Huawei Watch GT 4 im Test: Edelstahl anderen Smartwatches die Show
Die Huawei Watch GT 4 erhält mehr Funktionen, bei denen sich der Hersteller teils von Apple hat inspirieren lassen, und ein überarbeitetes Design. Im Test überzeugt sie nicht nur mit einer langen Akkulaufzeit, sondern auch mit einem hervorragenden Display, einer sehr guten Verarbeitung und einer guten Leistung.
Watch GT 4: Zwei Größen ab 249 Euro
Mit der Watch GT 4 will Huawei Technologie und Stil miteinander verbinden, so dass auch die Smartwatch stärker den persönlichen und individuellen Stil des Nutzers reflektiert. Dafür kommt die Uhr in zwei Designs auf den Markt: einem oktagonalen 46-mm-Modell und einem runden, goldenen 41-mm-Modell.
Das 46-mm-Modell gibt es in den Varianten Schwarz, Braun, Grün und Grau. Alle vier Varianten verfügen über ein Edelstahl-Gehäuse und eine Metalllünette, die sich übrigens nicht drehen lässt, unterscheiden sich jedoch beim Armband. Das im Test genutzte graue Modell setzt auf ein Gliederarmband aus Edelstahl, beim schwarzen kommt ein Kunststoff-Armband zum Einsatz, während bei der braunen Version ein Lederarmband und bei der grünen Variante ein Band aus Nylon und recycelten Plastikflaschen genutzt wird.
Auch das Gehäuse des runden 41-mm-Modells ist aus Edelstahl gefertigt. Die Uhr ist in den Farbvarianten Weiß, Gold und Silber erhältlich. Beim weißen Modell wird ein weißes Lederarmband genutzt, bei der goldenen Variante ein goldenes Milanese-Armband und bei der silbernen Version ein silbernes Gliederarmband mit goldenen Akzenten.
Beide Modelle sind somit stark an den Vorgänger, die Watch GT 3, angelehnt, unterscheiden sich aber beim Glas, das nicht mehr gewölbt ist, und der nun davon getrennten Metalllünette.
Unter anderem durch den neuen TruSeen-5.5+-Sensor soll die Smartwatch aber auch abseits des angestrebten zeitlosen Designs technische Verbesserungen im Bereich des Fitness-Trackings, des Gesundheitsmonitoring und der Konnektivität bieten.
Die Huawei Watch GT 4 ist ab heute im Huawei-Online-Store und im Huawei-Flagship-Store Berlin am Kurfürstendamm verfügbar. Die Huawei Watch GT 4 46 mm Schwarz kostet 249 Euro (UVP), die Modelle Leder-Braun und Regenwaldgrün wechseln für 269 Euro (UVP) den Besitzer und die im Test vertretene Edelstahl-Version ist für 349 Euro (UVP) erhältlich.
In der Größe 41 mm mit weißem Lederarmband gibt es die Watch GT 4 zu einer unverbindlichen Preisempfehlung von 249 Euro, die Milanese-Version kostet 299 Euro (UVP) und das zweifarbige Klavierlook-Modell 399 Euro (UVP).
Voraussetzung für die Nutzung der Watch GT 4 ist ein Android-Smartphone mit mindestens Android 6.0 oder ein iPhone mit mindestens iOS 9.0. Die Nutzung der Watch GT 4 ist also nicht auf Huawei-Smartphones beschränkt, damit aber natürlich ebenso problemlos möglich.
Die Watch GT 4 im Detail
Helles AMOLED-Display mit 1,43 Zoll
Beide Varianten setzen auf ein AMOLED-Display mit einer Auflösung von 466 × 466 Pixeln, was beim 46-mm-Modell eine Pixeldichte von 326 ppi ergibt, beim 41-mm-Modell sind es hingegen 352 ppi. Denn das Display der GT 4 46 mm ist 1,43 Zoll groß, während es bei der Watch GT 4 41 mm auf 1,32 Zoll kommt. Beim Bildschirm hat sich im Vergleich zum Vorgänger, der Watch GT 3, somit bei beiden Modellen nichts verändert. Im 46-mm-Modell ist das Display also erneut kleiner als bei der Samsung Galaxy Watch 6 (Test), bei der der Bildschirm im 44-mm-Modell auf 1,5 Zoll kommt.
