Vor Activision-Blizzard-Übernahme: Microsoft hatte 2020 auch Nintendo im Visier
Die im Rahmen des Microsoft-vs.-FTC-Verfahrens veröffentlichten Dokumente bleiben eine Goldgrube. Neben den Details zur nächsten Xbox-Generation wurde nun auch bekannt, dass Microsoft 2020 auch Nintendo ins Visier genommen hatte.
Das geht aus internen Mails von Xbox-Chef Phil Spencer vom August 2020 hervor. Von diesen berichtete zuerst The-Verge-Autor Tom Warren. Diese Mails zählen zu den Dokumenten, die Microsoft anlässlich des Gerichtsverfahrens mit der FTC eingereicht hatte.
Zunächst hatte ein leitender Angestellter von Microsoft gefragt, warum man Konzerne wie Nintendo nicht als attraktivere Option betrachtet, um das Kundeninteresse und die Relevanz zu steigern. Zu dieser Zeit plante Microsoft unter Druck der Trump-Administration eine Übernahme von TikTok, zustande kam diese aber nicht.
Spencer unterstützte diese Idee. Er bestätigte sogar, dass es bereits zahlreiche Gespräche mit dem „LT“ von Nintendo gegeben habe. LT steht laut The Verge vermutlich für „Leadership Board“. Eine engere Kooperation sei denkbar, so Spencer, von allen US-Unternehmen habe Microsoft seiner Ansicht nach die beste Ausgangslage.
Takeshi, I tottaly agree that Nintendo is THE prime asset for us in Gaming and today Gaming is our most likely path to consumer relevance.
Xbox-Chef Phil Spencer
Selbst von einem Kauf sprach er, dieser wäre ein „Karrieremoment“ und eine passende Entscheidung für beide Konzerne. Er erwähnte aber bereits Hindernisse, die einer Fusion oder Übernahme im Wege stehen würden. Dazu zählen auch die finanziellen Reserven von Nintendo.
Übernahme von Activision Blizzard
Microsoft hatte zu dieser Zeit zahlreiche Spielefirmen als Übernahmeziele anvisiert. Bereits im September 2020 kaufte man die Bethesda-Mutter ZeniMax, ebenfalls auf der Liste standen Bungie, Sega und Square Enix. Im Januar 2022 folgte dann der Paukenschlag: Angekündigt wurde die Übernahme von Activision Blizzard für 68,7 Milliarden US-Dollar.
Diese ist mittlerweile praktisch abgeschlossen, es fehlt nur noch die finale Zustimmung der britischen Wettbewerbsbehörde CMA. Die FTC konnte die Übernahme nicht verhindern. Um Wettbewerbshüter zu besänftigen, forcierte Microsoft aber zahlreiche Abkommen – und dazu zählt auch ein 10-Jahres-Deal mit Nintendo für Call of Duty.