse zunächst als SAV (Sport Activity Vehicle) im Stile des iX3 sowie als Limousine im Segment des i4 kommen. Die Neue Klasse soll im Laufe der Zeit jedoch alle Modellgenerationen von BMW durchziehen. Mit der „Vision Neue Klasse“ gibt BMW zur IAA in München einen Ausblick auf das, was von dem Autohersteller in kommenden Serienfahrzeugen in mehreren Bereichen zu erwarten ist.
30 % mehr Reichweite, 30 % schnelleres Laden, 25 % höhere Effizienz
Bis zu 30 Prozent mehr Reichweite, 30 Prozent schnelleres Laden und eine 25 Prozent höhere Effizienz verspricht das Unternehmen für die nächste elektrische Antriebs- und Batteriegeneration der mittlerweile 6. Generation. Abgeleitet von den offiziellen Angaben für den iX3 und i4 ist ein Verbrauch von bestenfalls 13,9 kWh/100 km (SAV) respektive 12,9 kWh/100 km (Limousine) bei der Neuen Klasse zu erwarten. Von der bisherigen 400-Volt- stellt BMW auf eine 800-Volt-Architektur um und führt neu entwickelte runde Batteriezellen ein, die im Vergleich zu den prismatischen Zellen eine 20 Prozent höhere Energiedichte aufweisen. Ein Ladevorgang von 10 Minuten soll künftig 300 km Reichweite hinzufügen.
Eigene Reifen für die Neue Klasse
Die bis zu 25 Prozent höhere Effizienz ergibt sich aus der Summe aller Maßnahmen, darunter eine 40 Prozent effizientere Wärmepumpe sowie ein insgesamt 25 Prozent leichteres thermisches Managementsystem, das 20 Prozent günstiger sei. Auch in vermeintlich kleinen Bereichen wie dem Rollwiderstand setzt BMW an, wo gänzlich neue Reifen mit einem Rollwiderstand von „A+“ noch oberhalb der höchsten offiziellen Stufe „A“ zum Einsatz kommen, die bis zu 9 Wh/km im Vergleich zu aktuellen E-Autos von BMW sparen sollen. Auch beim Luftdruck, den Felgen, den Kugel- und Rollenlagern sowie den Bremsen wurde weiter optimiert. Während die Effizienz für das SAV aus der Neuen Klasse bis zu 25 Prozent besser ausfalle, soll die Limousine noch 20 Prozent erreichen.
Das neue iDrive mit Panoramic Vision
In den Fahrzeugen der Neuen Klasse kommt außerdem eine vollständig neue IT- und Software-Architektur zum Einsatz. Lediglich noch vier Hochleistungs-ECUs (Electronic Control Unit) kommen künftig zum Einsatz, außerdem wird der Kabelbaum signifikant simplifiziert und um 30 Prozent im Gewicht reduziert. Die Anzahl der verbauten Varianten soll um den Faktor 3.000 reduziert werden. Geschaffen werden damit auch die Grundlagen für das iDrive der nächsten Generation, das unter anderem über ein neues, deutlich größeres Central Display mit BMW OS 10, ein die gesamte Breite der Windschutzscheibe einnehmendes Head-up-Display (Panoramic Vision genannt) sowie ein zusätzliches 3D-Head-up-Display exklusiv für den Fahrer und ein neues Multifunktionslenkrad mit haptischem Feedback verfügt. Das neue iDrive erklärt ComputerBase ausführlich in einem separaten Artikel.
Partnerschaft mit Qualcomm und Arriver
Mit der Neuen Klasse bricht aber auch das Zeitalter der Kooperation mit Qualcomm und Arriver für das Fahren nach Level 2+ und Level 3 an. Gleichzeitig bedeutet dieser Schritt das Aus der bisherigen Partnerschaft mit Intel und Mobileye, die somit mit einem neuen Level-3-Assistenzsystem im aktuellen 7er ihren Höhepunkt findet. Nicht weniger als eine gleich 20-fach höhere Rechenleistung im Vergleich zur aktuellen, 2021 eingeführten ADAS-Generation soll das neue Snapdragon-Ride-System von Qualcomm liefern.