Das OLED-Display der Watch GT 4 überzeugt im Test, wie für diese Technologie inzwischen üblich, mit einer hohen Helligkeit, satten Farben und einem hervorragenden Kontrast. Wie hell der Bildschirm offiziell leuchten kann, verrät Huawei aber nicht. Probleme mit einem zu dunklen Display traten im Test allerdings selbst bei direkter Sonneneinstrahlung nicht auf.
Über die Einstellungen direkt auf der Watch GT 4 ist es möglich, die Always-on-Funktion zu aktivieren und festzulegen, ob sich die Helligkeit automatisch dem Umgebungslicht anpassen soll. Um eine gute Kombination aus Alltagstauglichkeit und Akkulaufzeit zu erreichen, sollte beides aktiviert sein. Ist das Always-on-Display aktiviert, wird die Helligkeit reduziert und je nach Watchface auch einzelne Bereiche von farbig oder weiß auf schwarz geändert, um den Energieverbrauch zu reduzieren. Sobald das Handgelenk angehoben und gedreht oder auf das Display getippt wird, wird letzteres wieder voll aktiviert.
Die Zifferblätter der Watch GT 4 lassen sich in vielerlei Hinsicht anpassen, etwa bei dem Hintergrund, den angezeigten Gesundheitsstatistiken und ihren Farben.
Welches Schutzglas zum Einsatz kommt, benennt Huawei wie schon bei der GT 3 nicht. Saphirglas war beim Vorgänger der GT 3 Pro vorbehalten, bei der GT 4 dürfte es sich ebenso verhalten, so dass auch bei ihr kein Saphirglas genutzt wird.
10,9 bis 13,08 mm dick
Die Huawei Watch GT 4 misst 46 × 46 × 10,9 mm, wobei sich die Angabe der Dicke auf die dünnste Stelle bezieht. ComputerBase hat deshalb erneut selbst nachgemessen und an der dicksten Stelle ist die Watch GT 4 inklusive Gesundheitssensor 13,08 mm dick. Auch die Samsung Galaxy Watch 6 ist offiziell nur 9 mm dick, in Wahrheit sind es jedoch 12,6 mm.
Die Huawei Watch GT 4 wiegt ohne Armband 48 g, ist also etwas schwerer als die knapp 43 g schwere GT 3. Mit Edelstahl-Gliederarmband bringt es das Testmuster auf 124 Gramm. Zum Vergleich: Eine Apple Watch Series 8 (Test) aus Aluminium mit Nike-Sportsband wiegt 67 Gramm.
Breiter Rand, austauschbare Armbänder
Huawei kaschiert den relativ breiten Rand um das OLED-Display noch vor der Lünette mit einem schwarzen Rand, der Striche für die Uhrzeiten enthält. Dieser Bereich gehört aber schon nicht mehr zum Bildschirm und lässt sich somit auch nicht verändern. Um diesen schmalen schwarzen Rand folgt die Lünette, die keinerlei mechanische Funktion aufweist. Im Stil einer Taucheruhr mit Nullpunkt gehalten, kann sie so aber nicht genutzt werden, um den Zeitpunkt des Abtauchens zu markieren
Das Armband der Watch GT 4 ist 22 mm breit und kann gegen ein beliebiges anderes Armband mit Stift getauscht werden. Die mitgelieferten Armbänder sind für Armumfänge von 140 bis 210 mm geeignet. Einzelne Glieder des Edelstahl-Armbands lassen sich auch werkzeuglos einfach entfernen, um die Länge anzupassen. Beim 41-mm-Modell sind die Armbänder 18 mm breit und für Armumfänge von 120 bis 190 mm geeignet.
