Starfield unter Linux im Test: Arch Linux ist Windows 11 in Benchmarks auf den Fersen

Marek Lindlein (+1)
90 Kommentare
Starfield unter Linux im Test: Arch Linux ist Windows 11 in Benchmarks auf den Fersen
Bild: home.unix-ag.org

Wie Starfield unter Windows läuft, legt seit Tagen der umfangreiche Artikel Starfield im Test: Einmal Grafikkarten zum Frühstück, bitte! dar. Doch als Steam-Titel ist das Spiel auch prädestiniert für den Einsatz unter Linux. Dass das nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis gilt, zeigt dieser Test.

Benchmarks

Zum Einsatz kommt ein aktuelles Arch Linux mit Linux-Zen-Kernel 6.4, Mesa und vulkan-radeon in Version 23.1.6 sowie Desktop KDE Plasma 5.27.7 auf X11 als Display-Protokoll. Kompatibilitäts-Layer ist das zum Test aktuelle Proton Experimental.

Testsystem und Settings

Die Benchmarks wurden erneut auf einem System mit AMD Ryzen 9 7900 (150 Watt cTDP) und Radeon RX 6700 XT durchgeführt, das einmal mit Arch Linux, einmal mit Windows 11 betrieben wurde. Zur Einordnung der Ergebnisse wurde auch der Lauf mit Radeon RX 6700 XT auf dem Ryzen 7 7800X3D aus dem Windows-Test in den Artikel übernommen.

Hardware
CPU AMD Ryzen 9 7900 105 cTDP
OS Arch Linux Windows 11
GPU Sapphire RX 6700 XT Nitro+ MSI Radeon RX 6700 XT Gaming
RAM 32 GB DDR5-6000, CL30-36-36-78
MB Asus Prime X670E-Pro WiFi, Bios 1618 Asus ROG B650E Gaming-E WiFi
SSD Crucial P5 Plus 2TB
Monitor 2.560 × 1.440, 144 Hz, FreeSync aus

Starfield wurde hierbei in den Auflösungen 1.920 × 1.080 und 2.560 × 1.440 getestet – mit allen vier Presets „Niedrig“, „Mittel“, „Hoch“ und „Ultra“. FSR war dabei abgeschaltet. Es kam die gleiche Testszene zum Einsatz wie im Windows-Test, nur mit dem Unterschied, dass VRS ausgeschaltet wurde. Das Feature brachte keinen merklichen Unterschied in den Testergebnissen, führte aber dazu, dass sich das Spiel ruckelig anfühlt.

Benchmarks unter Linux

Starfield schlägt sich gut unter Linux. Bereits ab Tag 1 läuft der Titel aus dem (mittlerweile) Hause Microsoft problemfrei auf dem freien Betriebssystem. Abstürze sind während des Spielens und dem Benchen nicht aufgetreten. Auch wenn das Spiel im Schnitt mit unter 60 FPS läuft, fühlt sich das Spielgeschehen nicht ruckelig an, was den stabilen Frametimes und relativ geringen Unterschied zwischen Durchschnitts- und Low-FPS zu erklären ist.

Diagramme
1.920 × 1.080
  • Avg-FPS:
    • Linux, „Niedrig, FSR 50%“
      Ryzen 9 7900, RX 6700 XT
      84,9
    • Windows, „Niedrig, FSR 50%“
      Ryzen 9 7900, RX 6700 XT
      82,7
    • Windows, „Niedrig“
      Ryzen 9 7900, RX 6700 XT
      75,0
    • Linux, „Niedrig“
      Ryzen 9 7900, RX 6700 XT
      70,7
    • Windows, „Mittel“
      Ryzen 9 7900, RX 6700 XT
      64,8
    • Linux, „Mittel“
      Ryzen 9 7900, RX 6700 XT
      61,4
    • Windows, „Hoch“
      Ryzen 9 7900, RX 6700 XT
      54,8
    • Windows „Hoch, VRS“
      Ryzen 7 7800X3D, RX 6700 XT
      52,9
    • Linux, „Hoch“
      Ryzen 9 7900, RX 6700 XT
      49,9
    • Windows, „Ultra“
      Ryzen 9 7900, RX 6700 XT
      47,5
    • Linux, „Ultra“
      Ryzen 9 7900, RX 6700 XT
      41,5
  • 1%-Low:
    • Windows, „Niedrig, FSR 50%“
      Ryzen 9 7900, RX 6700 XT
      62,5
    • Linux, „Niedrig, FSR 50%“
      Ryzen 9 7900, RX 6700 XT
      60,0
    • Windows, „Niedrig“
      Ryzen 9 7900, RX 6700 XT
      56,0
    • Linux, „Niedrig“
      Ryzen 9 7900, RX 6700 XT
      54,6
    • Windows, „Mittel“
      Ryzen 9 7900, RX 6700 XT
      52,5
    • Linux, „Mittel“
      Ryzen 9 7900, RX 6700 XT
      50,1
    • Windows, „Hoch“
      Ryzen 9 7900, RX 6700 XT
      44,6
    • Windows „Hoch, VRS“
      Ryzen 7 7800X3D, RX 6700 XT
      44,2
    • Linux, „Hoch“
      Ryzen 9 7900, RX 6700 XT
      39,5
    • Windows, „Ultra“
      Ryzen 9 7900, RX 6700 XT
      37,9
    • Linux, „Ultra“
      Ryzen 9 7900, RX 6700 XT
      23,6
Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS)

Insgesamt kann sich die Performance unter Linux sehen lassen, auch wenn die Werte leicht unter den Windows-Ergebnissen liegen. Besonders interessant ist der Umstand, dass im Windows-Vergleich der 7900 und der 7800X3D nahezu gleich auf liegen, obwohl sich der Titel im CPU-Limit befindet. Der zusätzliche Cache scheint daher keinen Mehrwert in Starfield zu bieten.

