Analyse zum Snapdragon X Elite: Alles andere als ein voller Erfolg wäre totales Scheitern
Notebooks auf Basis von Arm-Chips gab es schon weit vor Apple, doch erfolgreich waren diese Produkte nie. Mit dem Snapdragon X Elite soll nun alles besser werden. Sollte es aber selbst dieser vielversprechende Chip nicht schaffen, Windows auf Arm erfolgreich zu machen, muss das Segment als vorerst gescheitert betrachtet werden.
Die derzeitige Auswahl ist lächerlich schlecht
Der ComputerBase-Preisvergleich spricht im Segment der Notebooks eine eindeutige Sprache: Nach CPU-Hersteller sortiert laufen 5.356 Notebooks mit einem Prozessor von Intel, 1.769 mit AMD, 412 mit Apple und lediglich 39 mit einem Chip auf anderer Arm-Basis. Chromebooks und Uralt-Modelle einmal außen vor gelassen, kann man die interessanten Arm-Notebooks mit Windows an einer Hand abzählen. Hervorzuheben sind das Lenovo ThinkPad X13s (Test) mit Snapdragon 8cx Gen 3 und das Samsung Galaxy Book2 Go mit Snapdragon 7c+ Gen 3. In den USA stellt Samsung den Snapdragon 8cx Gen 3 außerdem im Galaxy Book2 Pro zur Auswahl. Zudem bietet Microsoft das Surface Pro 9 mit SQ3 an, einer eigenen Umsetzung des Snapdragon 8cx Gen 3.
Der Snapdragon 8cx Gen 3 war ein Flop
Vor allem das Ende 2021 vorgestellt Flaggschiff Snapdragon 8cx Gen 3 kann damit als Flop bezeichnet werden. Die Unterstützung durch lediglich drei OEMs, von denen mit Microsoft einer nicht einmal den offiziellen Namen des Chips nutzt, kann schlichtweg nicht als Erfolg von Qualcomm gewertet werden, egal wie schön man sich die Situation redet.
Nicht der erste, zweite oder gar dritte Neuanfang
Allerdings ist der Snapdragon 8cx Gen 3 bei weitem nicht Qualcomms erster Versuch, mit den eigenen Chips endlich auch im Notebook-Markt Fuß zu fassen, nachdem das Unternehmen bei Smartphones und Tablets von Erfolg verwöhnt ist. Immer wieder gab es in der Vergangenheit einen Neuanfang in der Hoffnung, dass mit dieser Generation endlich der erhoffte Durchbruch gelingen könnte. Den Anfang machte bereits Ende 2016 die gemeinsame Ankündigung mit Microsoft, Windows 10 in der RT-Version auf Notebooks mit Arm-Prozessoren zu bringen. Der Snapdragon 835 bildete die Basis dieser Plattform, ein Jahr später folgte der Snapdragon 850. Snapdragon 8cx, 8cx Gen 2 (mit gleicher CPU) und schließlich 8cx Gen 3 waren weitere, von geringem Erfolg gekrönte Gehversuche.
Vielversprechende Zahlen für Oryon
Der Snapdragon X Elite mit eigens entwickelter Oryon-CPU schlägt abermals ein neues Kapitel bei Qualcomm auf, jedoch eines, das sich den Zahlen des Herstellers zufolge äußerst spannend liest. Die Leistung soll bei selbem Verbrauch doppelt so hoch wie bei Intels 10- und 12-Kern-Prozessoren der Baureihe Raptor Lake-U und -P ausfallen oder dieselbe Leistung bei 68 Prozent weniger Verbrauch abgeliefert werden. Gegenüber Raptor Lake-H mit 14 Kernen sei der Snapdragon X Elite bei selbem Verbrauch 60 Prozent schneller oder verbrauche bei derselben Leistung 65 Prozent weniger.
Im Vergleich zu Apple wirbt Qualcomm mit einer 50 Prozent höheren Multi-Thread-Leistung gegenüber dem M2, 14 Prozent mehr Single-Core-Leistung als der M2 Max oder 30 Prozent weniger Verbrauch als der M2 Max bei derselben Single-Core-Leistung.
Die integrierte GPU eines Core i7-13800H schlage die eigene, mit 4,6 TFLOPS beworbene Adreno-GPU mit der doppelten Leistung bei demselben Verbrauch oder 74 Prozent weniger Verbrauch bei derselben Leistung. Qualcomms GPU sei bei demselben Verbrauch außerdem 80 Prozent schneller als die integrierte AMD Radeon 780M im Ryzen 9 7940HS oder verbrauche 80 Prozent weniger bei derselben Leistung.
In allen Punkten besser als die Mitbewerber
Wie man anhand der Zahlen erkennen kann, sind das signifikante Vorsprünge gegenüber der etablierten Konkurrenz. Qualcomm ist bei der CPU schneller als Apple und Intel, bei der GPU schneller als AMD und Intel sowie beim Verbrauch der CPU besser als Apple und Intel und bei der GPU auch als AMD aufgestellt. Bei früheren Snapdragon-Lösungen für Notebooks hatte der Fokus des Herstellers noch primär auf dem Verbrauch gelegen, jetzt soll der Chip aber in jeder Hinsicht deutlich besser als die Lösungen der Mitbewerber aufgestellt sein.
Es gibt nur voller Erfolg oder totales Scheitern
Die von diesen propagierten Merkmalen abgeleitete Schlussfolgerung ist deshalb: Der neue Chip klingt derart attraktiv, dass er gezwungenermaßen ein Erfolg werden muss. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass alles andere als ein voller Erfolg totales Scheitern für Qualcomm wäre. Denn wenn selbst ein (auf dem Papier) derart gutes Produkt nicht zum Erfolg führt, was bitte dann? Sollte Qualcomm mit der Oryon-CPU erneut scheitern, gilt das gesamte Vorhaben als gescheitert und sollte anderen Unternehmen überlassen werden. Denn wie viele Neuanfänge soll es denn noch geben, nachdem es in der Vergangenheit bereits fünf Mal nicht geklappt hat und jetzt ein scheinbar alles übertreffender Prozessor vor dem baldigen Markteintritt steht?
Die OEMs sind in großer Zahl an Bord
Der Snapdragon X Elite scheint tatsächlich der große Wurf zu sein, auf den man seit Jahren bei Qualcomm und bei der Windows-Kundschaft gewartet hat. Geduld ist genau genommen auch weiterhin gefordert, denn der Startschuss für erste Notebooks soll erst zur Mitte des nächsten Jahres erfolgen. Auf einen Chip wie diesen haben offenbar auch die OEMs gewartet, denn zum Snapdragon Summit gab es breite Unterstützung der Hersteller. An Bord sind Acer, Asus, Dell, HP, Honor, Lenovo, Microsoft, Samsung und Xiaomi. Das war bisher nie so, vielleicht ein gutes Zeichen.
ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Qualcomm im Rahmen einer Veranstaltung des Herstellers auf Maui erhalten. Die Kosten für Anreise, Abreise und vier Hotelübernachtungen wurden von dem Unternehmen getragen. Eine Einflussnahme des Herstellers auf die oder eine Verpflichtung zur Berichterstattung bestand nicht.
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