Ähnlich wie der One-Click-Mechanismus bei der Samsung Galaxy Watch 6 lässt sich das Gliederarmband über eine Taste an der Innenseite, über die die Stifte eingefahren werden, entfernen. Die Passgenauigkeit des Gliederarmbands am Edelstahlgehäuse ist bemerkenswert. Hier hat Huawei hervorragende Arbeit geleistet.
Krone und Tasten zur Steuerung
Die Huawei Watch GT 4 verfügt neben dem Touchdisplay über eine Krone und eine Taste zur Steuerung. Über den Bildschirm sind die üblichen Wischgesten möglich: neben hoch und runter zum Scrollen insbesondere das Streichen nach rechts, um eine Ebene zurück zu gehen.
Wird die Krone gedrückt, wird der Startbildschirm aufgerufen, der sich wahlweise als Raster oder Liste darstellen lässt. Wird die Krone zwei Mal schnell gedrückt, wird die Übersicht der zuletzt geöffneten Apps aufgerufen (Multitasking) und die zuletzt geöffnete App vorausgewählt. Das Drehen an der Krone kann hingegen zum Scrollen oder je nach Kontext auch zum Ändern der Lautstärke genutzt werden, so dass dies selbst mit nassen Fingern kein Problem ist.
Die untere Taste ist vorkonfiguriert und ruft das Training auf, kann jedoch in den Einstellungen beliebig frei belegt werden – wahlweise mit einer App, dem Training oder auch Gesundheitsfunktionen wie der Herzfrequenz-, Blutsauerstoff- oder Temperaturmessung.
Beim Drehen der Krone lässt sich dies auf Wunsch wieder mit haptischem Feedback über den Vibrationsmotor koppeln. Letzterer liefert im Test übrigens erneut ein überzeugendes Ergebnis ab und sorgt dafür, dass Benachrichtigungen über die Smartwatch deutlich am Handgelenk zu spüren sind.
Keine Angaben zum SoC und Speicher
Womit Huawei abermals geizt, sind Informationen zum eingesetzten System on a Chip (SoC) in der Watch GT 4 und der Größe des internen Speichers. Zu beidem finden sich – wie auch beim Vorgänger – keinerlei offizielle Angaben.
GT 4 mit größeren Akkus
Die beiden Modelle der Watch GT 4 setzen auf größere Akkus als die Watch GT 3. Im 46-mm-Exemplar weist der Akku eine Kapazität von 524 mAh auf, in der GT 3 waren es 455 mAh. Beim 41-mm-Modell sind es nun 323 mAh anstelle der 292 mAh des Vorgängers.
Die offizielle Akkulaufzeit bleibt davon unberührt und liegt weiterhin bei „bis zu 14 Tagen“ für das große und „bis zu 7 Tagen“ beim kleinen Modell, wenn sie „wenig genutzt“ werden. Sobald man das Always-on-Display und umfangreiche Tracking-Funktionen nutzt, reduziert sich die Akkulaufzeit.
Dennoch ist die Akkulaufzeit der Huawei Watch GT 4 im Vergleich nicht zu verachten. Im Test wurden alle Gesundheitsfunktionen aktiviert und die kontinuierliche Herzfrequenzmessung auf Echtzeit umgestellt, so dass die Herzfrequenz unabhängig von der eigenen Aktivität immer im Hintergrund erfasst wird, was jedoch die meiste Akkukapazität verbraucht. Auch das Always-on-Display war dauerhaft aktiviert. Mit diesen Einstellungen lag der Akkuverbrauch bei 15 bis 20 Prozent pro Tag, was eine Akkulaufzeit von 5 bis 6 Tagen ergibt. Die Huawei Watch GT 4 muss demnach nicht, wie viele andere, jeden Tag geladen werden.