Bei vorangegangenen Linux-Tests waren die 1%-Low-FPS ein Problem, das wiederholt sich in Starfield nicht per se. In 2.560 × 1.440 liegt das Linux-System m Vergleichs-Preset „Hoch“ elf Prozent hinter Windows, in niedrigeren Settings schrumpft der Abstand auf sechs Prozent zusammen. In den Avg-FPS zeigt sich sogar ein noch geringerer Unterschied.

Insgesamt ist Starfield im direkten Vergleich zwischen Windows und Linux zwar auf dem Papier leicht unterschiedlich, schenkt sich in der Spielbarkeit aber nichts. Die Ergebnisse in Full HD sind vergleichbar.

Einen Ausreißer stellt das „Ultra“-Setting da. In den Durchschnitts-FPS ist der Unterschied zwischen Windows und Linux in dieser Einstellung am Größten. Bei Betrachtung der Low-FPS gar erschreckend. 66 Prozent mehr 1%-Lows liefert die Windows-Installation. Auch subjektiv ist das Spiel in diesem Zustand unspielbar ruckelig. Dabei spielt die Auflösung keine Rolle, in beiden Fällen ergibt sich die Diskrepanz.

Interessant ist im Test auch die Betrachtung des Stromverbrauchs der GPU, welche das CPU-Limit des Spiels hervorhebt. Über alle Tests hinweg verbraucht die RX 6700 XT nicht mehr als 150 Watt. Üblicherweise sind 186 Watt üblich und möglich, welche sich der Chip bei Volllast und anderen Titeln auch genehmigt. Im Test mit FSR sinkt der Stromverbrauch sogar auf 130 Watt. Entsprechend ist noch Luft nach oben, für die der R9 7900, aber auch der 7800X3D nicht ausreichen.

Starfield auf dem Steam Deck

Zum Steam Deck kann die Redaktion zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussage treffen, da der Handheld gegenwärtig nicht zur Verfügung steht. Die minimalen Anforderungen liegen weit über dem, was das Deck bieten kann. Dennoch zeigen Erfahrungsberichte, dass Starfield trotz der hohen Voraussetzungen auf dem Steam Deck spielbar ist, wie im Folgenden auf dem YouTube-Kanal von ETA Prime zu sehen ist:

Nutzer berichten über Probleme im Zusammenhang mit Nvidia-Grafikkarten und Linux bei Starfield. Wer davon betroffen ist, kann sich über ein Down- oder Upgrade auf die Treiberversion 525.xx helfen.

Intel Arc × Linux will noch nicht

Die Redaktion wollte auch wissen, ob Starfield denn unter Linux in Verbindung mit einer Intel Arc läuft – unter Windows war das zu Anfang in der Redaktion nicht der Fall, erst ein Treiber-Update nach dem Launch ließ den Titel starten, wenn auch mit enttäuschendem Ergebnis.

Auf dem Linux-Testsystem war das Ergebnis nicht weniger ernüchternd: Ohne jegliche Anpassung meldete das Spiel mit Intel-Arc-Grafikkarte, die Anforderungen seien nicht erfüllt, und verweigerte den Dienst.

Intel Arc unter Linux erfüllt die Anforderungen nicht
Intel Arc unter Linux erfüllt die Anforderungen nicht

Die manuelle Anpassung der an das Game gemeldeten Vendor-ID, um eine im System verbaute AMD- oder Nvidia-Grafikkarte vorzutäuschen, half auch nicht weiter: Starfield quittierte mit derselben Fehlermeldung seinen Dienst. Ein weiterer Versuch war die Konfiguration eines bestimmten DirectX-Feature-Levels bei Spielstart, was durch eine Umgebungsvariable in den Steam-Startoptionen erreicht werden kann. Diese Maßnahme entfernte zwar die Fehlermeldung, das Spiel startet allerdings weiterhin nicht. Linux-Nutzer mit einer Intel-Arc-Grafikkarte müssen sich daher wohl noch gedulden.

Fazit

Es mag ironisch erscheinen, dass ausgerechnet ein Titel aus dem Hause Microsoft problemlos und ab Tag 1 unter Linux läuft – aber Starfield, das über Steam verfügbar ist, tut genau das: herunterladen, ausführen, spielen – so einfach ist das.

Auch aus Performance-Sicht besteht für Spieler am Bildschirm auf der eingesetzten Hardware (AMD Ryzen und AMD Radeon) kein signifikanter Unterschied zwischen beiden Plattformen, wenngleich das auf dem Testsystem vorausgesetzt hat, dass Variable Rate Shading (VRS) deaktiviert wurde.

Wer auf Linux setzt und über Starfield nachdenkt, kann – Intel-Arc-Besitzer vorerst ausgenommen – den Erfahrungen der Redaktion nach schon jetzt getrost zugreifen.

Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.