Bei Null müsse BMW mit der Entwicklung durch den Wechsel zu Qualcomm jedoch nicht anfangen, hieß es bereits im Frühjahr 2022 zur Ankündigung der neuen Partnerschaft. Die Kooperation soll an Errungenschaften aus der Partnerschaft mit Intel und Mobileye anknüpfen. Auch das Data Center für autonomes Fahren, das vor viereinhalb Jahren in der Nähe des Autonomous Driving Campus' bei Unterschleißheim eingeweiht wurde, kann weiterhin genutzt werden. BMW bezieht von Qualcomm neben dem Compute-SoC-Controller auch den noch relativ neuen Snapdragon Ride Vision SoC, den der neue Partner zur CES 2022 angekündigt hatte. Darauf läuft der von Arriver entwickelte Software-Stack für die Wahrnehmung und Fahrmanöver. Das schwedische Unternehmen ist ein Spin-off aus der Elektroniksparte von Autoliv und wurde im Herbst 2021 für 4,5 Milliarden US-Dollar von Qualcomm übernommen.
Gestaltungselemente für die Neue Klasse
Optisch gibt BMW mit der Vision Neue Klasse einen Ausblick auf das Design kommender Fahrzeuge, wenngleich nicht alles, was heute am Konzeptfahrzeug zu sehen ist, später zwangsweise auch in der Serie Verwendung finden wird. BMW erklärt, dass das Exterieurdesign Gestaltungselemente zeige, die für die unterschiedlichen Modelle der Neuen Klasse prägend sein werden. Dazu gehören die kraftvollen Radhäuser, die 21-Zoll-Felgen aufnehmen, die zurückversetzte Fahrgastzelle und die nach vorn ragende Fahrzeugfront im „Shark Nose“-Stil. Die BMW-Niere und die markentypischen Doppelscheinwerfer interpretiert die Vision Neue Klasse neu und setzt dabei auf eine Lichtinszenierung mit dreidimensionaler Animation bei Annäherung des Fahrers. E-Ink-Elemente im unteren Bereich der Seitenfenster weisen auf die Sensorfläche der automatisch öffnenden Türen hin. Am Heck kommt ein 3D-Druckverfahren für die auf mehrere Ebenen verteilten Leuchten zum Einsatz, das diesen eine besondere Tiefenwirkung geben soll.
Wohnliches Interieur mit weniger Bedienelementen
Das Interieur zeichnen abseits der neuen iDrive-Generation Textilstoffe in Cord aus, die für ein wohnliches Ambiente sorgen sollen. Auf dem hellen Armaturenbrett sitzt das neue Central Display, die Mittelkonsole wiederum nimmt keinen iDrive-Controller mehr auf, sondern macht Platz für eine Smartphone-Ladeschale und den gläsernen Gangwahlhebel. Die Beinfreiheit im Fond soll durch lediglich mit einer Halterung am Boden fixierte vordere Sitze profitieren. Für den Innenraum verzichtet BMW auf Chrom und Leder und will damit die CO2-Bilanz im Fertigungsprozess optimieren. Für die Neue Klasse soll bei der Fertigung im neu entstehenden Werk Debrecen (Ungarn) vollständig auf fossile Energieträger verzichtet werden. Die Neue Klasse soll sich auch durch einen deutlich erhöhten Einsatz von CO2-reduzierten Rohstoffen und Sekundärmaterialien auszeichnen. Konzepte und Technologien für ein grüneres Auto hatte BMW letzten Herbst im Detail vorgestellt.
ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von BMW im Rahmen einer Veranstaltung des Herstellers in Garching unter NDA erhalten. Die Kosten für Anreise, Abreise und zwei Hotelübernachtungen wurden von dem Unternehmen getragen. Eine Einflussnahme des Herstellers auf die oder eine Verpflichtung zur Berichterstattung bestand nicht. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.