Drahtloses, magnetisches Laden
Geladen wird die Watch GT 4 wie der Vorgänger kabellos über ein magnetisches Ladepad nach Qi-Standard, das mitgeliefert wird und mit einem USB-A-Netzteil verbunden werden muss, das wiederum nicht Teil des Lieferumfangs ist.
Das Aufladen der vollständig leeren Huawei Watch GT 4 dauert im Test etwas unter 2 Stunden.
Bluetooth 5.2 und GPS
Bei der Konnektivität bietet die Watch GT 4 Bluetooth 5.2 für die Verbindung zum Smartphone sowie GPS, Beidou, GLONASS, Galileo und QZSS für die Ortsbestimmung etwa beim Training oder für Karten. WLAN unterstützt die GT 4 anders als die Galaxy Watch 6 nicht.
Beim GPS verspricht Huawei eine genauere Positionsbestimmung, da die Uhr ihre Antennenleistung aktiv zum Satelliten ausrichtet und mit der Bewegung des Nutzers und Satelliten auch fortwährend anpasst. Die Genauigkeit soll so um 30 Prozent verbessert worden und auch die Verbindung an sich soll stabiler sein, um Entfernung, Geschwindigkeit und Route etwa beim Training zuverlässiger zu erfassen.
Lautsprecher und Mikrofon für Telefonie
Mit dem Smartphone über Bluetooth verbunden, kann die Huawei Watch GT 4 auch für Telefonate genutzt werden, ohne das Smartphone aus der Tasche nehmen zu müssen. Hierfür verfügt sie über einen integrierten Lautsprecher und ein Mikrofon. Ohne verbundenes Smartphone ist keine Telefonie möglich. Ist das Smartphone gerade nicht zur Hand, ist die Sprach- und Wiedergabequalität der GT 4 für kurze Telefonate durchaus ausreichend.
Was die Huawei Watch GT 4 nicht bietet
Nachdem nun ausführlich darauf eingegangen wurde, was die neue Watch GT 4 kann, muss auch ein Wort darüber verloren werden, was sie (weiterhin) nicht kann. Die Watch GT 4 ist nach wie vor nur als Bluetooth-Version verfügbar, ein LTE-Modell gibt es auch mit der neuen Generation, die zudem kein WLAN bietet, nicht.
Darüber hinaus unterstützt sie offiziell zwar NFC, eine Option, um es zu aktivieren, ließ sich im Test jedoch nicht finden und in Deutschland lässt es sich zum kontaktlosen Bezahlen wegen der Sperre von Google Pay durch die USA ohnehin nicht nutzen. Auch mit einer EKG-Funktion, die die 4 Pro besitzt, kann die GT 4 weiterhin nicht aufwarten und überlässt dieses Feld anderen Modellen.
Huawei Watch GT 4 | Samsung Galaxy Watch 6 | Samsung Galaxy Watch 5 | |
---|---|---|---|
Material | Edelstahl | Aluminium | |
Farben | Schwarz, Grau, Grün, Braun, Weiß, Silber, Gold | Graphite, Pink Gold, Silber | Graphit, Pink Gold, Saphir, Silber |
Größe | 41 mm, 46 mm | 40 mm, 44 mm | |
Abmessungen | 41 mm: 41,3 × 41,3 × 9,8 mm 46 mm: 46,0 × 46,0 × 10,9 mm |
40 mm: 38,8 × 40,4 × 9 mm 44 mm: 42,8 × 44,4 × 9 mm |
40 mm: 39,3 × 40,4 × 9,8 mm 44 mm: 43,3 × 44,4 × 9,8 mm |
Gewicht | 41 mm: 37 g 46 mm: 48 g |
