Krise noch nicht überwunden: Analyst sieht bei ASML rückläufige EUV-Auslieferungen
Um bis zu 30 Prozent könnten laut Analysen die Auslieferungen von EUV-Systemen durch ASML im kommenden Jahr zurückgehen, glaubt der bekannte Analyst Ming-Chi Kuo. Die Schwäche in vielen Bereichen des Halbleitermarktes sei nicht überwunden, in nahezu allen Segmenten wurden die Erwartungen zurückgeschraubt.
Kuo, vor allem durch seine Analysen rund um Apple bekannt, nimmt deren Produktionsziele respektive erwarteten Verkäufe zum Anlass, um in Richtung ASML auszuholen. Denn Apples Ziele für das iPad und MacBook sollen deutlich verfehlt werden, 22 bis 30 Prozent weniger Verkäufe seien in beiden Sparten im Jahr 2023 zu erwarten. Wenige Neuerungen sollen dann auch ins Jahr 2024 ziehen, hier erwarte er ebenfalls Verkäufe unterhalb der bisherigen Erwartungen. Konkrete Zahlen gibt es jedoch nicht, allgemein ist der Tenor, dass Apple weniger N3-Chips von TSMC beziehen wird.
Ein Schuh in Richtung ASML wird daraus, wenn der Blick auch zu anderen Herstellern schweift. Qualcomms Nachfrage soll geringer ausfallen als bisher erwartet, Huawei fährt Qualcomm mit dem eigenen 7-nm-Chip ebenfalls in die Parade. Das wiederum hat auch Auswirkungen auf die Auftragsfertiger. Samsungs moderne Prozesse sollen weniger gefragt sein, gleiches gelte für Intel 20A. Bei letzterem erschließt sich der Punkt jedoch nur bedingt, Intel 20A kommt frühestens Ende 2024 und erst einmal nur für Arrow Lake.
Laut Kuo haben sowohl Samsung, SK Hynix als auch Micron einige ihrer Ausbaupläne nach hinten geschoben, erst der Zeitraum 2025 bis 2027 soll für neue Expansionen angesetzt sein. Micron erklärte heute, wie geplant 2025 die ersten EUV-Chips für DRAM einzusetzen, die dafür benötigten Systeme wurden jedoch schon vor Jahren bestellt und dürften auch planmäßig geliefert werden.
Halbleitermark steckt noch in der Krise
Kuo erklärt, dass die Talsohle im Halbleiterbereich eigentlich Ende dieses Jahres erreicht und durchschritten werden sollte. Dies könnte sich jedoch auf Ende des ersten Halbjahres 2024 verschieben, heißt es nun. Die Analyse wird ein wenig von Microns heutigen Zahlen gestützt, bergauf geht es dort in den kommenden Monaten weiterhin nicht. Im ersten Quartal sind ohnehin keine Wachstumsraten zu erwarten, zu Jahresbeginn gelten viele Geschäftszweige am schwächsten. Und deshalb könnte es wirklich bis zum Sommer dauern, bis Aufwind zu spüren ist.
Die Aussage, dass ASMLs Auslieferungen der modernsten EUV-Lithografiesysteme im Zuge dessen im kommenden Jahr um bis zu 30 Prozent zurückgehen könnten, ist durchaus markant, wenngleich nicht gesichert. Bestellungen in dem Bereich brauchen mindestens zwei Jahre Vorlaufzeit, um überhaupt an ein EUV-System zu gelangen. Die Wartelisten sind entsprechend lang, ASML hatte bisher mit rund 55 Systemen pro Jahr geplant, es würde im Extremfall also ein Absenken zurück auf nur rund 40 Einheiten bedeuten. So gravierend wird der Rückgang vermutlich aber nicht ausfallen. Spätestens am 18. Oktober wird ASML einen aktualisierten Ausblick in die Zukunft geben, dann verkündet das Unternehmen seine Quartalszahlen.