G Pro X TKL Lightspeed im Test: Typisch Logitech!
Luxus-Gaming bei Tastaturen hat 2023 klare Merkmale: Kompaktlayout, kabelloser Betrieb, RGB-Beleuchtung, Extratasten und „Klacker-Reduktion“. Das alles bietet der Refresh von Logitechs Gaming-Speerspitze im Test, aber auch das übliche Logitech-Problem: Der Preis von 229 Euro ist maßlos überzogen.
Logitech G Pro X TKL Lightspeed im Überblick
Im Segment kompakter Spiele-Tastaturen der Luxusklasse ist Logitechs neue G Pro X TKL Lightspeed ein wahrer Koloss.
Layout und Zusatztasten
Sie verzichtet „nur“ auf den Nummernblock und wächst zu Gunsten zusätzlicher Tasten in Richtung Monitor. Dort lassen sich Medienplayer, LEDs Lautstärke und Übertragungsart ansteuern. Größe heißt deshalb auch: Es braucht keine Doppelbelegungen. Im Bereich Konnektivität schwimmt Logitech mit. USB für den Betrieb via Kabel sowie ein Lightspeed-Wireless-Dongle für maximal zwei Lightspeed-Produkte und Bluetooth übertragen Daten auf bis zu 10 m Entfernung.
Batterie und Laufzeit
Der integrierte Akku soll laut Hersteller eine Laufzeit von bis zu 50 Stunden ermöglichen. Konkreter wird Logitech nicht, der Wert sei abhängig von „Nutzungs- und Umgebungsbedingungen“ und lässt sich daher nicht einordnen. Polling-Rate und Beleuchtung sind in der Regel Dinge, die den Energieverbrauch massiv anheben und die Laufzeit dramatisch senken - Maximalwerte werden normalerweise mit verringertem Polling und deaktivierten LEDs erreicht.
Logitech G Pro X TKL | |
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Größe (L × B × H): | 35,2 × 15,0 × 3,8 (4,8) cm |
Layout: | 88 ISO („tenkeyless“) |
Gewicht: | 908 g |
Gehäuse-Material: | ? |
Kabel: | 1,80 m, USB/Type-C-USB (modular) |
Hub-Funktion: | – |
Key-Rollover: | 6-KRO |
Schalter: | Logitech GX Brown / Blue / Red |
Switch Plate: | ? |
Tasten: | Form: zylindrisch Material: PBT-Kunststoff Beschriftung: Double-shot molding |
Zusatztasten: | 4 × Medien 4 × Extra Scrollrad (Lautstärke) |
Medienfunktionen: | Stumm, Lautstärke, Abspielen/Pause, Vor/Zurück |
Zusatzfunktionen: | Helligkeit (regeln, ausschalten), LED-Modi, Gaming-Modus |
Beleuchtung: | Farbe: RGB Modi: Atmungseffekt, Welleneffekt, Reaktiver Modus, umlaufende Aktivierung, Gaming-Beleuchtung, Farbschleife |
Makros & Programmierung: | 1 Profile, Hardware-Wiedergabe teilweise programmierbar |
Preis: | ab 156 € / 229 € |
Taster aus Logitechs GX-Serie
Erhältlich ist die neue G Pro X mit Tastern aus Logitechs GX-Serie. Hierbei handelt es sich um „MX-like“-Taster, die in linearen roten, taktilen braunen und hörbar klickenden blauen Versionen angeboten werden. Verbaut werden letztlich Logitechs „Standardtaster“, flachere GL- oder Romer-G-Taster bleiben anderen Tastaturen vorbehalten. Ein Stück weit bleibt Logitech keine Wahl: Bei über 200 Euro Kaufpreis kommt nichts anderes als PBT-Kunststoff für die Kappen in Frage. Die allerdings gibt es (günstig) nur für Taster mit Kreuzstempel, den bei Logitech nur die GX-Modelle besitzen. Der Austausch der Kappen ist dank des ISO-Normlayouts zudem problemlos möglich.