40 mm: 28,7 g 44 mm: 33,3 g |
40 mm: 28,7 g 44 mm: 33,5 g |
Display | 41 mm: 1,32", OLED, 466 × 466 46 mm: 1,43", OLED, 466 × 466 |
40 mm: 1,3", OLED, 432 × 432 44 mm: 1,5", OLED, 480 × 480 |
40 mm: 1,2", OLED, 396 × 396 44 mm: 1,4", OLED, 450 × 450 |
Prozessor | k. A. | Samsung Exynos W930 | Samsung Exynos W920 |
RAM | k. A. | 2 GB LPDDR4 | 1,5 GB LPDDR4 |
Speicher | k. A. | 16 GB | |
Konnektivität | Bluetooth 5.2, NFC, GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo und QZSS | Wi-Fi 4, Bluetooth 5.3, NFC, GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo | Wi-Fi 4, Bluetooth 5.2, NFC, GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo |
Mobilfunk | Nein | LTE (optional) | |
Akku | 41 mm: 323 mAh 46 mm: 524 mAh |
40 mm: 300 mAh 44 mm: 425 mAh |
40 mm: 284 mAh 44 mm: 410 mAh |
Laden | Wireless Charging | ||
Betriebssystem | HarmonyOS 4.0 mit EMUI | Google Wear OS 4 mit Samsung One UI Watch 5 | Google Wear OS 3.5 mit Samsung One UI Watch 4.5 |
Sensorik | TruSeen 5.5+: optische Herzfrequenz, Temperatur, SpO2, Beschleunigungssensor, Barometer, Gyrosensor, geomagnetischer Sensor | BioActive-Sensor: optische Herzfrequenz, elektrisches Herzsignal, bioelektrische Impedanzanalyse, SpO2, Blutdruck, Temperatur, Beschleunigungssensor, Barometer, Gyrosensor, geomagnetischer Sensor, Lichtsensor | |
Kompatibilität | ab Android 6.0 und iOS 9 | ab Android 10 | ab Android 8.0 mit 1,5 GB RAM |
Preis | 41 mm: k.A. 46 mm: k.A. |
40 mm: ab 197 Euro (BT) 40 mm: ab 220 Euro (LTE) 44 mm: ab 190 Euro (BT) 44 mm: ab 210 Euro (LTE) |
40 mm: ab 244 Euro (BT) 40 mm: ab 427 Euro (LTE) 44 mm: ab 171 Euro (BT) 44 mm: ab 189 Euro (LTE) |
5 ATM und IP68
Die Huawei Watch GT 4 ist für 5 ATM und nach IP68 zertifiziert. Die Smartwatch ist somit wasserdicht und kann nicht nur problemlos beim Baden, Duschen oder Händewaschen, sondern auch beim Schwimmen im seichten Gewässer getragen werden. Das Tauchen in tiefem Gewässer ist hingegen offiziell nicht gewährleistet.
HarmonyOS 4.0
Auf der Huawei Watch GT 4 kommt HarmonyOS 4.0 zum Einsatz. Der Hersteller muss infolge des Handelsembargos durch die USA auf sein eigenes Betriebssystem setzen, das etwa in der App-Darstellung und den Schnellzugriffen viele Parallelen zu Wear OS aufweist. HarmonyOS auf der GT 4 ist intuitiv zu bedienen und man findet sich auch ohne Vorkenntnisse sofort zurecht. Die Symbole und Menüs sind hübsch gestaltet. HamonyOS stellt wie erwähnt viele Watchfaces bereit, die vom Nutzer angepasst werden können, um weitere Daten direkt auf der Uhr ablesen zu können. Auch kostenpflichtige Watchfaces können erworben und heruntergeladen werden, wenn ein Android-Smartphone verwendet wird – auf iOS sind der Kauf und somit auch die Nutzung nicht möglich.
