DRM-Schutz: Rockstar Games verkaufte offenbar gecrackte Spiele auf Steam
Den DRM-Schutz (Digital Rights Management) älterer Spiele aufzuheben erweist sich für Publisher oftmals als sinnvoll, um zum Beispiel unnötigen Lizenzkosten zu entgehen. Rockstar Games scheint es sich dabei in der Vergangenheit besonders einfach gemacht zu haben – das Unternehmen griff offenbar auf Cracks von Razor 1911 zurück.
Cracks in Manhunt und Midnight Club II entdeckt
Erstmals aufgefallen war Rockstars Vorgehensweise dem YouTuber Vadim M, der schon am vergangenen Wochenende in den letzten 8 Minuten eines insgesamt 53-minütigen Videos zeigte, wie der Publisher einen Crack in das auf Steam verkaufte Spiel Manhunt eingebaut hatte, um den ursprünglich implementierten Kopierschutzmechanismus zu umgehen.
Wie aus einem Bericht von BleepingComputer hervorgeht, ging daraufhin ein auf X unter dem Pseudonym Silent bekannter Modder auf die Suche nach weiteren Titeln, die Rockstar Games möglicherweise mit einem Crack verkauft hatte. Er wurde fündig: Im Installationsverzeichnis des inzwischen 20 Jahre alten und auf Steam nicht mehr erhältlichen Rennspiels Midnight Club II entdeckte er eine ausführbare Datei namens testapp.exe
, deren Inhalt auf einen Crack von Razor 1911 hinwies.
Im Rahmen der Entdeckungen brachten Silent und Vadim M die Cracks schließlich auch mit Abstürzen und anderen Problemen von Manhunt und Midnight Club II ab Windows Vista in Verbindung. Der eingebaute Crack habe laut Silent möglicherweise im Zusammenspiel mit einer .bind-Sektion des Steam-DRM die Datenausführungsverhinderung des Betriebssystems ausgelöst.
Razor 1911 gibt es schon seit 1985
Bei Razor 1911 handelt es sich um eine im Oktober 1985 in Norwegen gegründete Warez- und Demo-Gruppe, die ursprünglich Cracks für Commodore-64-Software erstellte. Sie gilt als ältester Spiele-Software-Piraterie-Ring im Internet und stellte in der Vergangenheit Cracks für viele namhafte Computerspiele bereit, mit denen Spieler die darin implementierten DRM-Schutzmechanismen umgehen konnten. Dazu gehörten nicht nur Titel von Rockstar Games, sondern auch solche von anderen großen Spieleschmieden wie Electronic Arts, THQ, 2K Games oder Ubisoft.
Auch Razor 1911 ließ es sich nicht nehmen, selber auf X auf die Berichte von Rockstars Einsatz seiner Cracks zu reagieren: „*Hust, hust* Erste Regel: Verkaufe keine Warez.“
Schon am Mittwoch wies BleepingComputer darauf hin, bei Rockstar Games nachgefragt zu haben, ob das Unternehmen seine eigenen Spiele tatsächlich mit Cracks auf Steam verkauft habe. Eine Antwort scheint der Publisher bisher aber nicht geliefert zu haben.
Weitere Auswirkungen sind noch unklar
Fraglich bleiben auch die Folgen in Bezug auf die Sicherheit und die rechtlichen Konsequenzen, die der Verkauf gecrackter Spiele potenziell nach sich zieht. Sowohl von den Spielern als auch von Razor 1911 könnte sich der Publisher dadurch eine Klage einfangen, wenngleich die Warez-Gruppe sich damit auf ziemlich dünnes Eis begeben würde. Darüber hinaus bleibt unklar, ob andere Spielepublisher beispielsweise aus wirtschaftlichen Gründen womöglich ebenfalls auf bestehende Cracks zurückgreifen, um ihre DRM-Schutzmaßnahmen zu umgehen.