Standard-Taster zu nutzen, bedeutet keinesfalls, schlecht bedient zu sein. Die im Test verwendeten GX Brown gleiten etwas sanfter ein als das MX-Vorbild und besitzen einen deutlicher spürbaren Druckpunkt. Das erleichtert es, den Taster nicht bis zum Anschlag durchzuhauen. Verglichen mit den spitz klickenden blauen Modellen ist der Druckpunkt breiter und zieht sich etwas in die Länge, was entfernt an Rubberdome-Technik erinnert. Dazu kommt ein leicht erhöhter Widerstand, der die Taster eine Spur schwergängiger werden lässt. Das Nutzen des gesamten Hubweges wird dadurch unwahrscheinlicher. Im direkten Vergleich mit MX Brown fühlt sich der GX-Taster dabei ein wenig weicher an. Die Abstimmung überzeugt: Der Proband taugt als Allrounder für Schreibarbeiten und Spielaktivitäten. Der Spagat gebiert einen Taster, der relativ präzise, aber auch noch leichtgängig ist – eine gute Mischung aus roten und blauen Tastern.
Wenngleich der GX-Taster an sich keine schlechte Wahl darstellt, ist er doch eine problematische. Andere Hersteller konstruieren im Luxussegment eigene Taster, die etwas Besonderes anbieten. Sie gleiten beispielsweise sanfter ein, sind hochwertig geschmiert, leiser oder nutzen Infrarot- oder Hall-Effekt-Technik. GX fehlt ein solches Luxus-Merkmal – sie bleiben technischer Durchschnitt, der auch in einer 50-Euro-Tastatur verbaut wird. Als Rechtfertigung für den Kaufpreis der neuen G Pro X taugen sie kaum.
Logitech GX Red |
Logitech GX Brown |
Logitech GX Blue |
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Charakteristik: | linear | taktil | taktil („clicky“) |
Hubweg: | 4,0 mm | 3,7 mm | 4,0 mm |
Position des Signalpunktes: | 1,9 mm | 2,0 mm | 1,9 mm |
Widerstand am Signalpunkt: | 50 g | ||
Widerstand am Druckpunkt: | – | 60 g | – |
Lebensdauer (Anschläge): | ? | 50 Mio. | 70 Mio. |
Alltagserfahrungen
Beim Schreiben tippt die G Pro X noch relativ leise, ihr helles Klackern lässt sich aber wahrnehmen. Eine Ducky One 3 mit gleicher Tasterbestückung agiert hörbar dezenter. Technisch lässt sich also mehr machen, preislich mehr erwarten. Das Problem verschärft Logitech durch die offene Kulisse, die dem Geräuschteppich kein Hindernis entgegensetzen kann. Auch dies entspricht nicht der Preisklasse. Zum Vergleich: Eine Ducky One 3 kann zwar nur mit Kabel betrieben werden, kostet aber gut 80 Euro weniger und ist auch noch leiser.
Zum Layout gibt es wenig zu sagen. Logitech hat es bereits mit der unsäglich vermarkteten G713 (Test) eingeführt. Die neue G Pro X ist im Grunde nur ihr Wireless-Ableger mit kantiger Gaming-Aufmachung, deren Design auf ein antizipiert maskulines Segment zielt. Damit erbt sie auch ihr größtes Problem beim Layout. Ein sehr flaches Gehäuse und sehr flache Medientasten passen ergonomisch nicht zueinander: Alle Zusatztasten sind aufgrund des maximierten Höhenunterschiedes zwischen Medientasten und den mechanischen Tasten davor schlecht erreichbar. Das ein wenig zu große Spiel im Scrollrad und die Verwendung von bloßem Kunststoff gefallen in der Preisklasse ebenfalls nicht unbedingt.
