Alan Wake 2 im Technik-Test: Spielkritik, Fazit

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Update Wolfgang Andermahr (+1)
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Wie gut ist Alan Wake 2? (Update)

Langsam wird das Spielejahr 2023 fast schon langweilig: Hit reiht sich an Hit. Das jüngste Top-Spiel mit Traumwertungen heißt Alan Wake 2 und ist deshalb großartig, weil sich Entwickler Remedy von der Leine lässt, sagen Tests.

Der wichtigste Grund dafür ist, dass Remedy gute Geschichten erzählen kann und mit kreativen Ideen nur so um sich wirft. Selbst die kritischsten Berichte kommen nicht umhin, Story und Präsentation zu loben. Remedy gehe neue Wege, lobt der Guardian, und sei erfindungsreich und phantasievoll, ergänzt GamesRadar. PC Games N nennt das Ergebnis bizarr und einzigartig, es sei ein „Kaninchenbau voller Überraschungen und existenziellem Schrecken“, notiert Polygon.

Deutlich wird: Alan Wake 2 kann Erwartungen immer wieder unterlaufen und geht einen ganz eigenen, hochspannenden Weg. Der ambitionierte Aufbau mit zwei Protagonisten funktioniert dem Vernehmen nach hervorragend. FBI-Agentin und der Schriftsteller ermöglichen das Spiel mit verschiedenen Welten und Gameplay-Optionen, ihre Geschichten wachsen dabei immer stärker zusammen bis zu einem Finale, das nach rund 30 Stunden, so die Testberichte, einen runden Abschluss liefere.

Im Bereich Gameplay ist Remedy hingegen konservativer. Häufig wird das Ergebnis als eine Mischung aus den Resident-Evil-Remakes und Alan Wake 1 beschreiben. Bewertet wird es als eindeutiger Fortschritt, der allerdings nicht ganz an Capcoms Werke herankomme. Guardian und Games Radar fehlt Tiefe, der Kampf laufe eher eintönig ab, dem Game Informer fehlt Orientierung in den Welten von Alan Wake, ein paar Testern etwas Tiefgang beim Zusammenstellen von Hinweisen, die zum Fortgang der Geschichte gesammelt werden müssen und IGN bemängelt schließlich zu viele Genre-Stereotypen im Bereich Gameplay, etwa in Form von kaputten Sicherungskästen.

Trotzdem ändert das wenig an der Begeisterung für Remedys neuestes Werk. PC Games N hat dafür eine Erklärung: Der Kampf stehe gar nicht im Mittelpunkt, sondern Erzählung, Exploration und Rätsel. Das ergibt Sinn, denn bei Remedys letzten Werken wurde das Gameplay immer deutlicher der Gesamterzählung untergeordnet, es war Mittel zum Zweck, es ging um die Vermittlung der Geschichte als Ganzes. In den meisten Rezensionen geht das Gesamtkonzept gut auf.

Dass Alan Wake 2 deshalb einhellig empfohlen wird, ist keine Überraschung. Es sei der neue Genrekönig, schreibt Polygon, für IGN lässt Alan Wake 2 seinen Vorgänger gar wie einen „groben Entwurf“ aussehen. Empfohlen wird das Spiel deshalb einhellig: Es sei ein „Abenteuer wie kein zweites“ (Games Radar).

Wertungsüberblick für Alan Wake 2
Publikation Wertung
Game Informer 7.75/10
GamesRadar+ 5/5
Game Rant 2.5/5
PC Games N 80/100
Polygon -
Guardian 4/5
IGN 9/10
Rock, Paper, Shotgun -
The Sixth Axis 10/10
Metacritic (PC) Presse: 92/100
Nutzer: -/10 (~0 Bewertungen)

Fazit

Alan Wake 2 ist spielerisch sehr gut gelungen, darin ist sich die Fachpresse einig. Und auch technisch bietet das Spiel unglaublich viel, der zweite Teil gehört zweifelsohne zu den optisch schönsten Titeln des Jahres. Die dichte Atmosphäre, die Beleuchtung, die Szenarien, das gibt schon richtig viel her. Mit dem Einsatz von Pathtracing wird dem ganzen dann das i-Tüpfelchen aufgesetzt, das Gesamtpaket ist sehr stimmig.

