Mozilla fordert Antworten: Trainiert Microsoft seine KI-Modelle mit persönlichen Nutzerdaten?
In Kürze soll ein neuer Servicevertrag von Microsoft in Kraft treten, der Bestimmungen für die Verwendung zahlreicher Dienste des Konzerns regelt. Doch der Mozilla Foundation fehlt dort eine klare Antwort auf eine dieser Tage besonders wichtige Frage: Trainiert Microsoft seine KI mit den persönlichen Daten der Nutzer?
Eine Petition für eine klare Ansage
Mit einer neuen Petition will Mozilla diesbezüglich Klarheit schaffen. Die Stiftung fordert Internetnutzer weltweit dazu auf, das Vorhaben über das dafür eingerichtete Webportal durch die Angabe ihrer Namen und E-Mail-Adressen zu unterstützen. Ziel der Petition ist es, Microsoft eine unmissverständliche Antwort auf die Frage zu entlocken, ob der Konzern die persönlichen Daten der Anwender für das Training seiner KI-Modelle verwendet.
Die Mozilla Foundation behauptet auf der Webseite der Petition, sie habe insgesamt vier Juristen, drei Datenschutzexperten und zwei Aktivisten damit beauftragt, Microsofts neuen Servicevertrag, der am 30. September in Kraft tritt, genauer zu untersuchen, um eine Antwort auf die genannte Frage zu finden. Jedoch sei es keinem dieser „Profis“ gelungen, dem Vertrag zu entnehmen, ob Microsoft den Einsatz der Nutzerdaten für das Training seiner KI-Modelle plane.
Die Liste betroffener Microsoft-Produkte ist lang
Dass die Stiftung klare Antworten fordert, verwundert kaum, denn immerhin bezieht sich der Servicevertrag auf insgesamt 130 Produkte des Konzerns – darunter viele weitverbreitete Dienste wie Microsoft Office, Teams, Xbox, OneDrive, Bing oder Skype. Hinzu kommt die Vielfalt an Nutzerdaten, die darüber verarbeitet werden und auf die der Konzern potenziell Zugriff hat. Dazu gehören unter anderem E-Mails, Chatprotokolle, Dokumente, Bild-, Ton- und Videoaufnahmen sowie beliebige andere Dateien.
„Wenn 9 Datenschutzexpert*innen nicht verstehen, wie Microsoft Ihre Daten nutzen wird – wie sollen Normalverbraucher*innen da durchblicken? Wahrscheinlich gar nicht“, schlussfolgert die Mozilla Foundation auf Basis der Ergebnisse ihrer Untersuchungen. Folglich sei es an der Zeit, dass Microsoft diesbezüglich „Klartext“ rede.
KI-Hype nimmt bisher wenig Rücksicht auf Datenschutz
Nachdem der von OpenAI veröffentlichte KI-Chatbot ChatGPT im November 2022 das Licht der Welt erblickte, entstand in der Tech-Branche ein regelrechter Hype um das Thema Künstliche Intelligenz. Microsoft sprang schnell auf diesen Zug auf und witterte eine Chance, sich mit einem in die Suchmaschine Bing integrierten KI-Chatbot endlich gegen die Marktmacht von Google behaupten zu können. Doch dabei sollte es nicht bleiben – im Laufe der Zeit kündigte der Konzern zahlreiche weitere KI-Tools an, die sich inzwischen über das gesamte Produktsortiment des Unternehmens erstrecken.
Frei von Kritik bleibt das jedoch nicht. Datenschützern ist das Training von KI-Modellen mit Nutzerdaten ohne deren Zustimmung seit jeher ein Dorn im Auge. Genau das wird von vielen Anbietern KI-basierter Dienste aber praktiziert – sie greifen frei verfügbare Nutzerdaten aus verschiedensten Quellen ab, ohne zuvor eine Einwilligung der Urheber oder Eigentümer dieser Daten einzuholen. Auch der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber forderte zuletzt die Umsetzung technischer Maßnahmen zum Schutz personenbezogener Daten, sodass diese von Unternehmen nicht ohne weiteres für das Training ihrer KI-Modelle verwendet werden können.