Da es deshalb recht mühselig wird, um die F-Tasten herumzugreifen, erübrigt sich ein regelmäßiger Einsatz des Zusatztastenangebots. Die offene Kulisse wird zum zweiten Mal ein Problem, das schlichte Design ebenso, denn auch Corsairs K-Serie hat eine Lösung parat. Im Grunde kauft sich Logitech durch die Gestaltung nur Nachteile ein, ohne abseits rein subjektiver Ästhetik dafür Mehrwerte zu schaffen.
Bei der Software liefert Logitech für einen großen Gaming-Hersteller vergleichsweise Vernünftiges, weil kein riesiges Hardware-Ökosystem bedient werden muss. G HUB darf sich ausschließlich um Eingabegeräte kümmern. Ein übersichtlicher Aufbau liegt dem Unternehmen schon deshalb, weil weniger Features geboten werden. Programmiert werden können nur die F-Tasten, wobei sich die Standard- und die FN-Neubelegung vertauschen lassen. Weitreichend konfigurierbar sind die Tasten jedoch nicht, auch FN-Taste und weitere Doppelbelegungen lassen sich nicht programmieren.
Zudem bleiben Eigenheiten. Geändert werden kann ein Profil etwa nur im Software-Modus, das dann nach Wechsel in den Hardware-Modus über weitere Klicks auf der Tastatur gespeichert werden kann. Warum sich das Profil direkt auf der Tastatur nicht auch direkt ändern lässt, bleibt das Geheimnis von Logitech.
Fazit
Typisch Logitech.
Eigentlich besetzt die neue G Pro X TKL Lightspeed eine schöne Nische: Sie ist eine kompakte Gaming-Tastatur in der Mitte zwischen extrem klein und der normal großen Wuchtigkeit. Sie ist aber auch ein Refresh einer großen Marke: ein Nachzügler, der das einführt, was unvermeidlich, weil längst durch andere etabliert ist. Der Blick darf dabei gerne weiter ausfallen. Flache Zusatztasten hinter hohen mechanischen Switches zu verstecken, ist ein Konzept, das Corsair längst und gottlob begraben hat – unabhängig des Preises erscheint das unnötig.
Aber dann auch noch GX-Taster für 230 Euro? Wo sind fein geschmierte Gaming-Modelle, die es bei Asus gibt? Wo sind die edle Anmutung, die Innovationen der Custom-Szene, die dezente Akustik, der Hot-Swap-Sockel, eine programmierbare FN-Ebene und einstellbare Taster mit Hall-Effekt-Sensor? All das kann es zu diesem Kurs geben und bietet sinnvolle Mehrwerte, die „Ultra-Hyper-Giga-Reaktionszeiten“ nicht aufweisen. Nichts davon hat Logitech. Ausstattung und Kostenpunkt gehen so in keiner Weise überein.
Man kann hier nicht mehr tun, als ein Logitech-Urteil zu fällen: Keineswegs schlecht, nur hoffnungslos zu teuer ist der Neuzugang. Zum Brand-Image der Marke gehört es allerdings, unrealistische Preisempfehlungen anzusetzen, die der Markt schnell und sehr stark unterbietet. Deutlich gesagt: Für über 200 Euro wäre es absurd, die G Pro X TKL Lightspeed zu wählen und dabei um die runderen, technisch besseren Produkte anderer Anbieter herumzugreifen. Im Bereich um 160 Euro ergäbe die G Pro X TKL Lightspeed mit ihrem Featureset sehr viel mehr Sinn: Lauter als die Referenz und kaum programmierbar, aber kabellos – damit hätte sie einen passenden Platz. Bis sie dort angekommen ist, scheint Geduld ratsam zu sein.
- Gelungene Abstimmung der Taster
- Drei Verbindungsarten
- Recht übersichtliche Software
- Zusatztasten zu flach
- Geringfügige Anpassungsoptionen via Software
- Features unpassend zur Preisempfehlung
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ComputerBase hat die Pro X TKL Lightspeed von Logitech leihweise zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
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