Aber bei weitem nicht perfekt. Animationen und die Darstellung von Gesichtern gibt es in anderen Spielen bessere, darüber hinaus ist das Spiel dunkel. Das passt zur Atmosphäre, wirkt aber einfach komisch, wenn NPCs im Dunkeln in einem Restaurant sitzen oder Leichen in der dunkelsten Leichenhalle der Welt untersucht werden. Das ist alles Klagen auf hohem Niveau, vergessen werden sollte die Kritik aber nicht.

Die Grafikkarte kann nicht schnell genug sein

Die Anforderungen an die Grafikkarte sind in Alan Wake 2 generell sehr hoch, ganz unabhängig von Raytracing. Spätestens mit Raytracing – und das muss gar nicht Pathtracing sein – wird aber klar, dass die Entwickler nicht nur Upsampling als Super Resolution voraussetzen, sondern eigentlich auch Frame Generation. Mit Pathtracing sind die künstlichen Frames ohnehin Pflicht (RTX-3000-Besitzer werden mit PT wenig Spaß haben), aber auch schon mit normalen Raytracing ist Frame Generation oft ein Muss und kein Kann mehr.

Alan Wake 2 im Technik-Test

Und das muss kritisiert werden, Alan Wake 2 wirkt so als würde sich abseits einer GeForce RTX 4000 Raytracing sowieso nicht lohnen. Hier hätte es entweder andere Optimierungen oder schlicht eine andere RT-Einstellung benötigt, damit auch ältere GeForce- und moderne Radeon-Grafikkarten Raytracing nutzen können. Aktuell ist das kaum bis sehr eingeschränkt möglich. Zudem Frame Generation oft aus sehr geringen Render-FPS genutzt werden muss, was vom Spielgefühl auch weit weg von optimal ist – wenn auch klar besser als ohne. Das neue Ray Reconstruction erledigt im Spiel einen besseren Job als in Cyberpunk 2077 und weiß zu gefallen, solange der leichte Ölgemälde-Look nicht stört.

Ohne Raytracing zeigen AMD- und Nvidia-Grafikkarten einen vergleichbar starken Auftritt, vor allem AMDs RDNA-3-Modelle können in den Benchmarks punkten. Intels Arc-Grafikkarten zeigen dagegen eine langsame Performance und zugleich trotz optimierten Treibern Grafikfehler. Mit Raytracing ist Alan Wake 2 dann klares Nvidia-Land, vor allem die RTX-4000-Generation kann dann punkten. Positiv zu erwähnen ist das Frame Pacing, das ist Remedy gut gelungen. Zudem gibt es keine störenden Shader- oder Traversal-Ruckler, das ist heutzutage schon eine Seltenheit.

Technische Probleme gibt es auf dem PC nicht

Alan Wake 2 ist technisch ein beeindruckendes Spiel geworden, das vor allem mit Path Tracing optisch nochmal einen drauf setzen kann. Perfekt ist das Spiel optisch zwar nicht geworden, gehört aber dennoch zweifelsfrei zu den Optik-Highlights des Jahres. Wirklich gut läuft das Spiel aber eben nur auf einer schnellen GeForce-RTX-4000-Grafikkarte, alle anderen müssen mit mehr oder weniger großen Kompromissen leben. Und das machen andere Spiele durchaus besser, hier gibt es noch viel Verbesserungspotenzial. Die PC-Version läuft dabei einwandfrei, Probleme haben sich während des Tests nicht gezeigt.

ComputerBase hat Alan Wake 2 von Nvidia zum Testen erhalten. Das Spiel wurde unter NDA zur Verfügung gestellt. Die einzige Vorgabe war der frühstmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.

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