Alle Apps fehlen auf der Smartwatch
Huawei bemüht sich, so viele Apps und Funktionen wie möglich selbst anzubieten. Google Maps wurde bekanntlich bereits durch ein entsprechendes Pendant ersetzt, dennoch ist die App-Unterstützung das größte Manko von HarmonyOS 4.0 und somit auch der Huawei Watch GT 4. Die App-Gallery, um zusätzliche Apps zu installieren, ist über die Huawei-Health-App verfügbar – zumindest auf Android, auf iOS hingegen gar nicht. Huawei Health, die Companion-App für Android und iOS, mit der die Uhr konfiguriert und Daten beispielsweise auch an Apple Health übertragen werden können, lässt sich leicht über die App-Stores oder durch das Scannen eines QR-Codes auf den Smartphones installieren. In der App-Gallery fehlen aber eigentlich alle von anderen Smartwatches bekannten und relevanten Apps. Strava, Spotify, WhatsApp und Google Maps, um nur einige wenige zu nennen, stehen auf der Huawei Watch GT 4 nicht zur Verfügung. Circa 40 Apps sind verfügbar, von denen man aber eigentlich keine im Alltag benötigt.
Die Leistung von HarmonyOS 4.0 im Zusammenspiel mit dem unbekannten SoC der Watch GT 4 überzeugt jedoch, denn Huawei ist es gelungen, eine flüssige Bedienung zu gewährleisten, bei der man nicht ständig von einer zu geringen Leistung der Smartwatch genervt ist.
Sensoren für Herzfrequenz, Blutsauerstoffsättigung und Hauttemperatur
Die Huawei Watch GT 4 verfügt wieder über einen optischen Herzfrequenzsensor und kann die Blutsauerstoffsättigung (SpO2) und die Hauttemperatur messen. Zudem wird aus den erfassten Daten ein Wert für den Stress abgeleitet. Eine EKG-Funktion bietet sie wie der Vorgänger nicht.
Huawei verspricht jedoch, die Genauigkeit der Sensoren verbessert zu haben. Der TruSeen-5.5+-Heartrate-Sensor soll die Herzfrequenz mit einem verbesserten Algorithmus genauer und effizienter aufzeichnen, was sich im Alltag und beim Training bemerkbar machen soll. Der Algorithmus greift dafür nicht nur auf die tatsächlichen Messwerte des Sensors zurück, sondern kombiniert sie mit eigenen historischen Daten und der aktuellen Aktivität. So soll sich die Genauigkeit vor allem dann verbessern lassen, wenn beim Auslesen über den Sensor keine optimalen Bedingungen vorliegen, wie es häufig beim Training der Fall ist. Auch bei Kälte sollen die Messungen genauer ausfallen. Die Erfassung der Blutsauerstoffsättigung soll zudem schneller vonstattengehen.
Sowohl die Herzfrequenz, das Stressniveau als auch die Sauerstoffsättigung lassen sich rund um die Uhr aufzeichnen, was auf der Smartwatch und in der Health-App dann in Diagrammen eingesehen werden kann. Bei der kontinuierlichen Herzfrequenzmessung lässt sich zudem einstellen, ob sie immer in Echtzeit gemessen werden soll oder die Häufigkeit der Messungen an die Aktivität angepasst wird, was Akkuleistung spart.
Schlaftracking nun auch mit Atmungsanalyse
Beim Schlaftracking zeigt die GT 4 nicht nur an, wann man eingeschlafen und aufgewacht ist, sondern auch den zeitlichen Verlauf der Schlafphasen (Leicht- und Tiefschlaf REM und Wachphasen). Daraus und aus Parametern wie der Bewegung während des Schlafens wird ein Qualitätswert für den Schlaf abgeleitet.
Darüber hinaus erfasst die GT 4 nun die Atmung im Schlaf, um Schlafapnoe, also Aussetzer der Atmung während des Schlafens, feststellen zu können. Hierfür muss die Smartwatch im Schlaf nicht nur durchgängig getragen werden, sondern auch TruSleep und die Atemanalyse in der Health-App aktiviert sein. Die Ergebnisse können dann nach dem Schlaf in der App unter „Schlaf“ eingesehen werden.
Hauttemperatur
Während Samsung den Temperatursensor der Galaxy Watch 6 aufgemotzt hat, damit mit ihm auch die Temperaturen von Oberflächen und Flüssigkeiten gemessen werden können, dient der Sensor in der Watch GT 4 weiterhin zur Erfassung der Hauttemperatur. Dies wird auch fortwährend im Hintergrund durchgeführt, so dass sich vor allem Temperaturschwankungen nachvollziehen lassen.
