Gebühr je Installation: Besorgte Entwickler kritisieren Unity für neues Tarifmodell
Unity führt für die hauseigene Spiele-Engine in 2024 ein neues Gebührenmodell namens „Unity Runtime Fee“ ein. Das neue Modell berücksichtigt, wie häufig Spiele mit Unity-Engine installiert werden. Bis zu 20 Cent pro Installation fallen an, je nachdem, wo oder wie häufig das Spiel installiert oder wie viel Umsatz erzielt wird.
Unity Editor und Unity Runtime
Unity besteht aus zwei Komponenten: Dem Unity Editor und der Unity Runtime, die am Ende den Code auf dem PC, dem Smartphone/Tablet oder der Konsole ausführt. Die neue Gebührenrichtlinie begründet Unity mit dem wachsenden Aufwand, Unity Runtime für die unterschiedlichen Endgeräte beziehungsweise deren Hardware und Software zu optimieren.
Die Unity Engine wird von verschiedenen größeren und kleineren Entwicklern verwendet. Beispielsweise setzen Mimimi Games bei Shadow Gambit: The Cursed Crew, Colossal Order bei Cities: Skylines II oder Blizzards Hearthstone auf die Unity Engine.
Welche Kosten fallen an?
Ab Januar 2024 muss der Entwickler bestimmte Schwellenwerte bei der Anzahl an Installationen und dem erzielten Umsatz über die letzten 12 Monate überschreiten, um überhaupt von der Unity Runtime Fee betroffen zu sein. So möchte Unity sicherstellen, dass nur Entwickler eine Gebühr entrichten müssen, die bereits ein Mindestmaß an finanziellem Erfolg erzielt haben.
Abhängig vom verwendeten Produkt werden dann andere Umsatzsgrenzwerte und Installationsgrenzwerte angewendet. Für Unity-Enterprise- und Unity-Pro-Nutzer gilt eine Umsatzschwelle von 1 Million US-Dollar und 1 Millionen Installationen im Jahr. Unity Personal und Unity Plus sind bei einem Fünftel davon bereits über dem Limit.
Unity Personal / Plus | Unity Pro | Unity Enterprise | |
---|---|---|---|
Umsatzschwelle (letzten 12 Monate) | 200.000 US-Dollar | 1.000.000 US-Dollar | |
Installationsschwelle (gesamt) | 200.000 | 1.000.000 |
Danach müssen die Personal- und Plus-Nutzer pro Installation in Nordamerika oder Europa 20 Cent (US-Dollar) an Unity Technologies entrichten. Für neu entstehende Märkte, Unity nennt dafür zum Beispiel Indien, gilt 2 Cent je Installation. Für Pro- und Enterprise-Nutzer gelten für Indien 1 Cent respektive 0,5 Cent je Installation. Für Europa würden abhängig von den monatlichen Installationen zwischen 15 und 2 Cent im Falle von Unity Pro und 12,5 und 1 Cent im Falle von Unity Enterprise fällig werden, wobei sich der Preis antiproportional zu den Installationen verhält.
Neue Installationen | Unity Personal / Plus | Unity Pro | Unity Enterprise |
---|---|---|---|
Bis 100.000 | 20 Cent | 15 Cent | 12,5 Cent |
Bis 500.000 | 7,5 Cent | 6 Cent | |
Bis 1.000.000 | 3 Cent | 2 Cent | |
Über 1.000.000 | 2 Cent | 1 Cent |
Viele negative Reaktionen
Unitys Kunden, die neben dem Editor noch andere Produkte wie beispielsweise den Unity Gaming Services oder Unity LevelPlay nutzen, sollen sich mit ihrem Kundenbetreuer in Verbindung setzen, um einen Rabatt auszuhandeln.
Dennoch rief die Ankündigung sowohl kleine als auch große Studios auf den Plan und wenig überraschend haben die Kritiker wenig für die bevorstehenden zusätzlichen Kosten übrig, was überhaupt als „Installation“ gelte, war eine der ersten Rückfragen.
Gegenüber Axios hat Marc Whitten von Unity zu Protokoll gegeben, dass die Gebühr nicht für Demos und wiederholte Installation gelten wird. Bei Game Pass und ähnlichen Angeboten werde darüber hinaus nicht der Entwickler, sondern der Anbieter zur Kasse gebeten, was im Falle des Game Passes Microsoft ist. Zudem seien nach Unitys Schätzung nur rund 10 Prozent der aktuellen Unity-Entwickler überhaupt von den Gebühren betroffen.
Inzwischen hat Unity Technologies eine FAQ für das neue Gebührenmodell online gestellt, in dem ausführlich auf die meisten Fragen eingegangen werden sollte.
Unity hat auf die anhaltende Kritik der Entwickler-Gemeinde reagiert und erklärt, das neue Gebührenmodell noch einmal anpassen zu wollen. Details sollen „in ein paar Tagen“ folgen.
In einem offenen Brief hat sich Unity-Create-Chef Marc Whitten entschuldigt und gleichzeitig Änderungen an den ursprünglichen Plänen angekündigt. In Zukunft bleibe die Variante Unity Personal kostenlos und von den Gebühren befreit. Das maximale Umsatzlimit für die Nutzung des Tarifs wird von 100.000 auf 200.000 US-Dollar angehoben. Zudem müssen Unity-Personal-Entwickler in Zukunft keinen Splashscreen mit "Made with Unity" mehr integrieren. Zudem entfalle die Gebühr für Spiele mit einem Umsatz von unter 1 Million US-Dollar in den letzten, laufenden 12 Monaten.
Weitere Änderungen ergeben sich auch für die Tarife Unity Pro und Unity Enterprise. Dem Anbieter zufolge wird die Gebühr nur bei Spielen erhoben, die auf die 2024 erscheinende LTS-Version setzen. Das solle sicherstellen, dass Entwickler sich keine Sorgen um Gebühren für laufende Entwicklungen machen müssen, die in Zukunft erscheinen – es sei denn, sie wechseln auf die neue LTS-Version. Solange aber die vorherige Version genutzt werde, sollen auch die dafür geltenden Richtlinien fortbestehen.
Sobald für ein Spiel schlussendlich die Gebühr anfällt, gäbe es zwei Möglichkeiten für die Abrechnung: Wahlweise 2,5 Prozent des Umsatzes oder die aggregierte Summe an Gebühren basierend auf der Anzahl an legitimen Neuinstallationen pro Monat. Beide Zahlen lägen Entwicklern vor und es soll immer die niedrigere der beiden Summen abgebucht werden. Alle Informationen zu den Änderungen inklusive FAQ hat Unity auf seiner Website zusammengefasst.