Zu viel Strahlung: Was Apples Frankreich-Update für deutsche iPhone-12-Nutzer bedeutet
Anfang September wurde bekannt, dass die französische Strahlenschutzbehörde ANFR überschrittene Grenzwerte beim iPhone 12 festgestellt hat. Apple will mit einem Update nachbessern, das bislang nur für Frankreich angekündigt wurde. Voraussichtlich werden es aber auch deutsche iPhone-12-Nutzer mit der Zeit erhalten.
Denn in solchen Fällen ist das europäische Testprozedere entscheidend. Der Ablauf besagt: Die Behörde eines EU-Staates legt vor. Entsteht auf diese Weise ein Beschluss, kann er auf die EU übertragen werden, also etwa von Frankreich auf Deutschland.
Französische Behörde legt vor, die EU folgt
Um zu verhindern, dass das iPhone 12 vom französischen Markt verschwinden muss, hat Apple ein Update bereitgestellt. „Wir werden ein Software-Update für Nutzer:innen in Frankreich veröffentlichen, um das von den französischen Regulierungsbehörden verwendete Testprotokoll zu berücksichtigen“, so Apple in der Stellungnahme. Verantwortlich für die überschrittenen Grenzwerte wäre demnach ein spezielles Testprotokoll, das die französische ANFR verwendet. Sicherheitsrisiken würden nicht bestehen. Das iPhone 12 habe seit der Einführung im Jahr 2020 alle SAR-Tests erfüllt und sei dementsprechend auch zertifiziert.
Die ANFR prüfe derzeit, ob das Update die Mängel beseitige, erklärte die Bundesnetzagentur auf Anfrage von ComputerBase. Da die Bundesnetzagentur für die Produktüberwachung in Deutschland verantwortlich ist, ist die Behörde auch für diesen Fall zuständig.
Wie sie entscheidet, hängt vom Vorgehen in Frankreich ab. Denn das ANFR-Verfahren hat eine Leitfunktion in der EU, da die Regelungen besagen, dass EU-Staaten nicht alle Produkte parallel prüfen, sondern dass dies koordiniert erfolgt. Das heißt: Wenn die ANFR Apples Update genehmigt, kann die Behörde diesen Beschluss auch als europäisches Verfahren klassifizieren. Sollte in drei Monaten kein Einspruch aus einem der EU-Staaten erfolgen, würde der Beschluss dann europaweit gelten.
Die Bundesnetzagentur tauscht sich nun „fortlaufend mit der französischen Behörde aus, um eine europaweit einheitliche Lösung zu erarbeiten“. Der Stand ist nun: Die ANFR prüft derzeit das Update, das Apple bereitgestellt hat, um die überschrittenen Grenzwerte beim SAR-Test zu beseitigen. „Wenn es geeignet ist, die festgestellten Mängel zu beheben, strebt die französische Behörde eine europaweite Lösung an“, so die deutsche Agentur.
Direkt wird es nicht gesagt, doch angesichts der Umstände erscheint es naheliegend, dass das Update irgendwann in den kommenden Monaten auch in Deutschland erscheinen dürfte.
Erreichte SAR-Werte keine unmittelbare Gefahr
Allerdings erklärt die Bundesnetzagentur auch: Eine unmittelbare Gefahr geht vom iPhone 12 nicht aus. Das bestätigt auch das Bundesamt für Strahlenschutz auf Anfrage. „Von den SAR-Werten, bei denen mit einer thermischen Schädigung, also durch Erwärmung des Gewebes, zu rechnen wäre, ist der Wert deutlich entfernt“, so eine Sprecherin des Bundesamts gegenüber ComputerBase.
Grundsätzlich liegen die Höchstwerte für den SAR-Test bei 2 Watt/kg für Kopf und Rumpf sowie bei 4 Watt/kg für die Gliedmaßen. Der zweite Wert wurde laut der Mitteilung der ANFR mit einem SAR-Messwert von 5,74 Watt/kg überschritten. Noch wurde die Messung nicht reproduziert. „Wenn das Ergebnis jedoch reproduzierbar ist und sich bestätigt, dann besteht aus Sicht des Strahlenschutzes Nachbesserungsbedarf“, so eine Sprecherin vom Bundesamt für Strahlenschutz.