Verbessertes Zyklustracking
Mit der GT 4 und HarmonyOS 4 hat Huawei auch das Tracking des Menstruationszyklus verbessert. Anstatt rein auf Kalenderdaten zu basieren, zieht es nun körperliche Indikatoren wie die Herzfrequenz im Schlaf, die Körpertemperatur und die Atemfrequenz bei der Berechnung des Zyklus und des geschätzten Eisprungs mit ein. Frauen sollen so einen besseren, genaueren Überblick und eine bessere Planbarkeit ihrer Aktivitäten, sofern notwendig, erhalten.
Sport-Tracking nun mit Aktivitätsringen
Natürlich bietet die Huawei Watch GT auch wieder die Möglichkeit, das eigene Training oder einfache sportliche Aktivitäten mit Gesundheits- und Standortdaten anzureichern. Huawei hat das Angebot an Sportarten noch weiter ausgebaut, obwohl schon zuvor über 100 Sportarten ausgewählt werden konnten – Laufen, Radfahren, Wandern, Schwimmen, Seilspringen und Skifahren sind nur einige von ihnen.
Drei neue Aktivitätsringe – die Apple Watch lässt grüßen – zeigen in einer schnell erfassbaren optischen Übersicht nun an, ob die selbst gesteckten Aktivitätsziele erreicht wurden.
Der äußere, orange Ring stellt die verbrannten Kalorien durch körperliche Aktivität dar. Der mittlere, gelbe Ring zeigt die Trainingsminuten an, der innere, blaue Ring hingegen die Stehstunden. Die Aktivitätsringe sind also identisch zu denen von Apple.
Huawei hat sich aber noch weiter von Apple inspirieren lassen und führt Herausforderungen und Medaillen ein, die den Nutzer für seine Aktivität belohnen und eine zusätzliche Motivation darstellen sollen. Eine Medaille erhält man beispielsweise, wenn man eine perfekte Woche hinlegt, also an sieben Tagen in Folge alle Aktivitätsringe schließt. Kommt bekannt vor? Ist es auch!
Neu ist zudem der Kalorienzähler alias Stay Fit, der eine Überwachung des Kaloriendefizits oder -überschusses ermöglicht, um ein Gewichtsziel zu erreichen. Anhand des eingegebenen Kalorienziels und der eigenen Aktivität werde auch personalisierte Pläne erstellt, um die Ziele zu erreichen.
Beim Laufen zeigt die Uhr nicht nur Herzfrequenz, Laufgeschwindigkeit und Distanz an, sondern auch, in welchem Herzfrequenzbereich man sich gerade befindet. All dies lässt sich auch im Nachhinein in der App einsehen. Zudem kann die Strecke im Running Guide aufgezeichnet und Trainingspläne erstellt werden, die bereits absolvierte und aufgezeichnete Läufe berücksichtigen. Wenn man möchte, kann man seine Laufstrecke in einem Video sogar musikalisch untermalen lassen und in sozialen Netzwerken posten.
Im Test erwies sich das GPS beim Laufen als sehr präzise und zuverlässig.
Interessant ist zudem, dass die Huawei Watch GT 4 sich auch mit Sportgeräten verbinden kann, um etwa die Herzfrequenz von der Uhr mit Geräten wie Laufbändern, Crosstrainern oder Rudergeräten zu synchronisieren.
Fazit
Huawei beweist mit der Watch GT 4 aufs Neue, dass sich der Hersteller bei der Hardware nicht vor der Konkurrenz verstecken muss. Die Smartwatch ist hervorragend verarbeitet und bietet ein gestochen scharfes und sehr helles OLED-Display. Die Erfassung der Vitaldaten und die Standortbestimmung über GPS erfolgen zuverlässig und genau. Die Uhr kombiniert diese Vorzüge mit einer sehr guten Akkulaufzeit, die die Konkurrenz in Form der Apple Watch und der Samsung Galaxy Watch klar aussticht.
Auch die Watch GT 4 hat so insbesondere mit den Konsequenzen aus dem Handelsembargo der USA zu kämpfen, da sich HarmonyOS eben nicht der breiten Unterstützung erfreut wie watchOS bei Apple oder Wear OS bei Google und Samsung. Die App Gallery bietet rund 40 Apps, von denen man keine so richtig benötigt, während alle bekannten Apps von etablierten Marken gänzlich fehlen. Die Frage ist, wie relevant das im Alltag für den Einzelnen tatsächlich ist. Denn auf der Huawei Watch GT 4 werden alle Benachrichtigungen vom Smartphone gespiegelt und unter Android lässt sich beispielsweise auf Nachrichten auch über die Uhr antworten, über sie telefonieren und die Musikwiedergabe steuern – iOS schränkt Smartwatches von Drittherstellern ohnehin zu stark ein, was jedoch nicht an Huawei liegt. Wer aber etwa beim Laufen direkt auf der Smartwatch seine bislang genutzte Fitness-App nutzen möchte, kann auf letztere nicht zurückgreifen. Je nach App lassen sich allgemeine Daten über das Smartphone mit ihr synchronisieren – etwa Strava und komoot –, benutzerfreundlich ist diese Handhabung aber nicht. Zumindest in diesem Bereich muss man dann auf die Dienste von Huawei zurückgreifen, kann die Daten allerdings zumindest mit den Health-Diensten von Apple und Google synchronisieren. Auf die meisten anderen Apps können fast alle Smartwatch-Nutzer im Alltag verzichten, wenn und da die Smartwatch bei vielen doch in erster Linie als Zweitbildschirm des Smartphones für die Anzeige von eingehenden Anrufen und Benachrichtigungen dient.
Darüber hinaus soll nicht verschwiegen werden, dass es sich bei der Watch GT 4 im Vergleich zur Watch GT 3 in erster Linie um ein Design-Update handelt, die Smartwatch aber technisch keine Neuerungen bietet. Letztere führt Huawei Software-seitig beispielsweise mit den neuen Aktivitätsringen ein. Alle technischen Features bleiben jedoch der Pro-Serie vorbehalten. Das NFC der GT 4 lässt sich in Deutschland zudem nicht einsetzen, kontaktloses Bezahlen ist nicht möglich.
Wer seine Smartwatch in erster Linie nutzt, um einen schnellen Blick auf die Benachrichtigungen des Smartphones zu werfen und seine Aktivität im Tagesverlauf aufzuzeichnen, erhält mit der Huawei Watch GT 4 eine hervorragende Smartwatch, die mit 249 Euro für die schwarze Version und 349 Euro für die Edelstahl-Variante auch preislich konkurrenzfähig ist. Genau für diesen Einsatzzweck, den eine Smartwatch bei vielen erfüllt, erhält sie auch eine Empfehlung der Redaktion. Wer sich bereits auf Apps auf seiner Smartwatch oder seinem Smartphone festgelegt hat, die er beim Training nutzt, und nicht auf die integrierten Dienste von Huawei wechseln möchte, für den ist die Watch GT 4 mangels App-Support hingegen keine Option.
- Hervorragendes OLED-Display
- Lange Akkulaufzeit
- Flüssiges HarmonyOS 4.0
- Präzises GPS
- SpO2-Messung
- Temperatursensor
- Genaue Vitaldaten
- Sehr gute Verarbeitungsqualität
- Armband auswechselbar (22 mm)
- Telefonie und Musik über die Smartwatch
- Gute App
- Bekannte Apps fehlen
- Gar keine zusätzlichen Apps unter iOS
- Keine Bezahlfunktion
- Keine LTE-Variante
ComputerBase hat die Watch GT 4 leihweise unter NDA von Huawei zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Test fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.
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